Bild - 18.10.2019

(nextflipdebug2) #1
Hamburg – Im Roll-
stuhl wird Bruno D.
(93) in den Plenar(93) in den Plenar-
saal des Landgesaal des Landge-
richts Hamburg gerichts Hamburg ge-
schoben. Hinter einer
roten Mappe und eiroten Mappe und ei-
ner Sonnenbrille will
er sich verstecken.
Der Mann mit dem
Hut würde gern uner-
kannt bleiben, gern wei-
ter in Ruhe seinen Le-
bensabend verbringen.
Unbehelligt von der Öf

bensabend verbringen.
Unbehelligt von der Öf

bensabend verbringen.


  • fentlichkeit. Aber seit
    gestern muss sich der
    gelernte Bäcker seiner
    Vergangenheit stellen.
    Seine Ehefrau und ei-
    ne seiner beiden Töch-
    ter, die zum
    Islam konverIslam konverIslam konver--
    tiert ist, be-
    gleiten ihn
    ins Gericht.
    Die Staats-
    anwaltschaft wirft dem
    ehemaligen SS-Wachehemaligen SS-Wach-
    mann Beihilfe zum Mord
    in mehr als 5230 Fällen
    vor. Vom 9. August 1944 Vom 9. August 1944
    bis zum 26. April 1945
    gehörte Bruno D. der



  1. Kompanie des SS-To-
    tenkopfsturmbanns im
    Konzentrationslager
    Stutthof bei Danzig an.
    Laut Anklage war D. ein
    „Rädchen der Mordma-
    schinerie“ der Nazis.
    Der 93-Jährige hat
    sich in Vernehmungen
    zum Tatvorwurf ein-
    gelassen, äußert sich
    aber vor Gericht noch
    nicht.Dafür aber
    sein Verteidiger Ste-
    fan Waterkamp: „Er
    war kein Anhänger
    des Systems, doch
    weil er in der Nähe
    des Konzentrations-
    lagers lebte, bekam
    er den Marschbefehl
    nach Stutthof. Mein
    Mandant sieht sein
    ganzes Leben infra-
    ge gestellt. Nunmehr
    soll es ausreichen, le-
    diglich vor Ort gewe-
    sen zu sein.“


Doch die Anklage
zeichnet ein anderes
Bild von dem Wehr-
machtssoldaten:
Bruno D., ein Bauern-
sohn, machte zunächst
eine Bäckerlehre. Os-
tern 1944 wurde er zur
Wehrmacht einberufen.
Monate später kam er
zum Wachdienst nach
Stutthof.
Wenige Ta-
ge vor sei-
nem 18. Ge-
burtstag im
August 1944
wurde er in
das KZ versetzt. Dort
soll er die Tötung jüdi-
scher Häftlinge unter-
stützt haben.
Ab 1939 war Stutt-
hof ein Zivilgefange-
nenlager der SS und
Gestapo, ab 1942 ein
KZ. Zwei Jahre später
wurde auf dem Gelän-
de eine Gaskammer ge-
baut. Häftlinge wurden
erschossen und durch
Giftgas ermordet. Etwa
65 000 Menschen star000 Menschen star000 Menschen star--
ben hier.
Laut Staatsanwalt-
schaft gehörte es zu schaft gehörte es zu
den Aufgaben des SS-den Aufgaben des SS-

Schützen Bruno D., die Schützen Bruno D., die
Flucht, Revolte und BeFlucht, Revolte und Be-
freiung von Häftlingen freiung von Häftlingen
zu verhindern.
Nach Kriegsende kam
Bruno D. in Schleswig-
Holstein bis Dezember
1945 in Kriegsgefangen-
schaft. Er arbeitete wie-
der als Bäcker. 1955 hei-
ratete er, zog mit der
Familie nach Ham-
burg. Bruno D. wurde
Lkw-Fahrer, 1974 Haus-
meister. Zuletzt war er
kaufmännischer Ange-
stellter bei einer Bank.
Mit 63 ging er in Rente.
Im Prozess hört der
Angeklagte der
Staatsanwaltschaft
ruhig und ohne er-
kennbare Reaktion
zu. Er blickt stur ge-
radeaus, fixiert Rich-
ter und Ankläger.
Drei Überlebende

ter und Ankläger.
Drei Überlebende

ter und Ankläger.

treten in dem Pro-
zess als Zeugen und
Nebenkläger auf.
Insgesamt gibt es
33 Nebenkläger.
Eine von ihnen ist
Judy Meisel (90).
Mit 14 Jahren kam

sie nach Stutthof, verlor
dort ihre Mutter. Heute
lebt sie in Minneapolis
(USA). Ihr Enkel Benja-
min Cohen kam für sie
zum Prozess. „Es wird
niemals volle Gerech-
tigkeit für meine Familie
geben. Aber es ist ein
wichtiges Signal, dass
die deutschen Behörden
diesen Fall verfolgen“,
so Cohen zu BILD.
Anwalt Prof. Dr. Corne-
lius Nestler (63) erklärt lius Nestler (63) erklärt
vor Gericht im Namen
von Judy Meisel:von Judy Meisel: „Stutt-
hof war organisierter
Massenmord und die-
ser Massenmord war
erst möglich durch die
Hilfe der Wachmänner.
Der Angeklagte half mit,
dass meine Mutter erdass meine Mutter erdass meine Mutter er--
mordet werden konnte.“
Wegen seiner ange-
schlagenen Gesund-
heit wird gegen Bruno
D. an elf Prozesstagen
bis 17. Dezember nur
jeweils zwei Stunden
verhandelt. Bei einem
Schuldspruch drohen
ihm maximal zehn Jah-
re Jugendhaft.

Prozess


wegen


Beihilfe


zum Mord


an 5230


jüdischen


Häftlingen


im KZ


Stutthof


Bruno D. (93)
trug einen
Hut und eine
Sonnenbrille
zum Prozess-
auftakt in
Hamburg.
Wegen seines
Alters zur
Tatzeit (17 Jahre)
findet der
Prozess vor
einer Jugend-
kammer statt

„Reichs-
führer SS“
Heinrich
Himmler
bei einem
Besuch in
Stutthof im
Jahr 1941

Kassel – Ein Zeuge teil-
te von der Autobahn
49 bei Kassel (Hessen)
der Polizei mit, dass ein
Porsche Cayenne ille-
gal ein Blaulicht benut-

ze, um schneller voran-
kommen. Die Beamten
stoppten den SUV-Fah-
rer, stellten im Porsche
das Blaulicht sicher. Die
Beamten leiteten ein

Verfahren wegen Amts-
anmaßung ein. Das
Strafgesetzbuch sieht
hierfür eine Freiheits-
strafe von bis zu zwei
Jahren vor.

Von Polizei gestoppt! SUV-Fahrer


mit illegalem Blaulicht unterwegs


ner Sonnenbrille will

Der Mann mit dem Doch die Anklage

KZ-Wächter (93)


vor dem Jugendgericht


Ein Wachturm des
ehemaligen KZ
Stutthof. Hier hatte
Bruno D. Dienst

Eines der letzten Dokumen-
te, die über Bruno D. noch
erhalten sind: sein Be-
kleidungsnachweis

Fotos: DANIEL BOCKWOLDT/POOL/AFP, GERHARD LEBER/IMAGO, FOTOTECA GILARDI/AKG-IMAGES, QUELLE: MUZEUM STUTTHOF

Von DINO
SCHRÖDER und
HANS-WILHELM
SAURE

Eine seiner
Töchter
(mit
Kopftuch)
begleitete
Bruno D.
zum
Prozess

BILD DEUTSCHLAND • 18. OKTOBER 2019 SEITE 3


Von S. KEBER

Cleebronn – Kleine
Jungs spielen mit Jungs spielen mit
Modelleisenbahnen, Modelleisenbahnen,
bauen sich ihre eigebauen sich ihre eige-
ne Welt im Miniformat.
Benjamin Fischer (34) Benjamin Fischer (34)
macht das auch.
Mit einem Unter-
schied: Seine Mini-
Bauten bleiben nicht im
Kinderzimmer, sondern
landen im Freizeitpark.
Fischer ist einer der
Chefs im Freizeitpark
Tripsdrill. Mit Archi-

tekten und Designern
baut er seine Neuerun-
gen im Park erstmal im
Kleinformat vor.
Fischer erklärt: „Wir
bauen unsere Attrakbauen unsere Attrakbauen unsere Attrak--
tionen und Gastrobe-
triebe zunächst mit
Kunststoffmodellen
im Maßstab 1 zu 100.
Dann erst rücken die
Bagger an und wir ge-
stalten die Bereiche im
Park.“
Ideen holen sich die
Chefs von Reisen nach
Japan, in die USA oder

den Emiraten, dann
tagt der Familienrat
und die Modelle ent-
stehen. Die 16 Attrakti-
onen („G‘sengte Sau“,
Donnerbalken, Kara-
cho, Badewannenfahrt)
stehen als Kunststoff-
modell in den Ver-
waltungsräumen des
Parks. Zum 90. TripsZum 90. Trips-
drill-Jubiläum, das diedrill-Jubiläum, das die-
ses Jahr gefeiert wird, ses Jahr gefeiert wird,
haben die Chefs sie
abgestaubt und in Viabgestaubt und in Vi-
trinen zur Ansicht aus-
gestellt.gestellt.

Foto

: MICHAEL HAHN

Benjamin Fischer zeigt seinen Freizeitpark
in groß und klein. 765 000 Besucher
kommen jährlich

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