Torries

(nextflipdebug2) #1
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Grundlagenserie Teil 100

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44 04/2017


am stabilsten sein. Daher ist es zwar möglich aber
nicht sinnvoll einen durchgehend gleichmäßig festen
Holm in der Fläche zu verwenden, denn naturgemäß
wird ein sehr fest gebauter Holm schlicht schwerer
sein als ein weniger stabiler; siehe Abbildung 4.

Die Dicke des Profils
Gerade im Modellflug ist es recht wichtig, die Profildi-
cke nicht allzu groß werden zu lassen. Zwar haben di-
ckere Profile einen gegenüber dünneren nur vernach-
lässigbar größeren Widerstand, denn der hängt nur
von der Kontaktoberfläche zur Luft, nicht aber von der
Frontflächenprojektion ab (siehe Abbildung 5), doch
besitzt ein dickes Profil natürlich auch eine größere
Wölbung seiner Oberfläche; siehe Abbildung 6.

Strömungen bei kleinen Re-Zahlen, das heißt in diesem
Fall bei modelltypisch geringen Fluggeschwindig-
keiten, können starken Konturänderungen weniger
gut folgen. Im ungünstigen Fall lösen sie sich ab und
erzeugen widerstandsträchtige Laminar-Blasen; siehe
Abbildung 7.

Damit sind der maximalen Profildicke in Abhängigkeit
der Modellgröße und seiner Fluggeschwindigkeit enge
Grenzen gesetzt. Dünnere Tragflächen zeigen jedoch
bei ansonsten gleicher Konstruktion eine stärkere
Durchbiegung und gelangen schneller an die Bruch-
grenze – der Experte spricht hier von einem Unter-
schied im Widerstandsmoment; siehe Abbildung 8.

Die im manntragenden Flug sehr hohen Wurzelrippen-
Dicken sind für den Modellflug kaum verwendbar. Bei
größeren Modellen sind Dicken über 15 Prozent kaum
üblich beziehungsweise möglich. Kleinere Modelle
unter 3 Meter Spannweite hingegen geraten mit Dicken
um 11 Prozent schon an die Grenzen des Sinnvollen.
Entsprechend höher sind dann die Anforderungen an
die Festigkeit der Holmkonstruktion im Wurzelbereich.

Steif ist nicht fest!
Moderne Materialien bestimmen in vielen Bereichen
den Flugmodellbau. Glasfaser- oder gar Kohlefaser-
Kunststoffe finden heute Verwendung, doch diese
muss auch sinnvoll sein. Dabei gibt es ein gravieren-
des Missverständnis, dass immer wieder zu finden
ist. Es gilt, dass „steif“ nicht gleich „fest“ bedeutet. Die
Stabilität eines Materialverbunds lässt sich nämlich

nicht durch den stabilen Eindruck beim Anfassen bestimmen, sondern nur durch
einen Lasttest. Bei manchen Modellen werden in Glasfaser-Rümpfe zur „Verstär-
kung“ zusätzlich eine dünne Schicht Kohlefasern einlaminiert. Doch so paradox
das auch klingen mag, trotz der gefühlt steiferen Geometrie ist damit die Festigkeit
sogar geringer als hätte man entsprechend einfach mehr Glasfaser-Material ver-
wendet. Der Grund dafür mag nicht unmittelbar einsichtig sein. Um das Phänomen
dennoch zu verstehen, muss man einen weniger offensichtlichen Materialparame-
ter näher betrachten: die Dehnbarkeit oder Elastizität des Materials.

Jedes Material ist mehr oder weniger gut verformbar und damit auch dehnbar.
Verschiedene Materialien unterscheiden sich nun gerade in der Stärke dieser

Abbildung 4: Drehmomentenverlauf entlang der Spannweite –
das Drehmoment ist an der Wurzel am größten.

Abbildung 5: Der Widerstand eines dicken und eines Dünnen Profils
unterscheidet sich hauptsächlich nur durch die unterschiedliche
Größe der Oberfläche – und dieser Unterschied ist gering

Abbildung 6: Ein
dünnes Profil hat
im Vergleich zu
einem dickeren bei
gleicher Wölbung
der Skelettlinie eine
geringere Wölbung
der Oberfläche

Abbildung 7: Eine
langsame Strömung
kann einer starken
Konturänderung
weniger gut folgen

Abbildung 8: Die Durchbiegung einer dicken
Fläche (a) fällt bei ansonsten gleicher Konstruktion
und Belastung deutlich geringer aus als bei einer
dünnen (b) – hier am vereinfachten Modell zweier
nahezu massengleicher Holme dargestellt
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