Marcus Schenck: Er eröffnet die erste deutsche
Filiale der Investmentbank Perella Weinberg.
Bert Bostelmann für Handelsblatt
Marcus Schenck
Ex-Deutschbanker
bald in München
FRANKFURT Fast wä-
re Marcus Schenck
Deutsche-Bank-Chef
geworden. Der Invest-
mentbankvorstand
galt als heißer Kandi-
dat für den CEO-Pos-
ten bei Deutschlands
größter Bank, am En-
de machte aber der
Privat- und Firmen-
kundenmann Christi-
an Sewing das Ren-
nen. Nachdem
Schenck im Mai 2018
bei der Bank ausge-
schieden war – unter
Verzicht auf eine Ab-
findung –, ging es zu-
nächst mit der Familie
an die Côte d’Azur. Im
Februar stieg Schenck
dann als Partner bei
der stark wachsenden
Investmentbank Perel-
la Weinberg in London
ein. Nun eröffnet der
Manager, der früher
auch schon für McKin-
sey und Goldman
Sachs gearbeitet hat,
den ersten Deutsch-
landstandort von Pe-
rella. Schenck ist nun
auch privat Münche-
ner, zum 1. Dezember
soll er ein kleines Büro
in Schwabing für zehn
bis 15 Angestellte eröff-
nen. Warum München
und nicht Frankfurt?
„München hat mehr
Potenzial an Klienten,
die meisten Dax-Kon-
zerne sitzen hier, aber
auch sehr viele Start-
ups, in der Szene
reicht München bald
an Berlin heran“, sag-
te Schenck der
„Frankfurter Allgemei-
nen“. Mit dem Brexit
habe der Schritt nichts
zu tun. feho
Tanja Kuchenbecker Paris
R
enault sucht den Weg aus der
Krise – und setzt dabei auf eine
Frau. Bisher war die 52-jährige
Clotilde Delbos Finanzchefin
des Konzerns, galt als die effek-
tive Kraft im Hintergrund, die in der Vor-
standsetage ihren Job erledigte, während sich
der ehemalige Konzernchef Carlos Ghosn im-
mer tiefer in einen Untreueskandal verstrick-
te. Ihr kühles Management in Zeiten der Ver-
unsicherung hat sich ausgezahlt: Ende ver-
gangener Woche setzte der Verwaltungsrat
den bisherigen Renault-CEO Thierry Bolloré
vor die Tür und ernannte Delbos zur Inte-
rimschefin.
Die Chancen, dass sie diese Position länger-
fristig behält, stehen nach Einschätzungen
von Analysten nicht schlecht. Der französi-
sche Staat, dem 15 Prozent von Renault gehö-
ren, möchte unbedingt einen Franzosen –
oder eben eine Französin – an der Unterneh-
mensspitze. Und Präsident Emmanuel
Macron, der gerade wenig Glück mit seiner
Kandidatin Sylvie Goulard für die EU-Kom-
mission hatte, sucht intensiv nach Ausnah-
mefrauen für hohe Ämter. Die Chancen-
gleichheit von Frauen und Männern erklärte
er kürzlich zum „nationalen Anliegen“; da
kommt es ihm gerade recht, mit Delbos eine
profilierte Managerin in einem großen fran-
zösischen Konzern zu installieren.
Mit ihrer Ernennung zur Interimschefin ist
Delbos Vorreiterin in einer Branche, in der
die Dominanz der Männer bisher ungebro-
chen ist. Sie ist die erste Chefin eines Auto-
mobilkonzerns in Europa und nach GM-Che-
fin Mary Barra die zweite weltweit.
Auch der japanische Partner Nissan hatte
vor einem Monat den Chef ausgetauscht, um
einen Neuanfang einzuleiten. Beide Herstel-
ler kommen seit der Festnahme des ehemali-
gen Konzernlenkers Carlos Ghosn im vergan-
genen November wegen Untreuevorwürfen
nicht aus den Schlagzeilen. Ghosn war ein
Verstoß gegen Börsenauflagen in Japan vorge-
worfen worden. Er wurde seither mehrmals
wegen weiterer angeblicher Vergehen ange-
klagt und kam dann erneut auf Kaution aus
der Untersuchungshaft.
Bolloré führte bei Renault das operative
Geschäft, er war Ghosns Kronprinz. Offenbar
war das ein Grund für Verwaltungsratschef
Jean-Dominique Senard, den Manager loszu-
werden. Delbos, seit 2016 Finanzchefin,
stammt ebenfalls aus der Ära Ghosn. Die
Französin gehörte bis 2018 zum „Triumvirat“
von Renault. Bei Konferenzen des Autobau-
ers saß sie neben Carlos Ghosn, auf der ande-
ren Seite hatte Thierry Bolloré Platz genom-
men. Dennoch scheint sie unbelastet aus der
Epoche hervorgegangen zu sein.
Se nard selbst will in öffentlichen Stellung-
nahmen ohnehin nichts davon wissen, dass
seine Personalentscheidungen Folge der Affä-
re sein könnten. Bolloré habe seinen Posten
räumen müssen, weil die Zahlen im ersten
Halbjahr 2019 unbefriedigend gewesen seien.
Zwischen Januar und Juni brachen die Ge-
winne um 50 Prozent auf eine Milliarde Euro
ein. Außerdem werden Bolloré Management-
probleme vorgeworfen: Mehrere Mitarbeiter
liefen zur Konkurrenz PSA über.
Nun sei jemand mit Zahlenverständnis ge-
fragt, der die Autoallianz mit Nissan gut
kennt. Beides ist bei Delbos der Fall. Es gehe
vor allem darum, das Bündnis mit den japa-
nischen Herstellern Nissan und Mitsubishi zu
beleben. Tatsächlich verfügt Delbos über ei-
nen Lebenslauf, der es ihr erlaubt, global und
vernetzt zu handeln. So arbeitete sie lange in
den Vereinigten Staaten, sammelte Erfahrun-
gen beim Unternehmensberater PwC, beim
Aluminiumspezialisten Constellium (Ex-Pe-
chiney). Seit 2012 ist sie bei Renault unter
Vertrag, lange genug, um die Verästelungen
des Konzerns zu kennen.
Als Interimschefin stehen ihr künftig zwei
erfahrene Manager als Stellvertreter zur Sei-
te, die sie im Verkauf und der Produktion un-
terstützen sollen: Mithilfe von Olivier Mur-
guet und José-Vicente de los Mozos muss Del-
bos Renault aus der Krise führen.
Ob ihr das gelingt, wird wesentlich von der
Zeit abhängen, die ihr zur Verfügung steht.
Clotilde Delbos
Europas mächtigste
Automanagerin
Die bisherige Finanzvorständin wird Interimschefin von
Renault. Es könnte eine Dauerlösung werden.
Clotilde Delbos:
Sie geht
unbelastet aus
der Ära Ghosn
hervor.
Bloomberg [M]
Es gibt
Augenblicke,
in denen es
nützlich ist
für ein
Unternehmen,
frischen Wind
zu bekommen.
Jean-Dominique
Senard
Präsident von Renault
Dennis Muilenburg
Boeing-Chef verliert
seine Doppelrolle
NEW YORK Eigentlich
wollte Dennis Muilen-
burg die Krise längst
überwunden haben.
Die Boeing 737 Max
hätte nach dem welt-
weiten Flugverbot
schon im Spätsommer
wieder fliegen sollen,
hatte der Boeing-Chef
angekündigt. Doch
den Zeitplan konnte er
nicht einhalten. Nun
hat der Flugzeugbauer
Konsequenzen gezo-
gen. Muilenburg gibt
den Titel des Verwal-
tungsratschefs ab, wie
der Konzern mitteilte.
Der 55-Jährige soll sich
ganz auf die Wiederzu-
lassung des Flugzeug-
typs konzentrieren,
das in zwei Abstürze
verwickelt war. Das
Aufsichtsgremium
wird künftig von David
Calhoun geleitet, der
Manager bei der Priva-
te-Equity-Firma Black-
stone ist und bislang
als unabhängiger Di-
rektor im Verwal-
tungsrat saß.
Muilenburg, der 1985
als Praktikant bei Boe-
ing anfing und den
Airbus-Konkurrenten
seit 2015 führt, muss
liefern. Fast sieben
Monate hält das Flug-
verbot für die 737 Max
schon an. Boeing stre-
be an, dass die Jets im
vierten Quartal wieder
fliegen, versichert er,
doch die Airlines blei-
ben skeptisch. asd
Namen
des Tages
1
MONTAG, 14. OKTOBER 2019, NR. 197