12 INNOVATION IN DER KREBSMEDIZIN DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT FREITAG,18.OKTOBER
SPEZIAL
IODE1805114-Das Immunsystem von Patienten,
ihre Familien, Freunde, Ärzte und die
Forschung sind gemeinsam eine
kraftvolle Waffe im Kampf gegen Krebs.KREBSBEKÄMPFUNG
IST TEAMWORK.
Mehr Informationen auf KREBS.DEAlfried Krupp Krankenhaus Es-
sen arbeitet seit 15 Jahren mit
dem „DaVinci“-System. Er weiß
jedoch, dass „es allein inner-
halb der nächsten ein bis zwei
Jahre vier bis fünf neue Robo-
ter-Systeme geben wird, die be-
reits einen Schritt weiter sind“.
Neue Entwicklungen, zum Bei-
spiel für eine verfeinerte Lapa-
roskopie, kommen aus
Deutschland, England und
Amerika. „Aber“, so Buse „es
wird vorerst beim chirurgi-
schen Unterstützungssystem
bleiben. Allein werden diese
‚Roboter‘ noch nicht arbeiten.“
Etwas weiter ist da schon das
Aqua-Beam-System. Oliver Ha-
kenberg: „Dieses System wird
alles verändern, weil hier tat-
sächlich Computer und Robo-
ter selbst die OP übernehmen
und der Chirurg nur noch über-
wacht.“ Die Gerätschaften sind
programmierbar, Koordinaten
können eingegeben werden,
Bildgebungen miteinander
kommunizieren. Vorangegan-
gene MRT-Bilder können bei-
spielsweise mit aktuellem Ul-
traschall abgeglichen werden.
Anschließend werden soge-
nannte Landmarken festgelegt.
Nach diesen nimmt das System
dann automatisiert Gewebe per
starkem Wasserstrahl, so scharf
wie ein Laser, weg. Der Compu-
ter rechnet sogar die Länge des
benötigten Strahls selbst aus.
Doch noch ist Standard bei der
„gutartigen Hyperplasie“ die
Elektroschlinge. Das neue
Aqua-Beam-System wird bis-
lang nur bei wenigen Patienten
mit gutartigen Vergrößerungen
der Prostata (BPH) eingesetzt.
Buse: „Der nächste Schritt ist,
solche Systeme auch in der Tu-
mor-Chirurgie zu bekommen.
Durch die künstliche Intelli-
genz werden die Systeme stän-
dig lernen und dem Chirurgen
eine Führung durch die gesam-
te OP geben. Das ist zum Bei-
spiel bei Nierentumoren sehr
wichtig, da sie innerhalb des so
lebenswichtigen Organs liegen.
Das intelligente Navigations-
system führt den Arzt dann
zum Tumor hin und sorgt zu-
sätzlich dafür, dass nicht zu
weit an den Rändern geschnit-
ten wird. Das Ganze muss eine
Chirurgie 4.0 werden.“
Auch robotergeführte Biop-
sien stehen bereits auf der Ta-
gesordnung. Bei einer vergrö-
ßerten Prostata wurde bei Ver-
dacht auf Prostatakrebs bislang
noch eine ziemlich einfache
Biopsie gemacht. Die Ärzte sta-
chen in die Stellen, wo sich ein
Tumor in der Prostata meistK
ünstliche Intelligenz
tritt gerade in der Me-
dizin ihren Siegeszug
an. Besonders schnell
geht es dabei in der urologi-
schen Onkologie. Bislang ist die
KI hier vor allem nutzbar zur
Analyse von MRT und CT Bil-
dern. Professor Oliver Haken-
berg, Direktor der Urologi-
schen Uniklinik Rostock, sagt:„Schon jetzt wird sie erfolg-
reich bei Prostata-Krebs ange-
wendet, weil die KI, die mit den
Algorithmen lernt, bei der Bild-
datenanalyse einen Tumor bes-
ser erkennt als das menschliche
Auge. Ein Beispiel dafür ist der
transrektale Ultraschall, bei
dem viele Daten durch das Sys-
tem selbst ausgewertet wer-
den.“ Das Gleiche gelte für die
Diagnose-Analyse von Gewebe-
schnitten in der Pathologie. Bei
Routine-Analysen werten Gerä-
te per künstlicher Intelligenz
alles selbst aus. Die Pathologen
überprüfen drauf, ob es sich mit
ihrer Analyse deckt. So wird die
Entwicklung der Systeme voran
getrieben. Derzeit ist das „Da-
Vinci“-Operationssystem nochdas Nonplusultra in der onkolo-
gischen Urologie. Viele Tumo-
rarten können damit zuverläs-
sig entfernt werden. „DaVinci“
wird zwar immer als Roboter-
System dargestellt, ist jedoch
eher ein Assistenzsystem für
den Chirurgen. Dieser führt die
OP-Instrumente nicht mehr di-
rekt am Patienten, sondern an
einer virtuellen Konsole mit
hoch auflösenden 3-D-Bildern.
Das Roboter-Assistenz-System
macht diese Schnitte dann di-
rekt am Patienten. Derzeit wer-
den in Deutschland rund 50
Prozent der Prostata-Karzi-
nom-Patienten mit diesem Sys-
tem operiert. Bei Nierentumo-
ren sind es 30 bis 50 Prozent.
Mit der robotergestützten Kon-
sole kann nierenerhaltend ope-
riert werden, was vielen später
eine Dialyse oder gar eine Nie-
rentransplantation erspart.
Im operativen Bereich sei das
„DaVinci“-Verfahren schon
sehr gut, „aber wir brauchen
Konkurrenz für Weiterentwick-
lungen“, sagt Hakenberg. Auch
Stephan Buse, Chefarzt der Kli-
nik für Urologie und urologi-
sche Onkologie, Roboterassis-
tierte Chirurgie und Leiter zer-
tifiziertes Prostata Zentrum amjene Stelle führt, wo er „nur“
noch die Biopsie machen muss.
Relativ neu ist das Operieren
von Blasentumoren mit der
neuesten Generation des „Da-
Vinci“-Systems. „In einer Ope-
ration können wir den Tumor
entfernen und gleich eine
künstliche Blase aus Dünn-
darm-Gewebe einsetzen“, er-
klärt Stephan Buse. Diese sehr
komplexe OP verlangt den
Operateuren höchste Konzen-
tration ab. Doch die Patienten
können nach einigen Wochen
Training vollständig ihre neue
Blase nutzen, was für die Le-
bensqualität sehr wichtig ist.Künstliche Intelligenz für
Nieren und Prostata
Chirurgie 4.0: Computer und Roboter werden selbst operieren,
die Mediziner überwachen den Vorgang nur noch oder werden
von den Systemen bei der OP angeleitet
Künstlerische
Darstellung
eine DNA-
Moleküls:
Künstliche
Intelligenz
verhindert
inzwischen bei
Biopsien die
Entnahme
nichtentarteter
ZellenGETTY IMAGES/ SERGII IAREMENKO/ SCIENCE PHOTO LIBRAbefindet. Hakenberg: „Jetzt
können wir MRT-Bilder vor-
schalten. Nun wird aber alles so
genau, dass das menschliche
Auge dafür zu schwach ist. Hier
muss die künstliche Intelligenz
eingreifen.“ Die Geräte verän-
dern die Entnahme von Gewe-
be so, dass nicht nur dort etwas
entnommen wird, wo der Arzt
glaubt, entartete Zellen auf
MRT-Bildern zu sehen. Son-
dern auch dort, wo das System
hochauflösende MRTs mit 3-D-
Sonografie in Echtzeit überei-
nanderlegt, im Computer auto-
matisch auswertet und ein Se-
mi-Roboter den Chirurgen anVON KATHRIN REISINGERANZEIGEANZEIGE