Aero International Mrz 2017

(Nancy Kaufman) #1
50 http://www.aerointernational.de 3/2017

von Empfängern an Land ADS-B-Ausstrah-
lungen von Flugzeugen genutzt werden kön-
nen – rund um den Globus, zu 100 Prozent.
Gegenwärtig sind 70 Prozent des weltweiten
Lutraums ohne Überwachung. Das Aireon-
Netzwerk soll 2018 in Dienst gehen.
Eine Alternative zu dem von der EASA ge-
forderten Einbau einer ULD hat der ameri-
kanische Avionik-Spezialist hompson Aero-
space mit seinem „Secure Aircrat Tracking
Module“ (SATM) entwickelt. Das System
überträgt via Iridium zusätzlich zu der Flug-
zeugposition und anderen Daten auch Bewe-
gungen um die drei Achsen des Flugzeugs an
die Flugbetriebszentrale der jeweiligen Air-
line. Werden Grenzwerte verletzt, schaltet das
System automatisch in den Notfallmodus und
überträgt die Daten in Echtzeit. Auch die Flug-
zeugcrew und die Airline selbst können eine
Echtzeitüberwachung veranlassen. Alle der

mehr als 1000 Messwerte, die von einem mo-
dernen Flugdatenschreiber aufgezeichnet wer-
den, können gezielt abgerufen werden. Eine
komplette Übertragung ist allerdings nicht
möglich. Immerhin produzieren die Sensoren
eines Airbus A350 oder einer Boeing 787 zu-
sammengenommen pro Minute rund ein Gi-
gabyte an Daten. Selbst wenn längst nicht alle
davon im Flugdatenschreiber aufgezeichnet
werden, reicht die verfügbare Bandbreite der
Iridium-Satelliten dafür nicht aus.
Anders als das ACARS-System lässt sich
SATM nicht abschalten – eine wichtige Kon-
sequenz aus dem Verschwinden der MH370.
Es verfügt über eine Batterie mit 14 Stunden
Laufzeit. Selbst wenn das System also vom
Cockpit aus abgeschaltet würde oder aber das
Flugzeug einen totalen Stromausfall hätte,
bliebe das Modul zuverlässig auf Sendung.
Heinrich Grossbongardt

2014



  1. März 2014
    1.19 Uhr: Letzter Funkspruch von
    Malaysian Airlines Flug MH370.
    2.14 Uhr: Letzter Sichtung durch
    militärisches Radar. Das Flugzeug
    liegt nach Westen.
    2.45 Uhr: Malaysia Airlines gibt
    bekannt, dass der Kontakt zu einem
    Flugzeug verloren gegangen ist.
    6.30 Uhr: Geplante Landezeit in
    Peking. Gemäß internationalen
    Verfahren wird das Kuala Lumpur
    Aeronautical Rescue Coordination
    Centre aktiviert. Eine großangelegte
    Suchaktion läuft an.
    8.11 Uhr: Letzte Datenübertragung
    zwischen einem Inmarsat-Satelliten
    und dem Flugzeug per Funk.

  2. März
    40 Flugzeuge und 24 Schiffe
    verschiedener Nationen beteiligen
    sich an der Suche im Südchine-
    sischen Meer und im Golf von
    Thailand.

  3. März
    Nach der Auswertung von Inmarsat-
    Daten wird die Suche in den südli-
    chen Indischen Ozean verlagert.

  4. April
    Das Suchteam gibt bekannt,
    man habe für mehr als zwei Stunden
    das Signal eines der Flugschreiber
    empfangen.


September
Nach rund viermonatiger Pause
wird die Unterwassersuche Ende
des Monats wieder aufgenommen.

2015



  1. Juli
    Auf der Insel Réunion wird ein Trüm-
    merteil entdeckt, das später dem
    verschwundenen Flugzeug zugeord-
    net werden kann. In den folgenden
    Monaten werden entlang der afri-
    kanischen Küste weitere Wrackteile
    angeschwemmt.


2017



  1. Januar
    Die Suche nach dem Wrack
    von MH370 wird ergebnislos einge-
    stellt. Sie hat bis dahin rund
    160 Millionen Dollar gekostet.


AUF DER SUCHE
NACH FLUG MH370

Flightaware.com und Flightradar24.com hei-
ßen die beiden bekanntesten Web-Adressen,
unter denen jedermann Flüge weltweit ver-
folgen kann. Sie ziehen ihre Daten aus den
unterschiedlichsten Quellen: Einige Länder
geben die Radardaten ihrer Flugsicherungen
der Öffentlichkeit frei. Zudem können die von
vielen Flugzeugen ausgesendeten ADS-B-
Daten (siehe Kasten Seite 49) frei empfangen
werden. So haben die Websites ein Netz von
Freiwilligen aufgebaut, die überall auf der
Welt ADS-B-Empfänger am Boden betreiben

und die damit empfangenen Flugzeugda-
ten ins Internet einspeisen. Außerdem gibt
es noch einige weitere Quellen, sodass die
globale Abdeckung bereits überraschend gut
ist. Manchen Betreibern privater Flugzeuge
ist es nicht immer recht, dass die Welt sehen
kann, wo sich ihre Maschinen aufhalten – sie
können ihre Flugzeuge für die Öffentlichkeit
blockieren lassen. Das wohl prominenteste
Beispiel dafür soll aus Sicherheitsgründen
nicht gesehen werden: Air Force One, das
Flugzeug des US-Präsidenten.

FLUGVERFOLGUNG IM INTERNET


Die Weltkarte von Flightradar24 zeigt, dass die Abdeckung mit Radar oder ADS-B selbst über
manchen Regionen der großen Ozeane gut ist. Dennoch gibt es weltweit viele Lücken

FOTO: FLIGHTRADAR24


INDUSTRIE & TECHNIK

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