Focus - 02.11.2019

(Barré) #1
WIRTSCHAFT

58 FOCUS 45/2019

F

ünfzehn Minuten hat Claudio
Kastner, 46, jetzt Zeit. Der Bus-
unternehmer aus Berlin soll auf
gelbe Klebezettel schreiben,
wie künstliche Intelligenz (KI)
seine Firma verändern könn-
te. „Flotte auslasten“ notiert
Kastner auf einem der Zettel, „Überblick:
Wer ist wo?“ auf einem anderen. Dann
ertönt ein Gong, die Aufgabe ist beendet.
Kastner ist einer von fast zwei Dutzend
Mittelständlern, die an diesem Tag Ende
Oktober auf dem historischen Industrie-
gelände in der Berliner Siemensstadt

In Workshops will die Bundesregierung mittelständischen Unternehmern die


Technik der Zukunft beibringen. Kann das gelingen? Ein Ortstermin


Künstliche Intelligenz sucht Mittelstand


zusammengekommen sind. Hier, in
einem hellen Raum, erleben sie eine
Premiere: einen der ersten Workshops,
mit denen Bundeswirtschaftsminister
Peter Altmaier (CDU) dem Mittelstand
die künstliche Intelligenz näherbringen
will. Insgesamt drei Milliarden Euro stellt
die Regierung bis 2025 für KI bereit,
unter anderem für solche Workshops.
Unterstützt wird sie in Berlin vom Bun-
desverband mittelständischer Wirtschaft
(BVMW).
Die Initiative scheint dringend nötig.
Nur zehn Prozent der deutschen Indus-

trieunternehmen nutzen laut einer Studie
des Instituts der deutschen Wirtschaft KI.
Dabei weist die Technologie „ein erheb-
liches Potenzial für die deutsche Wirt-
schaft“ auf, schreiben die Autoren. Sie
kann Daten vernetzen, Prozesse beschleu-
nigen, kurzum: für mehr Geschäfte und
damit Gewinne sorgen.
Einen halben Tag lang sollen Kastner
und die anderen Mittelständler nun ler-
nen, was KI eigentlich ist – und wie Unter-
nehmen vom Einsatz der Algorithmen
profitieren können. Die Meister im Mit-
telstand gehen noch mal in die Lehre: Sie

Wo geht’s hier zur KI?
Teilnehmer des Work-
shops in einem Siemens-
Gebäude in Berlin
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