Auf dieser Seite
zeigen wirjede
Woche neue,
unbekannte oder
verschollene
Werke von Künst-
lern, Autoren,
Architekten,
Komponisten,
Regisseuren und
Designern. Sie
sprechen für sich
selbst, wir erzählen
die Geschichte
ihrer Entstehung.
Der spanische Regisseur
und Trickkünstler
Sergio Pablos hat für
Netflix den ersten
Animationsfilm des
Streamingdienstes realisiert.
Wir zeigen seine Entwürfe
für die Komödie „Klaus“
und dessen Hauptfigur
Jesper – einen faulen
Postboten, der Weihnachten
auf Vordermann bringt
24 FEUILLETON GROSSFORMAT Samstag/Sonntag, 9./10. November 2019, Nr. 259 DEFGH
Der spanische Animationsfilmkünstler
Sergio Pablos arbeitet schon seit den
Neunzigerjahren in Hollywood. Dort lern-
te er sein Handwerk vor allem als „Charac-
ter Designer“ bei der Walt Disney Compa-
ny, wo er zum Beispiel an den Trickfilmen
„Der Glöckner von Notre Dame“, „Herku-
les“ und „Tarzan“ mitarbeitete. Seinen
endgültigen Durchbruch in den USA hat-
te er 2010 mit dem Animationsfilm „Ich –
Einfach unverbesserlich“, als er mit Kolle-
gen die kleinen gelben Egoismus-Mons-
ter-Männchen namens „Minions“ miter-
fand.
Für den Streamingdienst Netflix hat
Pablos nun als Regisseur und Drehbuch-
autor die erste Animationsfilm-Eigenpro-
duktion des Unternehmens inszeniert:
„Klaus“ ist ein Weihnachtstrickfilm und
geht am 15. November in der Netflix-Me-
diathek online. Das Projekt ist zwar mit
amerikanischen Sprechern auf Englisch
realisiert worden, ist aber eine internatio-
nale Produktion mit Mitarbeitern aus
27 Ländern. „Klaus“ besteht insgesamt
aus etwa einer Million Handzeichnungen.
Der Film handelt von einem jungen Post-
botenlehrling namens Jesper, der auf-
grund akuter Faulheit auf eine eiskalte
Insel hoch über dem nördlichen Polar-
kreis strafversetzt wird.
Er darf erst wieder zurück, wenn er
mindestens 6000 Briefe zugestellt hat –
nur verschickt dort niemand Post. Auf
der kleinen Dorfinsel gibt es lediglich
zwei seit Generationen zerstrittene Fami-
lien, die sich lustvoll gegenseitig bekrie-
gen. Dann lernt Jesper einen geheimnis-
vollen Schreiner namens Klaus kennen,
der wunderschönes Spielzeug herstellt,
das Jesper statt der Briefe austragen
kann. Und dies führt nicht nur zur Versöh-
nung der Dorfbewohner, sondern ist auch
der Beginn der Legende vom Weihnachts-
mann. „Die Idee“, erzählt Sergio Pablos,
„kam mir, als mir auffiel, dass der Weih-
nachtsmann gar keine richtige Hinter-
grundgeschichte hat“.
Pablos sagt außerdem, dass ihn an ei-
nem Trickfilm weniger das Design als die
Darstellung der Charaktere interessiert.
„Meine Erfahrung als Animator im Trick-
geschäft hat mich gelehrt, dass man den
Zuschauern durch Mimik und Gestik viel
mehr über eine Figur erzählen kann als
durch Dialoge und alles andere.“ Aus die-
sem Grund zeigen wir an dieser Stelle
seine detaillierten Entwürfe für Jesper,
den Assistenten des geheimnisvollen
Spielzeugmachers Klaus, bei dem Pablos
besonders die Bewegung der Hände und
Augen wichtig war. david steinitz