Die Welt - 09.11.2019

(ff) #1
Woran erkennt man diese Portale?
Zum Beispiel am Qualitätssiegel des
Deutschen Ferienhausverbandes. Wir
raten Urlaubern außerdem, nie den
gesamten Preis für die Ferienwohnung
oder das Ferienhaus zu überweisen.

Das heißt, mit einer gewissen Unsi-
cherheit muss man bei Buchungen
über Internetportale immer leben.
Warum raten Sie Urlaubern dann
nicht einfach, die Ferienwohnung im
Reisebüro zu buchen?
Als Gast kann ich eine Ferienwohnung
zwar über das Reisebüro buchen, habe
dann aber auch nicht mehr Sicherheit,
sofern es sich nur um diese einzelne
Leistung handelt. Erst bei Buchung ei-
ner Kombination von mehreren Reise-
leistungen zu einem Pauschalpreis, et-
wa Unterkunft plus Bahnticket, han-
delt es sich um eine Pauschalreise.
Und nur dann können Gäste im Streit-
fffall vom Reiseveranstalter etwas zu-all vom Reiseveranstalter etwas zu-
rückfordern.

Gesetzt den Fall, die über ein Inter-
netportal gebuchte Ferienunterkunft
existiert, sie sieht aber nicht so aus,
wie im Inserat beschrieben. Oder sie
hat Mängel oder ist verdreckt. Kön-

nen Urlauber dann Geld vom Vermie-
ter zurückfordern?
Das ist nicht so leicht, denn privat ver-
mietete Ferienwohnungen unterliegen
dem Mietrecht. Das heißt, wer sich als
Mieter einer Ferienwohnung geprellt
fffühlt und finanziellen Ausgleich for-ühlt und finanziellen Ausgleich for-
dert, muss diesen auf privatrechtli-
chem Weg einklagen. Was Zeit kostet
und Nerven. Wurde die Ferienunter-
kunft allerdings vom Deutschen Tou-
rismusverband klassifiziert, kann der
Gast unser Beschwerdemanagement in
Anspruch nehmen.

Urlauber erhalten also vom Deut-
schen Tourismusverband einen finan-
ziellen Ausgleich?
Das zwar nicht, denn über uns sind
keine Buchungen möglich. Einen fi-
nanziellen Ausgleich kann nur der Fe-
rienhausbetreiber selbst leisten. Aber
wir gehen jeder Beschwerde nach und
haben bis jetzt immer eine Lösung ge-
fffunden. Bestätigen sich eklatante Vor-unden. Bestätigen sich eklatante Vor-
würfe von Feriengästen, entziehen wir
der Unterkunft die Sterne. Doch in der
Regel einigen sich Mieter und Vermie-
ter auf einen Vergleich; wer Sterne
hat, will sie auch behalten.

Die von Ihnen empfohlene Sterne-
Klassifizierung gibt es seit 25 Jahren,
Reise-, Vergleichs- und Buchungspor-
tale seit etwa 15 Jahren. Was hat man
eigentlich in der Vor-Internet-Ära ge-
macht, um als Ferienhausgast nicht
abgezockt zu werden?
Meine Eltern beispielsweise haben sei-
nerzeit bei den lokalen Tourismus-
ämtern angerufen und nach freien
Unterkünften gefragt. Das wird heute
oft vergessen, dabei sind die Tourist-
informationen oder Service Center, wie
sie heute auch heißen, meiner Meinung
nach noch immer eine sehr gute Anlauf-
stelle für die Unterkunftssuche, zumin-
dest in Deutschland.

Weil da Menschen ans Telefon gehen,
die direkt vor Ort sitzen und nicht in
einem fernen Callcenter?
Ja, aber nicht nur die telefonischen In-
fos sind gewissermaßen aus erster
Hand. Genauso hilfreich sind oft die
Webseiten. Denn als öffentliche Ein-
richtungen sind die örtlichen Tourist-
informationen bemüht, alle Ferienhaus-
betreiber zu listen und niemanden zu
bevorzugen.

Bleibt noch das Problem der Fake-
Bewertungen im Internet. Roland
Conrady, Professor für Betriebs-
wirtschaftslehre der Touristik an
der Fachhochschule Worms, geht
davon aus, dass etwa 15 Prozent der
Bewertungen auf den Portalen nicht
von echten Gästen stammen. Des-
halb kooperiert der Deutsche Tou-
rismusverband seit kurzem mit
TrustYou, einem Unternehmen, das
Bewertungen von verschiedenen
Portalen bündelt. Haben Sie damit
den Stein der Weisen in der Hand?
Nein, den gibt es nicht. Dank Trust-
YYYou erhalten Nutzer aber einenou erhalten Nutzer aber einen
Überblick darüber, wie Gäste die je-
weilige Unterkunft auf verschiedenen
Portalen bewertet haben. Dieses
Gästefeedback ist eine optimale
Ergänzung zur Sterneklassifizierung
unseres Verbands. Dennoch kann bei
Bewertungen im Internet geschum-
melt werden. Noch werden die meis-
ten Fakes von Menschen verfasst,
doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis
schlaue Computerprogramme den Job
des Fake-Schreibens übernehmen.

Gegen diese schlauen Bots bringen
Sie dann wieder andere, bessere Pro-
gramme in Stellung, und so weiter.
Fakes wird es also immer geben?
Stimmt genau, das macht unsere Ster-
ne-Klassifizierung ja auch so wertvoll.
Deutschlandweit arbeiten immerhin
2500 Prüfer für uns.

Und Sie legen Ihre Hand dafür ins
Feuer, dass alle Prüfer unbestechlich
ihre Arbeit tun?
Selbstverständlich. Die Prüfer sind in
der Regel bei der örtlichen Tourismus-
organisation angestellt und liefern ihre
Daten an den Deutschen Tourismus-
verband. Unregelmäßigkeiten könnten
wir direkt nachverfolgen. Im Falle ei-
ner zu hohen Sternekategorie würde
der Gast zudem das Ergebnis anzwei-
fffeln und sich beschweren. So ein Falleln und sich beschweren. So ein Fall
würde dann auf meinem Tisch landen.

Trotzdem sind nur rund 25 Prozent
der etwa 150.000 Ferienwohnungen in
Deutschland klassifiziert. Ist das Ver-
fahren teuer?
Daran kann es nicht liegen, eine Klassi-
fizierung kostet einmalig 100 bis 150 Eu-
ro für drei Jahre. Wir erklären uns die
Zurückhaltung der Vermieter mit der
guten Buchungslage in Deutschland.
Urlaub in Deutschland liegt im Trend,
da lehnen sich offenbar einige Vermie-
ter ganz bequem zurück.

Geld weg, Urlaub futsch – wer auf Fake-Anzeigen reinfällt, hat meist doppeltes Pech

GETTY IMAGES

/PETER CADE

„Überweisen Sie nicht


den VOLLEN Betrag“


Der Deutsche


Tourismusverband


warnt: Vorsicht


vor Anzeigen, die für


Ferienunterkünfte


werben, die es gar


nicht gibt. Wie


erkennt man sie


und wie kann man


sich vor Betrügern


schützen? Ein


Expertengespräch


V


on Jahr zu Jahr verfeinern
Betrüger, die vorgetäusch-
te, also gar nicht vorhande-
ne Urlaubsunterkünfte ver-
mieten, ihre Vorgehenswei-
se. Und das offenbar mit Erfolg. Allein
auf der Urlaubsinsel Mallorca wurden
2018 täglich fünf Anzeigen protokol-
liert, weil Ferienhäuser und Wohnun-
gen beworben worden waren, die es
nicht gab, berichtete die spanische Zei-
tung „Ultima Hora“. Was also tun? Wir
sprachen mit Patrick Berger, der beim
Deutschen Tourismusverband für die
Sterne-Klassifizierung von Ferienwoh-
nungen zuständig ist und Urlauber bei
Streitigkeiten berät.

VON BETTINA SEIPP

WELT:WWWas sind Fake-Inserate?as sind Fake-Inserate?
PATRICK BERGER:Genau genommen
handelt es sich um betrügerische Inse-
rate auf Ferienhausportalen. Betrüger
bieten Wohnungen und Häuser an, die
entweder gar nicht existieren oder
ihnen nicht gehören. Sie kassieren
VVVorkasse, später sind sie nicht mehrorkasse, später sind sie nicht mehr
erreichbar. Und die Gäste kommen
trotz geleisteter Zahlung nicht ins ver-
meintlich angemietete Feriendomizil.

Wann sollte man beim Lesen eines
Inserates stutzig werden, um Fake-
Werbung von seriösen Anzeigen zu
unterscheiden?
Indizien dafür sind sehr günstige
Mietpreisforderungen, Fotos des Feri-
enobjekts in Katalog-Qualität, oder
aber das genaue Gegenteil: Also es gibt
keine Bilder, kaum Angaben zur Woh-
nung, es wird kein klarer Ansprech-
partner angegeben, in der Anzeige
steht ein anderer Kontakt als in der
E-Mail oder die angegebene Adresse
existiert nicht, was sich beim Googeln
leicht nachprüfen lässt.

Was raten Sie Urlaubern, wenn sie
Zweifel haben?
VVVor der Buchung anrufen und nur bu-or der Buchung anrufen und nur bu-
chen, wenn der Vermieter oder die
VVVermittlungsagentur persönlich er-ermittlungsagentur persönlich er-
reicht wurden. Keinerlei finanzielle
VVVorabüberweisungen zu tätigen, wäreorabüberweisungen zu tätigen, wäre
sicherlich die einfachste Lösung, doch
die meisten Ferienhausvermieter ver-
langen 30 bis 50 Prozent des Preises
im Voraus, sonst kommt man gar nicht
ins Geschäft. Deshalb raten wir Urlau-
bern, nur auf solchen Portalen zu bu-
chen, die eine sichere Onlinebuchung
gewährleisten.

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09.11.19 Samstag, 9. November 2019DWBE-VP1


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40 REISEN DIE WELT SAMSTAG,9.NOVEMBER2019


TÜRKEI

Touristenabgabe


wird vorbereitet


Die Türkei plant einem Medien-
bericht zufolge eine Bettensteuer
für Hotelgäste. Wie das Fachmaga-
zin „fvw“ berichtet, hat das türki-
sche Parlament die Einführung der
Steuer beschlossen. Ab wann und
wie die Abgabe erhoben werde, sei
aber noch unklar. In Fünf-Sterne-
Hotels soll die Bettensteuer laut
türkischen Medienberichten bei 18
Lira (2,80 Euro) pro Person und Tag
liegen. Zwölf Lira (1,90 Euro) sind
in Vier-Sterne-Unterkünften vor-
gesehen und neun Lira (1,40 Euro)
in Drei-Sterne-Häusern. In Ein- und
Zwei-Sterne-Hotels werde ein Min-
destbetrag von sechs Lira (0,95
Euro) fällig. Kinder unter zwölf
Jahren sollen von der Steuer aus-
genommen werden. dpa

BERLIN

Checkpoint Charlie
ohne Soldaten

Soldatendarsteller, die von Touris-
ten Geld für Fotos verlangen – am
berühmtem Berliner Checkpoint
Charlie soll es das nicht länger ge-
ben. Wegen vieler Beschwerden von
Bürgern und Touristen habe man
entschieden, gegen das bisher ge-
duldete Treiben am früheren Grenz-
kontrollpunkt vorzugehen, teilte das
Bezirksamt Friedrichshain-Kreuz-
berg mit. „Dem Betreiber wurde
mitgeteilt, dass die Duldung ab
sofort aufgehoben ist und er mit
Verfolgung einer Zuwiderhandlung
rechnen muss.“ Laut „Bild“-Zeitung
kassierten falsche Soldaten für Fo-
tos vier Euro. Der Checkpoint Char-
lie war während der Teilung Berlins
Grenzübergang für Diplomaten.
Nach dem Mauerbau 1961 standen
sich hier amerikanische und sowje-
tische Panzer gegenüber. dpa

FLUGVERKEHR

Neues Terminal
in New Orleans

Der Flughafen New Orleans hat ein
neues modernes Terminal bekom-
men. Seit 6. November werden
darüber die Flüge aller 16 Flug-
gesellschaften abgewickelt, wie der
Airport mitteilt. Zu den Annehm-
lichkeiten für Passagiere zählen
unter anderem kostenloses WLAN,
Wasserstationen und Steckdosen in
der Hälfte aller Sitze. Die Eröffnung
des neuen Terminals war mehrfach
verschoben worden. New Orleans
liegt an der Mississippimündung in
Louisiana. dpa

KREUZFAHRT

Aida spart
Papiertickets ein

Aida Cruises verzichtet künftig auf
gedruckte Tickets für die Land-
ausflüge der Kreuzfahrtgäste. Auf
diese Weise will die Reederei jähr-
lich 15 Tonnen Papier sparen. Alle
Informationen zu den Ausflügen
stünden den Gästen im Bordportal
oder auf Bildschirmen in den öffent-
lichen Bereichen des Schiffes zur
Verfügung, teilt Aida mit. Die Bord-
karte diene künftig als Ticket. In der
Urlaubsbranche gibt es einen Trend
weg von gedruckten zu rein digita-
len Reiseunterlagen. Der Reisever-
anstalter FTI nimmt zum Beispiel
seit 4. November drei Euro Gebühr
für Papierunterlagen. Bei TUI gibt
es seit Ende 2016 keine gedruckten
Dokumente mehr. dpa

CHINA

Neue Strecke für


Highspeed-Zug


Reisende in China können künftig
schneller die Provinzen Sichuan und
Guizhou erkunden. Eine neue
Highspeed-Zugstrecke zwischen den
Städten Chengdu und Guiyang ste-
he kurz vor der Eröffnung, teilt das
chinesische Fremdenverkehrsamt
mit. Entlang der 632 Kilometer
langen Strecke liegen viele Sehens-
würdigkeiten wie der Huangguoshu-
Wasserfall und der Große Buddha
von Leshan. Dort befinden sich
jeweils eigene Haltestellen. dpa

REISE-NEWS


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