Torries

(Marcin) #1

MENSCH & MASCHINE


Lehrstunde in Motorensound und füllt
seinen 235 PS starken Fünfsitzer mit meh-
reren Gästen zum Schneeschnuppern. Eini-
ge angemeldete Fliegerkollegen hängen an
der Donau oder am Bodensee fest. Die Tage
sind kurz – wer es bei einer derartigen An-
lugstrecke nicht schat, vor 13 Uhr in Ohl-
stadt zu sein, muss absagen.

K


laus Eder, der am Flugplatz wohnt,
kümmert sich bei Bedarf ums Es-
sen. Auch beim Skilieger-Trefen
werden wir von ihm und seiner
Familie versorgt. Vor dem denkmalgeschüt-
zen Bauernhaus, das der Fliegergruppe
Werdenfels gehört, sitzen wir in der Sonne
und schlürfen die würzige Gulaschsuppe.
Dabei heizen uns die Winterhosen mächtig
ein. Es ist windstill und in der Sonne wohlig
warm, obwohl im Schatten die Minusgrade
noch zweistellig sind. Einige Piloten nutzen
die perfekte Gelegenheit und trainieren
Schneelandungen, andere sitzen beieinan-
der, tauschen Geschichten von vergangen
Trefen und Auslügen aus und reden über
bevorstehende. Manche stehen mit fragen-
den Blicken um die Skianbauten der Flieger
herum und lassen sich die Funktion und
Notwendigkeit von Bauteilen erklären.
Bei derart kaltem Schnee kommen alle
umgerüsteten Maschinen gut zurecht, kei-
ne friert fest. Liegen die Temperaturen um
den Gefrierpunkt, ist das anders: Die durch
Reibung leicht vorgewärmten Gleitlächen
der Ski frieren nach dem Abstellen gern fest

und müssen losgebrochen werden, bevor’s
wieder an den Start geht.
Beim Magnetcheck gibt es erkennbar
Probleme. Einige Piloten machen ihn bei
niedrigen Drehzahlen, damit ihr Flieger
nicht wegrutscht. Besser als gar nicht. Mit
verstellbaren Ski könnte man zwar im Rad-
Modus parken, was mehr Widerstand bie-
ten würde, doch die rein elektrischen Um-
stellsysteme würden sich im tiefen Schnee
schwer tun, die Ski wieder unter die Räder
zu bringen. Hydraulische Systeme sind da
im Vorteil. Bei der Maule stellt sich das Pro-
blem gar nicht: Ihre Räder ragen permanent
unten über die Ski hinaus. Auf Nassschnee
oder Bruchharsch bremsen die hervorste-
henden Reifen allerdings erheblich.

Als die Schatten länger werden und die
Sonnenwärme nachlässt, brechen die Ku-
fenlieger wieder auf. An ihrem Heimat-
platz sind sie ot bewunderte Exoten, hier
waren sie kurzzeitig unter Gleichgesinnten.
Da uns kein langer Flug bevorsteht, verlas-
sen wir das Gelände als letzte. Wir landen
gerade noch rechtzeitig, bevor das Tages-
licht verschwindet und die schattenlose
Oberläche der Schneelandschat schwer
abschätzbar wird. Vorsichtig zum Vorplatz
rutschen und auf der harten Schneeschicht
Räder »raus«. Im Antdorfer Hangar stehen
nun schon sechs Flieger auf Ski. Vom Zau-
ber der Skiliegerei beseelt freuen sich ihre
Piloten bei jedem Wintereinbruch auf un-
vergessliche Flüge.

Magischer Moment: Auf dem Rückflug
beleuchten abendliche Sonnenstrahlen
die Kirnbergkapelle bei Antdorf

Tanz auf einem Ski: Tom Huber setzt zum »Eingesprungenen
Schneeberger« an. Wo, wenn nicht auf einer freien Fläche wie
dieser kann man solche Manöver trainieren?
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