Süddeutsche Zeitung - 14.11.2019

(Michael S) #1
interview: jakob wetzel

K


inder gehen zum Lernen in die Schu-
le. Mit dem Unterrichtsschluss hört
ihre Bildung aber keineswegs auf –
nur wird über die Bildung im Alltag weit sel-
tener gesprochen als über das, was in den
Klassenzimmern geschieht. An diesem
Donnerstag und am Freitag treffen sich
nun 160 Expertinnen und Experten aus
Kunst und Kultur, Sozial-, Jugendarbeit
und Verwaltung im Feierwerk, um das zu
ändern. Eingeladen hat der „Münchner
Trichter“, ein Netzwerk von 22 freien Trä-
gern der Bildungs- und Jugendarbeit in
München. Albert Kapfhammer, 65, vom
Verein „Kultur und Spielraum“ sitzt im Vor-
stand des „Münchner Trichters“ und hat
den Kongress mit anderen organisiert. Er
erklärt, wieso Kinder heute anders groß
werden als früher – und wo die Bildungs-
forschung seiner Ansicht nach blinde Fle-
cken hat.

SZ: Herr Kapfhammer, Sie fragen, wie Kin-
der und Jugendliche heute aufwachsen.
Was vermuten Sie denn?
Albert Kapfhammer: Das wollen wir gerne
mit den Teilnehmerinnen und Teilneh-
mern des Kongresses diskutieren. Wir se-
hen natürlich, dass Kinder sehr viel in Ein-
richtungen und in betreuten Verhältnissen
aufwachsen.

Ist das ein Problem?
Das ist erst einmal eine Realität. Entschei-
dend ist, was in diesen Einrichtungen pas-
siert, wie offen sie sind und ob die Kinder
und Jugendlichen am Betrieb aktiv betei-
ligt werden. Dann prägt natürlich die digi-
tale Welt die Kindheit. Und es stellt sich die
Frage: Was passiert in einer Stadt, wenn
der Platz immer enger wird – vor allem für
Jugendliche?

Verändert sich München für Kinder?
Wenn Sie heute durch die Stadt laufen, tref-
fen sie unter der Woche nachmittags auf
nur noch wenige sozusagen freilaufende
Kinder. Das war früher anders. Kindern
und Jugendlichen wird heutzutage viel zu-
gemutet und wenig zugetraut. In der Kin-
der- und Jugendarbeit haben wir einen an-
deren Blick auf die jungen Menschen: Wir
gehen davon aus, dass alle etwas können,
über Ressourcen verfügen und Interessen
haben, denen sie nachgehen wollen. Wir
vermitteln keinen Stoff, sondern gehen in
einen Austausch mit ihnen und beschäfti-
gen uns mit Themen, die mit ihrem Alltag
ganz konkret etwas zu tun haben.

Das könnte man in einer Ganztagsschule
aber auch machen.
Im Prinzip ja. Wir vom Münchner Trichter
versuchen auch mit Schulen den Ganztag
zu gestalten. Aber ein entscheidender Un-
terschied ist: Unsere Angebote sind offen
für alle, und die Teilnahme ist freiwillig.
Wir Erwachsene möchten ja auch dann ins
Museum oder Theater gehen, wenn wir
wollen, und nicht, weil wir müssen. Diese
Wahlmöglichkeiten, die wir Erwachsene
für uns in Anspruch nehmen, möchten wir
auch den Kindern und Jugendlichen ein-
räumen. Sie sollten von Anfang an erleben,
dass Lernen etwas ist, das Spaß machen
kann.

Sie wollen bei dem Kongress die „anderen
Seiten“ der Bildung in den Fokus rücken.
Gemeint ist etwa die Bildung in der Fami-
lie, im Freundeskreis und im Digitalen,
denn die sei „weitgehend unbeachtet“. Re-
den wir nicht ständig überall über die Digi-
talisierung?
Doch, und meistens geht es um die Gefah-
ren, die es auch gibt. Aber wir sehen auch
ein großes Potenzial, die digitalen Medien

kreativ und produktiv in der Arbeit mit Kin-
dern und Jugendlichen zu nutzen. Die Auf-
zählung soll nur ein Hinweis darauf sein,
dass wir nicht der einzige Ort sind, an dem
Bildung im Alltag stattfindet. Überall wird
etwas gelernt, in der Familie, mit Gleichalt-
rigen, mit Medien und in der Kinder- und
Jugendarbeit. Ein unbeachtetes Feld ist es
aber auch insofern, als in der Bildungsfor-
schung immer nur der Teil untersucht
wird, der in der Schule stattfindet. Wo, was
und wann sonst noch Bildung passiert,
spielt offensichtlich keine Rolle.

Ist das nicht einfach pragmatisch? Die Bil-
dung etwa über Freunde lässt sich ja nur
schwer beeinflussen, die Schule schon.
Es geht auch gar nicht darum, alles zu be-
einflussen. Wir sollten aber die wichtigen
Einflussgrößen, die es gibt, zumindest alle

ernst nehmen und im Blick haben. Wenn
wir alle Kinder optimal fördern wollen,
müssen wir die gesamte Bildungsland-
schaft kennen. Deshalb möchten wir jetzt
zwei Tage lang über alles reden, was außer-
halb der Schule passiert.

Ist die offene Kinder- und Jugendarbeit
auf dem Rückzug?
Die Angebotslandschaft in München dürf-
te in ihrer Fülle und Differenziertheit bun-
desweit ziemlich einmalig sein. Hier gibt
es sogar Zuwächse. Das ist großartig. Aber
mit dem Ausbau ganztägiger Betreuungs-
systeme, die zunehmend sogar die Ferien
einschließen, gerät die offene Kinder- und

Jugendarbeit unter Druck. In Städten, in
denen das Ganztagsangebot schon länger
und umfassender ausgebaut ist, gibt es die
vielen Angebote, die wir in München ha-
ben, in dieser Form nicht mehr. Damit dies
in München nicht passiert, müssen wir be-
sonders auch gegenüber der Ganztags-
schule noch deutlicher ein eigenständiges
pädagogisches Selbstverständnis rekla-
mieren. Auch der offene Zugang zu unse-
ren Angeboten ist und bleibt wichtig. Bei
Angeboten in den Ferien zum Beispiel sind
aber wirklich offene Angebote inzwischen
die Ausnahme. Beim Großteil muss man
sich anmelden oder wird von den Eltern an-
gemeldet.

Wie bei Wirtshäusern, bei denen man jetzt
immer reservieren muss.
Zum Beispiel. Es ist aber notwendig, dass
sich Kinder und Jugendliche ihre Stadt
selbständig aneignen können. Und dazu
müssen sie sich frei bewegen können.
Wenn sie so stark in verpflichtenden Struk-
turen und extra für sie gestalteten Schon-
räumen aufwachsen, mag das zum Teil not-
wendig sein, aber es ist nicht angemessen.
Unser System ist wesentlich mehr vom El-
ternwillen als vom Kinderwillen geprägt.
Das müssen wir drehen.

Was ist Ihr Ziel für den Kongress?
Wir möchten in der Stadt eine Diskussion
anstoßen. Wir haben in den vergangenen
Jahren viel über Schule geredet und wenig
bis gar nicht mehr über die vielen anderen
Seiten der Bildung. Wir würden uns wün-
schen, dass wir in Zukunft darüber wieder
viel mehr sprechen.

Und wen genau meinen Sie, wenn Sie
„wir“ sagen?
Alle! Die Gesellschaft, die Politik, die Ver-
waltung, uns selbst, aber auch die Eltern.

„Unser System ist wesentlich
mehr vom Elternwillen als
vom Kinderwillen geprägt“

„Jämmerlich!“ So bewertet Oberstaatsan-
walt Andreas Franck den Versuch des Ange-
klagten, „seinen Kopf aus der Schlinge zu
ziehen“. Als es um den Hitlergruß geht, den
der 64-Jährige bei anderer Gelegenheit
zweimal kurz nacheinander im Gerichts-
saal gezeigt haben soll, behauptet der ge-
bürtige Seefelder, er habe nur „zeigen wol-
len, wie hoch mein Hund springen kann“.
Wegen des Eklats im Gerichtssaal vor ein-
einhalb Jahren und weil er damals in sei-
nem Schlusswort den millionenfachen
Mord an den Juden geleugnet hat, muss Al-
fred S. sich seit diesem Dienstag erneut vor
dem Landgericht München I verantwor-
ten. Verwendung von Kennzeichen verfas-
sungswidriger Organisationen und Volks-
verhetzung lauten die Vorwürfe.
S. betritt den Gerichtssaal in Handschel-
len. Der notorische Propagandist der Nazi-
Ideologie verbüßt in Stadelheim bereits ei-
ne Haftstrafe von mehr als drei Jahren, un-
ter anderem, weil er in selbst produzierten
Filmchen die Schoah geleugnet und gegen
Juden gehetzt hat. „Millionenfach“ seien
die Videos im Internet angeschaut worden,
behauptet der Deutsch-Kanadier – in Wirk-
lichkeit waren es wohl ein paar tausend
Aufrufe. Immer noch schlimm genug.
Denn S. ist für Oberstaatsanwalt Franck
ein „geistiger Brandstifter“.


S. wolle die Grundlage für andere legen,
die dann aktiv würden, zieht der Vertreter
der Anklagebehörde eine Verbindung von
der verbalen Hetze des 64-Jährigen zu an-
tisemitischen Straftaten der jüngsten Zeit.
„Ein Denker – ein Ausführender“, das sei
inzwischen das klassische Schema im
Rechtsextremismus. Franck lässt in sei-
nem Plädoyer keinen Zweifel, wie er S. ein-
schätzt: Dem Angeklagten gehe es darum,
„Juden töten zu lassen, vernichten zu
lassen“. Deshalb fordert der Oberstaatsan-
walt, sich nicht vom konfusen Auftritt des
64-jährigen Mannes vor Gericht täuschen
zu lassen: „Er gehört nicht belächelt, er
gehört bestraft.“ Fünf Jahre soll S. nach
den Vorstellungen der Staatsanwaltschaft


in der Justizvollzugsanstalt Stadelheim
bleiben.
Unter Umständen könnte es noch län-
ger werden. Denn auch am Dienstag nutzt
S. den Prozess und insbesondere das letzte
Wort, das ihm als Angeklagten zusteht, um
die deutschen Verbrechen der Nazi-Zeit zu
leugnen – und um die Legitimation des ge-
setzlichen Hitlergruß-Verbots in Frage zu
stellen. Erneut bezeichnet S. die „Holo-Ge-
schichte“ (wie er sagt) als Lüge, als „Un-
sinn“, als „Märchen“. Die Vorsitzende Rich-
terin der 18. kleinen Strafkammer weist
ihn vergeblich darauf hin, dass er sich da-
mit erneut strafbar mache. S. ficht das
nicht an, im Gegenteil. Sein letztes Wort,
bevor er für „sechs Millionen Jahre“ im
„Gulag“ verschwinde, wie er seine Haft
nennt, werde wohl mehrere Tage dauern,
kündigt er an. An diesem Donnerstag wird
er weitermachen dürfen. Wie lange das
letzte Wort eines Angeklagten maximal
dauern darf, ist unter Juristen umstritten.
S. legt es offenkundig darauf an, Ge-
richtssäle möglichst lange als Bühne nut-
zen zu können. „Ich bin gesegnet, dass ich
mich in dieser Rolle befinde“, sagt er an ei-
ner Stelle, Gerichtsverfahren und Haft sei-
en für ihn gleich in mehrfacher Hinsicht
ein „Jackpot“. Seine Zuhörerschaft freilich
ist überschaubar. Waren zum ersten Pro-
zess gegen Alfred S. und dessen Schwester
Monica noch etwa 30 Gesinnungsgenos-
sen gekommen, sitzen am Dienstag nur
noch eine gute Handvoll Freunde neben
der Ehefrau des Tutzingers in den Zuschau-
erreihen. In Sitzungspausen kann man aus
der Gruppe lautstarkes Schwadronieren
darüber hören, dass das Landgericht
„Rechtsbeugung“ betreibe und dass im-
mer am Schluss „abgerechnet“ werde.
S. sieht das wohl ähnlich. Die Ausführun-
gen des Oberstaatsanwalts kommentiert
er mit Kopfschütteln und Lachen. Ob sie
sich vorstellen könne, dass sie eines Tages
ihre Plätze im Gerichtssaal tauschen, fragt
der Angeklagte eine Staatsanwältin, die als
Zeugin aussagt. Mit seinen Veröffentli-
chungen habe er zu einem „Flächenbrand“
beigetragen, glaubt der 64-Jährige. In die-
sem Punkt stimmt ihm Andreas Franck zu:
„Ein Judenhasser schlimmster Sorte“, sei
S.: „Völlig unbelehrbar – und gefährlich.“
martin bernstein

Städte, Gefilde, Landschaften haben ihren
ganz eigenenGeruch, sogar Staaten, Gesell-
schaften, politische Systeme haben ihre be-
sondere Brise, ihre Aura, in der Düfte eine
besondere Rolle spielen. Zum Jubiläum, da
die Berliner Mauer vor 30 Jahren fiel, erin-
nert sich gewiss jeder Grenzgänger noch
daran, dass der zweitaktgetriebene Osten
gänzlich anders roch als der viertaktgetrie-
bene Westen. Und der Broiler ganz anders
als das Grillhendl.
Die sinnliche Glocke, die jede regionale
oder nationale Küche sozusagen aus-
dampft, ist für uns Europäer bei den Koch-
gepflogenheiten des Fernen Ostens beson-
ders intensiv wahrnehmbar. Und dort hat
die Sichuan-Küche, eine der großen Regio-
nalküchen Chinas, ihren sehr eigenen, un-
verwechselbaren Geschmack, was sich in
einem Lokal am Hohenzollernplatz in
Schwabing markant studieren lässt. Die
„Sichuan Küche“ ist ein Ort kerniger Ver-
köstigung, pflegt nichts Zeremonienhaf-
tes, Verkünsteltes und fällt durch den Zu-
spruch sehr vieler Chinesen unter den Gäs-
ten auf, ein Hinweis auf Authentizität.
Der schlichte Ort, an dem diverse ande-
re Gastronomen trotz bester Lauflage ge-
scheitert sind, ist entsprechend gut be-
sucht. Ignoriert man das Gefuchtel eines
Bataillons rotgoldener Winkekatzen in
dem kargen Raum – den einzigen Firlefanz
in diesem Hause – geht’s gut gewürzt los,
zumeist umflort von einem spezifischen
Grundgeschmack, dem Sichuanpfeffer. Si-
chuanpfeffer, auch Anispfeffer, ist trotz


des Namens kein Verwandter unserer ge-
wohnten Pfeffersorten. Er untermalt,
selbst kaum scharf, dennoch pikant und
markant Fleisch und Fisch, Suppen und Ve-
getarisches. Sichuanpfeffer ist der Be-
kömmlichkeit äußerst förderlich. Er wirkt


  • vergleichbar mit Hopfen – leicht dämp-
    fend auf die Geschmacksnerven, demzufol-
    ge die Sichuan-Küche zum Ausgleich sehr
    beherzt mit all dem anderen Gewürz han-
    tiert, besonders mit der stets delikat be-
    messenen, auf Wunsch aber weit variab-
    len, sichuantypischen Schärfe diverser
    Schoten.
    Eröffnen wir mit der sauer-scharfen
    Reisnudelsuppe nach Chongqing-Art mit
    Rind (7,80 Euro), dem beinahe einzigen Ge-
    richt, mit dem wir Probleme hatten: Die
    Glasnudeln, dick und zäh, erweisen sich
    als beinahe unzerstörbar und auch für ge-
    übte Stäbchenesser kaum zu handhaben.
    Das Drumherum mundete. Dabei ist festzu-
    halten, dass alle Suppen hier die Mengen-
    qualität von Hauptspeisen haben. Über die
    Wantan-Nudelsuppe und die Wantan-Sup-
    pe Sichuan (jeweils 7,80) arbeiteten wir
    uns an das grandiose Talent der Küche her-
    an, die so beliebten Teigtaschen zuzuberei-
    ten. Dim Sum mit Garnelen und Dim Sum
    mit Schwein (jeweils 5,80) krönten diese
    verführerische Kunst.
    Die Gurken mit Knoblauch und Chili
    (5,80) genossen wir als Vor- oder Zuspeise.
    Dass „knusprig gebratene Kartoffelschei-
    ben mit buntem Pfeffer und scharfen Chili-
    schoten“ (13,80) als vegetarisches Hauptge-


richt ausgegeben werden, ist irreführend:
ein Berg ganz frischer scharfer Chips, für
Liebhaber gleichwohl paradiesisch. Wie
fein die gebratenen breiten Bohnen und
das gebratene Saisongemüse (je 12,80)!
Der frittierte ganze Wolfsbarsch auf fri-
schem, mildem Kraut (18,80) überraschte
durch seine durch und durch krosse Be-
schaffenheit. Die geschmorte Lammhaxe

mit Kreuzkümmel (19,80) erwies sich als
betörend saftig, butterzart das in Korian-
der gebratene Lammfleisch (18,80). Eini-
ges zu kauen hatten wir an dem gleichwohl
köstlichen Schweinedarm mit Gemüse
(16,80). Igitt-Reaktionen der Teutonen auf
dieses und diverse andere Innereiengerich-
te sind gänzlich unangebracht. Die Schwei-
neleber mit Gemüse und reichlich Zwie-

beln (13,80) ließ uns schmelzen. Bei der En-
te im Wok „mit Konjac“ in ihrem harmoni-
schen Pilz-Gemüse-Rahmen (28,00) wur-
den wir gefragt, ob der Vogel mit oder ohne
Knochen kommen solle. In China wird al-
les Geflügel mit Knochen serviert, bleibt so
saftiger und delikater, wird hier für beque-
me Europäer ausgelöst, „damit Sie es leich-
ter haben“. Mit Süßem danach hält man
sich hier nicht weiter auf.
Sich an den europäischen Kanon eines
Menüs halten zu wollen, ist hier sinnlos.
Am besten, man bestellt sich zu mehreren
alles, was man will, gemeinsam, jeder am
Tisch verschiedenerlei, und schon hat man
eine beinahe chinesische Tafel vor sich, die
ja ursprünglich mit vielen kleineren Ge-
richten bestückt ist. Irgendwie ist die Kar-
te mit ihren Kategorien verwirrend, pflegt
eine etwas krause Benennung mancher Ge-
richte und gibt deren wahren Namen nur
denen preis, die des Chinesischen kundig
sind. Und von der bunten Bebilderung soll-
te sich niemand abschrecken lassen.
Bei der Sichuan Küche handelt es sich
um eine resolut geführte, ihre Gäste reich-
lich und deftig verköstigende Lokalität, in
der man von 6 bis 20 Euro einen breiten
Reigen aus Sichuans Töpfen kosten kann;
Zwei-Personen-Speisen zu 28 bis 38 Euro.
Wen das robuste Regime, in diesem Hause,
aus dem man auch mal beherzt für die Mit-
tagspause hinauskomplimentiert werden
kann, nicht weiter geniert, der ist hier an
bester Stelle ungespreizten, deftigen Mahl-
zeitens. carolus hecht

TÜV bestanden, Prüfplakette angebracht



  • undtrotzdem ist das Auto nicht für den
    Straßenverkehr zugelassen: Dass so etwas
    möglich ist, musste nun eine Münchner Au-
    tobesitzerin vor dem Landgericht erfah-
    ren. Das Gericht wies ihre Klage gegen die
    Polizei als unbegründet ab.
    Es geht um einen Porsche 911 Carrera Ca-
    brio, Baujahr 1992. Der Wagen hatte im Ok-
    tober 2015 die Hauptuntersuchung bestan-
    den, nachdem er zuvor einmal durchgefal-
    len war – die Besitzerin hatte danach unter
    anderem den Katalysator austauschen las-
    sen. Gerade mal vier Wochen nach der er-
    folgreichen Prüfung wurde die Fahrerin
    von der Polizei kontrolliert, und weil das
    Auto nach Meinung der Beamten zu laut
    war, wurde es sichergestellt.
    Wiederum beim TÜV wurde der Por-
    sche nun begutachtet – mit dem Ergebnis,
    dass er erhebliche Mängel aufweise, zu-
    dem sei die Betriebserlaubnis erloschen.
    Ihr Auto bekam die Besitzerin erst im Janu-
    ar 2016 zurück. Bis Ersatz für den bemän-
    gelten Katalysator beschafft war, habe das
    Auto insgesamt 245 Tage nicht gefahren
    werden können, außerdem sei das Fahr-
    zeug wohl im Freien abgestellt gewesen,
    durch das fehlerhaft verschlossene Cabrio-
    dach sei Wasser eingedrungen, so dass der
    Lederbezug des Beifahrersitzes beschä-


digt sei. Forderung: Schadenersatz für den
Sitz und für den Nutzungsausfall, insge-
samt rund 18 000 Euro.
Da machte das Gericht allerdings nicht
mit. Ein Sachverständiger erklärte, dass of-
fensichtlich kein Original-Katalysator ein-
gebaut worden sei, sondern in den alten
nur eine neue Katalysator-Patrone einer
Fremdfirma eingeschweißt worden sei.
Für diese Patrone allerdings existiert kein
Prüfzeugnis, weshalb sie für den Straßen-
verkehr nicht zugelassen sei – sie werde
hauptsächlich für Rennwagen verwendet.
Damit war tatsächlich die Betriebserlaub-
nis des Porsches erloschen. Den Prüfern
bei der Hauptuntersuchung, so der Gutach-
ter weiter, könne wohl kein Vorwurf ge-
macht werden: Ihre Abgasuntersuchung
geht nicht so in die Tiefe wie der Test im La-
bor, so dass die Werte dort eventuell sogar
im Rahmen sind, was aber nichts daran än-
dert, dass die fremde Katalysator-Patrone
nicht hätte eingebaut werden dürfen. So-
mit war die Sicherstellung rechtmäßig,
und Nutzungsausfall gibt’s auch nicht,
weil das Auto sowieso hätte repariert wer-
den müssen. Und die Beschädigung des Le-
dersitzes sei ebenfalls nicht bewiesen –
Klage abgewiesen, und die Gerichtskosten
muss die Porsche-Besitzerin auch noch tra-
gen. stephan handel

Die „Sichuan Küche“ legt nicht viel Wert auf Ausstattung, dafür ist das Essen sehr
authentischundin aller Regel hervorragend. FOTO: STEPHAN RUMPF

„Jämmerlich“,


aber gefährlich


Staatsanwalt fordert fünf Jahre für notorischen Judenhasser


Die breite Fülle einer berühmten kulinarischen Region


Das mitunter recht rustikale Restaurant „Sichuan Küche“ am Hohenzollernplatz bietet authentische chinesische Speisen, und das auch noch zu sehr annehmbaren Preisen


Wieso Kinder heute anders groß werden


Aufwachsen in München – das bedeutet im Jahr 2019 etwas ganz anderes als früher. Wie und was lernt
die Jugend außerhalb der Schule fürs Leben? Das fragen sich Experten nun zwei Tage lang bei einem Kongress

Kindern und Jugendlichen werde viel zugemutet und wenig zugetraut, sagt Albert Kapfhammer vom Verein „Kultur und Spielraum“. Er hat die Tagung in München
mitorganisiert. FOTO: ALESSANDRA SCHELLNEGGER

Falscher Katalysator


Sportwagen-Besitzerin bekommt keinen Schadenersatz


Angeklagter genießt den Auftritt:


„Ich bin gesegnet, dass ich


mich in dieser Rolle befinde.“


Qualität: ●●●●○
Service: ●●●●○
Ambiente: ●●○○○
Preis/Leistung: ●●●●○

Hohenzollernplatz 4
Telefon: 089 – 89 0636 27
http://www.sichuan-kueche.de

Öffnungszeiten
Mi.-Mo. 11.30 Uhr bis 15.00 Uhr
und 17.30-22.30 Uhr,
Dienstag Ruhetag

K

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S
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P
RO

BE

RESTAURANT
SICHUANKÜCHE

R4 (^) MÜNCHEN Donnerstag, 14. November 2019, Nr. 263 DEFGH

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