Flugzeug Classic April 2017

(Dana P.) #1
Die Entscheidung fiel letztlich zugunsten der
Fw 190 D mit Jumo 213 aus, die ab 1944 zu
den Jagdeinheiten der Luftwaffe gelangte

TECHNIK Typengeschichte


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mal die in der Entwicklung befindliche Bf 109
F mit gleichem Motor in nahezu sämtlichen
Belangen überlegen war. So darf man Mes-
serschmitts Angebot vermutlich mehr als Er-
füllung der anfänglichen Jägerzusage an das
RLM werten. Die Messerschmitt-Einflieger
Her mann Wurster und Fritz Wendel teilten
diese Einschätzung, genau wie die wenigen
Piloten der Erprobungsstelle Rechlin, die die
Me 209 V4 nachfliegen konnten.
Und das, obwohl sich die Flugeigenschaf-
ten durch weitere Änderungen bis Herbst
1939 offenbar spürbar verbesserten, da im
Abschlussbericht vom August 1940 neben
weiteren positiven Bemerkungen sogar von
guter bis ausgezeichneter Stabilität um alle
drei Achsen zu lesen ist. Wie zu erwarten, er-

teilte das Reichsluftfahrtministerium Messer-
schmitt hinsichtlich des Typs eine Absage.
Flüge mit der Me 209 V4 finden sich in den
Messerschmitt-Aufzeichnungen bis Anfang


  1. Anschließend überstellte man den Jäger
    dem Luftzeugamt Erding, wo man ihn schon


bald verschrottete. Das Projekt »Rekordflug-
zeug als Jagdmaschine« war damit beendet.
Im November des Jahres 1939 schlug Mes-
serschmitt dem Reichsluftfahrtministerium
jedoch eine weitere Me-209-Ausführung auf
Basis der Me 209 V4 vor. Der Entwurf war

nochmals stark überarbeitet und vollends auf
Jagdflugzeug getrimmt.
So besaß die Maschine nun ein abgesenk-
tes Rumpfheck, um dem Piloten eine bessere
Sicht nach hinten zu ermöglichen. Außerdem
war die Kabine weiter vorne platziert und

der Kraftstoffbehälter unter dem Sitz des Pi-
loten untergebracht. Als Bewaffnung waren


  • zumindest laut Explosionszeichnung – le-
    diglich zwei oberhalb des Motors installierte
    Maschinengewehre vorgesehen. Für Vortrieb
    sollte ein für 100-Oktan-Kraftstoff ausgeleg-
    ter, 1350 PS leistender DB 601 E sorgen. Das
    Abfluggewicht gab Messerschmitt mit 2660
    Kilogramm an, die Rüstmasse sollte bei 2152
    Kilogramm liegen. Verwirklicht wurde der
    Entwurf nicht, da das RLM auch an dieser Jä-
    gervariante der Me 209 kein Interesse zeigte
    und weitere Entwürfe auf Basis der Rekord-
    maschine ablehnte.


Me 209 V5 und V6
Einen neuen Weg schlug Messerschmitt An-
fang 1942 mit der Me 209 V5 ein. Wenngleich
sich die Me-209-Reihe damit fortzusetzen
scheint, hatte dieser Entwurf nichts mit den
vorangegangenen vier Versuchsmaschinen zu
tun. Tatsächlich entstand mit der V5 ein gänz-
lich anderes Flugzeug. Lediglich die Typen-
nummer 209 erweckte Messerschmitt damit
wieder zum Leben.
Prägnantes Merkmal war die Verwendung
vieler Komponenten aus der Gustav-Reihe
der Bf 109. So sollten der Rumpf, die äußeren
Flügelsektionen, das Höhenleitwerk und die
Führerkabine von der »109« kommen. Motor-
vorbau, das nach innen schwenkende breite
Hauptfahrwerk und Seitenleitwerk wurden

Im Vergleich zu den vorhergehenden drei
V-Mustern erhielt die Me 209 V4 unter ande-
rem verkürzte Fahrwerksbeine, hier nach
einem Reifenschaden mit blanker Felge

50 Prozent der Me-209-II-Teilesollten


aus der Bf-109-Produktion stammen.

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