DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DONNERSTAG,31.OKTOBER2019 THEMA DES TAGES 3
ner weiteren Phase würde der
Justizausschuss übernehmen
und womöglich weitere Zeugen
vorladen. Fraglich ist, wie sich
das Weiße Haus künftig verhal-
ten wird. Die bisherigen Ermitt-
lungen werden von dessen Füh-
rung blockiert.
Umso schmerzhafter ist für
Trump die Tatsache, dass mit
Oberstleutnant Alexander Vind-
man, dem Top-Ukraine-Experten
im Nationalen Sicherheitsrat, ein
eigener Mitarbeiter am Dienstag
nichtöffentlich im Kongress aus-
sagte. Vindman sprach in Uni-
form samt Orden zehn Stunden
lang mit den Abgeordneten. Er
äußerte unter anderem seine gro-
ße Besorgnis über Trumps Tele-
fonat mit Selenskyj im Juli, das er
im Lagezentrum des Weißen
Hauses live mitgehört hatte. Als
„nicht angemessen“ habe er den
Inhalt des Telefonats erachtet,
sagte Vindman, mit Blick darauf,
dass Trump seinen ukrainischen
Amtskollegen zu Ermittlungen
gegen einen innenpolitischen Ri-
valen aufgerufen hatte. Dies un-
tergrabe die nationale Sicherheit
der USA. Er habe seine Einschät-
zung damals einem Vorgesetzten
zur Kenntnis gegeben.
In dem vom Weißen Haus Ende
September veröffentlichten „Me-
morandum“ zu dem Telefonat
fffehlten essentielle Teile des Ge-ehlten essentielle Teile des Ge-
spräches, sagte Vindman weiter.
Er habe seinerzeit den Entwurf je-
nes Dokuments ergänzt, die Ände-
r habe seinerzeit den Entwurf je-
es Dokuments ergänzt, die Ände-
r habe seinerzeit den Entwurf je-
rungen seien indes nicht berück-
sichtigt worden. Vindman kriti-
sierte zudem das Agieren des
amerikanischen Botschafters bei
der EU, Gordon Sondland, in der
Sache. Dieser habe bei einem in-
ternen Treffen am 10. Juli darauf
gedrungen, dass die Ukraine Er-
mittlungen zu den Bidens voran-
treibe. Sondland ist ein Großspen-
der für Trumps Kampagne. So üb-
lich es immer war, dass Präsiden-
ten politische „Freunde“ zu Bot-
schaftern machten, hat deren Zahl
bei Trump einen Rekord erreicht.
Wütend reagierte der Präsi-
dent auf die Aussagen von
Oberstleutnant Vindman. Er be-
zeichnete diesen als einen „Ne-
ver Trumper“, also als jemanden,
der stets gegen ihn gearbeitet ha-
be. Vindman selbst hatte im Aus-
schuss jede parteipolitische In-
tention seiner Aussage zurückge-
wiesen. Die Tatsache, dass ein er-
fahrener und dekorierter Militär
wie er, unter anderem verwundet
bei einem Einsatz im Irak, nun
gegen Trump aussagt und von
diesem attackiert wird, macht die
Sache für die Republikaner
höchst heikel. Liz Cheney aus der
republikanischen Fraktionsfüh-
rung im Repräsentantenhaus for-
derte bereits, man möge Vind-
mans Patriotismus und Ernsthaf-
tigkeit nicht in Abrede stellen.
Vindman verkörpert eine ameri-
kanische Bilderbuchbiografie.
Der heute 40-Jährige war im Al-
ter von drei Jahren mit seinem
Zwillingsbruder, seinem Vater
und der Großmutter aus Kiew in
die USA eingewandert. Vindman
wurde Soldat, er studierte in
Harvard und wurde Ukraine-Ex-
perte im Nationalen Sicherheits-
rat. Gut möglich, dass Vindman
in den nächsten Wochen wieder
als Zeuge vorgeladen wird – dann
vor laufenden Kameras.
VIA REUTERS
/ WHITE HOUSE
Der Wirtschaftspodcast
Jede Woche neu.
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tig wäre, aber im heutigen Ame-
rika nicht durchsetzbar ist.
Bleibt Amy Klobuchar, die
Senatorin aus Minnesota, die
sich als Kandidatin der Ver-
nunft, der Mitte und der Mäßi-
gung empfiehlt. Das kleine Pro-
blem ist, dass sie außerhalb von
Minnesota kaum jemand kennt.
Pete Buttigieg und Kamala Har-
ris gehören zu den interessan-
teren Kandidaten. Buttigieg ist
ein offen schwuler Bürgermeis-
ter aus dem Mittleren Westen,
ein Veteran des Afghanistan-
krieges, der viele Sprachen
spricht und über außenpoliti-
schen Sachverstand verfügt.
Kamala Harris eine Jungsenato-
rin aus Kalifornien, die sich als
Staatsanwältin in San Francisco
einen Namen gemacht hat.
Damit bleiben drei Spitzen-
kandidaten übrig: Biden, War-
ren, Sanders. Über diese drei ist
zunächst zu sagen, dass ihr Al-
ter – zusammengerechnet – 224
Jahre beträgt. Bernie Sanders,
78, bezeichnet sich selber als
Sozialisten. Besonderes Kenn-
zeichen: eine vom Brüllen hei-
sere Stimme. Neulich erlitt er
einen Herzinfarkt; seine Haupt-
aufgabe bei einer Debatte, die
kurz danach im Fernsehen über-
tragen wurde, bestand in dem
Beweis, dass er gesundheitlich
wieder auf dem Damm sei.
Sanders’ Anhänger, von de-
nen viele jung sind, schwören
auf ihn wie auf einen Guru.
Manche von ihnen werden
2020 für den Fall, dass Sanders
E
igentlich, so sollte man mei-
nen, ist nichts leichter, als
Donald Trumpin den Präsi-
dentschaftswahlen im kommen-
den Herbst zu schlagen. Der Mann
hat nie auch nur die geringste An-
strengung unternommen, seine
Gegner für sich zu gewinnen. Ob-
wohl es den Amerikanern wirt-
schaftlich relativ gut geht, bleibt er
laut allen Meinungsumfragen zu-
tiefst unpopulär. Als er neulich in
Washington bei einem Base-
ballspiel auftrat, erreichten die
Buhrufe 100 Dezibel; manche
Sportfans stimmten „Lock him
up!“ (Sperrt ihn ein!) an – eine Re-
tourkutsche für die Sprechchöre,
die auf Kundgebungen seiner An-
hänger zu vernehmen sind.
VON HANNES STEIN
Die Unterstützung für das
Amtsenthebungsverfahren, das die
Demokraten im Repräsentanten-
haus gegen diesen Präsidenten
eingeleitet haben, ist quasi über
Nacht nach oben geschnellt. An
diesem Donnerstag soll das Parla-
ment darüber entscheiden. Nicht
nur Demokraten, auch Unabhängi-
ge und sogar eine Handvoll Repu-
blikaner unterstützen das Im-
peachment (oder wenigstens An-
hörungen dazu). Trumps Be-
schluss, die amerikanischen Trup-
pen aus Syrien weitgehend zurück-
zuziehen und die kurdischen Ver-
bündeten im Stich zu lassen, wur-
de nicht nur von Demokraten, son-
dern auch von Republikanern
scharf verurteilt. Man müsste sich
also schon richtig Mühe geben, um
Trump nächstes Jahr gewinnen zu
lassen. Allerdings sieht es so aus,
als wären die Demokraten fest ent-
schlossen, just diese Anstrengung
zu unternehmen.
Betrachten wir die Liste der 18
demokratischen Präsidentschafts-
anwärter, die gern gegen Trump
antreten würden. Streichen wir
zunächst jene, die in Umfragen na-
hezu null Prozent der Stimmen be-
kommen (Leute wie Marianne Wil-
liamson, die Autorin spiritueller
Ratgeberbücher, oder den Unter-
nehmer Tom Steyer). Dann blei-
ben folgende Kandidaten übrig:
Joe Biden, Elizabeth Warren, Ber-
nie Sanders; dann Pete Buttigieg
und Kamala Harris; ferner auch
noch Andrew Yang, Beto O’Rour-
ke, Amy Klobuchar, Cory Booker.
Es ist eine ziemlich katastropha-
le Liste. Fangen wir von hinten an
und arbeiten uns nach oben durch.
Also: Yang, O’Rourke und Booker
haben keine ernsthafte Chance.
Cory Booker, der ehemalige Bür-
germeister von Newark und jetzige
Senator des Bundesstaates New
Jersey, ist ein netter Mensch, aber
es ist ihm nie gelungen, sich zu
profilieren. Andrew Yang ist ein
absoluter Außenseiter, der interes-
sante Dinge über Mindesteinkom-
men sagt, aber nie verstanden hat,
wie Politik funktioniert. Beto
O’Rourke würde gern alle halbau-
tomatischen Waffen beschlagnah-
men, was wahrscheinlich vernünf-
nicht der Präsidentschaftskan-
didat wird (was ziemlich wahr-
scheinlich ist), die Wahl aussit-
zen. Elizabeth Warren, 70, hat
Sanders bei den linken Demo-
kraten mittlerweile den Rang
abgelaufen. Ihr besonderes
Kennzeichen ist der Slogan: „I
have a plan for that“(Ich habe
einen Plan dafür). Aus uner-
findlichen Gründen möchte die
Senatorin aus Massachusetts
vor allem für eine Bürgerversi-
cherung kämpfen (anstelle von
Obamacare, das ihr nicht weit
genug geht). Allerdings konnte
sie nie erklären, wie sie eine
solche Bürgerversicherung
denn bezahlen möchte.
Elizabeth Warrens schwers-
tes Handikap ist aber, dass sie
die schwarzen Amerikaner (und
andere Minderheiten) kaltlässt.
Neulich hatte sie eine Wahl-
kampfveranstaltung in New
York. Die Stimmung war gut,
aber man sah in der Menge
kaum ein Gesicht, das nicht
weiß gewesen wäre. Dabei sind
Schwarze und Latinos in New
York längst in der Mehrheit. Al-
les spitzt sich somit auf Joe Bi-
den,76, zu. Obamas ehemaliger
Vizepräsident kann sowohl bei
Weißen im Mittleren Westen
als auch bei Schwarzen in den
amerikanischen Innenstädten
punkten. Seine tragische Fami-
liengeschichte – Bidens erste
Frau und seine kleine Tochter
starben bei einem Autounfall;
sein Sohn Beau erlag einem
Krebsleiden – verleiht ihm die
Fähigkeit, mit großer Empathie
auf Leute zuzugehen, die vom
Schicksal gebeutelt wurden.
Das Problem beginnt, wenn er
den Mund aufmacht und vom
vorgeschriebenen rhetorischen
Pfad abweicht: Er tritt dann re-
gelmäßig in Fettnäpfe.
Das Aufgebot, das die Demo-
kratische Partei gegen Donald
Trump ins Rennen schickt, ist
also insgesamt kläglich – zu alt,
zu weiß, zu abgehoben von der
Realität.
Trumps Gegner sind ein Witz
US-Präsident scheint besiegbar zu sein – aber kein Demokrat überzeugt
JJJoe Biden will Präsident deroe Biden will Präsident der
VVVereinigten Staaten werdenereinigten Staaten werden
REUTERS
/ SAM WOLFE