amas0117

(やまだぃちぅ) #1

J


Dr. rer. nat. WOIf!1anlt
Feil, Ernährunlts-und
Sportwissenschaftler

eder zweite Deutsche stirbt an
einer Herz·Kreislauerkrankung.
Wäre - wie häufig angenommen


  • erhöhtes Cholesterin die Haupt·
    ursache, könnten wir in der Tat
    von dem Killer des Jahrtausends sprechen.
    Doch haben bereits Mitte der 1970er·Jahre
    Studien in zusammenhang mit Choleste·


Heilpraktiker Kai
Krämer ist auf
Naturheilkunde und
orthomolekulare
Medizin spezialisiert.
Er saltt: "Bestehen
keine anderen Risiko­
faktoren, dürfen
übliche Laborwerte
auch einmal über­
schritten werden."

rin Überraschendes ergeben: Senkte man als Medikamente eingesetzt und können Folge, dass die körpereigene Cholesterin·

bei Menschen im Alter zwischen 40 und (^69) wie diese Nebenwirkungen hervorrufen. produktion aus dem Ruder läuft." Denn
den Cholesterin·Spiegel deutlich, starben Zu guter Letzt freut sich auch die Pharo gleichzeitig fehlen dem organismus le·
sie um rund 20 prozent häufiger als Unbe- maindustrie: Hier schlagen 30 Milliarden benswichtige Nährstoffe. Dazu Heilprak-
handelte. Eine andere Studie zeigte, dass Euro Umsatz jährlich für cholesterinsen- tiker Krämer: "weil cholesterinhaltige Le-
niedriges Cholesterin mit einem erheblich kende Medikamente zu Buche. bensmittel auch wichtige vitamine, Amino-
gesteigerten Risiko für tödliche Krebser­
krankungen einherging. Dagegen waren
höhere Cholesterinwerte nur vergleichs­
weise selten für schwerwiegende koronare
Herzkrankheiten verantwortlich.
"Heute gibt es zwingende Beweise, die
zeigen, dass niedrige Cholesterinwerte die
Anfälligkeit für Infektionskrankheiten er­
höhen, während hohe Werte anscheinend
gegen eine Infektion schützen", schreibt
der Fachjournalist Anthony Colpo in sei­
nem Buch "Der große Cholesterin-Schwin­
del". zugegeben, all diese Veröffentlichun­
gen irritieren uns. Was stimmt denn nun
wirklich?
Die Erklärung für die oben genannten Er­
gebnisse ist einfach: Das Blutfett Choleste­
rin ist eigentlich eine lebensnotwendige
SUbstanz. "Cholesterin ist ein maßgeblicher
SChutzstoff für den Organismus", erklärt
Ernährungs-und Sportwissenschaftler Dr.
wolfgang Feil aus Tübingen. "Das betrifft
beispielsweise unser Immunsystem. Auch
das Gehirn könnte nicht arbeiten. Es be­
steht bis zu 25 prozent aus Cholesterin.
Denn Cholesterin ist ein wichtiger Teil uno
serer Nervenmembranen und SChützt vor
Alzheimer."
Der Nahrungsmittel-Industrie bringt es
allerdings Milliarden ein, uns in dem Glau­
ben zu lassen, fettarm sei gesund. Wir tun
ihr den Gefallen und geben jährlich 60 Mil­
lionen Euro für cholesterinsenkende Nah­
rungsmittel aus. Ein bedenklicher Trend.
Denn inzwischen warnen auch die Verbrau­
Cherschützer vor cholesterinsenkendem
Essen für jedermann. Die verwendeten
Inhaltsstoffe werden nämlich häUfig auch
72 All Sonderheft 1 12017
Warum "cho/es­
terinfrei
"
gefährlich
werden kann
Mittlerweile setzt in der Medizin ein Um­
denken ein: "Cholesterin wird nicht mehr
grundsätzlich verteufelt, sondern als
wichtiger Baustein aller Zellmembranen
verstanden", sagt Experte Dr. Feil dazu.
Cholesterin gewährleistet die Stabilität der
Körperzellen. Diese können nur aufgrund
der Tatsache überleben, dass Cholesterin
wasserdicht bzw. wasserunlöslich ist und
auch den Zellen diese Eigenschaft verleiht.
Cholesterin wirkt darüber hinaus als An­
tioxidans. Das heißt, es kann die Zellen vor
Angriffen durch freie Radikale und so vor
oxidativen SChäden schützen.
Weitere Funktionen: Ohne Cholesterin
könnten wir wichtige Vitamine nicht auf­
nehmen. Zudem ist es unentbehrlich für
die Bildung von Hormonen.
Da verwundert es selbst den Laien nicht,
dass ein strenger verzicht auf Cholesterin
aus der Nahrung gefährlich werden kann.
Heilpraktiker Kai Krämer aus Riegelsberg
bei Saarbrücken sieht das so: "Wird Cho­
lesterin aus der Nahrung aufgenommen,
reduzieren Leber und Dünndarmwand
die körpereigene Cholesterinproduktion,
Cholesterin·Biosynthese genannt."
Das Cholesterin im Blut stammt Übrigens
nur zu 25 bis 35 Prozent aus der Nahrung.
Den größten Teil produziert der Körper
selbst. "Wird eine streng cholesterinfreie
Diät durchgeführt, hat das zum einen die
säuren und spurenelemente enthalten, die
unserem Stoffwechsel dann nicht zur Ver­
fügung stehen. Dadurch bilden sich freie
Radikale, die bei Weitem größere SChäden
anrichten können als erhöhtes Choleste­
rin." Freie Radikale spielen etwa bei der
Entwicklung von Gefäßverkalkungen eine
Schlüsselrolle.
Triglyzeride
die eigentlichen
Bösewichte
Während sich die meisten vor Choleste­
rin in der Nahrung fürchten, haben die
eigentlichen "schurken" freie Fahrt. Ge­
meint sind die Triglyzeride, früher Neutral­
fette genannt. Wie Cholesterin zählen sie
zur großen Familie unserer Blutfette. Sie
bestehen aus verschiedenen Fettsäuren,
einige davon sind lebensnotwendig. Doch
kann ein Zuviel an Triglyzeriden im Blut
schädlich sein: ErhÖhte Triglyzeridspiegel
sind in jedem Fall eng mit einem Risiko für
Gefäßverkalkungen verbunden. Außerdem
wird das Blut diCkflüssig. Die Ursachen für
erhöhte Triglyzeride sind vor allem eine
Über- und Fehlernährung. Fakt ist, dass
etwa 90 Prozent unseres Nahrungsfettes
aus diesen Triglyzeriden bestehen. Auch
hoher Alkoholkonsum treibt den Triglyze­
ridSpiegel in die Höhe.
Weil sich ein Übermaß dieser Fette buch­
stäblich auf den HÜften niederschlägt,
haben Menschen mit übergewicht ein
besonderes Risiko: Je mehr Fettpolster,
umso höher sind in der Regel die Trigly-

Free download pdf