heumaps0517

(Ben Green) #1

WIE LERNT MAN MIT ADHS?


ADHS – kaum ein Erziehungsthema hat so viele Buchpublikationen
provoziert. Erfolgreich lernen mit ADHS ist ein Ratgeber der besten
Sorte. Die Autoren Stefanie Rietzler und Fabian Grolimund sind
Psychologen und gehören zur Leitung der Akademie für Lerncoa-
ching in Zürich. Sie haben ihre Erfahrungen sowie den aktuellen
Stand der Forschung zusammengefasst. Am Anfang geht es um die
Auswirkungen von ADS/ADHS auf das Lernen und die Therapie
des Syndroms. Am Ende stehen allgemeine Informationen über
Risikofaktoren und die Medikationsfrage. Dazwischen werden in
neun Kapiteln die typischen häuslichen Lernschwierigkeiten the-
matisiert: Hausaufgaben, Trödeln, Unkonzentriertheit, Motivation,
Vergesslichkeit, Frustrationen, Eifersucht, Selbstüberschätzung –
aber auch die verborgenen Talente, die alle ADHS-Kinder besitzen,
und die Zusammenarbeit mit der Schule. Besonders wohltuend wirkt
die Grundhaltung der Autoren: Sachlich und vorbildlich struktu-
riert, beschreiben Rietzler und Grolimund, was die Wissenschaft
über ADHS ausfindig gemacht hat, geben aber auch viele, oft un-
konventionelle praktische Tipps und anregende Hilfestellungen,
aus denen die Leser selbst auswählen sollen. Ihr Buch ist nicht nur
für betroffene Eltern nützlich, sondern auch Lehrern zu empfehlen:
Es gibt kaum eine effizientere Fortbildung. DETLEF TRÄBERT


Stefanie Rietzler, Fabian Grolimund: Erfolgreich lernen mit
ADHS. Der praktische Ratgeber für Eltern. Hogrefe, Bern
2016, 255 S., € 24,95

Laien souverän durch den Dschungel der
Hilfsmaßnahmen, sodass am Ende klar
wird: Es fehlt oft nicht an Unterstützung,
sondern an deren Effizienz.
Wer Effizienz im Zusammenhang mit
sozialen Hilfsmaßnahmen anmahnt, ge-
rät heutzutage unausweichlich in den Ruf
des Neoliberalen. Dieses verschlissene Eti-
kett ist auch Cremer schon angeklebt wor-
den. Doch Cremers Position ist liberal im
Sinne des Befähigungsansatzes von Amar-
tya Sen. Sie übersieht nicht, dass zur Aus-
übung von Freiheit ein Mindestmaß an
materiellen Ressourcen notwendig ist; sie
übersieht aber auch nicht, dass bloßes


Geldverteilen noch nicht zur Teilhabe be-
fähigt. Ähnliches gilt für die vielzitierte
Eigenverantwortung. Sie bezeichnet keine
neoliberale Verantwortlichmachung, die
dem Einzelnen etwas auf bürdet, was die
Gesellschaft nicht mehr leisten kann oder
will, sondern sie ist unverzichtbarer Be-
standteil eines selbstbestimmten Lebens.
MARTIN DORNES

Martin Dornes promovierte in Soziologie, habili-
tierte sich in psychoanalytischer Psychologie und
arbeitete in Psychiatrie, Psychosomatik, Sexualme-
dizin und Medizinischer Psychologie. Bei S. Fischer
erschien von ihm zuletzt Macht der Kapitalismus
depressiv? (2016).

PSYCHOLOGIE HEUTE 05/2017 89


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