Handelsblatt - 07.11.2019

(Darren Dugan) #1

Turnschuh-Hersteller


Investoren lassen


Adidas fallen


Im dritten Quartal sind Marge


und Gewinn geschrumpft – die


Aktie verliert. Vorstandschef


Rorsted sieht den Konzern


dennoch auf Rekordkurs.


Joachim Hofer München


W


eniger Gewinn und eine
niedrigere Marge als im
Vorjahr: Im dritten Quar-
tal hat Adidas die Anleger enttäuscht.
Mit einem Minus von zeitweise mehr
als drei Prozent waren die Aktien des
Turnschuh-Herstellers am Mittwoch
der mit Abstand größte Verlierer im
Dax. So mancher Investor hatte wohl
auch auf eine höhere Prognose spe-
kuliert. Die aber bleibe unverändert,
sagte Vorstandschef Kasper Rorsted.
So ist der Gewinn des Dax-Kon-
zerns aus fortgeführten Geschäftsbe-
reichen zwischen Juli und Ende Sep-
tember um zwei Prozent auf 644 Mil-
lionen Euro gefallen. Die operative
Marge ist ebenfalls gesunken, und
zwar um 1,3 Prozentpunkte auf 14
Prozent.
Die Börsenreaktion war eindeutig,
die Analysten indes waren sich am
Mittwoch uneins, wie die Zahlen zu
bewerten seien. Operatives Ergebnis
und Reingewinn seien schwächer als
von ihr prognostiziert ausgefallen, ur-
teilte Melanie Flouquet von JP Mor-
gan. Julie Zhuang von der Schweizer
Bank UBS hingegen sah ihre Erwar-
tung für den Betriebsgewinn über-
troffen. Ähnlich fiel das Resümee des
Goldman-Sachs-Experten Richard
Edwards aus.
Da die Quartalszahlen keine gro-
ßen Überraschungen enthielten, ge-
be es auf kurze Sicht nur geringe Im-
pulse für den Aktienkurs, kommen-
tierte DZ-Bank-Analyst Herbert
Sturm. Seit Jahresbeginn haben die
Papiere etwa 50 Prozent zugelegt.
Zum Vergleich: Der Dax kletterte im
selben Zeitraum lediglich um etwa
ein Viertel. Am Mittwoch verlor Adi-
das knapp fünf Prozent auf 268 Euro.


Teure Luftfracht belastet
den Gewinn


Adidas selbst begründete den niedri-
geren Gewinn einerseits mit höheren
Kosten für Luftfracht. Der Konzern
musste Ware teuer in Flugzeuge ver-
laden, um sie rechtzeitig in die Läden
in den USA zu bekommen. Ande -
rerseits sprach der Konzern von ei-
nem „weniger günstigen Preismix“,


das heißt: Adidas musste Artikel ver-
ramschen, um sie loszuwerden.
Gleichzeitig habe das Unternehmen
mehr für Marketing ausgegeben. Da-
rüber hinaus seien Kosten vom vier-
ten ins dritte Quartal verschoben
worden.
Rorsted zeigte sich gleichwohl zu-
frieden mit den Ergebnissen: „Das
dritte Quartal war sehr gut“, betonte
der Däne in einer Telefonkonferenz.
So habe das Label deutlich mehr
Shirts, Shorts und Sneaker verkauft
als im Vorjahr. Der Umsatz sei um
neun Prozent auf 6,4 Milliarden Euro
gestiegen. Zu konstanten Wechselkur-
sen seien die Erlöse um sechs Pro-
zent geklettert.

Ein massiver Schub
im vierten Quartal
Der Turnschuh-Hersteller sei zudem
voll auf Kurs, betonte Rorsted: „2019
wird trotz einiger Herausforderungen
ein Rekordjahr.“ Rorsted versprach,
im derzeit laufenden vierten Quartal
noch einmal voll aufzudrehen. „Wir
bestätigen unsere Prognose für das
Gesamtjahr und sind nach wie vor
zuversichtlich, dass sich das Umsatz-
wachstum im vierten Quartal deut-
lich beschleunigen wird“, sagte Ror -
sted. Der Konzernlenker verspricht
fürs laufende Jahr ein Umsatzplus zu
konstanten Wechselkursen von fünf
bis acht Prozent, am wahrschein-
lichsten sei derzeit ein Zuwachs von
6,5 Prozent. Nach neun Monaten lag
der Umsatz mit 17,8 Milliarden Euro
wechselkursbereinigt fünf Prozent
über Vorjahr.
Die operative Marge soll von 10,8
Prozent im vergangenen Jahr auf bis
zu 11,5 Prozent klettern. Der Gewinn
soll um zehn bis 14 Prozent steigen.
In den ersten drei Quartalen ist der
Überschuss um acht Prozent auf 1,74
Milliarden Euro gestiegen.
Im März hatte Rorsted angekün-
digt, dass Adidas im zweiten Halbjahr
stärker wachsen würde als in den ers-
ten sechs Monaten. Dieses Verspre-
chen hat der Konzernlenker einge-
halten. Das liegt vor allem daran,
dass Adidas seine Lieferprobleme in
Amerika in den Griff bekam. Der
Sportkonzern hatte bei den Fabriken
in Fernost zu wenige Textilien geor-
dert und musste deshalb monatelang
die Händler vertrösten. Inzwischen
sei das Problem weitgehend gelöst,
beteuerte Rorsted am Mittwoch.
Positiv auch, dass das Unterneh-
men in allen Regionen weltweit mehr

abgesetzt hat. Das gilt nicht zuletzt
für die Heimatregion Europa, in der
die Marke mit den drei Streifen meh-
rere Quartale lange mit schrumpfen-
den Erlösen zu kämpfen hatte. Welt-
marktführer Nike nahm den Franken
vor deren Haustür Marktanteile ab.
In Nordamerika verzeichnete Adidas
demgegenüber ein Plus von zehn
Prozent und verdrängte dabei Nike
und den kleineren Wettbewerber Un-
der Armour aus den Regalen. Auch
die angeschlagene US-Tochter Ree-
bok verbuchte einen leichten Zu-
wachs.
Der Herzogenauracher Lokalrivale
Puma kam im dritten Quartal aller-
dings dynamischer voran und erziel-
te ein Umsatzplus von währungsbe-
reinigt 17 Prozent. Die Marke mit dem
Raubtierlogo steigerte den Gewinn
vor Zinsen und Steuern zudem um

ein Viertel. Das Label ist auch fürs ge-
samte Jahr zuversichtlicher und rech-
net mit 15 Prozent höheren Erlösen.
Allerdings ist Puma deutlich kleiner
als Adidas. An der Börse ist der im
MDax notierte Konzern ebenso be-
gehrt wie Adidas. Seit Jahresanfang
beträgt das Plus rund 56 Prozent.
Für die letzten Wochen des Jahres
ist Rorsted auch deshalb zuversicht-
lich, weil jetzt schon das Geschäft
rund um die Fußball-Europameister-
schaft 2020 beginnt. Am Mittwoch-
abend präsentierte der Konzern be-
reits den offiziellen Ball. Adidas ist
Sponsor des europäischen Fußball-
verbands Uefa. Zug um Zug folgen
dann, rechtzeitig zum Beginn der
Weihnachtszeit, die aktuellen Trikots
der Nationalteams.

> Kommentar Seite 32

Adidas
Aktienkurs in Euro

268,70 €

HANDELSBLATT

1.1.2019 6.11
Quelle: Bloomberg

310

270

230

190

10

Tennisschuhe von
Adidas: Absatz in al-
len Regionen der Welt
gesteigert.

Corbis Sport/Getty Images

Unternehmen & Märkte
DONNERSTAG, 7. NOVEMBER 2019, NR. 215
27


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