34 REFLEXE Donnerstag, 31. Oktober 2019
Unverantwortliche Propaganda von Trump
Die US-Schieferrevoluti on
ist kein Klimaprogramm
Martin Lanz,Washington·Die Einsicht, dass der
Preis von CO 2 steigen muss, wenn der Klimawandel
gebremst werden soll, nimmt zu. Der Internatio-
nale Währungsfonds (IMF) hat sich für eine globale
Steuer von 75 $ proTonne CO 2 ausgesprochen.Eine
Abgabe in dieser Höhekönnte dazu beitragen, die
Erderwärmungper 2100 auf 2 Grad zu begrenzen.
Freilich würde eine «carbon tax» auch die US-Ener-
giepreise in die Höhe treiben. Der IMF schätzt, dass
in den USAdie Preisevon Erdgas um 135%, von
Elektrizitätum53%undvonBenzinum20%steigen
würden.Das ist genau das Gegenteil dessen,was das
Weisse Haus propagiert. Stattdie Bevölkerung auf
einSzenariosteigenderEnergiepreisevorzubereiten,
hält Trump nicht nur amAusstieg aus demPariser
Abkommen fest, sondern erreist auch durchsLand
und preist die Energierevolution.Dank Deregulie-
rungseiAmerikainderLage,seineüppigenRessour-
cen freizusetzen. Alle gewinnen dabei lautTrump:
Produzenten,Konsumenten–undsogardieUmwelt.
Die Ökonomen desWeissen Hauses schätzen,
dass die Schieferrevolution niedrigere Energie-
preise gebracht hat, die einen vierköpfigen Haus-
halt jährlich 2500$sparen lassen.80% davon seien
auf niedrigere Erdgaspreise, 20% auf niedrigere Öl-
preise zurückzuführen.Weil einkommensschwache
Haushalte einen grösserenAnteil ihres Budgets für
Ene rgie einsetzen, wirkten die niedrigeren Preise
wie eine progressive Steuersenkung, frohlockt das
Weisse Haus. Und weil das günstigere und saube-
rere Erdga s zunehmend dieKohle in der Elektrizi-
tätsproduktion ablöst, haben auch die CO 2 -Emis-
sionen abgenommen. Die Schieferrevolution soll
von 2005 bis 2017 zu einemRückgang der Emis-
sionen um 9% geführt haben.
Der Haken daran ist, dass Erdgas nur imVer-
gleich zuKohle und zu Erdöl sauberer ist. ImJahr
2018, welches die Ökonomen in ihrer Studie beque-
merweise auslassen, sind die CO 2 -Emissionen aus
dem Erdgaskonsum um über 10% gestiegen, und
auch im laufendenJahr dürfte es mehr Emissionen
geben. Die Schieferrevolution und die niedrigen
Erdgaspreise als Klimaschutzprogramm zu verkau-
fen,wie es dasWeisse Haus tut,ist unverantwortlich.
Stefan Häberli·In zweiWochen ist Schluss.Am
15.November stellt Eurobus, das grösste private
Busunternehmen desLandes, den Betrieb seiner
drei Fernbuslinien innerhalb der Schweiz «vorerst»
ein. DasUrteil derKunden sei zwar positivausge-
fallen,unddiePassagierzahlenseiengestiegen,teilte
die Firma am Mittwoch mit.Aber die Nachfrage sei
«deutlich unter den Erwartungen» geblieben.Das
EndedesExperimentskommtwenigüberraschend.
Ein solchesAngebotistfastnurfürReisendeattrak-
tiv, die dank niedrigeren Preisen längereFahrzeiten
sowiewenigerPünktlichkeitalsbeidenSBBinKauf
nehmen. EineTiefpreisstrategie setzteine gewisse
Auslastung voraus, damitsie sichrechnet.Da die
Busse oft auffallend leer unterwegs waren, dürfte
dies nicht derFall gewesen sein.«Pech gehabt,so
funktioniert Marktwirtschaft», mag man sagen.
Eurobus gibt allerdings dem Bund eine Mit-
schuld am Scheitern des Geschäftsmodells:«Die ge-
setzlichenRahmenbedingungen und somit die an-
gewandte Praxis für Anpassungen der Bewilligung
entsprechenzurzeitnichtdieserVoraussetzung»,sagt
Roger Müri, der Leiter derFernbussparte. Das ist
nicht nur eine fauleAusrede:Wer in der Schweiz ein
Fernbusnetz aufbauen will, kann nicht einfach die-
jenigen Strecken bedienen,die amrentabelsten sind.
FürdenBetriebsindKonzessionendesBundesamtes
für Verkehr (BAV) erforderlich. Diese werdennur
erteilt, wennkein bestehendes, von der öffentlichen
Hand mitfinanziertesVerkehrsangebot wesentlich
konkurrenziertwird.ÄnderungenamFahrplan,etwa
das Streichen unrentablerTeilstrecken, müssen vom
BAV genehmigt werden.Darüber hinaus sind Halb-
tax- und Generalabonnemente anzuerkennen. Und
schliesslich gilt auch fürFernbusse das Behinder-
tengleichstellungsgesetz: Eurobus liess für rund
4Mio.Fr. sechs doppelstöckige Cars eigens für den
Schweizer Markt umbauen, um es einzuhalten.
Eurobus waren dieseRahmenbedingungen vor
dem Start vor rund eineinhalbJahren bekannt. Der
beimKonkurrentenDr.RichardtätigeFernbuspionier
Patrick Angehrn glaubt trotzregulatorischemKor-
settweiter an das Geschäftsmodell. Er bietetan, die
Fahrer undFahrzeuge von Eurobus zu übernehmen.
Eurobus stellt Fernlinien ein
Absehbares Scheitern
im regulatorischen Korsett
Im Notfall
überall.
Jetzt Gönner werden: http://www.rega.ch
Dienstag, 28. Januar 2020
Cong ress CenterBasel
Messeplatz 21
4058 Basel
08.00–18.30 Uhr
Jetzt anmeldenunter
http://www.nzz-futurehealth.com
Die KonferenzfürChangemakerinnen
und Changemakerind er
Gesundheitswirtschaft
REDESIGNI NG
HEALTHCARE.
Me,Myself
and Algorithms.
8
Initiativpartner Platinpartner