Flugrevue April 2017

(Barré) #1
Fehlerhafte Uhren
Bei Galileo, dem europäischen Satelliten-
navigationssystem, sind an fünf der bislang
18 Satelliten im Orbit Anomalien an den
Atomuhren aufgetreten. Dennoch sei keiner
der betroffenen Satelliten inaktiv, so die ESA.
Auch gebe es keine Auswirkungen auf die
Ende 2016 gestarteten ersten Dienste. Jeder
Galileo-Satellit ist mit vier Atomuhren – zwei
Rubidium-Atom-Frequenz-Standarduhren
(RAFS) und zwei passiven Wasserstoff-
Maser-Uhren (PHM) – ausgestattet. Beide
Arten seien von den Problemen betroffen.

Die ESA-Sonde Mars Express lieferte Anfang
Februar faszinierende Bilder vom Nordpol des
Mars. Markant ist die Spiralform der Eiskappe,
die von bis zu zwei Kilometer tiefen Gräben
durchzogen ist. Die Kappe misst nach Angaben
des Deutschen Zentrums für Luft- und Raum-
fahrt (DLR) im Durchmesser etwa 1100 Kilometer
und besteht aus einer Mischung aus Wassereis
und Eis aus Kohlenstoffdioxid. Die Spiralform
könnte durch starke Winde entstanden sein.
Das Farbmosaik der Nordpolkappe setzt sich
aus 32 Aufnahmestreifen zusammen, die Mars
Express zwischen 2004 und 2010 mit der High
Resolution Stereo Camera (HRSC) gemacht hat.

Boeing entwickelt
neuen Raumanzug
An Bord des Boeing-Raumschiffs CST-10 0 Star-
liner werden Astronauten künftig andere Raum-
anzüge tragen als früher im Space Shuttle. Boeing
übernimmt teilweise existierende Designs, führt
aber auch Neuheiten ein. So wird ein leichtes und
flexibles Material verwendet. Der Stoff führt Was-
serdampf vom Körper weg nach draußen, während
die Luft im Anzug bleibt. Spezielles Material an
Ellbogen und Knien ermöglicht mehr Bewegungs-
freiheit. Zudem kann die Anzugform durch Reißver-
schlüsse daran angepasst werden, ob der Astronaut
steht oder sitzt. Helm und Visier sind in den Anzug
integriert und nicht wie bisher abnehmbar. Zudem
sind die Handschuhe Touchscreen-sensitiv. Neue
Ventile sorgen für eine bessere Kühlung.
Der komplette Raumanzug wiegt inklusive Zubehör
zehn Kilogramm, rund fünf Kilogramm weniger als
die Start- und Wiedereintrittsanzüge der Space-
Shuttle-Astronauten. Die ersten bemannten Flüge
mit Boeings Raumkapsel sind für 2018 geplant.

Foto: ESA/Carril

Foto: Boeing


❱❱❱ kurz notiert


Sigmund Jähn, der erste Deutsche
im All, hat am 13. Februar seinen

80. Geburtstag gefeiert. Der Jagd-
flieger und Generalmajor der NVA
wurde 1976 als Raumfahrer ausge-
wählt und im Sternenstädtchen bei
Moskau ausgebildet. Er flog am
26. August 1978 an Bord der sow-
jetischen Sojus-31 zur Raumstation
Saljut 6 und kehrte am 3. September
mit der Sojus 29 zurück. Nach der
Wiedervereinigung war Jähn für das
DLR und die ESA als Berater tätig.


Antriebsproblem in Russland: Die
russische Raumfahrtagentur Roskos-
mos hat Ende Januar entschieden,
dass alle Triebwerke der zweiten und
dritten Stufe der Proton-M zurück
zum Hersteller WMS in Woronesch
müssen. Prüfstandtests hatten
Materialprobleme offenbart. Die
nächste Proton-M soll frühestens
Mitte Mai starten.

Das Prometheus-Triebwerk, das
seit 2015 von Airbus Safran Laun-
chers und der französischen Raum-
fahrtagentur CNES entwickelt wird,
soll finanzielle Unterstützung von
der ESA erhalten. In den kommenden
vier Jahren sollen ein kostengünstiger
Demonstrator des wiederverwend-
baren, mit Methan und Sauerstoff
betriebenen Raketenantriebs und ein
entsprechender Teststand entstehen.

Ein Nordpol wie ein Schokokuchen


Foto: ESA/DLR/FU Berlin; NASA MGS MOLA Science Team

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