airBaltic hatte ihre ersten C-Series-
Jets zu einem Zeitpunkt bestellt, als na-
hezu niemand in der Branche Vertrauen
in das Programm hatte, Ende 2012 – ei-
ne von nur zwei Orders in jenem Jahr.
„Heute sehen wir, dass dies das bessere
Flugzeug ist gegenüber dem, was Airbus
und Boeing uns angeboten haben“, sagt
Martin Gauss, CEO von airBaltic. „Wir
in Lettland sind eines der kleinsten Län-
der Europas, und die Tatsache, dass wir
jetzt die ersten sind, die den größten ka-
nadischen Jet übernehmen, spricht für
sich.“ Pauls Calitis, Flugbetriebschef
und Kapitän des Auslieferungsflugs nach
Riga, war dagegen ehrlich genug, es
einen „langen, schwierigen, aber erfolg-
reichen Prozess“ zu nennen bis zur
Übernahme der ersten von 20 von air-
Baltic bestellten CS300.
SWISS IST MIT IHRER
C SERIES ZUFRIEDEN
Gauss ist besonders stolz darauf, dass
airBaltic der weltweit erste CS300-Be-
treiber ist. „Airbus hat alles versucht,
dass wir stattdessen die A319neo neh-
men, aber das wäre für airBaltic nicht so
günstig gewesen, weil die CS300 die
besten Betriebskosten ihrer Klasse auf-
weist.“ Für Gauss zählt vor allem, dass
die CS300 zwischen 17 und 20 Prozent
weniger Kerosin verbrauchen wird als
die derzeit betriebenen Boeing 737-300
und -500. „Wir haben sie anfangs mit
Auf dem Überführungsflug nach
Europa wird Kanadas Küste passiert.
der A319neo und der Boeing 737 MAX
7 verglichen, aber keine davon kann mit
der CS300 konkurrieren, weil die zu
schwer sind.“
Peter Koch, Chefpilot für das neue
Muster bei Swiss, die ab Mai 2017 insge-
samt 15 CS300 bekommen wird, sagte
während der Zeremonie im Gespräch
mit der FLUG REVUE: „Für ein brand-
neues Flugzeug schlägt sich die C Series
besser als erwartet, und wir haben ein
tolles Feedback von den Passagieren.“
Der Rumpf der CS300 ist gegenüber
dem Basismodell um 3,70 Meter ge-
streckt, airBaltic und Swiss bringen je-
weils bis zu 145 Passagiere darin unter;
125 sind es in der CS100 von Swiss.
„Wir werden die ersten sieben unserer
CS300 in Genf stationieren“, verrät Pe-
ter Koch. Eine CS100 geht ebenfalls
nach Genf, speziell für Flüge zum Lon-
don City Airport. Dort ist ein besonders
steiler Anflug vorgeschrieben, für den
nur die CS100 bis Anfang 2017 zertifi-
ziert sein wird.
Die FLUG REVUE begleitete gleich
nach der Übergabe exklusiv die erste
CS300, MSN 55003, Kennzeichen YL-
CSA, über den Atlantik. Das Flugzeug
hatte zuvor etwa 20 Flugstunden auf
Testflügen absolviert. Die errechnete
Flugzeit zum Zwischenstopp Stockholm-
Arlanda war sechs Stunden und 40 Mi-
nuten und damit etwas länger als auf der
direkten Route. Für ETOPS-Flüge ist die
C Series noch nicht zugelassen. Die Ka-
bine ist beim Einsteigen um 3.30 Uhr in
der Nacht grün erleuchtet, in der Fir-
menfarbe von airBaltic. Mit seinem
„Mood Lighting“-System wie in 787 und
A350 zeigt das Flugzeug, dass es sich als
echter Airliner versteht.
Die Zweistrahler aus Kanada müssen
sich hinter den neuesten Langstrecken-
Fotos: Bombardier (1), Spaeth
32 FLUG REVUE F e brua r 2017 http://www.flugrevue.de
Zivilluftfahrt
Erste CS300 ausgeliefert