Handelsblatt - 08.11.2019

(Barré) #1

Matthias Trüper


„Nicht per se überlegen“


Der Erziehungswissenschaft-
ler Matthias Trüper ist Chef
der Studienberatung Campus-
mondi. Früher leitete er eine
internationale Schule bei Ber-
lin.

Herr Trüper, wie finden El-
tern heraus, ob eine interna-
tionale Schule für ihr Kind
die richtige Wahl ist?
Zunächst sollten sie unvorein-
genommen die internationale
Schule mit den öffentlichen
Schulen vor Ort vergleichen.
Viele internationale Schulen
tun so, als seien sie dem deut-
schen System per se überle-
gen. Das stimmt aber nicht.
Eltern sollten auch überlegen,
wie viel Stress sie ihrem Kind
zumuten wollen. Schulwege
von über einer Stunde halte
ich zum Beispiel für wenig
sinnvoll.

Sind internationale Schulen
nicht die beste Basis, um im
Ausland Karriere zu machen?
Sicher, aber nicht die einzige.
Um einen Platz an einer Top-
universität im Ausland zu be-
kommen, braucht man vor al-
lem gute Noten. Gerade für
Schüler, denen die Lernfor-
men an internationalen Schu-
len nicht so liegen, kann es
einfacher sein, ein gutes Abi-
tur zu schreiben. Sie haben
mit einem „normalen“ Abitur
vielleicht sogar bessere Chan-
cen. Das Abitur ist ein sehr

guter, weltweit anerkannter
Abschluss. Ich habe unzählige
Schüler damit an sehr renom-
mierte Hochschulen vermittelt


  • völlig ohne Probleme.


Überfordert es manche Kin-
der, in einer Fremdsprache zu
lernen?
Die meisten Schüler gewöhnen
sich schnell daran. Viel kriti-
scher finde ich, dass an man-
chen internationalen Schulen
selbst das Fach Deutsch von aus-
ländischen Lehrkräften nach ei-
nem internationalen Curriculum
unterrichtet wird. Die Schüler
lernen dort zwar exzellent Eng-
lisch, geraten aber unter Um-
ständen in der eigenen Mutter-
sprache an ihre Grenzen.

Vielen Dank für das Interview.


Die Fragen stellte K. Scherer.


Der Bildungsexperte über die Vorzüge und Nachteile internationaler Schulen.


Privat


Überhaupt gilt es, bei interna-
tionalen Schulabschlüssen genau-
er hinzuschauen. Selbst beim IB
gibt es bestimmte Fächerkombi-
nationen, die an deutschen Uni-
versitäten nicht anerkannt wer-
den. Und das „IB Career-related


Programme“, ein abgespeckter
IB-Abschluss, garantiert selbst im
Ausland keinen Studienplatz. So
akzeptiert die Universität Oxford
das IB Career grundsätzlich nicht,
andere Universitäten tun dies nur
unter bestimmten Bedingungen.
Wer sein Kind nicht auf eine in-
ternationale Schule schicken
mag, kann einen internationalen
Abschluss auch an einer staatli-
chen Schule erwerben. Nach An-
gaben der Schweizer Dachorgani-
sation „International Baccalaure -
ate“ wird das IB-Diploma aktuell
an 29 öffentlichen Schulen in
Deutschland angeboten. Rund 60
staatliche Lehranstalten setzen auf
das „Abibac“, eine Kombination
aus Abitur und französischem Bac-
calauréat, an anderen Bildungsein-
richtungen können Schüler das
Exzellenzlabel „CertiLingua“ als
Zusatzqualifikation erwerben. Da-
zu müssen sie besonders gute
Kenntnisse in zwei Fremdspra-
chen mitbringen. So ließen sich
Sprachbegabung und Interesse an
internationalen Themen fördern,
„um später für eine internationale
Karriere gut vorbereitet zu sein“,
sagt Jobvermittlerin Süß.
Kseniya will nach ihrem Ab-
schluss im Sommer Mathematik
studieren – in Deutschland. Nach
Weißrussland will sie vorerst nicht
zurückkehren.

Unsplash



   
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