Die Welt - 09.11.2019

(ff) #1

I


n den Rechnern der 3-D-Studios rat-
tern Ventilatoren, damit die Grafik-
prozessoren nicht durchschmoren,
wenn hyperrealistische Architekturvi-
sualisierungen gerendert werden. Im


  1. Jahrhundert war Manpower gefragt.
    Aber auch Don Enrico Hugford wird
    sich Luft verschafft haben müssen, um
    seine Scagliolezu schaffen – ein Hoch-
    leistungsjob. Der Sohn eines engli-
    schen Uhrmachers zog sich dafür in
    die kühle Stille des Benediktinerklos-
    ters Vallombrosa bei Florenz zurück.


VON MARCUS WOELLER

Hugford, der 1743 dort auch Abt wur-
de, hat seine Renderings nicht am
Computer erschaffen, sondern mit
Gips, Pigment und Knochenleim. Nur
wenige Künstlerhandwerker be-
herrschten die Scagliola-Technik, mit
der täuschend echter Stuckmarmor für
Kircheneinrichtungen hergestellt wur-
de. Der 1695 in Livorno geborene Hug-
ford aber hat das Kunsthandwerk per-
fektioniert. Eigentlich im Dienste der
Medici tätig, fertigte er die detaillier-
ten Hafenszenen und Veduten für ar-
chitekturbegeisterte Engländer auf ih-
rer Grand Tour. Scagliola-Bilder waren
Toskana-Souvenirs, deren origineller
Charakter besonders auf der briti-
schen Insel geschätzt wurde.
Das Auktionshaus Lempertz konnte
nun ein Konvolut von neun Platten ak-
quirieren. Laut einer Expertise können
sie den letzten Lebensjahren Hugfords
(er starb 1771) und seiner Werkstatt zu-
geschrieben werden. Der Kunsthistori-
ker und ehemalige Direktor des Deut-
schen Historischen Museums in Berlin

Hans Ottomeyer beurteilt die Platten
als „weiter entwickelt als Hugfords sig-
niertes Werk“. Die Tafeln seien „nicht
nur ein Zeugnis des hohen Niveaus der
späten Scagliola-Technik, sondern
auch ein kühnes Statement in der Ent-
wicklung der Kunstgeschichte“. Lem-
pertz ruft sie in der Kunstgewerbeauk-
tion (am 15.November) zum Schätz-
preis von 600.000 Euro auf.
Mit knapp 200 Stücken Silber star-
tet die Versteigerung im Kölner
Stammhaus. Aus einer französischen
Sammlung kommt ein Renaissance-
becher mit allegorischen Medaillons
der christlichen Tugenden Glaube (der christlichen Tugenden Glaube (der christlichen Tugenden Glaube (fi-fi-
des) und Liebe (caritas), zu denen sich
statt der Hoffnung die weltliche Klug-
heit (heit (heit (prudentiaprudentia) gesellt. Ein Kölner
Meister hat das 300 Gramm schwere
Gefäß um 1650 geschmiedet (10.000
bis 15.000 Euro). In der Marge moder-
nen Silbers gefällt das zehnteilige Ser-
vice No. 2 der Kopenhagener Manufak-
tur von Georg Jensen. Der Jugendstil-
entwurf von 1905 mit Magnolienblü-
ten, Krötenfüßen und Elfenbeingriffen
wurde in den Zwanzigern ausgeführt
(20.000 bis 25.000 Euro).
Auf 250.000 bis 350.000 Euro ist die
Darstellung der heiligen Theresa von
Avila geschätzt – das Hauptlos der
Auktion von Gemälden und Zeichnun-
gen des 15. bis 19. Jahrhunderts (am
16.November). Auch weil sie Peter
Paul Rubens zugeschrieben wird. Der
Direktor des Antwerpener Rubenshuis,
Ben van Beneden, hat die Authentizität
bestätigt. Das Gemälde der verzückt
vor einer Taube (dem Heiligen Geist)
knienden Karmeliterin war nur von Fo-
tos bekannt, seit es in den Fünfzigern

in eine englische Sammlung ging. 2013
versteigerte es Christie’s in London
noch als Werkstattbild für rund 50.000
Pfund. Eine größere Version hängt im
Rotterdamer Museum Boijmans van
Beuningen.
Ebenfalls im frühen 17. Jahrhundert
entstand ein caravaggesk beleuchtetes
Wildbretstillleben mit großer Beute:
Ente, Schnepfe, Rebhuhn, Feldhase lie-
gen tot auf einem Tisch. Das quickle-
bendige Eichhörnchen dahinter
scheint sich zu wundern, warum dem

Jäger auch Eisvogel und Dompfaff vor
die Flinte geraten sind. Über die Male-
rin Clara Peeters weiß man wenig, ob-
gleich sie bedeutende Stillleben schuf,
von denen das exquisiteste im Prado in
Madrid aufbewahrt wird. Lempertz
versteigert die mit Clara P. signierte
Öltafel zum Schätzpreis von 200.000
bis 260.000 Euro.

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09.11.19 Samstag, 9. November 2019DWBE-VP1


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DIE WELT SAMSTAG,9.NOVEMBER2019 KUNSTMARKT 35


P e lz m a c h t
F röh l i c h

S c häf f l e r s t r aße 5 a Mün c h e n
w w w. p e lza t e l i e r. c o m

A T E L I E R

P E L Z E

Deko im Antik-Stil
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Berthe Morisot, Mädchen auf der Wiese (Mlle Isabelle Lambert), 1885, Ordrupgaard, Kopenhagen, Foto: Anders Sune Berg

IM


PRES


SIO


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MUS


Meisterwerke


aus der Sammlung


Ordrupgaard


€. November …†‡ˆ


bis ‡. März …†…†


ELSE SCHNABEL

Moderne & Zeitgenössische Kunst


  1. November 2019 | Besichtigung: 15. – 18.11.2019


Max Beckmann (1884 - 1950), „Judith und Holofernes“, 1912.

Online-Kataloge | http://www.auction.de

WEITERE
AUKTIONEN

KUNSTMARKT


KUNST &
ANTIQUITÄTEN

UHREN &
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AUSSTELLUNGEN KUNSTAUKTIONEN


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V


an Ham eröffnet die Kölner
AAAuktionswoche (am 13. unduktionswoche (am 13. und
1 4.November). Der Katalog für
alte Kunst offenbart eine gewisse Un-
sicherheit in der Ansprache des drin-
gend gesuchten Sammlernachwuch-
ses. Er gliedert sich nicht nach kunst-
historischen Gesichtspunkten, son-
dern folgt einer marktschreierischen
Marketinglogik. „Crazy“, „Beauty“
oder „Meditation“ heißen die Kapitel.
Da finden sich dann tanzende Bauern
auf einem Genrebild von Adriaen van

Ostade (20.000 bis 30.000 Euro), eine
Statuette der Keuschheit von dem spä-
ter bei den Nazis beliebten Ernst Se-
ger (1500 bis 1800 Euro), aber auch ein
Christuskopf von Anthonis van Dyck,
der in München zurzeit museal wie
kommerziell ausgestellt wird.
Hauptlos „History“: „David mit
dem Haupt des Goliath“ wurde erst

kürzlich Guercino zugeschrieben und
kommt so nobilitiert auf eine Taxe von
1 00.000 bis 150.000 Euro. In derselben
Schublade liegen aber auch Kosaken-
reiter in Bronze und in Öl auf Lein-
wand. Dass Kinder immer gehen, gilt
auch bei Auktionen. Die Offerte „Chil-
dren“ umfasst Kitsch vom eigentlich
kritisch-realistischen Russen Konstan-
tin Makowski (280.000 bis 350.000
Euro), vom Biedermeiermaler Carl
Oesterley oder vom Kindermaler Felix
Schlesinger (vierstelliger Bereich).
In der Zusammenstellung gehen
manche Lose unter, wie die impressio-
nistische „Family“-Bronze „Mutter und
Kind“ von Paul Troubetzkoy (20.000 bis
3 0.000 Euro), ein düsteres „Beauty“-
Selbstbildnis des badischen Hofmalers
Otto Propheter (2500 bis 3000 Euro)
oder der Entwurf für ein Wandbild, den
Johann Tielker nach einer China-„Jour-
ney“ (600 bis 800 Euro) zeichnete.
Im traditionell sortierten Kunstge-
werbekatalog bekommt die Firma
Goldscheider einen Großeintrag. Die
Wiener Keramikmanufaktur hat in
den Zwanzigern die Frau an sich und
manch besondere Frauen als selbst-
bewusste Wesen entdeckt und im Art-
déco-Geschmack in Szene gesetzt.
AAAus hessischem Privatbesitz kommenus hessischem Privatbesitz kommen
nun einige Exemplare unter den
Hammer: Der „Maskentanz“ der Tän-
zerin Rita Zabelkow (20.000 bis
2 5.000 Euro), der „Gefangene Vogel“,
den Niddy Impekoven tanzte oder die
Großfigur „Ruth“, ein Porträt der
amerikanischen Choreografin Ruth
St. Denis, die schon Hugo von Hof-
mannsthal „unvergleichlich“ fand.
MARCUS WOELLER

MESSEN

Designbörse Berlin


geht ins neunte Jahr


Mid-century-Design ist beliebt, um
die bürgerlichen Altbauwohnungen
von Berlin zu möblieren, aber auch
als Sammlerstück. Die darauf spezia-
lisierte Designbörse Berlin hat sich
mittlerweile vom Flohmarkt zur Mes-
se gewandelt, auf der bei 50 interna-
tionalen Händlern Originale erwor-
ben werden können und an der sogar
Auktionshäuser wie Dannenberg aus
Berlin oder Quittenbaum aus Mün-
chen teilnehmen. Neben Klassikern
wie Mies, Panton oder den Eames’
wird der amerikanische Möbelbauer
George Nakashima gezeigt. Im 2000
Quadratmeter großen Loewe-Saal in
einem Industriegebäude von Alfred
Grenander in Berlin-Moabit haben sie
alle vom 15. bis 17. November den
würdigen Auftritt.

GALERIEN

Blain und Southern
gehen getrennte Wege

Die Inhaber der Galerie Blain South-
ern trennen sich. Während sich Gra-
ham Southern zur Ruhe setzen will,
will Harry Blain an den Orten Lon-
don, Berlin und New York weiterma-
chen. Beide hatten sich nach dem
Verkauf der Kunsthandlung Haunch
of Venison an Christie’s 2013 als Gale-
risten neu erfunden. Zuletzt gab es
aber Unmut. Das erst 2017 zu Blain
Southern gewechselte Künstlerpaar
Jake und Dinos Chapman kehrte
ihnen den Rücken. Und auch der
Maler Sean Scully hat die Galerie
kürzlich verlassen.

KOMPAKT


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KKKühne ühne STATEMENTS des Kunsthandels


In Köln werden Bieter für klassische Werke und Kunstgewerbe gesucht:


Lempertz lockt Sammler mit klingenden Namen und origineller Technik


Van Ham sortiert sich neu. Alte Kunst kommt


jetzt ganz jung daher, und getanzt wird auch


KKKommt als Paar zum Schätzpreis 100.000 bis 130.000 Euro: Stillleben mitommt als Paar zum Schätzpreis 100.000 bis 130.000 Euro: Stillleben mit
Musikinstrumenten von dem Barockmaler Bartolomeo Bettera bei Lempertz
LEMPERTZ.COM

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