Handelsblatt - 07.11.2019

(Darren Dugan) #1

findet, dass das Produkt ein „interes-
santes Dekarbonisierungskonzept“
anwendet. Bei der Auswahl von Wert-
papieren verwende der Anlagever-
walter einen Prozess aus drei Schrit-
ten: Ausgangspunkt des später 80 bis
100 Titel umfassenden Portfolios sei
ein Investmentuniversum von mehr
als 2 500 Aktienwerten. Durch die
Anwendung eines allgemeinen ESG-
Filters verringere sich die Anzahl auf
rund 2 200 Titel. Die verbleibenden
Aktien würden dann in einem zwei-
ten Schritt sowohl einer klassischen
Finanzanalyse als auch einer speziel-
len Nachhaltigkeitsprüfung unterzo-
gen. Letztere untersuche den positi-
ven Beitrag eines Unternehmens für
Umweltschutz und CO 2 -Reduktion
anhand von Kriterien wie Kohlen-
stoffintensität, Nutzung sauberer
Energien, Emissionsausstoß oder
Energieeffizienz. In einem dritten
und letzten Schritt erfolge schließlich
die Portfoliokonstruktion. Negativ
sieht Analyst Härtel die hohen laufen-
den Kosten von 2,02 Prozent.


Durchschnittliches Rating


Aus ESG-Gesichtspunkten falle auf,
dass der Fonds „doch recht klar auf
das Thema Karbon-Risiko-Manage-
ment konzentriert ist“, sagt Mor-
ningstar-Experte Ali Masarwah. Er
habe im Fachjargon eine „Low Car-
bon Designation“, aber er zähle hier
nicht zu den allerbesten. Die enge
Konzentration auf dieses Thema zei-
ge sich auch daran, dass der Fonds
im „S“-Bereich „durchschnittlich“
und im „G“-Bereich des ESG-Ratings
von Morningstar sogar „unterdurch-
schnittlich“ abschneide. „Das alles
führt zu dem Gesamt-Sustainability-
Rating von durchschnittlich“, ergänzt
Masarwah.
Für Fondsmanagerin Lagron steht
fest, dass Konzerne, die ESG-Krite-
rien beachten, an den Börsen in der
Regel besser abschneiden als die üb-
rigen Firmen. „Die teilweise erzielte
Überrendite ist aber von Unterneh-
men zu Unternehmen verschieden.“
Damit müssen Anleger also kaum
Abstriche machen bei der Perfor-
mance, wenn sie auf den Wandel set-
zen. Aber neben der Rendite zählt
bei den Investments natürlich auch
die Wirkung. Wie dringend der
Handlungsbedarf ist, haben jetzt
rund 11 000 Wissenschaftler gezeigt,
die vor dem weltweiten „Klima-Not-
fall“ gewarnt haben. Ohne grundle-
gendes Umsteuern sei „unsägliches
menschliches Leid“ nicht mehr zu
verhindern.


Devisenmarkt

Zweifel am starken Dollar


Analysten glauben, dass ein
Handelsdeal zwischen China
und den USA den US-Dollar
schwächen könnte. Einige
halten ihn für überbewertet.

Jan Mallien Frankfurt

I


m Handelsstreit zwischen China
und den USA mehren sich die
Signale, dass ein Abkommen be-
vorsteht. Die Aussicht auf einen
„Deal“ hat zuletzt vor allem an den
Aktienmärkten für Optimismus ge-
sorgt. Dagegen sind die Folgen für
den US-Dollar komplizierter. In die-
sem Jahr hat er sich bisher deutlich
besser entwickelt, als viele erwartet
hatten. Gegenüber dem Euro legte er
um rund 3,5 Prozent zu. Devisenex-
perten führen die Gewinne vor allem
darauf zurück, dass Investoren wegen
des Handelskonflikts Risiken gemie-
den haben. Sie brachten ihr Kapital
lieber in die USA, die als besonders si-
cher gelten. „Wenn es zu einer Eini-
gung kommt, dürfte das den Dollar
schwächen,“ sagt Manuel Andersch,
Devisenexperte der BayernLB. Er
geht aus mehreren Gründen von ei-
nem schwächeren Dollar aus. „Der
Dollar ist aktuell sehr teuer.“ Gemes-
sen an der Kaufkraft sei er um etwa
20 Prozent überbewertet.
Aktuell notiert die US-Währung bei
1,10 Dollar gegenüber dem Euro. An-
dersch erwartet den Euro bis Ende
2020 auf einem Niveau von 1,18 Dol-
lar. Ähnlich sieht das auch Ulrich Ur-
bahn, Leiter Multi-Asset-Strategie bei
der Berenberg Bank. Er prognosti-
ziert bis Ende nächsten Jahres einen
Kurs von 1,16 Dollar zum Euro.
Dabei würde die US-Wirtschaft von
einer Einigung im Zollstreit profitie-
ren. Zuletzt sind die amerikanischen
Arbeitsmarktdaten und einige Stim-
mungsindikatoren vergleichsweise
gut ausgefallen. Das Gleiche gilt auch
für Europa, wo zum Beispiel der Auf-
tragseingang der deutschen Industrie
im September gestiegen ist. Urbahn
erwartet, dass der Euro von den bes-
seren Wirtschaftsaussichten stärker
profitiert als der Dollar. Viele Investo-
ren hätten aus Sorge vor einem welt-
weiten Abschwung Kapital in die USA
verlagert und Vermögenswerte in
Europa „massiv untergewichtet“,
sagt er.

Das ändere sich nun wegen der sta-
bileren politischen Situation in
Europa und der etwas besseren Aus-
sichten für die Weltwirtschaft. Zu-
dem habe der Euro unter dem Risiko
eines harten Brexits stark gelitten,
das zuletzt gesunken sei.

Mögliche Interventionen
Ein weiterer Faktor für die Entwick-
lung des Dollar-Kurses ist die Geldpo-
litik. Sie spielt deshalb eine so ent-
scheidende Rolle, weil höhere Zinsen
Investoren anlocken. In diesem Jahr
hat die US-Notenbank Federal Re -
serve (Fed) bereits dreimal die Leit-
zinsen in den USA gesenkt – zuletzt in
der vergangenen Woche. Auf ihrem
jüngsten Treffen signalisierte sie
aber, dass sie zunächst keine weite-
ren Zinssenkungen anvisiert.
Eigentlich ist das positiv für den
Dollar. Allerdings liegen die Leitzin-
sen in den USA auf ihrem aktuellen
Niveau von 1,5 bis 1,75 Prozent deut-
lich höher als im Euro-Raum, wo der
derzeit entscheidende Einlagenzins
bereits bei minus 0,5 Prozent liegt.
Im Zweifelsfall hat also die Fed größe-
ren Spielraum, die Zinsen noch tiefer
zu senken. Das würde die Zinsdiffe-
renz zwischen den USA und dem
Euro-Raum mindern und tendenziell
den Dollar schwächen.
BayernLB-Experte Andersch sieht
noch einen weiteren Faktor, der aus
seiner Sicht für einen schwächeren

Dollar spricht. „Die US-Regierung
könnte angesichts der hohen Bewer-
tung versuchen, den Dollar-Kurs
durch verbale oder direkte Interven-
tionen am Devisenmarkt zu drü-
cken“, sagt er. Rein formell sind die
USA an die Erklärung der G20-Grup-
pe der wichtigsten Industrie- und
Schwellenländer von 2018 gebunden,
wonach die Staaten auf Abwertungen
verzichten.
Trump hat aber bereits gezeigt,
dass er sich an internationale Ver-
einbarungen nicht unbedingt ge-
bunden fühlt. Direkte Interventio-
nen wären nicht einfach. Das US-
Finanzministerium hat nur sehr
begrenzte Mittel dafür. Der hierfür
vorgesehene Exchange Stabilization
Fund (ESF) beläuft sich auf gerade
mal 90 Milliarden US-Dollar. Effektiv
wären Interventionen nur dann,
wenn die US-Notenbank Federal Re-
serve mitzieht.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass
Trump und das US-Finanzministeri-
um verbal eingreifen und sich deut-
lich für einen schwächeren Dollar
aussprechen. Angesichts der aus
Sicht vieler Ökonomen hohen Bewer-
tung des Dollars könnte das wirken.
Möglich ist aber auch, dass Worte al-
lein schnell verpuffen und die Märkte
nur auf Taten reagieren. Allein, dass
diese Möglichkeit jedoch besteht, ist
ein weiterer Faktor, der für einen
schwächeren Dollar spricht.

Jerome Powell: Der Fed-Chef strebt keine weiteren Zinssenkungen an.

dpa

Unter-


nehmen,


die die


Heraus-


forderungen


annehmen


und sich


wandeln,


können


generell ihre


Marktanteile


besser


verteidigen.


Nina Lagron
Fondsmanagerin bei
La Française AM

 
      
 
 



   
 
 


  


 
 

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Private Geldanlage


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DONNERSTAG, 7. NOVEMBER 2019, NR. 215
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