Rudy Giuliani
Im Sog der Ukraine-Affäre
R
udy Giuliani war schon immer ein
Freund ungewöhnlicher Methoden.
Ob als Staatsanwalt gegen die Mafia
oder als Bürgermeister New Yorks in den
90er-Jahren: Der 75-jährige Jurist hat mit sei-
ner Null-Toleranz-Politik, mit seiner Omni-
präsenz und seiner Einfühlsamkeit nach
dem 11. September selbst seine Kritiker
überzeugt. Doch diesmal könnte es sein,
dass er Opfer seiner eigenen Methoden
wird.
In der vergangenen Woche wurden in den
USA zwei Geschäftspartner von Giuliani ver-
haftet, weil sie im Namen eines ukraini-
schen Politikers Hunderttausende Dollar für
die Wahlkampagne des US-Präsidenten in
die USA gebracht haben sollen. Die beiden
hatten Giuliani zuvor bei seiner Suche nach
verfänglichen Informationen über den Sohn
des potenziellen Präsidentschaftskandida-
ten Joe Biden in der Ukraine unterstützt.
Diese Untersuchungen gegen Biden stehen
derzeit im Mittelpunkt eines möglichen
Amtsenthebungsverfahrens gegen Trump.
Der US-Präsident soll Druck auf den ukraini-
schen Regierungschef ausgeübt haben mit
dem Ziel, Biden im Wahlkampf zu diskredi-
tieren.
Am Wochenende berichtete dann die
„New York Times“, dass die Staatsanwalt-
schaft nun auch gegen Giuliani selbst ermit-
telt. „Jetzt sind sie also hinter dem legendä-
ren Crime-Burschen und dem großartigsten
Bürgermeister in der Geschichte von NYC,
Rudy Giuliani, her“, twitterte Präsident Do-
nald Trump. Das sei „beschämend“.
In den vergangenen Wochen wirkte Giu-
liani häufig überfordert, vor laufenden Ka-
meras verstrickt er sich immer wieder in Wi-
dersprüche. Auf CNN leugnet er etwa, die
Ukraine um Hilfe bei den Biden-Ermittlun-
gen gebeten zu haben, nur um genau das ei-
ne Minute später zu bestätigen. Auf ABC
sagt er erst, er würde nicht mit dem Chef
des Geheimdienstausschusses im Repräsen-
tantenhaus zusammenarbeiten, nahm das
aber gleich wieder zurück.
Es ist eben lange her, dass Giuliani als ge-
nialer Krisenmanager die Weltöffentlichkeit
beeindruckte. Katharina Kort
Rudy Giuliani:
Bizarre
Auftritte vor
laufenden
Kameras.
REUTERS
Ich hoffe,
Rudy Giuliani
wird nicht
angeklagt.
Donald Trump
US-Präsident
Katharina Dröge
Die Öko-Ökonomin
N
ach zwei Monaten Bedenk- und Be-
ratungszeit steht fest, wer neuer
wirtschaftspolitischer Kopf der Grü-
nen-Bundestagsfraktion wird. Nachfolgerin
der scheidenden wirtschaftspolitischen
Sprecherin Kerstin Andreae soll nach Infor-
mationen des Handelsblatts aus Fraktions-
kreisen die 35-jährige Volkswirtin Katharina
Dröge werden. Die Wahl findet am Dienstag
statt. Andreae, 50, wechselt zum 1. Novem-
ber als neue Hauptgeschäftsführerin zum
Bundesverband der Deutschen Energie- und
Wasserwirtschaft (BDEW). Dröge, bislang
Sprecherin für Wettbewerbs- und Handels-
politik, ist seit 2000 Mitglied der Grünen
und wurde 2013 in den Bundestag gewählt.
Sie gehört dem linken Flügel der Grünen an.
Es ist das erste Mal, dass eine Parteilinke
diese zentrale Position bekleidet. Dröge, die
einige Jahre mit Andreae im Wirtschaftsaus-
schuss zusammengearbeitet hat, sei „jung
und hungrig“, heißt es.
Allerdings werden künftig auch zwei Poli-
tiker des Realo-Flügels den wirtschaftspoliti-
schen Kurs der Grünen mitbestimmen. So
soll Dieter Janecek, 43, Experte für digitale
Transformation, künftig außerdem für In-
dustriepolitik verantwortlich sein. Der Start-
up-Beauftragte Danyal Bayaz soll den von
Andreae gegründeten Wirtschaftsbeirat fort-
setzen – eine handverlesene Runde mit Un-
ternehmern, Gründern, Managern und Ver-
bandsvertretern, die die ökologische Wende
vorantreiben soll. Silke Kersting
BusinessLoungeLounge
Streitbar: Ilhan Omarr, Abgeordnete der US-
Demokraten, spricht in Minneapolis (Bundesstaat
Minnesota) über Menschenrechtsverletzungen in
den USA. Die Muslimin war in den vergangenen
Monaten mehrfach von Präsident Donald Trump
heftig attackiert worden.
Dankbar:Europa-
park-Chef Roland
Mackk und Ehefrau
Marianne sprechen
bei einem Festakt
im Europapark Rust
zu ihren Gästen:
Mack feiert seinen
- Geburtstag. Als
er den Park gemein-
sam mit seinem Va-
ter gründete, war er
gerade einmal 24
Jahre alt. 120 Millio-
nen Menschen ha-
ben Deutschlands
größten Freizeit-
park seit Juli 1975
besucht.
i z M 7 e s t g J n b g p b
Wählbar:Kanadas Außenministerin Chrystia
Freeland tritt bei einer Wahlkampfveranstaltung
in Mississauga (Ontario) auf und lässt sich von
Mitgliedern der Liberal Party feiern. Kanada
wählt am 21. Oktober ein neues Parlament.
Wählbar:Kanadas AußenministerinChrystia
Unaufhaltbar:Der Kenianer Eliud Kipchoge ist in
Wien als erster Mensch einen Marathon in weni-
ger als zwei Stunden gelaufen. Jim Ratcliffe,
Chef des Chemiekonzerns Ineos und Hauptspon-
sor der Veranstaltung, gratuliert ihm.
Unaufhaltbar:Der KenianerEliudKipchogeistin
AP, REUTERS, BrauerPhotos / G.Hofer, REUTERS
Der Anwalt des US-Präsidenten
gerät immer stärker unter Druck.
Nun wurden auch noch zwei seiner
Geschäftspartner festgenommen.
Eine Politikerin des linken
Parteiflügels wird neue
wirtschaftspolitische
Sprecherin der Grünen.
Grünen-Politikerin
Dröge: Folgt auf
Kerstin Andreae.
Johanna Fecke
Namen des Tages
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MONTAG, 14. OKTOBER 2019, NR. 197
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