Die Welt - 02.11.2019

(Brent) #1
Wir brauchen beispielsweise Programme zur Sen-
sibilisierung und Fortbildung von Lehrern. Und
schließlich braucht es eine breite gesellschaftliche
Debatte. Wir benötigen alle diese Elemente zu-
gleich. Nur so können wir erreichen, dass sich die
Situation in Deutschland nicht verschlechtert.
TEICHTAL:Es heißt immer wieder, da seien Ein-
zeltäter am Werk. So war es auch in Halle. Das
stimmt einerseits, und andererseits stimmt es
nicht. Denn die Quelle des Hasses sind häufig die
immer gleichen Blogger im Internet. Die müssen
strafrechtlich verfolgt werden. Im Bildungsbereich
könnte die Politik auch noch mehr machen. Ich
spreche oft mit Lehrerinnen und Lehrern. Viele
wissen nicht, wie sie mit Antisemitismus an der
Schule umgehen sollen. Wir sollten Lehrende auf
allen Ebenen – an Schulen, Hochschulen, Univer-
sitäten – befähigen, Zeichen zu setzen. Zu erken-
nen, dass eine Schülerin oder ein Schüler unter
Diskriminierung leidet. Nicht nur bei jüdischen
Kindern, sondern bei allen Minderheiten. Mehr
Prävention heißt, dass wir mehr an die Zukunft
denken müssen. Erwachsene kann man nicht mehr
erziehen. Bei Kindern kann
man noch viel bewirken.

Haben wir uns in Deutsch-
land zu leicht damit abge-
fffunden, dass jüdische Ein-unden, dass jüdische Ein-
richtungen immer noch und
immer wieder Polizeischutz
benötigen?
ZIEMIAK:Wir haben zugelas-
sen, dass sich der Antisemitis-
mus in unserem Alltag ausge-
breitet hat, sei es durch den
AAAbdruck geschmackloser Kari-bdruck geschmackloser Kari-
katuren in großen deutschen
Tageszeitungen oder in einer
Diskussionsrunde an einer Be-
rufsschule, wo mir vor Kur-
zem ein Schüler erklärt hat,
bei allen internationalen Kri-
sen hätten die Juden ihre Fin-
ger im Spiel. Dass ein junger
Mensch so denkt, ist tragisch.
Noch tragischer ist, dass kein
Lehrer aufgestanden ist und
etwas gesagt hat.
TEICHTAL:Es fehlt allzu oft an Zivilcourage. Die
Mehrheit will Toleranz, sie will ein jüdisches Le-
ben in Deutschland. Aber die Frage ist, ob die Men-
schen bereit sind, in dem Moment, wo es darauf
ankommt, aufzustehen.

Sie sind von vier Arabisch sprechenden Män-
nern auf offener Straße beschimpft und be-
spuckt worden.
TEICHTAL: Ich habe Anzeige erstattet, aber die Er-
mittlungen sind eingestellt worden. Weil es „keine
eindeutige Tatzuordnung“ gebe, wie es im Juris-
tendeutsch heißt, da alle vier Verdächtigen die
AAAussage verweigert haben. Ich fordere die Politikussage verweigert haben. Ich fordere die Politik
daher auf, Gesetze so zu gestalten, dass sich die
Menschen vom Rechtsstaat tatsächlich geschützt
fffühlen.ühlen.

In den vergangenen Jahren sind viele Men-
schen aus arabischen, meist muslimischen
Ländern nach Deutschland gekommen. Wie
hat das die Lage verändert?
ZIEMIAK:WWWenn ein junger Mensch aus Syrienenn ein junger Mensch aus Syrien
blind vor Hass jemanden angreift in Berlin, ihn
mit einem Gürtel schlägt, ihn anspuckt, nur, weil
er Jude ist, dann ist das inakzeptabel und muss
mit den Mitteln des Rechtsstaats verfolgt und ge-
ahndet werden. Es gibt unterschiedliche Formen
von Antisemitismus. Der zugewanderte Antise-
mitismus ist eine Großaufgabe. Das darf aber
nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir auch ein-
heimischen Antisemitismus haben. Der Täter von
Halle war Deutscher.
TEICHTAL:Mich hat ein Imam in seine Moschee
eingeladen, allerdings mit der Prämisse, nicht über
die Schoah zu reden. Warum nicht, habe ich ihn
gefragt. Seine Antwort: Weil meine Leute keinen
Bezug zu dem Thema haben, wir sind dafür nicht
verantwortlich.

WWWie ist die Geschichte denn ausgegangen? Sindie ist die Geschichte denn ausgegangen? Sind
Sie in die Moschee gekommen und haben über
die Schoah gesprochen?
TEICHTAL:Ja. Am Ende war der Imam auch ein-
verstanden, und ja, wir haben das dann themati-
siert. Nach dem Attentat auf die Moschee in Neu-
seeland haben wir in der Jüdischen Gemeinde
Spenden für die Muslime dort gesammelt. Als die
Moschee in Reinickendorf gebrannt hat, war ich
am nächsten Tag da, obwohl mich keiner darum

gebeten hatte. So etwas macht eine Gesellschaft
zu einer Gesellschaft. Wir Juden wissen, was es
heißt, auf der Flucht zu sein, deshalb begrüßen wir,
dass dieses Land Flüchtlingen Schutz bietet. Viele
Einwanderer kommen aus Ländern, wo der Hass
gegen Israel und gegen Juden mit der Muttermilch
aaaufgenommen wird. Und dieser Hass wandert lei-ufgenommen wird. Und dieser Hass wandert lei-
der auch mit ein.

Treten wir in Deutschland diesem Hass ent-
schlossen genug entgegen?
ZIEMIAK:Uns ist es offenkundig zumindest noch
nicht gelungen, den richtigen Zugang zu finden,
wenn Menschen aus einem anderen Land zu uns
kommen, aus einem muslimischen Kulturkreis, wo
man meint, nichts mit der Schoah zu tun zu haben.
Diesen Menschen müssen wir erklären, dass es bei
diesem Thema auch um sie geht, nämlich um ihre
Zukunft in unserem Land. Denn erst sind es die
Juden, dann sind es die Muslime, dann sind es die
Homosexuellen, dann sind es die Frauen, dann
sind es diejenigen, die behindert sind, und so geht
es weiter. Antisemitismus ist Menschenhass. Da-

gegen müssen wir gemeinsam kämpfen. Und das
fffordert die CDU auch. Wir schlagen zum Beispielordert die CDU auch. Wir schlagen zum Beispiel
vor, dass Deutschunterricht für Zuwanderer, wo
immer möglich, an kulturelle und rechtsstaatliche
Inhalte geknüpft wird.

Die Frage ist doch auch, welche Signale von po-
litischer Seite gesendet werden. Die Bundesre-
gierung hat einen Antisemitismusbeauftrag-
ten, der Juden empfiehlt, in bestimmten Ge-
genden nicht mit Kippa auf die Straße zu ge-
hen. Die nationale Fluggesellschaft von Kuwait
kann in Deutschland problemlos israelische
Passagiere ablehnen. Und die antiisraelische
Terrororganisation Hisbollah ist in Deutsch-
land noch immer nicht vollständig verboten.
ZIEMIAK:In Deutschland sollte niemand Passagie-
re aus ethnischen oder religiösen Gründen ableh-
nen können.
TEICHTAL: AAAber leider ist es in Deutschland nichtber leider ist es in Deutschland nicht
verboten.
ZIEMIAK:Es sollte verboten werden, das ist meine
persönliche Meinung.
TEICHTAL:Genau solche Dinge verunsichern jüdi-
sche Bürger in Deutschland. Da-
mit meine ich nicht Sie persön-
lich, Herr Ziemiak. Aber ich un-
terhalte mich oft mit Politikern
in Deutschland, die dies und je-
nes nicht in Ordnung finden.
AAAber sie tun trotzdem nichts. Da-ber sie tun trotzdem nichts. Da-
durch sinkt das Vertrauen.

Eines der Argumente gegen ein
vollständiges Verbot der His-
bollah lautet ja, Deutschland
wwwürde dadurch Zugänge undürde dadurch Zugänge und
Kontaktmöglichkeiten zu der
Organisation verlieren.
Braucht eine Bundesregierung
einen guten Zugang zu einer
Terrormiliz, die die Existenz
des Staates Israel bedroht?
ZIEMIAK:Die Sicherheit und das
Existenzrecht des jüdischen
Staates Israel ist deutsche Staats-
räson. In Deutschland ist es ver-
boten, Kennzeichen der Hisbol-
lah in der Öffentlichkeit zu verwenden oder Geld
fffür die Organisation zu sammeln. Wer den militä-ür die Organisation zu sammeln. Wer den militä-
rischen Kampf der Hisbollah unterstützt, riskiert
in Deutschland eine Gefängnisstrafe. Mich treibt
etwas anderes um: In die UN-Hilfe für den Gaza-
streifen und die Westbank fließen auch erhebliche
Mittel aus Deutschland. Aber dort werden Lehrbü-
cher verwendet, die auch antisemitische Inhalte
verbreiten. Die nicht zum Frieden aufrufen. Das ist
fffür mich ein Problem. Das muss überprüft werden,ür mich ein Problem. Das muss überprüft werden,
und wo antisemitische Darstellungen vorhanden
sind, darf es keine Finanzierung mit deutschem
Geld geben.
TEICHTAL:Richtig. Aber man bekommt sehr
merkwürdige Antworten, wenn man fragt, warum
hohe deutsche Würdenträger der Islamischen Re-
publik Iran zu ihrem 40-jährigen Bestehen gratu-
lieren, obwohl deren Staatsführung immer wieder
zur Vernichtung Israels aufruft.
ZIEMIAK:Sie meinen den Bundespräsidenten.
TEICHTAL:Ich bin kein Politiker, aber ich weiß,
wie sich das für jüdische Bürger in Deutschland
anfühlt. Wie soll jemand Vertrauen fassen, der sich
eine Existenz in Deutschland aufgebaut hat und
dann hört, dass man im Namen seiner Regierung
einem Land gratuliert, das die Vernichtung Israels
fffordert?ordert?

Eine aktuelle Studie des Jüdischen Weltkon-
gresses zeigt, dass mehr als ein Viertel der gut
verdienenden Akademiker in Deutschland an-
tisemitische Haltungen haben. Hat Sie das
überrascht?
TEICHTAL:Ja. Zwar hatte ich schon vorher beob-
achtet, wie viele AfD-Mitglieder einen Doktortitel
haben. Aber dass so viele Akademiker mit einem
Jahreseinkommen über 100.000 Euro antisemi-
tisch denken, hat mich überrascht. Ich hätte mehr
von ihnen erwartet. Die Vermittlung von Wissen
reicht eben nicht aus. Bildung hat nur einen Ef-
fekt, wenn sie mit persönlicher Verantwortung
verbunden ist. Nur dann ist es wirklich Bildung.
Nur dann kann sich jemand als Führungskraft
fühlen.
ZIEMIAK:Mich hat es schockiert, aber nicht über-
rascht. Ich kenne das aus meinem eigenen Freun-
deskreis. Wenn ich etwa beim Abendessen von ei-
nem jüdischen Freund erzähle, dass er unglaublich
fffleißig und intelligent ist, dann antwortet jemand,leißig und intelligent ist, dann antwortet jemand,
ganz ohne nachzudenken: Ja, das sind sie doch alle.
TEICHTAL:AAAlso eine Pauschalisierung.lso eine Pauschalisierung.

ZIEMIAK:Genau. Auch wenn es sich auf den ers-
ten Blick um eine positive Pauschalisierung han-
delt. Scheinbar. Da werden bestimmte Dinge als
Charakterzüge zugeordnet, als Verhaltensweisen
einer Ethnie, einer Konfession oder eines Volks.
Das führt dazu, dass man ausgrenzen kann, auch
im Positiven. Denn dadurch sind „sie“ anders als
„„„wir“. Das ist nicht nur eine Frage von Wissensver-wir“. Das ist nicht nur eine Frage von Wissensver-
mittlung, sondern von Selbstreflexion.

AAApropos AfD: Aus der AfD kommen immer wie-propos AfD: Aus der AfD kommen immer wie-
der antisemitische Äußerungen und Relativie-
rrrungen des Holocaust. Dennoch gibt es etwa inungen des Holocaust. Dennoch gibt es etwa in
Thüringen Einzelne, die über eine Zusammen-
arbeit mit der Partei nachdenken. Ist die AfD
ein geeigneter Koalitionspartner für die CDU,
Herr Ziemiak? Kann sie es jemals sein?
ZIEMIAK:WWWer Antisemiten in seinen Reihen dul-er Antisemiten in seinen Reihen dul-
det, wer den Holocaust relativiert, der kann nie-
mals Partner der Union sein. Jeder, der das an-
ders sieht, hat in mir seinen entschlossensten
Gegner. Wir stehen zu unseren Werten und zu
unseren Beschlüssen. Deshalb sage ich es noch-
mals in aller Deutlichkeit: Eine Koalition oder an-
dere Formen der Zusammenarbeit mit der AfD
wird es nicht geben.

Führende Vertreter der AfD bestreiten, dass
die Partei antisemitisch sei, und betonen häu-
fffig ihre Solidarität mit Israel. Es gibt sogar eineig ihre Solidarität mit Israel. Es gibt sogar eine
AAArbeitsgemeinschaft von Juden in der AfD.rbeitsgemeinschaft von Juden in der AfD.
WWWie ernst nehmen Sie solche Sympathiebekun-ie ernst nehmen Sie solche Sympathiebekun-
dungen der Partei, Herr Rabbiner?
TEICHTAL:Diese Beteuerungen können gar nicht
ernst gemeint sein. Wenn man bedenkt, dass ein
einflussreicher Politiker der AfD das Holocaust-
Mahnmal als „Denkmal der Schande“ bezeichnet
und der Parteivorsitzende später erklärt, diese Per-
son repräsentiere die Mitte der Partei – wie sollen
wir da irgendeine Sympathiebekundung der AfD
ernst nehmen? Auch auf Länderebene beobachten
wir immer wieder, wie sich die AfD gegen jüdische
Positionen stellt. Niemand sollte sich über die
wahren Absichten der AfD täuschen lassen.

Bisweilen ist zu hören, es sei doch jetzt mal gut
mit dem Erinnern an den Holocaust, die jetzi-
gen Generationen hätten schließlich nichts da-
mit zu tun.
ZIEMIAK:WWWenn wir die Singularität der Schoahenn wir die Singularität der Schoah
relativieren, dann begehen wir ein Verbrechen an
künftigen Generationen. Die Schoah muss unver-
gessen bleiben. Gerade der jungen Generation
muss das bewusst werden. Ich verstehe nicht, wa-
rum nicht jeder, der in Deutschland die Schule ver-
lässt, ein Konzentrationslager besucht hat. Die
KKKultusministerkonferenz sollte dieses Thema vo-ultusministerkonferenz sollte dieses Thema vo-
rantreiben. Der verpflichtende Besuch von NS-Ge-
denkstätten sollte zum Pflichtprogramm in allen
Bundesländern gehören. Zudem plädiere ich dafür,
die Förderung für Austauschprogramme zwischen
deutschen und israelischen Jugendlichen weiter
aaauszubauen. Das haben wir als CDU auch zuletztuszubauen. Das haben wir als CDU auch zuletzt
im Bundesvorstand so besprochen. Auch stünde es
dem Deutschen Bundestag gut an, sein interparla-
mentarisches Austauschprogramm zu erweitern.
Wir haben ein solches Programm mit den USA, wo
jeder Bundestagsabgeordnete jedes Jahr einen Ju-
gendlichen aus seinem Wahlkreis vorschlagen
kann. Eine solche Kooperation sollten wir mit Is-
rael auf den Weg bringen.
TEICHTAL:Herr Ziemiak, Sie haben jetzt über die
Vergangenheit und die Gegenwart gesprochen.
Aber um wirklich einen Effekt zu haben, müssen
wir die jungen Leute in die Zukunft bringen. Und
die Zukunft heißt: Wissen mit Verantwortung. Ihr
seid das Deutschland von morgen und wenn ihr
möchtet, dass die Welt Vertrauen in dieses
Deutschland hat, dann müsst ihr heute einen Ort
daraus machen, an dem alle Menschen respek-
tiert werden. Die eben erwähnte Studie des Jüdi-
schen Weltkongresses hat gezeigt, dass Bildung
allein nicht ausreicht. Wir brauchen Orte der Be-
gegnung, weshalb wir in Berlin gerade im Rahmen
der von mir gegründeten Initiative „Solidarisch
gegen Hass“ einen jüdischen Campus bauen, wo
jüdisches Leben sichtbar und erlebbar wird. Wir
Juden dürfen uns nicht verstecken, das hat nie
was Gutes gebracht.

Dann ist der Ratschlag des Antisemitismusbe-
aaauftragten genau der falsche?uftragten genau der falsche?
TEICHTAL:AAAbsolut der falsche. Ohne Frage. Na-bsolut der falsche. Ohne Frage. Na-
türlich muss man auf die eigene Sicherheit achten
und darf sich nicht mutwillig einer Gefahr ausset-
zen. Aber grundsätzlich sollten wir nicht die Bot-
schaft vermitteln, wir hätten Angst. Wir sollten
mehr Selbstbewusstsein verbreiten, mehr Positi-
ves, ja, mehr Liebe. Das sollte unsere Antwort sein.

dass sich Indien stärker im multilateralen Ver-
bund einbringen wird.“ Der Premier habe das
mehrfach betont.
Indien ist in einer Phase, da es seine außenpoli-
tischen Ambitionen neu sortiert und gewichtet.
Dabei spielt das Verhältnis zu China die Schlüssel-
rolle. Für Merkel steht das Verhältnis der Länder
fffür einen Systemwettbewerb zwischen zwei ver-ür einen Systemwettbewerb zwischen zwei ver-
gleichbar wichtigen Milliardenvölkern. Bezogen
aaauf den Wohlstand breiter Massen wird der Wett-uf den Wohlstand breiter Massen wird der Wett-
bewerb aber gerade vom autokratischen China
und nicht vom demokratischen Indien für sich
entschieden. Deshalb will die Kanzlerin mithelfen,
die indische Wirtschaft zu stärken. Dabei sind die
Erfolge noch immer überschaubar. „Unsere Wirt-
schaftsbeziehungen haben zugenommen, sie
könnten noch besser sein“, sagt sie. Demokrati-
sche Entscheidungsprozesse brauchen eben Zeit,
in Deutschland wie in Indien.
In puncto Außenpolitik hat die Bundesregie-
rung mit Sorge registriert, dass sich China in Af-
ggghanistan verstärkt einbringt. Die Amerikanerhanistan verstärkt einbringt. Die Amerikaner
wollen ihre Präsenz dort zurückfahren, das ruft

aaauch Russland auf den Plan. Deutschland beob-uch Russland auf den Plan. Deutschland beob-
achtet, wie die Region von diesen Mächten in Ein-
ffflusssphären gegliedert wird. Hier kommt Indienlusssphären gegliedert wird. Hier kommt Indien
ins Spiel. Es ist nahe genug dran und groß genug,
um Einfluss auszuüben. Im Abschlussdokument
wird explizit darauf hingewiesen, dass man ge-
meinsam an einem „prosperierenden Afghanis-
tan“ arbeiten wolle. Wie? Das wird nicht beant-
wortet. Die Dokumente, die anlässlich der Regie-
rungskonsultationen verabschiedet wurden, for-
mulieren vor allem Absichtserklärungen und He-
rausforderungen.
Eine der größten, vor der speziell Neu-Delhi,
aaaber auch viele andere Megastädte in Indien ste-ber auch viele andere Megastädte in Indien ste-
hen, kann die Kanzlerin vor Ort riechen, schme-
cken, sehen, ob sie will oder nicht. Der Smog
hängt so unbeweglich in den Straßen und zwi-
schen den Häusern, dass der Aufenthalt im Freien
gesundheitsschädlich ist. Es sieht aus wie Novem-
ber in Deutschland, nur bei 30 Grad, und der Ne-
bel stinkt. Die Werte liegen an diesen beiden Be-
suchstagen um das Achtfache über dem zulässigen
Grenzwert. Dagegen sind die von hohen Fein-

staubwerten belasteten Kommunen in Deutsch-
land Luftkurorte. Premier Modi sieht in Deutsch-
land ein Vorbild in der Umwelttechnik. „Wir wol-
len im Bereich E-Mobilität, Brennstoffzellen,
Smart Cities, der Reinigung der Flüsse unsere Zu-
sammenarbeit verbessern“, sagt er. Merkel bietet
Deutschlands Hilfe an im Bereich Umwelttechno-

KKKanzlerin Angela Merkel und der indischeanzlerin Angela Merkel und der indische
Premier Narendra Modi in Neu-Delhi

DPA

/MICHAEL KAPPELER

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02.11.19 Samstag, 2. November 2019DWBE-HP


  • Belichterfreigabe: ----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe:
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DWBE-HP





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02.11.1902.11.1902.11.19/1/1/1/1/Pol4/Pol4 RWAHLISS 5% 25% 50% 75% 95%

DIE WELT SAMSTAG, 2. NOVEMBER 2019* POLITIK 7


YYYehuda Teichtalehuda Teichtal,1972 geboren in
New York, wuchs in einer traditio-
nellen jüdischen Familie auf. 1996
kam er nach Berlin. Dort ist er
Rabbiner der jüdischen Gemeinde
und Vorsitzender des Chabad-
Bildungszentrums. 63 Mitglieder
seiner Familie kamen im Holo-
caust um. Ende Juli dieses Jahres
wurde Teichtal Opfer eines anti-
semitischen Angriffs. Nach dem
Gottesdienst wurde er von Män-
nern auf Arabisch beschimpft und
bespuckt. Vor Kurzem stellte die
Staatsanwaltschaft das Ver-
fahren ein – weil die Täter nicht
eindeutig identifiziert werden
konnten. Eines seiner Kinder war
bei dem Vorfall dabei. Teichtal ist
Initiator der Kampagne „Solida-
risch gegen Hass“.

Zur Person


Seit fast einem Jahr ist Paul
ZiemiakGeneralsekretär der
CDU. Annegret Kramp-Karren-
bauer hatte den damaligen Vor-
sitzenden der Jungen Union als
ihren Nachfolger vorgeschlagen.
Ziemiak wurde 1985 im polnischen
Stettin geboren. 1988 zog er mit
seiner Familie nach Deutschland,
wo er in Iserlohn aufwuchs. Im
Alter von 14 Jahren trat er der
Jungen Union (JU) bei. 2012 wur-
de er Chef der Jungen Union in
Nordrhein-Westfalen, dem größ-
ten und mächtigsten aller Lan-
desverbände. Sein Jurastudium
brach Ziemiak ab. Seit 2017 ist er
Mitglied des Deutschen Bundes-
tages. Der 34-Jährige ist verhei-
ratet und hat zwei Kinder.

Zur Person


gelbasiertes Handelssystem glauben. Darüber hi-
naus versucht sie mitzuhelfen, dass das Kräfteun-
gleichgewicht in bestimmten Regionen nicht zu
groß wird.
Indien spielt dabei in Asien für die Kanzlerin ei-
ne zentrale Rolle. In Deutschland wird das Land
vor allem als Akteur im Kaschmir-Konflikt mit Pa-
kistan wahrgenommen. Das entspricht einer deut-
schen Neigung, Länder vor allem danach zu be-
werten, ob sie irgendwo Probleme machen. Für
Indien ist der Konflikt eine innenpolitische Ange-
legenheit. Außenminister Heiko Maas (SPD) ge-
stand den Indern diese Sicht der Dinge in einem
Interview am Anreisetag auch zu. Darüber berich-
teten Zeitungen sogleich auf Titelseiten. Nein, die
Bundesregierung ist sicher nicht gekommen, um
Indien diesbezüglich zu belehren. In der Ab-
schlusserklärung findet sich dazu kein Wort. Und
aaauch Merkel bleibt zurückhaltend. Sie werde Modiuch Merkel bleibt zurückhaltend. Sie werde Modi
sagen, dass man auf Deeskalation und auf Ent-
spannung setze, sagt sie vor dem Abendessen mit
dem Premier. Viel wichtiger ist ihr aber offen-
sichtlich etwas anderes: „Ich habe vernommen,

logien. Ferner müssten die Standards verbessert
werden. Bis Neu-Delhi aber wieder durchatmen
kann, wird es Jahrzehnte dauern.
Deutschland kann freilich auch noch etwas ler-
nen. Vielleicht sogar schneller. Unter dem
Schmunzeln der mitgereisten deutschen Minister
und Staatssekretäre wird eine Vereinbarung zur
aaakademischen Zusammenarbeit bei Ayurveda, Yo-kademischen Zusammenarbeit bei Ayurveda, Yo-
ga und Meditation verkündet. Auf indischer Seite
schaute man dabei keineswegs so amüsiert wie auf
deutscher. Ein ganzes Ministerium kümmert sich
schließlich um die Pflege von Yoga. Premier Modi
hat einen Welt-Yoga-Tag begründet. Dahinter
steckt aber weniger die Absicht, zur Entschleuni-
gggung der Menschheit beizutragen. Für den Natio-ung der Menschheit beizutragen. Für den Natio-
nalisten Modi, der das Hindutum als überlegen
betrachtet, dient dies auch der Popularisierung ei-
nes Hinduismus mit freundlichem Antlitz. In der
Politik geschieht halt nichts ohne Absicht.
Ob die Kanzlerin ein Faible für Yoga hat, ist
nicht bekannt. Solange sie noch im Amt ist, täte
aaaber ihren Kritikern bestimmt die ein oder andereber ihren Kritikern bestimmt die ein oder andere
YYYogastunde ganz gut.ogastunde ganz gut.

Interview in der Jüdischen Mädchenschule in Berlin: Yehuda Teichtal (2. v. r.)
und Paul Ziemiak (3. v. r.) mit WELT-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld (r.)
und WELT-Redakteur Daniel-Dylan Böhmer (l.)

M

ARTIN U. K. LENGEMANN/WELT

/

E


s ist ein Treffpunkt, an dem viel Ge-
schichte sichtbar wird. Zum WELT-
Interview kommen Rabbiner Yehuda
Teichtal und CDU-Generalsekretär
Paul Ziemiak in den Salon Berlin des
Museums Frieder Burda, der sich in der ehemali-
gen Jüdischen Mädchenschule im Herzen der Bun-
deshauptstadt befindet. Die erste Schule für jüdi-
sche Mädchen eröffnete 1835, wurde 1942 auf Be-
fffehl der Nazis geschlossen, in der DDR als Ober-ehl der Nazis geschlossen, in der DDR als Ober-
schule mit dem Namen Bertolt Brechts wieder in
Betrieb genommen und verfiel später. Heute bietet
sie unter anderem Galerien und Museen eine Hei-
mat. Im Salon Berlin kehrt das Gespräch immer
wieder zu der Frage zurück, welche Botschaft die
jüdisch-deutsche Geschichte für Menschen aus an-
deren Kulturen enthält.

VON DANIEL-DYLAN BÖHMER
UND DAGMAR ROSENFELD

WELT:Herr Rabbiner Teichtal, hat Deutsch-
land ein Antisemitismusproblem?
YEHUDA TEICHTAL:Ja, ein ganz großes. Antise-
mitismus hat in Deutschland immer geschwelt, in
den vergangenen Jahren ist er, auch durch den Auf-
stieg der AfD und die Zuwanderung aus muslimi-
schen Ländern, wieder offen zutage getreten.

Herr Ziemiak, teilen Sie die Ansicht von Rabbi-
ner Teichtal?
PAUL ZIEMIAK:Ja! Dass wir immer noch über die
Frage diskutieren, ob wir denn nun ein Antisemi-
tismusproblem haben oder nicht, ist ein Teil des
Problems. Antisemitische Taten haben in Deutsch-
land zugenommen, Juden werden auf offener Stra-
ße attackiert, jüdische Friedhöfe geschändet und
Synagogen angegriffen. Über diesen alltäglichen

e attackiert, jüdische Friedhöfe geschändet und
ynagogen angegriffen. Über diesen alltäglichen

e attackiert, jüdische Friedhöfe geschändet und

Antisemitismus haben wir als Gesellschaft aber
aaauch als Politik zu oft hinweggesehen. Durch dasuch als Politik zu oft hinweggesehen. Durch das
fffurchtbare Attentat von Halle ist das Thema jetzturchtbare Attentat von Halle ist das Thema jetzt
wieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

urchtbare Attentat von Halle ist das Thema jetzt
ieder in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.

urchtbare Attentat von Halle ist das Thema jetzt

Und dort muss es auch bleiben.

Nach Halle hat die deutsche Politik ein „nie
wwwieder“ versprochen. Wird es ein „nie wieder“ieder“ versprochen. Wird es ein „nie wieder“
geben?
ZIEMIAK:Das muss unser Anspruch sein. Aber zu
glauben, die Frage des Antisemitismus könne nur
durch gut gemeinte Reden oder einen Beschluss
im Deutschen Bundestag gelöst werden, ist naiv.
TEICHTAL:Der Tod zweier Menschen in Halle
durch einen von Hass getriebenen Mörder ist ein
ganz, ganz, ganz großer Schmerz. Das Leben aller
Menschen ist heilig, egal welcher Religion sie an-
gehören. Ich habe mit meiner Gemeinde mit 600
Menschen in Berlin den Jom-Kippur-Gottesdienst
gefeiert, als ein Polizist zu uns in die Synagoge
kam und mich informierte, dass in Halle etwas
passiert sei. Ich machte mir große Sorgen, weil ei-
nige Mitglieder unserer Gemeinde nach Halle ge-
fffahren waren, um die Gemeinde dort zu unterstüt-ahren waren, um die Gemeinde dort zu unterstüt-
zen. Der Vorbeter dort war mal einer meiner Schü-
ler. Den Gemeindevorsitzenden kenne ich auch
seit vielen Jahren. Der Gottesdienst am Jom Kip-
pur dauert den ganzen Tag. Erst in der Pause, so
um 15.30 Uhr, 16.00 Uhr haben wir Details erfah-
ren. Da haben wir dann gemeinsam gebetet.

WWWas haben Sie gebetet?as haben Sie gebetet?
TEICHTAL:Den 20. Psalm, einen Psalm Davids.
Ein besonderes Gebet, das man in Notlagen
spricht, bei Schicksalsschlägen. So haben wir ei-
nerseits die große Trauer über die Getöteten aus-
gedrückt, aber gleichzeitig die große Dankbarkeit
fffür das Wunder, dass nicht noch mehr Menschenür das Wunder, dass nicht noch mehr Menschen
ums Leben gekommen sind. Dass der Täter seine
schlimmen Pläne nicht ganz erfüllen konnte.

AAAls Reaktion auf das Attentat ist vor allem überls Reaktion auf das Attentat ist vor allem über
Sicherheitsmaßnahmen gesprochen worden.
Ist das nicht ein etwas begrenzter Ansatz?
ZIEMIAK:Der Schutz von Synagogen und jüdi-
schen Einrichtungen ist absolut wichtig, und es ist
gggut, dass die Sicherheitsbehörden sich kümmern.ut, dass die Sicherheitsbehörden sich kümmern.
Die Landeskriminalämter und das Bundeskriminal-
amt haben alle jüdischen Einrichtungen erneut
üüüberprüft und den Objektschutz verbessert. Aberberprüft und den Objektschutz verbessert. Aber
damit bekämpft man nicht die Ursache des Pro-
blems. Zum einen müssen wir uns fragen, was die
Sicherheitsbehörden brauchen, um die Netzwerke
zu bekämpfen, aus denen solche Täter kommen. Da
geht es um die technische Überwachung und die
notwendige Schaffung weiterer rechtlicher Grund-
lagen. Es geht um das Vorgehen gegen Gruppen,
die sich zunehmend radikalisieren, um antisemiti-
sche Bewegungen wie jene zum Boykott israeli-
scher Produkte oder um rechtsradikale Netzwerke.
Wir müssen aber auch die Prävention verbessern.

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