22 PANORAMA Donnerstag, 31. Oktober 2019
ZAHLENRÄTSEL NR. 253
SPIELREGELN «GEBIETSSUMME»:Die
Ziffern 1bis 7sind soeinzutragen,dasssie
in jeder Zeile und jeder Spalteeinmal vor-
kommen. Die kleinen Zahleninden umran-
detenGebietengeben dieSumme im
jeweiligenGebietan. Innerhalbeines Ge-
bietskönnenZiffern mehrfachvorkommen.
Auflösung:
ZahlenrätselNr. 252
Grusliges Treiben lässt Kassen klingeln
Für Halloween greifen die Amerikanergerne in d ie Taschen
Das Fest Ende Oktober ist
beliebt, es wird mitKostümen,
Süssigkeiten und Dekorationen
gefeiert. 8,8 Milliarden Dollar
dürften die Amerikaner dieses
Ja hr zumFürchten ausgeben.
MARIE-ASTRID LANGER,SAN FRANCISCO
Die Zeichen der Zeit sind nicht zu ver-
kennen: In AmerikasVorgärten krab-
beln riesige Plastikspinnen durch künst-
liche Spinnweben,Kunststoff-Skelette
stapelnsich vorHauseingängen, aus-
gehöhlteKürbisse leuchten tieforange
in die Nacht. Überhaupt haben sie das
ganzeLand erobert, in Supermärkten
gibt es den Geschmack in Guetzli, Kaf-
fee undKuchen, in Kneipen als Bier, und
eigens errichtete«PumpkinPatches» ma-
chen dieKürbisauswahl zumFamilien-
ausflug. Selbst dasWeisse Haus wurde
belagert.Vergnügungsparks und Kinos
locken nun mit «Horrornächten», und an-
gebliche Geisterhäuser öffnen ihreTore.
Halloweenist in Amerika ein Riesen-
fest –und ein Riesengeschäft. 8,8Mil-
li arden Dollar dürften dieKonsumen-
ten diesesJahr für das Gruseln und seine
Nebenerscheinungen ausgeben, wie eine
Umfrage imAuftrag des Detailhandels-
verbands NationalRetailFoundation
zeigt. Das ist nur etwas weniger als im
Rekordjahr 2017, als die Amerikaner 9,1
Milliarden Dollar dafür ausgaben, und
deutlich mehr als zum Beginn der Stu-
die imJahr 2005, als dieAusgaben nicht
mal halb so hoch waren.
ZweiDrittel der Befragtenplanen,
diesesJahr Halloween zu feiern, wo-
bei dies vor allem die Gruppe der18-
bis 24-Jährigen vorhat. ProKopf wer-
den die Amerikaner gut 86 Dollar für
di e Feierlichkeiten ausgeben:inerster
Linie für Süssigkeiten, denn amAbend
des 31.Oktober klopfen bekanntlich
Kinder an dieTüreund verlangen mit
dem Spruch«Trick orTr eat» Süsses. Der
zweithöchsteAusgabenposten sind die
Dekorationen, die man an Häusern im
ganzenLand bewundern kann, es folgen
Verkleidungen an dritter Stelle.
Inspiration für Halloween-Kostüme
finden dieAmerikaner zunehmend in
den sozialen Netzwerken. «DasAus-
gabeverhalten hat sich in den vergange-
nenJahren nicht gross verändert, aber
wir sehen einen deutlichen Anstieg an
Konsumenten, die sich in den sozialen
NetzwerkenAnregungen vonFreunden,
Nachbarn und Stars holen», sagte der
Geschäftsführer desVerbands,Matthew
Shay. BeiFrauenseivor allem die Platt-
form Pinterest für Halloween-Ideen be-
liebt, Männer besuchten eherYoutube.
Laut einer Statistik von Google ist
das beliebtesteKostüm diesesJahr der
Horror-Clown von Stephen KingsRo-
man «Es»;auch Hexen-, Spiderman- und
Dinosaurier-Verkleidungen sind beliebt.
Zunehmend begehrt sind bei den Ame-
rikanern auchKostüme für Haustiere:
Zu den populärstenVerkleidungen ge-
hören laut den Suchanfragen bei Goo-
gle Spinnenkostüme, vorVerkleidungen
als Phantasietier «Ewok» aus der «Star
Wars»-Serie sowie dem Löwen- und,
natürlich, Kürbis-Kostüm. In den sozia-
len Netzwerken gibt es hierzu vielerlei
Vorschläge.
EineTraditionaus Europa
Auch wennesscheint, als schwappe Hal-
loween zunehmend auf Europa über, so
ist es genau umgekehrt – Halloween ist
ursprünglich einekeltischeTr adition.
Der Name stammt von demAusdruck
«All Hallows’ Eve», also der Abend vor
dem katholischenFeiertag Allerheiligen,
bei dem derToten gedacht wird. Migran-
ten aus dem katholischen Irland brach-
ten dieTr adition über den Atlantik.
DieFaszination für dasFesterklärt
sich aber nicht nur mit den Einwande-
rern, sondern sei eng an den Bürger-
krieg geknüpft, schreibt dieAutorin Les-
leyBannatyne. Sie hat fünf Bücher zur
Geschichte von Halloween veröffent-
licht und ist zu dieserJahreszeit ein be-
liebter Gast inRadiosendungen.1865,
am Ende des Krieges, hätte fast jeder
amerikanische Haushalt Opfer zu be-
klagengehabt, undviele, die sich nach
Kontakt zu ihren Liebsten imJenseits
gesehnt hätten, hätten sich in spirituel-
len Sitzungen geübt. EinFest wie Hallo-
ween, das etwas Gespenstisches an sich
habe, habe so an Bedeutung gewonnen,
sagteBannatyne in einem Interview mit
der «Harvard Gazette».
Die «Süsses oder Saures»-Tradition
gibt es gemäss der «NewYorkTimes»
aber erst seit den1930erJahren. Bis da-
hin sei Halloween für viele ein Anlass
gewesen, Eier gegen Hauswände zu wer-
fen und andere Streiche zu spielen. Haus-
besitzern sei die Idee gekommen, poten-
zielle Missetäter mit Süssigkeiten zu be-
stechen und so von ihren Übeltaten ab-
zuhalten. In etwa der gleichen Zeit kam
dieTr adition derVerkleidungen auf.
Horrorfilme wie der1978 veröffentlichte
St reifen «Halloween» vonJohn Carpen-
ter verliehen demFest schliesslich auch
unter ErwachsenenKultcharakter.
Vor demWeihnachts-Shopping
DerKonsumrausch vor Halloween ist
auch ein wichtiger Indikator dafür, wie
ausgabefreudig die Amerikaner in der
Wintersaison sein dürften; dannerzielen
Händler in den USAetwa 20 Prozent
ihresJahresumsatzes. Einen Monat nach
Halloween läutet der «BlackFriday» die
Weihnachtssaisonein; dieserFreitag nach
Thanksgiving gehört zum wichtigsten
VerkaufstagimganzenJahr.Spätestens
dann verschwinden auch dieKürbisse und
Kunstspinnen von den Häusern und ma-
chen Platz für blinkendeTannenbäume.
Ein Dinosaurier sticht aus dem Halloween-Umzug in Sierra Madre im US-Gliedstaat Kalifornien hervor. MARIO ANZUONI / REUTERS
Herzogin
Meghan erhält
Unters tützung
Die Ehefrau von Prinz Harry ist
in ihrem Kampf gegen britische
Boulevardmedien nicht allein.
72 weibliche Abgeordnete aller
Parteien sicherten der Herzogin
von Sussex in einem offenen
Brief ihre Solidarität zu.
(dpa)· Indem am Dienstag von der
Labour-Politikerin HollyLynch ver-
öffentlichten Schreiben heisst es: «Als
weibliche Abgeordnete aller politischen
Richtungen möchten wir Ihnen unsere
Solidarität ausdrücken, indem wir uns
gegen die oft geschmacklose und irre-
führende Natur der Geschichten wen-
den, diein einigen unserer nationalen
Zeitungen über Sie, Ihren Charakter
und IhreFamilie gedruckt werden.»
Illegalabgehörte Nachrichten
Prinz Harry hatte Anfang Oktober
Klage gegen zwei britische Zeitungs-
verlage wegen illegalen Abhörens von
Mailbox-Nachrichten eingereicht. Zu-
vor hatte er sich in einem emotionalen
Schreiben an die Öffentlichkeit gewandt,
in dem er eine «skrupellose Kampagne»
gegen seineFrau beklagte. Die Herzo-
gin selbst hatte in einem Interview über
ihre Probleme beiderBewältigung der
teilweise sehr kritischen Berichterstat-
tung britischer Boulevardmedien ge-
sprochen und dieFrage, ob die vergan-
genen zweiJahre«wirklichein Kampf»
gewesen seien, bejaht.
KolonialeUntertöne
DieParlamentarierinnen schrieben wei-
ter, es sei besorgniserregend, dass ei-
nige Geschichten veraltete undkolo-
niale Untertöne enthielten. «Das kann
nicht ohneWiderspruch hingenommen
werden.» Sie wollten ihreMöglichkeiten
nutzen, um sicherzustellen, dass «unsere
Presse IhrRecht auf Privatsphäreakzep-
tiert undRespekt zeigt und die Ge-
schichten dieWahrheit widerspiegeln».
Auch sie selbst stünden in der Öffent-
lichkeit, wenn auch in andererWeise als
Meghan. Sie verstünden aber die Herab-
setzungen, die oft benutzt würden, «um
Frauen in öffentlichen Ämtern davon
abzuhalten, mit unserer sehr wichtigen
Arbeit weiterzumachen».
Starker Insektenschwund in Deutschland
Neue Daten belegen, dass die Biodiversität noch vor einem Jahrzehnt viel grösser war
(dpa)·Wie dieWissenschafter im briti-
schenFachmagazin «Nature» schreiben,
dürfte der Artenschwund in den Gras-
landschaften in einem Zusammenhang
mit der intensivenLandwirtschaft stehen.
Bisher gab es in Deutschland nur ver-
einzelt grössereDatensammlungen zur
Entwicklungder Insektenzahlen in den
vergangenenJahrzehnten.DasTeamum
Sebastian Seibold vom Lehrstuhl für ter-
restrische Ökologie derTechnischen Uni-
versität München (TUM) hatte zwischen
2008 und 20 17 Insekten und andere Glie-
derfüsser wie SpinnentiereundTausend-
füsser aninsgesamt 290 Standorten in drei
Regionen Deutschlands gesammelt: auf
der Schwäbischen Alb in Süddeutschland,
im Hainich – einem bewaldeten Höhen-
rücken inThüringen – sowie in der bran-
denburgischen Schorfheide.
Daten von über einerMillion
Insgesamt analysierten die Wissen-
schafterDaten von mehr als einer Mil-
lion Gliederfüssern, die zu mehr als 27 00
Arten gehörten. Sowohl aufWiesen als
auchin Wäldern ging die Artenzahl, also
dieVielfalt unter den untersuchtenTie-
ren, imUntersuchungszeitraum um etwa
ein Drittel zurück.Auch deren Gesamt-
masse nahm ab, besonders ausgeprägt
in den Graslandschaften – um 67 Pro-
zent. In denWäldern schrumpfte sie um
etwa 40 Prozent. Den Einfluss schwan-
kenderWetterbedingungen berücksich-
tigten dieForscher bei derAuswertung.
«Dass solch einRückgang über nur
einJahrzehnt festgestellt werden kann,
haben wir nicht erwartet – das ist er-
schreckend, passt aber in das Bild, das
immer mehr Studien zeichnen»,sagt
WolfgangWeisser von der TUM, einer
der Initiatoren des Projekts.
Der dramatischeRückgang der Insek-
tenvielfalt und die möglichen Gründe da-
für werden seit einiger Zeit verstärkt dis-
kutiert.FürAufmerksamkeit sorgten vor
allem die Analysen ehrenamtlicher Insek-
tenkundler des EntomologischenVereins
Krefeld, die auf einenmassiven Insekten-
schwund inTeilen Deutschlands schlies-
sen lassen.Nach den 2017 imFachmagazin
«Plos One» vorgestelltenDaten nahm die
Gesamtmasse an Fluginsekten zwischen
1989 und 20 16 ummehr als75 Prozent
ab. Zuvor hatten bereits andere Studien
einenRückgang der Insektenzahl und
-vielfalt belegt. Allerdings stammten die
Daten teilweise nur aus wenigenRegio-
nen,konzentrierten sich auf einzelne Ar-
ten oder umfassten nur kurze Zeiträume.
Die Gruppe untersuchte150 Stand-
orte in Graslandschaften jährlich zwei
Mal.Von den140 Waldstandorten wur-
den 30 einmal jährlich unter die Lupe ge-
nommen, derRest an dreiJahren inner-
halb desJahrzehnts.Auf denWiesen sam-
melten dieForscher die Insekten mit Net-
zen von der Grasfläche, in denWäldern
stellten sieFallen auf.
Flächenunt erschiedlich genutzt
Um den möglichen Ursachen auf die
Spur zukommen, stellten dieForscher
einen Zusammenhang mit derLandnut-
zungsintensität an den einzelnen Stand-
orten her. DiesereichtevonWiesen, auf
denen nur einigeTage imJahr Schafe
weideten, bis zu stark bewirtschafte-
ten Flächen, die gedüngt und mehrmals
jährlich gemäht wurden und/oder auf
denen etwa ein Drittel desJahres Rin-
der weideten.Auch die Waldflächen
wurden in drei Kategorien von wenig
bis stark bewirtschaftet unterteilt.
Insgesamt stellten dieWissenschaf-
terkeinen unmittelbaren Zusammen-
hang mit derregionalenLandnutzungs-
intensität fest.Allerdings war der Insek-
tenschwund auf solchen Grasflächen
besonders ausgeprägt, die von landwirt-
schaftlich genutztenAckerflächen um-
geben waren. Dort schrumpfte vor allem
die Biomasse solcher Arten,diekeine
grossen Distanzen zurücklegen.
Möglicherweise hätten solche Insekten
schlechtereChancen, Flächen zu besie-
deln, wenn diese von vielAckerland um-
geben sind, erläutern dieForscher. In den
Wäldern schwanden vor allem jene Ar-
ten, die weite Strecken zurücklegen. Die
Gründe dafür seien noch unklar. Weitere
Studien seien nötig, um dieAuswirkungen
derLandwirtschaft genauer zu ergründen.
DieVerantwortung derLandwirt-
schaft sieht auch der DeutscheBau-
ernverband: «Die Studie zeigt uns, dass
dieLandwirtschaftTeil der Lösung sein
muss. Kaum eine Branche ist so essen-
ziell auf die Bestäubungsleistung von
Bienen und Insekten angewiesen wie
wir», sagte derVerbandspräsidentJoa-
chimRukwied.Dabei setze man auf
kooperativen Naturschutz. In diesem
Jahr habe derVerband beispielsweise
bundesweit Blühstreifen als Lebens-
raum für Insekten in einerLänge von
über 230 000 Kilometern angelegt.
Meghan Markle
REUTERS Herzoginvon Sussex