Die Welt - 09.11.2019

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09.11.19 Samstag, 9. November 2019DWBE-VP1


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DWBE-VP1

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DIE WELT SAMSTAG,9.NOVEMBER2019 GROSSPROJEKT REALISIEREN 53


SPEZIAL


A


nd the winner is .... So oder ähn-
lich werden vermutlich die dies-
jährigen „Immobilien Oscars“
(FIABCI Prix d’Excellence Germany)
am 15. November in Berlin verkündet.
Für den renommierten Preis für heraus-

ragende Projektentwicklungen stehen
2019 in den Kategorien Wohnen und
Gewerbe sechs Kandidaten im Finale.
In der Sparte Wohnen sind die Projekte
Alte Bonbonpapierfabrik (Hamburg),
Höchst Neu Erleben (Frankfurt am

Main) und Metropolenhaus am Jüdi-
schen Museum (Berlin) im Rennen. In
der Sektion Gewerbe machen sich die
Projekte Haus der Bayerischen Ge-
schichte (Regensburg), Landmark7 –
Phoenixhof und My4Walls (beide Ham-
burg) große Hoffnungen auf einen der
begehrtesten Preise. „Das Korsett an
Vorschriften und Regelungen wird en-
ger und die Stolpersteine werden im-
mer mehr. Kreativität und Beharrlich-
keit bei der Umsetzung der eigenen Ide-
en und Lösungen werden deshalb im-
mer wichtiger“, sagt Andreas Ibel, Prä-
sident des Bundesverbands Freier Im-

mobilien- und Wohnungsunternehmen.
Seine Organisation verleiht jährlich zu-
sammen mit FIABCI Deutschland die
„Immobilien Oscars“.
In diesem Jahr werden auch Sonder-
preise für bezahlbares Bauen sowie In-
novation und Energie vergeben. Die
Schirmherrschaft für den Sonderpreis
für bezahlbares Wohnen hat das Bun-
desbauministerium übernommen.
Die Gewinner in den Kategorien
Wohnen und Gewerbe werden später
am FIABCI World Prix d’Excellence
Award Deutschland vertreten. „Die bis-
herigen Gewinner haben auch beim in-
ternationalen Wettbewerb herausra-
gende Erfolge erzielt und gezeigt, dass
deutsche Projektentwicklungen dem
ausländischen Vergleich standhalten
können“, sagt Michael Heming, Präsi-
dent von FIABCI Deutschland.
Durch die Kooperation mit der Bun-
desstiftung Baukultur wurde die Bedeu-
tung der Preise in Deutschland aufge-
wertet. Die Veranstalter bedauern, dass
beim FIABCI-Preis vor allem Projekte
aus deutschen Ballungszentren teilneh-
men und hoffen, dass künftig sich „gute
Projektentwicklungen“ aus kleineren
Standorten bewerben. „In Ballungszen-
tren sind Projektentwicklungen für den
eigenen Bestand oder zum Erwerb für
Investoren, Selbstnutzer und private
Kleinvermieter die Haupttreiber beim
Bau neuer Wohnungen“, sagt Ibel.
Der deutsche Markt für Projektent-
wicklungen ist hauptsächlich in inländi-
scher Hand. Anders sieht es bei den In-
vestoren aus. Das niedrige Zinsniveau
und fehlende Investmentalternativen
lassen in diesem Zusammenhang auch
viel ausländisches Kapital nach
Deutschland strömen.

Die „Immobilien Oscars“ für beste Projektentwicklungen werden Mitte November


in Berlin verliehen. Sonderpreise für bezahlbares Bauen, Innovation und Energie


Sechs Kandidaten im Finale


Das Hamburger Projekt Landmark7-Phoenixhof ist in der Sektion Gewerbe nominiert

BENEDIKT HOLTAPPELS

A


urora mit dem Sonnen-
stern“, so hieß ein bekann-
ter Werbespruch in den
1960er-Jahren. Noch leuch-
tet die Aurora-Sonne an Eu-
ropas größter Mehl-Mühle am Deutzer
Hafen über den Spaziergängern, die am
Rhein entlang bummeln oder am Ufer
den romantischen Sonnenuntergang
genießen. Aber Ende 2020 ist damit
Schluss. Dann zieht nach 111 Jahren der
Mühlenbetrieb nach Krefeld um. Die
Mühle jedoch, die das Kölner Stadtbild
mitprägt, soll erhalten bleiben und um-
gewidmet werden – sie wird Teil des
neuen Stadtquartiers, das auf dem 37
Hektar großen Gelände direkt am Rhein

mit Blick auf den Kölner Dom bis 2030
entstehen wird. Über eine Neunutzung
des seiner früheren Funktion weitestge-
hend beraubten Industriehafens wurde
schon seit zehn Jahren diskutiert.
Die Dimensionen des neuen rechts-
rheinischen Viertels zwischen Südbrü-
cke und Severinsbrücke sind ambitio-
niert. Insgesamt sollen rund um das
zentrale Hafenbecken etwa 3000 neue
Wohnungen, davon 30 Prozent im öf-
fentlich geförderten Wohnungsbau, für
6900 Bewohner errichtet werden. So-
wie sechs Kitas, eine Grundschule, Gas-
tronomie, Handel, Nahversorgung, Kul-
tur- und Freizeitangebote, eine Prome-
nade und eine Parkanlage am Wasser
sollen entstehen.
Zudem werden rund 6000 neue Ar-
beitsplätze im Quartier geschaffen.
„Die Entwicklung des Deutzer Hafens
macht einmal mehr deutlich, dass sich
Köln den Herausforderungen einer dy-
namisch wachsenden Großstadt stellt.
Bei der Entwicklung dieses und anderer
neuer Quartiere legen wir Wert darauf,
Wohnen und Arbeiten an einem Ort zu
organisieren sowie Grün- und Freiflä-
chen mit Aufenthaltsqualität zu inte-
grieren“, betont Henriette Reker, Ober-
bürgermeisterin der Stadt Köln, die Be-
deutung des Projekts. „Die Deutzer
Rheinfront wird mit diesem Entwurf
deutlich an Qualität gewinnen.“ „Der-
zeit ist eine Geschossfläche von insge-

samt rund 560.000 Quadratmeter ge-
plant“, präzisiert Andreas Röhrig, Ge-
schäftsführer der Moderne Stadt
GmbH, das Gesamtvolumen des Vorha-
bens. Die Stadtentwicklungsgesell-
schaft, ein Unternehmen der Stadt und
der Stadtwerke Köln, hat die Federfüh-
rung bei dem Projekt und führt derzeit
nach den Vorgaben eines „Integrierten
Plans“ das Bauleitplanverfahren durch.
Der „Integrierte Plan“ für den Deutzer
Hafen wurde vom Kopenhagener Pla-
nungsbüro COBE im Rahmen eines
Wettbewerbs erstellt und umfasst
sämtliche Themengebiete wie Wohnen,
Arbeiten, Bauen, soziale und kulturelle
Infrastruktur, Freiraum, Mobilitätskon-
zept, aber auch den Umgang mit Hoch-
wasser, Artenschutz, Lärmimmissionen
und Altlasten. Damit deckt der Plan alle
wesentlichen Aspekte für eine nachhal-
tige Stadtentwicklung ab. Dabei ist es
den Planern gelungen, Landschaft, Ha-

fenanlage und erhaltenswerte Gebäude
zu integrieren und zu einem Kern der
Planung zu machen.
Alle interessierten Bürger konnten
sich im Rahmen eines öffentlichen Be-
teiligungsverfahrens einbringen und bei
einer Abschlusspräsentation noch ein-
mal über die einzelnen Fachthemen ver-
tiefend informieren und Anregungen
abgeben, die dann in den Plan eingear-
beitet wurden. „Unser Ziel ist die Schaf-
fung eines lebendigen, bunten und ur-
banen Stadtviertels zum Wohnen und
Arbeiten mit vielfältigen Nachbarschaf-
ten und attraktiven Freiräumen“, er-
klärt Röhrig. „80 Prozent der Grundstü-
cke befinden sich bereits im Besitz der
Stadt, 20 Prozent gehören noch ver-
schiedenen Eigentümern.“ Noch stün-
den keine Investoren und Bauherren
fest, die Vergabeverfahren sollen Ende
2020 beginnen, so der Geschäftsführer.
So lange können auch die ansässigen

Unternehmen wie etwa der Schrott-
platz im Süden des Geländes, der der-
zeit einen neuen Standort sucht, auf
dem Gelände bleiben, denn erst in 2021
starten die Baumaßnahmen auf dem
Areal. Bei den Vergabeverfahren für die
verschiedenen Baufelder will die Mo-

derne Stadt GmbH besonders auf einen
„gesunden Investoren-Mix“ und auf
vielfältige und kreative Konzepte ach-
ten. So ist etwa die bauliche Trennung
der mit den Jahren zusammengewach-
senen denkmalgeschützten Ell- und Au-
ermühle in Verbindung mit der Neuan-

Zum Großprojekt gehören
sechs Kitas, eine Schule,
Gastronomie, Handel,
NNNahversorgung, Kultur-ahversorgung, Kultur-
und Freizeitangebote,
eine Promenade und eine
Parkanlage am Wasser

M
ODERNESTADT.DE

Am Deutzer Hafen


in Köln entstehen


3 000 Apartments


für 6900 Bewohner.


Ein Drittel davon im


öffentlich geförderten


Wohnungsbau


Nichts


wie Rhein
lage eines Platzes und einer Mischnut-
zung aus Gewerbe, Wohnen und Frei-
zeit vorgesehen.
Einen potenziellen Investor hat es je-
doch schon zu Beginn des Planungspro-
zesses gegeben. Allerdings musste hier
die Stadt einen Rückschlag hinnehmen.
So hatte die in Köln ansässige Rewe
Group im Jahr 2016 eine Absichtserklä-
rung unterzeichnet, bis zum Jahr 2024
eine neue Konzernzentrale am Deutzer
Hafen zu errichten. Nach langer, inten-
siver Prüfung trat das Unternehmen
von dem Plan zurück. „Nach sorgfälti-
ger Prüfung sind wir zu dem Ergebnis
gekommen, dass unter den vorhande-
nen, städtebaulich sinnvollen Rahmen-
bedingungen die sehr große Zahl von
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, mit
der wir kalkulieren, nicht in einem zen-
tralen Verwaltungsstandort im Deutzer
Hafen unterzubringen sein wird“, sagt
Telerik Schischmanow, Bereichsvor-
stand Handel Deutschland bei Rewe.
Von der Ansiedlung des Konzerns
hatte sich die Stadt einen Schub für die
Entwicklung des neuen Stadtquartiers
versprochen. Ein neuer Ankermieter für
den geplanten Büroriegel im südlichen
Teil des Geländes wurde bisher noch
nicht gefunden. Andreas Röhrig bereitet
dies für die Entwicklung des Standortes
jedoch keine Sorgen. Schließlich stün-
den die Investoren schon Schlange, so
der 57-Jährige. Namen könne er jedoch
noch nicht nennen. Bis diese bekannt
werden, wird sicher noch einiges Was-
ser den Rhein hinunterfließen.

VONUWE LEHMANN

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VONAYHAN BAKIRDÖGEN

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