Focus - 09.11.19

(singke) #1
FILM

99

D


er Film ist schwer zu ertra-
gen. Vielleicht fanden des-
halb die Previews von „My
Zoe“ am Vormittag statt.
Gut so, sagt die Regisseu-
rin und Hauptdarstellerin
Julie Delpy, denn womög-
lich könne man nicht gut schlafen
nach dieser Geschichte. Es geht um
das Schlimmste, was Eltern widerfah-
ren kann: den Tod eines Kindes. Und

es geht um eine Mutter (Delpy), die
sich mit diesem Schicksalsschlag nicht
abfinden will. Daniel Brühl spielt einen
Reproduktionsmediziner, der ihre ver-
storbene Tochter klonen soll. Beim
Gespräch im „Soho House“ in Berlin
wirken die beiden vertraut. Scherz-
haft hatte Brühl befürchtet, nur Delpy
werde sprechen. Tatsächlich redet sie
sehr gern, lässt aber auch ihn zu Wort
kommen.

„My Zoe“ ist ein Film über Familien,
Elternliebe und die Weigerung einer
Mutter, den Tod ihrer Tochter zu akzep-
tieren. Sie will ihr Kind klonen lassen.
Ist das ein Film nur für Eltern?
Delpy: Das glaube ich nicht. Ich habe
ihn Freunden gezeigt, die keine Kinder
haben. Die haben ihn auch verstanden
und gemocht. Denn alle wissen, dass
es etwas zutiefst Unnatürliches ist, dass
ein Kind vor seinen Eltern geht. Sie

Selbstkritischer Vater
Daniel Brühl, 41, stand
für „My Zoe“ zum vierten
Mal mit Julie Delpy
vor der Kamera. Bekannt
wurde er 2003 mit der
Wiedervereinigungs-
komödie „Good Bye, Lenin!“.
Inzwischen spielt er
regelmäßig in interna tio-
nalen Produktionen.
Er ist Vater eines Sohns
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