Der Spiegel - 09.11.2019

(Jacob Rumans) #1
So schafft man Märtyrer!
Nr. 44/2019 Der MDR kämpft gegen den
Vorwurf, zu nett zu Rechten zu sein

Eine derartige Analyse zur politischen Ver-
ortung des MDR war überfällig. Auch
wenn die Verantwortlichen der Sendean-
stalt es nicht wahrhaben wollen: Sie haben
mit der inhaltlichen Ausrichtung ihres Pro-
gramms einen leider fulminanten Beitrag
zur Spaltung der ostdeutschen Gesell-
schaft geleistet. Es gibt keine andere Sen-
deanstalt in der ARD, die derart DDR-nos-

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Briefe

Klarstellung


zu Heft 44/2019, Seite 68: »Gericht kippt Entlastung«
Das Landgericht Frankfurt hat die Entlastung mehrerer Vorstände der Deutschen Bank
sowie des Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Achleitner durch die Aktionäre auf der Haupt-
versammlung 2019 für nichtig erklärt. Der Konzern habe unzureichend über seine Ge-
schäftsbeziehung zu dem Investor Cerberus, der Berater und zugleich Aktionär der Bank
ist, informiert. Wir hatten mitgeteilt, dass die Entscheidung zunächst keine konkreten
Folgen habe, die betroffenen Manager könnten vorerst in ihren Ämtern bleiben. Hierzu
stellen wir klar: Dieses Verfahren hat keinen Einfluss auf den Verbleib der Manager in
ihren Ämtern.


talgisch alte Klischees bedient und damit
täglich das Kontrastprogramm für viele
Menschen liefert, die sich heute als Deut-
sche zweiter Klasse und Wendeverlierer
begreifen. Die Sendung »Steimles Welt«
trägt den richtigen Titel. Es ist eben Steim-
les Welt! Dass beim MDR die häufig selt-
samen Ansichten des Namensgebers der
Sendung nun doch langsam zum Kabel-
schwelbrand in der Anstalt führen, ist kein
Wunder. Meiner Meinung nach zu spät:
Steimle ist eine Ikone in Sachsen und sein
Rausschmiss wird bei seinen Anhängern
nur bestätigen, dass man (Steimles) Wahr-
heiten nicht mehr offen aussprechen darf.
So schafft man Märtyrer!
Jochen Polster, Elsterwerda (Brandenburg)

Die Überschrift trifft das Gebaren einiger
ARD-Anstalten. Es ist schon als grenzwer-
tig zu betrachten, dass ausgerechnet der
Westdeutsche Rundfunk (WDR) dem Mit-
teldeutschen Rundfunk (MDR) Rechtslas-
tigkeit vorwirft. Insbesondere der WDR
gilt im Rheinland als links- beziehungswei-
se links-grün-lastig. Das geht so weit, dass
er von vielen Bürgern unserer Region
scherzhaft als »Rotfunk« bezeichnet wird.
Hermann Abts, Elsdorf (NRW)

»Grenzwertig« ist tatsächlich auch dieser
westdeutsch geprägte Artikel über den
MDR. Wie konnte nach 1990 nur zugelas-
sen werden, dass es in der nun größer ge-
wordenen Bundesrepublik auch nur eine
einzige ostdeutsche Rundfunkanstalt gibt,

wo doch ansonsten alles, was einst ost-
deutsch (DDR) war, durch Westdeutsche
überflutet wurde, um den Ossis beizubrin-
gen, was eine westdeutsche Harke ist? Ge-
nau das ist der eigentliche Hintergrund für
das Polittheater, das von nord-, west- und
süddeutschen Sendeanstalten von Anfang
an gegen den MDR veranstaltet wurde.
Wenn man das zugrundelegt, werden wir
wohl in 100 Jahren noch nicht die deutsche
Einheit vollendet haben.
Dr. Dieter Weber, Oy-Mittelberg (Bayern)

MDR
Kabarettist Steimle

Auch und gerade mit Fliege


Nr. 44/2019 Karl Lauterbach kämpfte mit
linken Positionen dafür, Parteivorsitzender
zu werden – eine Nahaufnahme


Danke für diesen Bericht über Ihre Reise
mit Herrn Professor Lauterbach zu den
Regionalkonferenzen. Ich habe mich beim
Lesen köstlich amüsiert. Situationskomik
im Reinformat – ich musste mehrmals laut-
hals lachen – herrlich!
Martha Schmidt-Polex, Eggenfelden (Bayern)


Ob Lauterbach Salz isst oder eine Holz-
fliege trägt, mein Gott, das sagt nicht viel
über seine politischen Fähigkeiten. Aber
wenn er behauptet, er habe alle Studien


zum Klimawandel gelesen (es gibt Tausen-
de), oder es sei kein Problem, die SPD wie-
der zur Kanzlerschaft zu führen, ist völlig
klar: Der Mann ist nicht geeignet. Ihm
fehlt jeglicher Realitätssinn. Das hat ihm
der Beitrag von Markus Feldenkirchen
zweifelsfrei attestiert.
Dr. Joseph Kuhn, Dachau (Bayern)


Ich bin froh, dass ich Karl Lauterbach und
Nina Scheer nicht für den Parteivorsitz ge-
wählt habe, obgleich ich an der fachlichen
Kompetenz Herrn Lauterbachs keine
Zweifel habe (die von Frau Scheer vermag
ich nicht zu beurteilen). Wer aber, wie er
und seine Mitstreiterin, als eine ihrer we-
sentlichen Forderungen die nach einer »ra-
dikalen Klimapolitik« stellt, muss sich am


eigenen Handeln messen lassen. Insoweit
verlieren beide ihre Glaubwürdigkeit,
wenn man liest, dass sie auf ihren Reisen
zu den Regionalkonferenzen, also inner-
halb Deutschlands, nicht nur Mietfahrzeu-
ge, sondern sogar das Flugzeug nutzten.
Auf Letzteres verzichte ich inzwischen
und nutze selbst für berufliche auswärtige
Termine die Bahn. Zeit, in der sich übri-
gens auch gut arbeiten lässt.
Anne Oster, Hildesheim

Ich schätze den Experten und Politiker
Karl Lauterbach sehr, auch und gerade mit
seiner Fliege. Nicht jeder seiner Thesen
kann ich zustimmen. Aber seine wissen-
schaftlich fundierte Argumentation, ge-
paart mit rhetorischer Brillanz, finde ich
immer sehr gelungen. Was sich da aber so
im Hintergrund der Regionalkonferenzen
bei der SPD abspielt, erschüttert mich sehr.
Wer soll diese SPD noch wählen?
Wolfgang Meßmer, Garbsen (Nieders.)

Nur 53,3 Prozent der SPD-Mitglieder ha-
ben sich am ersten Durchgang der Wahl
der neuen Vorsitzenden beteiligt. 46,7 Pro-
zent der Genossinnen und Genossen ist
es demnach schnurzegal, wer die deutsche
Sozialdemokratie zu neuen Ufern führt.
Umso höher ist es zu bewerten, dass sich
der von vornherein auf verlorenem Posten
kämpfende Karl Lauterbach und seine
Partnerin Nina Scheer diese Ochsentour
angetan und noch dazu vom SPIEGELha-
ben begleiten lassen. Falls nach der Stich-
wahl Olaf Scholz und Klara Geywitz auf
der Siegertreppe stehen sollten, dann ist
das genau das Duo, das die Mehrheit der
SPD-Mitglieder als Vorsitzende verdient.
Uwe Tünnermann, Lemgo (NRW)

LISA WASSMANN / DER SPIEGEL
Kandidaten Scheer, Lauterbach

führendes Interview dazu ist. Er und die
Medien seines Hauses tragen eine wesent-
liche Mitschuld an den beklagten Zustän-
den, reagieren aber mehr als dünnhäutig
auf jede berechtigte Kritik an ihnen.
Wilfried Meister, Köln

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