Die Welt Kompakt - 05.11.2019

(Steven Felgate) #1

14 WIRTSCHAFT DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DIENSTAG,5.NOVEMBER


Ihre Ideen
machen Ihr

Unternehmen
erfolgreich.

Ihr
Steuerberater
macht, dass es
auch so bleibt.

steuerberater


http://www.datev.de/


ANZEIGE


ANZEIGE

ANZEIGE

Z


um Ende des Jahres
können sich viele Ar-
beitnehmer über eine
Sonderzahlung von
ihrem Arbeitgeber freuen.
Rund 87 Prozent der Tarifbe-
schäftigten bekommen in die-
sem Jahr Weihnachtsgeld, teilte
das Statistische Bundesamt
mit. Im Durchschnitt sind es
2632 Euro brutto und damit 1,
Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Betrag fällt je nach Branche
aber sehr unterschiedlich aus.


VON CHRISTINE HAAS

Am meisten Weihnachtsgeld
bekommen Arbeitnehmer im Be-
reich Energieversorgung: 4923
Euro gibt es hier im Schnitt. Da-
hinter folgen die Beschäftigten
in den Bereichen Finanz- und
VVVersicherungsdienstleistungenersicherungsdienstleistungen
(((4109 Euro) und Information4109 Euro) und Information
und Kommunikation (3955 Eu-


ro). Untergliedert man diese
Branchen weiter, zeigt sich, dass
einzelne Unterbereiche noch
deutlich lukrativer sind: 5780
Euro etwa erhalten Beschäftigte
im Bereich Gewinnung von Erd-
öl und Erdgas, bei Rundfunkver-
anstaltern sind es 5274 Euro.
Besonders wenig Weih-
nachtsgeld gibt es mit 1034 Euro
im Gastgewerbe, in der Land-
und Forstwirtschaft und Fische-
rei (1421 Euro) sowie im Handel
(1747 Euro). Beim Blick auf aus-


gewählte Unterbereiche fallen
Vermittlung und Überlassung
von Arbeitskräften (318 Euro)
sowie Landwirtschaft, Jagd und
damit verbundene Tätigkeiten
(492 Euro) mit unterdurch-
schnittlichen Zahlungen auf.
Allerdings profitieren in den
jeweiligen Branchen nicht alle
Tarifbeschäftigtenvon der Son-
derzahlung. In dem Unterbe-
reich Wach- und Sicherheits-
dienste sowie Detekteien erhal-
ten 33 Prozent der Tarifbe-
schäftigten Weihnachtsgeld, in
der Gebäudebetreuung, im Gar-
ten- und Landschaftsbau sind
es sogar nur 23 Prozent. Beim
Blick auf die übergeordneten
Branchen zeigen sich bei Tarif-
beschäftigten in Information
und Kommunikation (60 Pro-
zent) und bei öffentlicher Ver-
waltung, Verteidigung und So-
zialversicherung (72 Prozent)
niedrige Werte.
Im Bereich der öffentlichen
Verwaltung liegt allerdings eine
Besonderheit bei den in dieser
Gruppe enthaltenen Beamten
vor, heißt es vom Statistischen
Bundesamt: Seit einigen Jahren
wird das Weihnachtsgeld vieler
Beamter umgelegt auf zwölf
Monate. Statt einer Einmalzah-
lung am Jahresende bekommen
sie den Betrag nun häppchen-
weise ausgezahlt. Offiziell wer-
den sie also als Nicht-Weih-
nachtsgeldempfänger gezählt,
obwohl sich nur die Auszah-
lungsart geändert hat.
Das grundsätzliche Muster
der Weihnachtsgeld-Unter-
schiede bestätigen auch Aus-
wertungen des Wirtschafts-
und Sozialwissenschaftlichen
Instituts (WSI) der gewerk-
schaftsnahen Hans-Böckler-
Stiftung. „Mit Tarifvertrag sind
die Chancen auf Weihnachts-
geld sehr gut, Ausnahmen gibt
es nur in ein paar kleinen Bran-
chen“, sagt Malte Lübker, Ex-
perte für Tarif- und Einkom-
mensanalysen beim WSI.

Ohne Tarifvertrag seien die
Aussichten über alle Branchen
hinweg schlechter. Im vergan-
genen Jahr bekamen laut dem
WSI-Portal „Lohnspiegel“, das
auf einer Onlinebefragung von
Arbeitnehmern beruht, nur 42
Prozent der Nicht-Tarifbe-
schäftigten Weihnachtsgeld. In
Betrieben mit Tarifvertrag wa-
ren es 77 Prozent. Die Daten für
2019 wertet Lübker momentan
noch aus, allerdings sei der An-
teil in den vergangenen Jahren
relativ konstant geblieben.
„Grundsätzlich kommt es zu ei-
ner doppelten Benachteili-
gung“, sagt der Experte. „Denn
ohne Tarifvertrag fehlt nicht
nur das Sonderplus zu Weih-
nachten, sondern auch das Mo-
natsgehalt ist meist niedriger.“
Tatsächlich verdienen Arbeit-
nehmer in nicht tarifgebunde-
nen Betrieben laut einer aktuel-
len Studie des WSI durch-
schnittlich gut zehn Prozent
weniger als Arbeitnehmer in
vergleichbaren Betrieben mit
Tarifvertrag.
Die Auswertungen zum
Weihnachtsgeld des Statisti-
schen Bundesamts basieren auf
den Lohn-, Gehalts- und Ent-
gelttarifverträgen, die auch zur
regelmäßigen Berechnung der
Tarifindizes erfasst werden.
Zum Weihnachtsgeld wurden
dabei alle zusätzlichen Jahres-
sonderzahlungen gerechnet,
die im November oder Dezem-
ber ausgezahlt werden.

Geld zu


Weihnachten


bekommen


Beschäftigte


nicht überall


Die Höhe der Sonderzahlung variiert


stark nach Branchen. Arbeitnehmer


ohne Tarifvertrag benachteiligt


Hier gibt es das höchste Weihnachtsgeld

Quelle: Destatis

Durchschnitt für Tarifbeschäftigte ����

Energieversorgung
Finanz- und Versicherungs-
dienstleistungen
Information u. Kommunikation
Grundstücks- und
Wohnungswesen
Gesundheits- und Sozialwesen
Wasserversorgung
Sonstige Dienstleistungen
Freiberufl., wissenschaftl.,
techn. Dienstleistungen
Erziehung und Unterricht
Bergbau
Kunst, UnterhaltungKunst, Unterhaltung
und Erholung
Verarbeitendes Gewerbe
Öffentl. Verwaltung
Verkehr und Lagerei
Baugewerbe
Handel
Land- und Forst-
wirtschaft, Fischerei
Gastgewerbe























,
,

,
,
,
,
,
,
,
,
,,

,
,
,
,
,
,

,

Weihnachtsgeld
(brutto), in Euro

Anteil der Beschäftigen,
die Weihnachtsgeld
erhalten, in Prozent

P


assagiere der Lufthansa
müssen zum Ende dieser
Woche wieder mit
Streiks der Flugbegleiter rech-
nen. Deren Gewerkschaft Ufo
hat zu einem 48-Stunden-Aus-
stand bei der Lufthansa-Kern-
gesellschaft an diesem Don-
nerstag und Freitag (7. und 8.
November) aufgerufen. Betrof-
fen seien alle LH-Abflüge in
Deutschland, teilte Ufo mit.
Das Unternehmen will den
Streik mit juristischen Mitteln
stoppen und bereitet gleichzei-
tig einen Sonderflugplan für die
Streiktage vor. Man verurteile
den „massiven“ Aufruf der Ge-
werkschaft Ufo auf das Schärfs-
te und prüfe rechtliche Schrit-
te, erklärte ein Unternehmens-
sprecher. In Frage kommen bei-
spielsweise einstweilige Verfü-
gungen beim Arbeitsgericht.


Ufo-Vize Daniel Flohr kün-
digte für die kommenden Tage
weitere Streikaufrufe bei ande-
ren Flugbetrieben des Kon-
zerns an. „Wie schon bei den
letzten Warnstreiks wird der
gesamte Konzern von dieser er-
neuten Arbeitskampfwelle be-
troffen sein. Wir weisen sowohl
unsere Kollegen als auch die
Kunden darauf hin, dass jeder-
zeit weitere Ankündigungen
möglich sind“, erklärte er laut
einer Mitteilung.
Grundsätzlich möglich sind
Arbeitsniederlegungen bei der
Lufthansa-Kerngesellschaft so-
wie bei vier weiteren Flugbe-
trieben mit deutschem Tarif-
recht. Das sind Eurowings
Deutschland, Germanwings,
Lufthansa Cityline sowie Sun-
Express. Für alle fünf Flugbe-
triebe mit zusammen mehr als

25.000 Flugbegleitern hat die
Ufo jeweils separate Tarifforde-
rungen aufgestellt und sich in
Urabstimmungen die Zustim-
mung der Mitglieder zu Streiks
geholt. Die Zustimmung lag
nach gewerkschaftlichen Anga-
ben vom Freitag zwischen 77,
und 96,2 Prozent der abgegebe-
nen Stimmen.

Ufo will die Streikandrohung
bereits am vergangenen Freitag
vertraulich an den Konzern ge-
geben haben. Es sei aber zu-
nächst keine Reaktion erfolgt
und erst am Montag habe Luft-
hansa Gespräche für das kom-
mende Jahr angeboten. Dem
widersprach der Konzernspre-
cher: Offizielle Verhandlungen
wolle man zwar erst nach der
für den 14. Februar angekündig-
ten Neuwahl des Ufo-Vorstands
führen, Sondierungen könnten
aber schon früher beginnen.
Lufthansa erkennt den Ge-
werkschaftsvorstand nicht als
vertretungsberechtigt an und
lehnt Verhandlungen mit der
Ufo ab. Die DGB-Gewerkschaft
Ver.di stünde als Alternative
zur Verfügung, hatte aber bis-
her nicht die Mehrheit der Be-
schäftigten hinter sich.

In der Auseinandersetzung
hat Ufo bereits am 20. Oktober
einen 19-stündigen Warnstreik
bei den vier Lufthansa-Tochter-
gesellschaften veranstaltet und
dabei mehr als 100 Flüge ausfal-
len lassen. Auch damals war zu-
nächst mit einem Streik bei der
Lufthansa-Mutter gedroht wor-
den, der dann kurzfristig abge-
sagt wurde. Der letzte reguläre
Ufo-Streik bei der Lufthansa-
Kerngesellschaft datiert aus
dem Jahr 2015. Die kleine Spar-
tengewerkschaft hat erhebliche
interne Auseinandersetzungen
hinter sich. Nach gegenseitigen
Untreue-Vorwürfen und staats-
anwaltschaftlichen Ermittlun-
gen sind aus dem einst sieben-
köpfigen Vorstand nur noch die
Vorsitzende Sylvia de la Cruz
und ihr Stellvertreter Daniel
Flohr übrig.

Gewerkschaft Ufo will diese Woche bei Lufthansa streiken


Flugbegleiter kündigen Ausstand für Donnerstag und Freitag an. Airline will sich wehren und prüft rechtliche Schritte

Free download pdf