Die Welt - 02.11.2019

(Brent) #1

C


heck-in am Business- oder
First-Class-Schalter, hö-
here Freigepäckmenge,
Zutritt in Flughafenloun-
ges – ein Vielfliegerstatus
bietet viele Vorteile, aber es ist schwer,
ihn zu bekommen und zu halten. Die
dazu notwendigen Statusmeilen müs-
sen Jahr für Jahr erflogen werden, sonst
verfällt der Status wieder. Viele Vielflie-
ger machen deshalb zum Jahresende
noch sogenannte Mileage Runs, also zu-
sätzliche Flüge zum Meilensammeln.
WELT sprach mit Alexander Koenig,
Gründer des Vielfliegerberatungspor-
tals First Class & More, über das Phäno-
men Vielfliegerstatus und alternative
Möglichkeiten, ihn zu erhalten.

VON BETTINA SEIPP

WELT:AAAuf Ihrer Webseite bewerbenuf Ihrer Webseite bewerben
Sie einen „Vielfliegerstatus, ohne zu
fliegen“. Was verbirgt sich dahinter?
ALEXANDER KOENIG:Unser Credo ist
„Einmal Vielfliegerstatus, immer Viel-
fliegerstatus“ – wenn man es geschickt
anstellt. Wer einen Lufthansa-Fre-
quent-Traveller-Status hat, der ausläuft,
kann diesen bei Miles & More für 600
Euro um ein weiteres Jahr verlängern,
den Senator-Status für 2000 Euro. Das
ist gut für die Umwelt, weil man keine
Mileage Runs machen muss. Früher
konnte man sogar mit Zug- und Bus-
fahrten einen Lufthansa-Vielfliegersta-
tus günstig bekommen. Die Zeiten sind
leider vorbei. Was eine weitere Nicht-
flug-Strategie ist, wenn man bereits ei-
nen Status hat: Man „matcht“ diesen in
ein anderes Vielfliegerprogramm.

Das müssen Sie erklären.
Nehmen wir an, Sie haben den Lufthan-
sa-Senator-Status. Sie schreiben dann
eine andere Airline an und sagen, dass
Sie in Zukunft verstärkt mit dieser Air-
line fliegen möchten, wenn Sie von An-
fang an vergleichbare Statusvorteile
hätten wie bei Ihrem Lufthansa-Sena-
tor-Status. Sie fragen also die andere
Airline, ob sie Ihnen einen vergleichba-
ren Flugstatus im eigenen Vielflieger-
programm gibt.

Und das machen andere Airlines?
In der Regel nicht, aber es gibt zwei- bis
dreimal pro Jahr offizielle Status-Mat-
ching-Aktionen, über die wir immer be-
richten. Und wer geduldig auf diese
wartet, kann seinen bestehenden Viel-
fliegerstatus in einen neuen tauschen,
ohne dabei den alten zu verlieren. Oder

es werden sogenannte Challenges ange-
boten, das ist dann eine Art Fast Track
zum anderen Status mit einer deutlich
verringerten Anzahl an Flügen bezie-
hungsweise Statusmeilen.

Um Zutritt in Flughafenlounges zu er-
halten, braucht man nicht zwangsläu-
fig einen Vielfliegerstatus, alternativ
kann man einen Priority Pass erwer-
ben, auch American Express baut sein
Loungenetzwerk aus. Womit sich die
Frage stellt, ob der Vielfliegerstatus
denn noch zeitgemäß ist.
Es geht beim Vielfliegerstatus bei Wei-
tem nicht nur um die Lounges. Für die-
se gibt es in der Tat alternative Lösun-
gen. Ein Vielfliegerstatus bietet zum
Beispiel schnellen Check-in am Busi-
ness- oder First-Class-Schalter, zusätz-
liches Freigepäck und bevorzugte Ge-
päckbehandlung, einen Fast Track
durch die Sicherheitskontrollen sowie
Priority Boarding. Der Lufthansa-Sena-
tor-Status bietet zudem 50 Prozent
günstigere Meilentickets für eine mit-
fliegende Person und bessere Prämien-
verfügbarkeit. Natürlich ist eine Viel-
fliegerstatuskarte auch ein Statussym-
bol. Sicher kein wichtiger Punkt, doch
für einige durchaus relevant.

Trotzdem nochmals zurück zu Ameri-
can Express und zum Priority Pass –
was spricht für und was gegen sie?
Gegen sie spricht eigentlich gar nichts.
Beim Priority Pass gibt es unterschiedli-
che Levels. Wirklich gratis und unbe-
grenzt kommt man nur mit dem Presti-
gepaket in die Lounges. Das kostet 399
Euro pro Jahr. Bei der American-Ex-
press-Platinum-Kreditkarte bekommt
man bis zu zwei Priority-Pass-Prestige-
Karten dazu und kann mit jeder Karte
noch eine zusätzliche Person mitneh-
men, also insgesamt bis zu vier Perso-
nen. Dafür sind allerdings die Kosten
für die American-Express-Platinum-
Kreditkarte mit 660 Euro pro Jahr auch
deutlich höher.

Der alljährliche Kampf um den Erhalt
des Vielfliegerstatus ist meist stres-
sig. Einige Airlines bieten für beson-
ders treue Kunden nun einen lebens-
langen Vielfliegerstatus an. Wie hoch
sind die Hürden dafür?
Viele Airlines bieten ganz offiziell einen
lebenslangen Status an, sobald eine be-
stimmte Anzahl an Statusmeilen einge-
flogen wurde. Bei Lufthansa Miles &
More ist das Ganze etwas geheimnisvol-
ler. Dort hat man nämlich keinen An-

spruch auf einen lebenslangen Vielflie-
gerstatus, doch der Senator wird in der
Regel lebenslang vergeben, wenn man
60 Jahre alt ist und die letzten zehn Jah-
re ohne Unterbrechung Senator war
und mindestens eine Million Statusmei-
len in dem Zeitraum eingeflogen hat.

Haben Sie so einen Lifetime-Status?
Nein, da wir über die besten Tricks bei
Vielfliegerprogrammen aus allen Flug-
allianzen berichten, bin ich selber auch
nicht einer Airline oder Allianz treu.
Für mich ist es immer wichtig, unter-
schiedliche Erfahrungen zu sammeln.
So gesehen würde ich die Voraussetzun-
gen für einen Lifetime-Status nie erfül-
len können.

Um den Frequent-Traveller-Status zu
bekommen, die niedrigste Stufe des
Vielfliegerprogramms Miles & More,
muss man jährlich 30 Linienflüge mit
Lufthansa oder einem anderen Miles-
&-More-Airline-Partner absolviert
haben. Geht denn das wirklich nicht
einfacher?
30 Flüge sind leider 30 Flüge. Die Zeit
dafür muss man schon aufbringen, aber
wenn man es richtig anstellt, kann man
viel Geld sparen. Etwa mit einer kleinen
Polenrundreise; LOT Polish Airlines
bietet oft sehr attraktive Tarife zwi-
schen Städten wie Warschau, Danzig
und Krakau an. Wer nicht sinnlos he-
rumfliegen will, sollte auf die extrem
günstigen Lufthansa-/Swiss-First-
Class-Sales warten, bei denen man für
2000 bis 2500 Euro den Frequent-Tra-
veller-Status ohne Probleme erreichen
und eine schöne Reise genießen kann.

Stichwort Upgrades: Vielflieger wis-
sen, wer in der Star Alliance, zu der
unter anderem Lufthansa gehört, bes-
te Upgrade-Chancen haben will,
braucht den sogenannten Star-Alli-
ance-Gold-Status, den man automa-
tisch mit dem Lufthansa-Senator-Sta-
tus hat. Wie bekommt man den?
Beste Chancen auf Upgrades muss man
zunächst etwas relativieren. Grundvo-
raussetzung ist, dass ein Flug in einer
Serviceklasse, zum Beispiel Economy-
class, überbucht ist. Nur dann kann es
überhaupt operative Upgrades geben.
Dann zählt als Erstes ein Topstatuslevel
bei der Airline selber. Wenn es also um
Upgrades bei Lufthansa geht, zählt ein
Senator-Status, der auch Star-Alliance-
Gold entspricht, mehr als etwa ein Tur-
kish-Airlines-Star-Alliance-Gold-Status.
Und wenn zwei Passagiere dasselbe Le-

vel haben, dann entscheidet die Wertig-
keit des gebuchten Tickets. Wer den
Lufthansa-Senator-Status nicht schafft,
weicht oft auf Programme aus, etwa Ae-
gean Miles+Bonus oder Turkish Airlines
Miles&Smiles, da dort die Qualifikati-
onshürden niedriger sind.

Und wie hoch sind die Flugkosten, um
den Lufthansa-Senator-Status zu er-
reichen?
Für den Senator-Status braucht man
100.000 Statusmeilen pro Kalenderjahr.
Um das zu erreichen, muss man etwa
25.000 Euro ausgeben – für regulär ge-
buchte Flüge. Mit Mileage Runs kann
man die für 100.000 Statusmeilen not-
wendigen Ausgaben auf 4000 bis 6000
Euro senken, und es reichen meist auch
weniger Flüge, da die besten Mileage
Runs in der Regel in sehr meilenträchti-
gen Buchungsklassen gebucht werden.

4000 Euro, das ist immer noch viel
Geld. Kann man eigentlich auch mit
einem sogenannten Error-Fare-Ticket
Statusmeilen einfliegen?
Ein Error Fare ist ein extrem niedriger,
weil falsch hinterlegter Ticketpreis im
Buchungssystem. Und wenn eine Air-
line ihn honoriert, was in mehr als 50
Prozent der Fälle so ist, dann erhält
man auch die vollen Statusmeilen für
den Flug. Allerdings sind solche Error
Fares sehr selten und werden von den
Airlines schnell korrigiert. Im Rahmen
unserer First Class & More App infor-
mieren wir per Push Message über sol-
che ungewöhnlich bepreisten Flüge.
Unser Highlight war Anfang 2019 ein Er-
ror Fare, der mehrfach angewandt den
Passagier für nur 3333 Euro von Null auf
den Senator-Status brachte.

Und was ist Ihr ultimativer Status-
meilensammeltipp für alle, denen bei
Miles & More am Jahresende noch ein
paar Meilen fehlen?
Es gibt zwei Varianten: Das eine sind
Business-Class-Flüge innerhalb von Eu-
ropa. Die Swiss bietet besonders attrak-
tive Tarife, die man nur in den Bu-
chungsklassen C, D oder J buchen soll-
te. Damit lassen sich zwischen 10.000
und 13.750 Statusmeilen sowie HON-
Circle-Meilen einfliegen. Wer lieber in-
terkontinental fliegen möchte, der soll-
te vor allem nach First-Class-Sales Aus-
schau halten, die oft als Partner-Tarife
angeboten werden. Hier lassen sich
1000 Lufthansa-Statusmeilen für im
Schnitt etwa 50 bis 70 Euro einfliegen –
und man kann das Ganze genießen.

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Senator-Status


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GETTY IMAGES

/ LUSHIK

Es ist nicht


leicht, einen


Vielflieger-Status


zu bekommen – und


ihn Jahr für Jahr


zu erhalten.


Wie das geht,


verrätMeilen-Profi


Alexander Koenig


im Interview


40


02.11.19 Samstag, 2. November 2019DWBE-VP1


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40 REISEN DIE WELT SAMSTAG, 2. NOVEMBER 2019


Foto: Sylt Marketing l Holm Löffler

Einst eine Notlösung, heute Kult von
der Insel: Der Sylter Jöölboom wird von
Jahr zu Jahr beliebter. Der traditionelle
Weihnachtskranz wird
aus Holz, Salzteig, Äpfeln
und immergrünem Blatt-
werk gefertigt. Er sollte
um das Jahr 1800 herum
den Weihnachtsbaum
ersetzen. Denn, anders als im übrigen
Europa, gab es auf der Nordseeinsel
kaum Bäume und schon gar keine Tan-

nen, die geschmückt in der guten Stube
festliche Stimmung verbreiten konnten.
Also wurde kurzerhand eine Alternative
gesucht und offenbar
auch gefunden. So ist zu-
mindest eine von meh-
reren Erklärungen für
die Entstehung des Jööl-
booms. Andere machen
skandinavische Einflüsse geltend, was
auch der Name „Jööl“ unterstreicht.
Woher auch immer diese schöne Tra-

dition des Jöölbooms stammt, heute
sind die Friesenbäume beliebter denn
je: Der Sylter Heimatverein bietet sogar
Kurse an, um beispielsweise die Salz-
teigfiguren dafür herzustellen. Denn am
schönsten sind immer noch die selbst-
gemachten Exemplare. Wer seinem
handwerklichen Geschick aber nicht
traut, wird auf der Internetseite sylti-
ges.de oder auf den gemütlichen Sylter
Weihnachtsmärkten fündig. Dort kann
man bei einem schönen heißen Punsch
in aller Ruhe zudem Kunsthandwerk be-
wundern, erste Geschenke aussuchen
und Praktisches finden, Leckereien kos-
ten und die gemütliche Atmosphäre der
Adventszeit genießen. Sollte es dann
noch ein wenig Frost geben oder gar
Schnee fallen, wirkt die Insel wie verzau-
bert. Geschmückte Häuser und Stra-
ßen, hübsch dekorierte Fenster und
heimeliger Lichterglanz stimmen auf
das bevorstehende Weihnachtsfest ein.

Abwarten und Tee trinken
Gerade in der kälteren Jahreszeit sind
heiße Getränke beliebt, besonders
Tee als „friesisches Nationalgetränk“.
Die Sylter Teeläden bieten ein breit-
gefächertes Sortiment an – für jeden
Geschmack die passende Sorte. Wo-
her sie stammen, wie diese am besten
wirken und wie sie richtig zuberei-
tet werden, können Interessierte bei
kurzweiligen Teeseminaren erfahren.
Natürlich wird dabei auch das eine
oder andere Tässchen verkostet. Infos
unter http://www.sylt.de oder bei den Anbie-
tern selbst.

Jölboom und Punsch


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