von stefan fischer
F
resslust scheint ein Wesenszug ost-
europäischer Schriftsteller zu sein.
Isaac Babel zum Beispiel schildert
in den „Geschichten aus Odessa“
eigentlich kriminelle Milieus der Stadt,
doch beschreibt er dabei unentwegt Mahl-
zeiten und Zutaten, die Metaphern holt er
sich ebenfalls aus den Küchen der Stadt.
Babel sei „ein genialer Food-Writer“
gewesen, urteilt die Britin Caroline Eden in
ihrem Reise- und Kochbuch „Schwarzes
Meer“. Auch auf Nikolai Gogol kommt sie
zu sprechen und dessen Besessenheit vom
Essen sowie auf Adam Mickiewicz und
dessen Schilderungen dekadenter Gelage
in seinem Werk „Pan Tadeusz“.
In Odessa beginnt die auf kulinarische
Themen spezialisierte Autorin eine Reise,
die sie halb um das Schwarze Meer herum
führen wird, durch die Ukraine, Moldawi-
en, Rumänien, Bulgarien und entlang der
türkischen Küste bis an die Grenze zu Geor-
gien. Sie führt in Restaurants und Cafés, in
Bäckereien, auf Knoblauchfelder und Tee-
plantagen. Und immer wieder auch hinein
in literarische Werke, die man nicht lesen
sollte, wenn man allzu hungrig ist.
Was deutlich wird, ist, dass dieses Meer,
so schwierig es zu befahren ist, die vielen
Anrainer lange Zeit eher verbunden hat als
getrennt. In früheren Jahrhunderten ha-
ben sich Menschen, Waren und Ideen auf
dem Seeweg schneller verbreitet als auf
dem Landweg. Der Einfluss von Schwei-
zern und Franzosen auf die Backstuben in
Odessa etwa und von Russen auf diejeni-
gen im Pontischen Gebirge im Nordosten
der Türkei ist heute noch merklich in vie-
len Rezepten und Spezialitäten. Rund um
das Mittelmeer haben sich die Küchen ge-
genseitig beeinflusst, die jüdische Küche
hat sogar ohne Juden überlebt.
Auch das gehört zur Geschichte dieser
Region: Etliche der Verbindungen sind
gekappt worden. Durch Pogrome an den
Juden, den sogenannten Bevölkerungsaus-
tausch zwischen Griechenland und der
Türkei in den 1920ern oder sowjetische
Herrschaftspolitik. Die Bewohner Odessas
kommen Caroline Eden „ein wenig welt-
müde“ vor, auch Trabzon habe seine „Welt-
offenheit verloren“, schreibt sie und nennt
die Bevölkerung der nordtürkischen Stadt
rundheraus nationalistisch.
Die politischen Entwicklungen – Eden
ist 2017 gereist – in der Türkei, zwischen
der Ukraine und Russland, in Georgien, sie
tauchen allerdings nur am Rande auf. Das
kann man dem Buch durchaus vorwerfen,
auch wenn es einen anderen Fokus hat.
Über den sprichwörtlichen Rand des Tel-
lers zu blicken, anstatt noch eine Portion
Börek oder ein Pilawgericht aufzuladen,
würde einem die jeweiligen Regionen alle-
mal näher bringen.
Als Eckpfeiler hat Caroline Eden sich
die drei Städte Odessa, Istanbul – obwohl
nicht direkt am Schwarzen Meer gelegen,
aber doch maßgeblich davon beeinflusst –
und Trabzon erkoren. Spannend wird es
allerdings vor allem im ländlichen Raum,
in Bulgarien etwa im entlegenen Strand-
scha-Nationalpark, wo es speziellen Honig
gibt und traditionelle Gerichte wie Zelnik,
eine Art herzhafte Tarte mit in diesem Fall
Mangold, Feta und Kümmel. Aber auch Zel-
nik ist ein Migrant, ursprünglich kommt er
aus dem heutigen Nord-Makedonien.
So stromert Caroline Eden die Küste ent-
lang, manchmal nimmt sie sich nur die
Zeit für Mahlzeiten und nicht auch für
Gespräche – oder nur die, um Rezepte zu
erfragen, welche in dem Band reichlich
veröffentlicht sind. Verdienstvoll ist, dass
sie eine Region in den Blick nimmt, die kuli-
narisch und derzeit auch touristisch nicht
im Fokus liegt, sieht man von Georgien ab,
das Eden aber außen vor lässt. Sie kennt
sich in der Historie der Schwarzmeer-Regi-
on gut aus, und dass sie auch ein Bewusst-
sein für die aktuellen Konflikte hat, deutet
sie zumindest an.
Caroline Eden: Schwarzes Meer. Ein Reise- und
Kochbuch. Aus dem Englischen von Christine
Schnappinger. Prestel Verlag, München, London,
New York 2019. 282 Seiten, 30 Euro.
Atmosfair, ein Anbieter von CO2-Kom-
pensationen, hat Kreuzfahrten aus
seinem Portfolio entfernt. Der Schritt
wird damit begründet, dass die Kreuz-
fahrtbranche nicht genug dafür tue, um
die Ziele des Pariser Klimaabkommens
umzusetzen. „Wir sind nach der Koope-
ration mit Aida zu der Überzeugung
gekommen, dass der Eigenbeitrag der
Branche nicht stimmt“, sagt Dietrich
Brockhagen, der Geschäftsführer von
Atmosfair. Es gebe bereits technische
Möglichkeiten, CO2 zu reduzieren, die
die Branche aber nicht aufgreife. „Da
wirkt dann die CO2-Kompensation wie
vorgeschoben“, so Brockhagen. Fossiles
Flüssiggas, wie es Aida bereits in einem
Schiff nutze, reduziere den CO2-Aus-
stoß nur um 20 Prozent. dpa
Ach, Salzburg! Welchem Touristen wür-
de beim Gedanken daran nicht das Herz
im Leibe hüpfen wie eine Mozartkugel
die vielen Treppen vom Mönchsberg her-
unter? Die Festung, der Dom, das Mo-
zart-Geburtshaus, die Torten im Café To-
maselli, der Jedermann – es gibt so viel
legendär Sehenswürdiges hier, dazu die
Nockerl und natürlich die Musik! Man
kann es den Menschen aus aller Welt
nicht verdenken, dass sie die Stadt an
der Salzach zu einem Must-See auf der
Europareise auserkoren haben, gleich
nach Venedig.
Doch während sie jetzt in Venedig ab
Juli 2020 im fünften Anlauf vielleicht
endlich doch eine Tourismusabgabe für
die Tagesbesucher einführen wollen, ste-
hen die Salzburger vor einem ganz ande-
ren Problem: „Fremdenführer warnen
Touristen vor aggressiven Salzburgern“,
titeln dieSalzburger Nachrichtenund zei-
gen das Foto einer Stadtführerin mit ein-
gegipstem Arm. Was ist da los?
Während sie eine Gruppe Koreaner
durch die Stadt geführt habe, so ist zu le-
sen, sei ein Mann herangestürmt, habe
die Touristen getreten und schließlich
die Stadtführerin niedergestoßen, wo-
bei sie sich den Arm gebrochen hat. „Wir
werden oft angepöbelt, die Gäste als
Scheißtouristen beschimpft“, so die
Stadtführerin. Und eine Kollegin pflich-
tet ihr bei: In der Diskussion um Tagesbe-
sucher und Busgruppen habe sich der
Ton zwischen Einheimischen und Gäs-
ten massiv verschlechtert. Wenn sie wie-
der mal ein „Schleicht’s euch!“ höre, sei
sie froh, wenn die Gruppe kein Deutsch
verstehe. „Ich sage mittlerweile dazu,
dass die Einheimischen jetzt zu Saison-
ende nicht mehr so freundlich sind.“
Da scheinen die Nerven blank zu lie-
gen in der sonst so taktvoll wirkenden
Stadt, die ihren Reichtum ja gerade den
ganzen Touristen verdankt. Mag der Ge-
walttäter vielleicht nur ein einsamer
Frustrierter sein, offensichtlich scheint
es manchen Bewohnern zu viel zu wer-
den. Und was heißt hier überhaupt Sai-
sonende? Die Stadt wirbt schon mit Ad-
vent und Stiller Nacht. Da wird’s dann
erst richtig voll. Oh, je. hans gasser
Dem
Magen nach
Caroline Eden bereist die West- und Südküste
des Schwarzen Meeres. Immer auf der Suche nach
kulinarischen Überraschungen
Keine Kompensation
REISEBUCH
ENDE DER REISE
Aggressiv in
Salzburg
WELTWEIT
Türkische Apfelpflückerinnen in Amasya
macheneine Pause, das Städtchen ist etwa
700 Kilometer entfernt von Istanbul.
Noch weiter im Westen, in Bulgarien,
ist Bulgursalat eine Spezialität.
FOTOS: THEODORE KAYE (2) / OLA O. SMIT
32 REISE Donnerstag, 17. Oktober 2019, Nr. 240 DEFGH
Hinweis der Redaktion:DieRecherchereisen für
diese Ausgabe wurden zum Teil unterstützt von
Veranstaltern, Hotels, Fluglinien und/oder Tou-
rismus-Agenturen.
Foto: Bildagentur Huber/Gräfenhain
Foto: Adobe Stock/Richard Yoshida
SZL171019
Ein Angebot der Hanseat Reisen GmbH, präsentiert von der Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Straße 8, 81677 München
Süddeutsche Zeitung Leserreisen
Scheherazade, Sindbad, Ali Baba: Unweiger-
lich weckt diese Oman-Reise Assoziationen
zu jenen Figuren aus den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht. Das
Sultanat am Persischen Golf versprüht allerorts orientalisches Flair – ange-
fangen bei der Hauptstadt Maskat, wo auf dem Souk von Matrah lautstark
um Waren gefeilscht wird. Auch landschaftlich bietet Oman einzigartige Im-
pressionen, etwa auf den Fahrten mit einem Geländewagen nach Sur oder
durch beeindruckende Gebirgslandschaften. Auch die Touren durch die
Wüste Wahiba Sands sowie die Besuche in den alten Oasenstädten Bahla
und Nizwa sowie der imposanten Festungen Jabrin und Al-Hazm komplet-
tieren das Bild Omans als ein Land wie aus einem orientalischen Märchen.
Eingeschlossene Leistungen:
· Flug mit Emirates von München nach Maskat und zurück
· 6 Übernachtungen in ausgewählten Hotels (Landeskategorie: 4 Sterne)
in Maskat (3 x), Sur (1 x), in Nizwa (1 x), am Berg Jebel Shams (1 x) und
im Wüstencamp Arabian Oryx in der Wüste Wahiba Sands (1 x)
· 7 x Frühstück und 5 x Abendessen im Hotel, 1 Abendessen im Wüsten-
camp sowie 1 x Abschiedsabendessen im Restaurant
· Rundreise und Transfers in klimatisiertem Reisebus (ausgenommen
- Tag bis 6. Tag: Weiterfahrt mit komfortablen Jeeps/Geländewagen)
· Alle Transfers, Ausfl üge; Besichtigungen und Führungen lt. Programm
· Dt. sprechende Reiseleitung vor Ort sowie zusätzliche Reisebegleitung
Oman – Im Land des Weihrauchs Mit der QUEEN MARY 2 nach Norwegen
Reisetermin: 9. bis 17. März 2020
Veranstalter: Hanseat Reisen GmbH, Langenstraße 20, 28195 Bremen
Reisepreis pro Person:
Doppelzimmer 2.395 €
Einzelzimmer 2.765 €
Hinweis zur Barrierefreiheit: Unser Angebot ist für Reisende mit eingeschränkter Mobilität nur
bedingt geeignet. Bitte kontaktieren Sie uns bezüglich Ihrer individuellen Bedürfnisse.
Reisetermin: 15. bis 22. Juli 2020
Veranstalter: Cunard Line, eine Marke der Carnival plc, Am Sandtorkai 38, 20457 Hamburg
Reisepreis pro Person:
2-Bett-Kabine innen 1.599 €
2-Bett-Kabine mit Balkon ab 2.029 €
Imposant und majestätisch: Diese Attribute treffen
sowohl auf das Schiff als auch auf die Zielregion
dieser Reise gleichermaßen zu. Als eines der ele-
gantesten Schiffe weltweit ist die stilvolle
QUEEN MARY 2 eine Woche lang Ihr komfortables
Refugium auf dieser Kreuzfahrt durch eine ganze Reihe atemberaubender
Fjorde im Süden Norwegens. In der Tat versetzen die Anblicke ins Staunen,
wenn Ihr Schiff am Fuße steil aufragender Berge auf lang gezogenen
Wasserstraßen wie dem Innvik-, Nord-, Aurlands- und Sogne fjord weit ins
Landesinnere vorstößt. Dabei lernen Sie auch Norwegens urbane Seite
kennen: bei Stopps in Ålesund, im Dorf Olden, in Flåm und in Bergen.
Eingeschlossene Leistungen:
· Bahnfahrt 1. Klasse deutschlandweit nach Hamburg und zurück
· Kreuzfahrt mit der QUEEN MARY 2 mit 7 Übernachtungen an Bord
· Vollpension an Bord
· Flasche Sekt zur Begrüßung
· Bordguthaben von 100 USD pro Person bei Buchung einer Balkon-
kabine bis zum 02.11.2019
· 24-Stunden Kabinenservice
· Benutzung der Bordeinrichtungen u. Teilnahme an Bordveranstaltungen
· Unterhaltungsprogramm an Bord
· Deutsch sprechende Bordbetreuung
Olden
Flåm
Bergen
Ålesund
NORWEGEN
Hamburg
Innvikfjord
Nordfjord
Aurlandsfjord
Sognefjord
100 USD
p. P. Extra-
Bordguthaben
bei Buchung einer
Balkonkabine bis
02.11.19
Mehr unter: sz.de/leserreisen
Informationen, Beratung und Buchungsanfragen:
040 / 710 091 18 (Mo. – Fr. 9 – 18 Uhr)
Sur
Nizwa Ras al-Jinz
Jebel Shams Maskat
Nakhal
OMAN Wadi Tiwi
Wüste Wahiba Sands
Wadi Bani Khalid
Arabisches Meer
Golf von Oman