heumaps0517

(Ben Green) #1

AUFGEBLÄTTERT


Wie wirken wir durch Gestik, Mimik und Kör-
perhaltung auf andere? Wie können wir die
Körpersprache unseres Gegenübers besser
verstehen? Und vor allem: Wie erzielen wir
privat und öffentlich die Wirkung, die zu un-
serer Persönlichkeit passt? Die Diplompsy-
chologin Monika Matschnig zeigt am Beispiel
zahlreicher Prominenter, worauf Die Macht der Wirkung
(dtv, € 16,90) beruht und was wir daraus für uns ableiten
können. Hillary Clinton etwa „will auf Teufel komm raus die
volksnahe Hillary sein. Und gerade das wirkt zu kalkuliert.“
Die Inszenierungen von Wladimir Putin („harter Kerl auf
müdem Gaul“) gleiten hingegen oft ins unfreiwillig Ko-
mische ab, konstatiert Matschnig. Demgegenüber findet sie
„die Uninszeniertheit von Angela Merkel geschickt insze-
niert“. Die berühmte „Merkelraute“, also das Falten der Hän-
de in Rautenform vor dem Körper, passt der Autorin zufol-
ge gut zu Merkels Image als besonnen handelnde Regie-
rungschefin. Einzig bei Fußballspielen lasse sich die Kanz-
lerin zu nahezu frenetischem Torjubel hinreißen.

Der Liebesapfel bei der Kirmes, die
verheißungsvolle giftgrüne Götter-
speise, die Scheibe Fleischwurst
beim Metzger – dem Geschmack der
Kindheit hat Tilman Aller t sein Büch-
lein Der Mund ist aufgegangen (zu
Klampen, € 12,90) gewidmet. Der
Professor für Soziologie und Sozial-
psychologie zeigt, wie sich sinnliche Erfahrungen in
das Gedächtnis der Nachkriegsgeneration einge-
graben haben. Er erzählt, wie ein vorsorglich ver-
stautes Vivil in der Hosentasche über die Befangen-
heit vor dem ersten Kuss hinweghalf und wie köstlich
ein Nappo schmeckte, „einzigartig in Statur und
Anspruch: vornehm und fordernd in allem, was es
dem Mund zumutete“. Doch auch die weniger er-
freulichen Geschmackserinnerungen ruft der Autor
ins Gedächtnis: Als „die Hölle des Guten“ bezeichnet
er etwa die Prozedur des Kamilledampfbads. Und
an den Löffel für Löffel verabreichten zähflüssig-
fischigen Lebertran aus der dunkelbraunen Flasche
erinnert er sich sehr ungern.


Angst vor Dunkelheit, Alter, Krankheit und
Armut? Pah, das kennt ja jeder. Aber haben
Sie nicht auch ein paar merkwürdige, bizarre
Ängste, die im Grunde so abwegig oder
peinlich sind, dass Sie noch nie mit jeman-
dem darüber gesprochen haben? Der Car-
toonist Fran Krause hat die persönlichsten
Ängste seiner Tumblr-Fans gesammelt und sehr unterhalt-
sam aufbereitet und illustriert. Holly etwa fürchtet, dass
jemand die Badezimmertür aufstößt und sie sich dadurch


ein Wattestäbchen ins Hirn rammt, während „Cyranotorus“
Angst hat, auf eine Plätzchenausstechform zu treten und
dann ein Loch in Herzform im Fuß zu haben. Auch sehr
moderne Gedankengänge finden sich in der Comicsamm-
lung Unsere geheimen Ängste (riva, € 14,99), etwa: „Ich will
jemanden auf Facebook stalken, tippe den Namen aber
nicht in der Suchfunktion, sondern als Statusmeldung ein,
und er erscheint automatisch in allen Posts, und ich bin der
Letzte, der das merkt.“
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