Süddeutsche Zeitung - 18.11.2019

(National Geographic (Little) Kids) #1
Beton, Asphalt, Hektik und Stress gehören
zur Großstadt. Der Kontrast dazu sind ur-
wüchsige Heidelandschaften, alte Alleen,
verschlungene Wege, historische Kanalsys-
teme um Schloss Nymphenburg und
Schloss Oberschleißheim, die Isarauen,
der Riemer Park oder das Würmtal im soge-
nannten Grüngürtel rund um München.
Im Hinblick auf das enorme Wachstum in
der Stadt und in der Region werden solche
Erholungszonen immer wichtiger. Eine
neue Studie, die das städtische Planungsre-
ferat in Auftrag gegeben hat, soll ein
Schlüsselprojekt für schönere Naturerleb-
nisse in unmittelbarer Nähe sein.
Die Landschaftsexperten Börries von
Detten und Henrik Schultz haben auf zahl-
reichen Spaziergängen, Radtouren sowie
bei Exkursionen und Workshops mit Bür-
gern und Fachleuten aus der Stadt und den
Regionsgemeinden die Eigenheiten des
Grüngürtels von Fröttmaning über Trude-
ring, das Hachinger Tal, die Aubinger Lohe
bis zum Hartelholz im Norden erkundet.
„Da gibt es enormes Potenzial, aber es ist
noch einiges zu tun“, sagt Detten. Er und
sein Kollege präsentierten die Studie bei ei-
nem Symposium an der Technischen Uni-
versität München.
Straßen oder Schienen stellen sich als
Barrieren in den Weg, so die Untersu-
chung. Auf Höhe des Guts Großlappen
zum Beispiel führten kaum gesicherte
Übergänge über die Freisinger Landstra-
ße. Der Zugang zum Fröttmaninger Berg
sei schwer zu finden. Und trotz der Über-
deckelung des Autobahnrings bei Aubing
sei es unmöglich, in südlicher Verlänge-
rung die Bahnstrecke Richtung Geltendorf
zu überqueren. Die Aufzählung lässt sich
fortsetzen.
Manche Grünzüge verfügen zwar über
atmosphärische Qualitäten, heißt es in der
Studie weiter, aber sie seien bislang kaum
erschlossen. Stellenweise häuften sich Frei-
zeiteinrichtungen – etwa entlang des Hüll-
grabens und des Abfanggrabens von Dagl-
fing bis Pliening –, diese stünden jedoch
kaum miteinander in Beziehung. Oft wer-
de es einem schwer gemacht, entlang von
Gewässern zu laufen, zum Beispiel im Ha-
chinger Tal, aber auch im Würmtal. Solche
Uferbereiche öffentlich zugänglicher zu
machen, bedürfe einer langfristigen Strate-
gie, denn viele Bachabschnitte queren Pri-
vatgelände, vor allem landwirtschaftliche

Betriebe. Ein weiteres Problem: Schnurge-
rade Wirtschaftswege im Quadratraster er-
schwerten die Orientierung in Wäldern.
Das Planungsreferat hat bereits einige
Stellen ausgemacht, an denen man das We-
genetz deutlich verbessern könnte. Die Pro-
jekte seien jedoch nur langfristig und
Schritt für Schritt umsetzbar, von den fi-
nanziellen Herausforderungen ganz zu
schweigen. Ein solches Vorhaben ist eine
vorgeschlagene Querung der Bahntrasse
zwischen Feldmoching und Oberschleiß-
heim im Bereich des Würmkanals. Damit
könnte man das historische Bezugssystem
zwischen Schloss Oberschleißheim und
dem Würmkanal wieder herstellen, die Ori-
entierung würde sich verbessern und nicht
zuletzt wäre eine Gefahrenstelle beseitigt.
Erfahrungsberichte mit Grünzügen
(Kjell Schmidt für den Regionalpark Rhein
Main um Frankfurt und Isabel Wieshofer
von der Stadt Wien) zeigen, dass andere
Städte zum Teil weiter als München sind
und dass man von dort viele Anregungen
mitnehmen kann. Schmidt berichtete,
dass man behutsam Spielplätze in die
Landschaft integriert habe. Skulpturen,
Sitzmöglichkeiten oder Sichtachsen auf
die Frankfurter Skyline bilden besondere
Akzente. Die Gestaltung orientiere sich an
landschaftlichen Gegebenheiten und nicht

an den Grenzen der einzelnen Kommunen,
sagte Schmidt.
Andreas Nemetz, Leiter des Umwelt-
amts der Gemeinde Haar, und Robert Ros-
sa, Geschäftsführer des Vereins Dachauer
Moos, sowie Landschaftsarchitektin An-
drea Gebhard von der Deutschen Akade-
mie für Städtebau und Landschaftspla-
nung setzten auf den Impuls, der durch die
Studie ausgelöst werde. Wichtige Grundla-
gen für weitere Planungen im Münchner
Grüngürtel seien nun geliefert worden.
Auch der Oberschleißheimer Bürger-
meister Christian Kuchlbauer teilt diese
Ansicht. Den Bürgern sei der Landschafts-
raum vor ihrer Haustüre wichtig. Die Ge-
gend um seine Gemeinde sei ein Anzie-
hungspunkt für sehr viele Erholungssu-
chende, die von überall herkämen: „Je
mehr Angebote wir im Grüngürtel ma-
chen, desto mehr entzerrt sich der An-
drang auf einzelne Bereiche.“ Der Natur-
schutz dürfe allerdings bei den Planungen
nicht vernachlässigt werden. In Zusam-
menarbeit mit Landschafts- und Natur-
schutzvereinen sowie mit den Nachbar-
kommunen könne man das Thema erfolg-
reich voranbringen, sagte Münchens Stadt-
baurätin Elisabeth Merk: „Wir müssen mit
der Umsetzung von Projekten einfach mal
anfangen.“ alfred dürr

Das Gedenken von bis zu 75 jüngeren Men-
schen amKönigsplatz für den vor zwei Jah-
ren gestorbenen US-Rapper Lil Peep ist am
Freitagabend eskaliert: Polizisten bemerk-
ten unter den Propyläen eine Stichflamme,
wollten löschen, und wurden erst verbal,
dann mit Glasflaschen aus der Menge atta-
ckiert. Als Verstärkung anrückte, entfern-
te sich der Großteil, etwa 30 Personen wer-
den wegen Landfriedensbruchs angezeigt.
Ein 16-Jähriger aus dem Landkreis Fürs-
tenfeldbruck wollte eine Polizeibeamtin
schlagen, wurde daran aber gehindert und
vorübergehend festgenommen. soy


von franz kotteder

H


ätte es den 19. November 1979
nicht gegeben, würden wir heute
vermutlich alle etwas schlechter es-
sen. Die Behauptung klingt gewagt, hat
nichtsdestotrotz aber ihre Berechtigung.
Denn an diesem Tag vor 40 Jahren bekam
das erste deutsche Restaurant drei Sterne
im Gourmetführer Michelin verliehen. Es
handelte sich um das Aubergine von
Eckart Witzigmann, der damals bereits ein
berühmter Koch war. Er hatte zuvor schon
das Tantris zu einem der wichtigsten Res-
taurants Deutschlands gemacht und auf
diese Weise gleich auch noch das sogenann-
te „Deutsche Küchenwunder“ begründet,
zusammen mit anderen Münchner Kö-
chen wie Otto Koch vom Le Gourmet und
Hans-Peter Wodarz von der Ente im Lehel.
Schon als Tantris-Chef hatte er zwei Ster-
ne, die Krönung kam dann aber erst in sei-
nem eigenen Restaurant, dem Aubergine.
Zwei Jahre später erhielt auch sein Nachfol-
ger im Tantris, Heinz Winkler, drei Sterne.
Damit war München Anfang der Achtziger-
jahre endgültig an der Spitze der deut-
schen Gourmet-Szene angelangt.


Zehn Jahre zuvor war das noch alles an-
dere als absehbar gewesen. Im Spätherbst
1971 hatte der Bauunternehmer Fritz Eich-
bauer gerade sein Tantris in einem von
ihm errichteten Nordschwabinger Neubau-
gebiet eröffnet, weil er endlich auch mal zu
Hause so gut essen wollte wie in Frank-
reich. Bei Paul Bocuse und Marc Haeberlin
hatte er sich erkundigt, wen er als Küchen-
chef nehmen sollte, und die hatten ihm
den jungen Österreicher Eckart Witzig-
mann empfohlen. Der arbeitete damals ge-
rade als Sous-Chef im besten Restaurant
von Washington, dem Jockey Club, und
sollte eigentlich Privatkoch bei den Kenne-
dys werden. Erst zog Witzigmann nicht so
recht, aber dann ging Eichbauer auf alle sei-
ne teuren Umbauwünsche ein, was die Res-
taurantküche anging, und stellte ihm im
Hochhaus hinter dem Tantris auch noch ei-
ne Wohnung im elften Stock. Also durften
sich die Kennedys einen anderen Koch su-
chen, und für Eckart Witzigmann begann
eine spannende Zeit.
Er tat sich anfangs gar nicht leicht mit
seiner von Bocuse und Haeberlin inspirier-
ten Version der Nouvelle Cuisine. Denn die
Münchner waren vor allem an dem Holz-
kohlegrill interessiert, den es im Tantris
auch gab, und an großen Steaks. „In den
ersten Monaten kamen kaum Leute“, erin-


nert sich Witzigmann in einem Interview
mit der SZ, „wir wurden von den Platzhir-
schen mitleidig belächelt, man hat sich
über uns lustig gemacht. Die positivste Pro-
gnose war, dass wir in drei Monaten wieder
zusperren.“ Das recht avantgardistisch ge-
staltete Restaurant, das der Schweizer Ar-
chitekt Justus Dahinden entworfen hatte,
wurde zudem als „Fresskirche“ oder „Auto-
bahnkapelle“ verspottet, und wenn Witzig-
mann auf der Suche nach besonderen
Kräutern am Viktualienmarkt auftauchte,
hieß es immer: „Da kommt der Gspinnerte
wieder!“ – so berichtet es Witzigmann la-
chend. Damals war das allerdings nicht lus-
tig für ihn, wie man sich vorstellen kann,
und er sagt, er habe oft gehadert mit sei-
nem Entschluss, nach München zu gehen.
Die ersten zwei Jahre waren zäh, aber
dann war der Durchbruch da, der erste
Stern im Michelin, bekannte Restaurant-
kritiker wie Gerd von Paczensky und Wolf-
ram Siebeck brachten das Tantris groß her-
aus. Es folgte der zweite Stern, und nach
gut sieben Jahren suchte Witzigmann
nach neuen Herausforderungen und mach-
te sich mit dem Aubergine am Maximilians-
platz selbständig. Der Name leitete sich
nicht nur vom Gemüse her, das Witzig-
mann gerne auf unterschiedlichste Art
und Weise in seine Menüs einbaute, son-
dern auch von der Auberge de l’Ill, dem be-
rühmten Drei-Sterne-Restaurant der Hae-
berlins im Elsass.
Der Rest ist Kulinarikgeschichte. An je-
nem legendären Abend des 19. November
1979, als ihm die Tester des Michelin eröff-
neten, dass er drei Sterne bekommen wür-
de, gab es im Aubergine unter anderem Kö-
nigskrabbe mit Erbsenschotensalat und
Sevruga-Kaviar, Jakobsmuscheln und See-
igel-Zungen auf Wirsing mit Curry und Ing-
wer und Kalbsbries mit Stachys, Topinam-
bur und Périgord-Trüffeln. Das umreißt
schon ganz gut, worauf es Witzigmann im-
mer ankam: Die regionale Küche mit der
Haute Cuisine zusammenzubringen und ei-
ne Hauptzutat in den Mittelpunkt zu stel-
len. Mit seinen Worten: „Das Produkt ist
der Star.“

Die Geschichte des Aubergine war an Sil-
vester 1994 zu Ende, von dem Lokal sind
gerade mal die Barhocker übrig, eine Bar
hatte es dort ja auch gegeben. Sie stehen
heute im Atelier „Art et vin“, einer hüb-
schen Brasserie an der Westenriederstra-
ße. Aber die Namen derer, die im Aubergi-
ne und im Tantris gearbeitet haben, spie-
len größtenteils heute noch in der ersten Li-

ga der Kochkunst. Viele nach wie vor noch
in München: Bobby Bräuer, Martin Faus-
ter, Hans Haas, Alfons Schuhbeck, Johann
Lafer, Hans-Jörg Bachmeier, Karl Ederer,
und das sind noch längst nicht alle. Das al-
lein wäre schon bemerkenswert, aber ei-
gentlich ist es die noch am wenigsten spür-
bare Auswirkung. Viel beeindruckender
ist, was das für die Breite des gastronomi-
schen Angebots nicht nur in München be-
deutete, aber hier ganz besonders.

Mit den drei Sternen war endgültig der
Weg geebnet für gehobene Küche aus
Deutschland, und ein gewisser Ehrgeiz er-
wachte auch in den Restaurants und Loka-
len unterhalb der ersten Reihe. Konnte
man vor 30 Jahren in München oft genug
noch Pech haben und richtig schlecht es-
sen in einer Gaststätte, so passiert einem
das heute kaum noch. Viele der heutigen
Köche haben ihre Ausbildung zwar nicht
mehr bei Witzigmann oder seinen Schü-
lern gemacht, aber oft bei deren Nachfol-
gern und Schülern beziehungsweise in tra-
ditionellen Kaderschmieden wie Käfer, Kö-
nigshof, Bayerischer Hof und Dallmayr. Da
bleibt etwas hängen. Und letztlich ist das
der Boden, auf dem dann aktuell wieder
ein Drei-Sterne-Restaurant – Jan Hart-
wigs Atelier im Bayerischen Hof – vier
Zwei-Sterne- und sieben Ein-Sterne-Loka-
le blühen können. Dazu kommt auch noch
die Breitenwirkung: Kochen ist heute für
viele mehr als ein notwendiges Muss, um
sich zu ernähren, sondern ein wichtiges
Hobby. Und wer samstagabends spontan
zum Essen gehen will, findet nicht so leicht
einen freien Tisch, obwohl ständig neue
Restaurants aufmachen. Viele machen
zwar auch wieder zu, aber dass man sich
über innovative Kochkunst in München
lustig machen würde, wie es Eckart Witzig-
mann einst erlebte – das kann man sich so
gar nicht mehr vorstellen.
Der Abend des 19. November 1979 ende-
te übrigens für die Belegschaft des Aubergi-
ne in der legendären Bar Gratzers Lobby
von Witzigmanns ehemaligem Restaurant-
leiter im Tantris, Gerald Gratzer. Heute be-
findet sich in den Räumen die ebenfalls
sehr tolle Bar Gabanyi. Eine derart ausge-
lassene Feier wie damals dürfte dort seit-
her aber nicht mehr stattgefunden haben.
Wer dabei war, meint sich erinnern zu kön-
nen, dass irgendwann sogar die Champa-
gnervorräte ausgingen. Und Eckart Witzig-
mann ist sich sicher, „dass wir am nächs-
ten Tag eher nicht auf Drei-Sterne-Niveau
gekocht haben“.

Die Polizei hat mehrere Einbrüche aufge-
klärt undsie zwei Tätern aus verschiede-
nen osteuropäischen Ländern zugeordnet.
So konnte sie einen 23-Jährigen als Einbre-
cher in eine Wohnung in Feldmoching im
August dieses Jahres ermitteln. Er wird
nun per Haftbefehl gesucht. Bekannt ist da-
gegen der derzeitige Wohnsitz eines
68-Jährigen, dem durch einen neuerlichen
DNA-Abgleich eine Einbruchserie nachge-
wiesen wurde: Der Mann, der seit 2013
mehrmals aus Wohnungen Schmuck und
Uhren entwendet hat, sitzt in Ungarn we-
gen Einbruchs in Untersuchungshaft. soy


Zwei Männer, die mit Waffen hantierten,
haben am Samstagabend einen Polizeiein-
satz ausgelöst. Ein Zeuge hatte gegen 21.20
Uhr vor einem Gebäude am Landaubogen
die beiden Verdächtigen gesehen und so-
fort die Polizei alarmiert. Die rückte mit
fünf Streifenwagen aus und traf vor Ort auf
zwei 17-jährige Münchner, die allerdings
keine echten Waffen, sondern zwei schwar-
ze Softair-Pistolen in den Händen hielten.
Die beiden erklärten, dass sie damit ledig-
lich gespielt hätten. Dennoch wurden sie
wegen eines Verstoßes gegen das Waffen-
gesetz angezeigt, denn auch das Mitführen
einer sogenannten Anscheinswaffe in der
Öffentlichkeit ist verboten. mah


Natur noch schöner erleben


NeueWege: Der Grüngürtel rund um München könnte bald besser erschlossen werden


Am Ende soll Mohamed E. so wuchtig ge-
gen den Kopf des bewusstlosen Opfers ge-
treten haben, dass sich dieser vom Boden
abhob. Blutüberströmt und mit zertrüm-
merten Knochen im Gesicht ließ der
44-Jährige den Mann in jener Februar-
nacht im Hauptbahnhof vor der Ladenzei-
le „Genusswelten Rubenbauer“ liegen.
Jetzt ist Mohamed E. angeklagt vor dem
Landgericht München I wegen versuchten
Totschlags. Und das alles wegen eines
Lieds von Ed Sheeran.
Mohamed E. wirkt auf der Anklagebank
eher wie ein gemächlicher Typ, korpulent,
graues Haar, mit einer dicken Silberkette
um den Hals und Fingern, die unablässig
die Holzperlen einer Gebetskette abtasten.
Der 44-Jährige, der bei einem Sicherheits-
dienst arbeitete, ist Stammgast im Goethe-
Pub in der gleichnamigen Straße, oder bes-
ser gesagt, er war es. Denn seit dem Vorfall

am 24. Februar dieses Jahres sitzt er in Un-
tersuchungshaft. Neben ihm auf der Ankla-
gebank hat der immer höflich lächelnde
Ratnam R. Platz genommen. Dem 47-Jähri-
gen wird Beihilfe zur gefährlichen Körper-
verletzung vorgeworfen. Nach seiner Aus-
sage vor der zweiten Strafkammer schaut
er nicht mehr ganz so freundlich drein.
Wie gesagt, man kannte sich im Goethe-
Pub, und als Mohamed E. etwa sechs Bier
und einen Wodka intus hatte, bestellte er
gegen Mitternacht beim Barkeeper sein
Lieblingslied von Ed Sheeran und tanzte
dazu. Das erregte den Ärger eines 34-Jähri-
gen. „Was ist das für eine Scheißmusik“,
soll er laut Mohamed E. geflucht haben. Er
wolle lieber Musik aus seiner Heimat Eri-
trea hören. Dem verbalen Streit, so erzähl-
te es E. über seinen Anwalt Maximilian
Richter vor Gericht, soll die Aufforderung:
„Wenn du ein Mann bist und Eier hast,
komm raus“, gefolgt sein. Draußen vor der
Türe habe der andere ihm eine Bierflasche
auf den Kopf geschlagen. E. erlitt eine Platz-
wunde und ging zurück ins Pub, um sich
auf der Toilette das Blut abzuwaschen.
„Ich war sauer“, räumte er ein.
Er sei wieder aus dem Pub gekommen
und habe seinen Bekannten Ratnam R.,

der vor der Türe stand, gefragt, in welche
Richtung der Mann mit seinem Kumpel ge-
gangen sei. R. deutete zum Hauptbahnhof,
und gemeinsam sei man ihnen gefolgt.
„Ich wollte schlichten“, behauptete Rat-
nam R. vor Gericht. „Warum haben Sie Mo-
hamed E. dann überhaupt gesagt, in wel-
che Richtung die anderen weggegangen
sind“, hält ihm der Vorsitzende Richter Nor-
bert Riedmann entgegen. Im Hauptbahn-
hof trafen die vier Männer gegen 0.45 Uhr
schließlich aufeinander. Und hier weichen
die Versionen der Betroffenen erheblich
voneinander ab. Während Staatsanwalt
Laurent Lafleur in seiner Anklage davon
ausgeht, dass der 34-Jährige sich für den
Flaschenschlag entschuldigte und Moha-
med E. ihn trotzdem angriff, behauptete
Mohamed E., der andere habe erneut mit ei-
ner Flasche zuschlagen wollen.
E. soll seinem Kontrahenten einen Kopf-
stoß versetzt, ihm in die Beine geprügelt
haben, sodass er zu Boden ging, und dann
mit voller Wucht gegen dessen Kopf getre-
ten haben. Bereits nach einem Schlag, so
Lafleur, soll das Opfer bewusstlos gewesen
sein, trotzdem soll E. noch dreimal zugetre-
ten haben. Dieses Verhalten sei ihm „bis
heute unerklärlich“, sagte Mohamed E. vor
Gericht. Er habe Alkohol getrunken und
sich hinreißen lassen. Eigentlich habe er
nur wissen wollen, warum ihn der andere
zuvor geschlagen hatte. Und: „Ich habe
mich bei ihm entschuldigt.“
Welche Rolle Ratnam R. in dieser Nacht
gespielt hat, bleibt unklar. Er soll den Be-
gleiter des Opfers weggeschoben haben,
„damit dieser nicht zu Hilfe kommen konn-
te“, meinte Lafleur. E. erzählte, dass Rat-
nam R. nach den Prügeln noch zu dem Be-
wusstlosen hin wollte. „Ich hab’ ihm ge-
sagt, er solle das lassen, der liegt ja eh
schon am Boden.“ Ratnam R., der wegen
Körperverletzung eine offene Bewährung
hat, widerspricht sich bei seinen Aussa-
gen, was auch der schleppenden Überset-
zung des Dolmetschers geschuldet sein
könnte. Und so rät ihm sein Anwalt Christi-
an Gerber, erst mal keine Fragen mehr zu
beantworten. Das Opfer, das etliche Brü-
che im Gesicht sowie ein Schädel-Hirn-
Trauma erlitt, soll am nächsten Verhand-
lungstag aussagen. Außerdem wird das Ge-
richt das Video aus der Überwachungska-
mera, auf dem die Tat zu sehen ist, abspie-
Erholungsoasen wie im Hachinger Tal soll es häufiger geben. FOTO: CLAUS SCHUNK len. susi wimmer

Die ersten zwei Jahre im


neuen Tantris waren zäh,


dann kam der Durchbruch


Bei der Feier am Abend soll
irgendwann sogar der
Champagner ausgegangen sein

Randale bei


Gedenken an Rapper


Küchenwunder


statt Kennedy-Koch


Vor 40 Jahren wurde das Aubergine von
Eckart Witzigmann als erstes deutsches Restaurant
mit drei Sternen ausgezeichnet – die Folgen
schmeckt man in München bis heute

Polizei klärt


Wohnungseinbrüche


Polizeieinsatz wegen


Softair-Pistolen


Vom Aubergine, das 1994
geschlossen wurde, sind nur
die Barhocker übrig geblieben

Für Eckart Witzigmann
lief es in München nicht
von Anfang an gut:
Doch 1979 feierte er
seinen großen Triumph als
erster Drei-Sterne-Koch
in Deutschland.FOTO: DPA

Streit um Lied eskaliert


Angeklagtersoll bewusstloses Opfer brutal getreten haben


Mohamed E. folgte seinem
Kontrahenten vom Goethe-Pub
zum Hauptbahnhof

★★


R2 (^) MÜNCHEN Montag, 18. November 2019, Nr. 266 DEFGH

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