BEINAHE VOM MAST GESCHOSSEN
Bei den
Fernmeldern
LESERALBUM
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Fotos Sammlung Andreas Oberweger
E
igentlich haben Andreas Oberwegers
Großeltern nur ganz selten über den
Krieg gesprochen. Seine Großmutter er-
innerte sich noch an ihre Angst vor den alliier-
ten Bombardements auf dem Weg vom Wohn-
haus in der Wiener Vorstadt zur Arbeit bei
Heinkel in Schwechat, wo sie zwangsver-
pflichtet war.
Der Großvater hingegen war bei seinen
Abenteuern etwas gesprächiger und erzählte
mit einer gewissen Begeisterung von seinen
Erlebnissen. Wie er als Fernmelder mit einem
Beiwagen-Motorrad unterwegs war. Irgend-
wann wurde ihm der Beiwagen zu hinderlich
und er schickte ihn mit dem Zug nach Hause!
Oder dass er keinen Tomatensalat mochte,
bis zu jenem Tag, als es im Soldatenheim in
Orleans nur mehr Tomatensalat zu essen gab.
Oder eben von jener Lockheed P-38 »Light-
ning«, die ihn beim Freileitungen-Ziehen ein-
mal beinahe vom Telegrafenmast geholt hätte.
Otto Oberweger wurde 1918 in Innsbruck
geboren und lernte im Zivilberuf Friseur im
elterlichen Geschäft. 1939 fuhr er freiwillig
mit dem Nationalsozialistischen Kraftfahr-
korps (NSKK) in die Tschechoslowakei mit,
nur, um ein requiriertes Motorrad fahren zu
können, und auch, um der kleinbürgerlichen
Tristesse zu entfliehen.
Flucht aus der Tristesse
Nach seiner Einberufung zur Wehrmacht
wurde er zuerst in Wels, dann in der Trostka-
serne in Wien zum Fernmelder ausgebildet.
Da er auch gerne Musik hörte, war er immer
wieder Kunde in einem noch heute beste-
Flugzeug-Classic-Leser Andreas Oberweger hängte vor Jahren eine Lockheed P-38
»Lightning« in seinem Zimmer an die Decke. Da erzählte ihm sein Großvater, dass ihn
so eine Maschine einmal fast vom Telegrafenmast geholt hätte! Von Peter W. Cohausz
Messerschmitt Bf 110 C-2 mit Werknummer 3098.
Das Stammkennzeichen lautete CS+NM. Hier gehört
die Bf 110 als U8+FT zur 9./ZG 26 »Horst Wessel«,
wie die Kennzeichen auf dem Rumpf und der weiße
Hahn als Staffelabzeichen belegen
Otto Oberweger als
Obergefreiter bei der
Luftwaffe