Neue Zürcher Zeitung - 15.10.2019

(Barry) #1

42 SPORT Dienstag, 15. Oktober 2019


Sport amFernsehen

SRF 220.00Sportflash.20.10 Fussball: EM-
Qualifikation. Schweiz - Irland.23.20Eishockey
aktuell.

Teleclub Zoom16.55Eishockey: Champions
Hockey League. Pilsen - Zug.19.40Eishockey:
Champions Hockey League. Lausanne - Ocelari
Trinec.

RSI La 217.55Fussball:U21. EM-Qualifikation.
Aserbaidschan - Schweiz.

FUSSBALL

Neymar fällt
schon wied er aus

(sda/afp)·Paris Saint-Germain muss
erneut auf seinen Starspieler Neymar
verzichten. Der 27-Jährige hat sich am
Sonntag in Singapur beimTestspiel zwi-
schen Brasilien und Nigeria (1:1) am
Oberschenkel verletzt und wird rund
vierWochen ausfallen. Neymar war in
Paris nach viermonatigerVerletzungs-
pause erst Mitte September auf den
Platz zurückgekehrt und hat seither in
fünf Spielen vierToreerzielt.

Tedesco bei
Spartak Mo skau vorgestellt

(sda/dpa)·Domenico Tedesco setzt
seineTr ainerkarriere inRussland fort.
Der 34-Jährige, der im März alsTr ai-
ner des Bundesligisten Schalke 04 ent-
lassen worden war, erhielt beim russi-
schenRekordmeister Spartak Moskau
einenVertrag.Tedesco folgt in der rus-
sischen Hauptstadt auf OlegKononow,
der nach dem schlechtesten Saisonstart
von Spartak seit 2003 mit nur 14 Punk-
ten aus zwölf Spieltagen freigestellt wor-
den ist.

EISHOCKEY

Nico Hischier
scheidet verletzt aus
(sda)·In der NHL läuft es Nico
Hischier und denNewJersey Devils
nicht wie gewünscht.DerWalliser schied

bei der 4:6-Niederlage gegen die Florida
Panthers am Montag bereits im ersten
Drittel wegen einer nicht näher bekann-
ten Verletzung aus und wartet weiter auf
sein erstes Saisontor. Die Devils ver-
spielten eine 4:1-Führung und sind nach
sechs Spielen noch ohne Sieg.

RAD

Eddy Merckx nach Sturz
in Spital eingeliefert

(sda)·Der legendäre belgische Ex-
Radprofi Eddy Merckx (74) musste
nach einem Sturz vomVelo ins Spital
gebracht werden. Merckx erlittVerlet-
zungen amKopf, wie die belgische Zei-
tung «Her Nieuwsblad» berichtet.Wie
ernsthaft dieVerletzungen des fünf-
fachenTour-de-France-Siegers sind, ist
noch nicht bekannt.StéphaneThirion,
Biograf undFreund von Merckx, be-
stätigte aber am Abend gegenüber der
französischenNachrichtenagentur AFP,
dass dieserdie Intensivstationverlassen
konnte.

FUSSBALL
Kosovo überraschtweiter
EM-Qualifikation. Gruppe A. Resultate. Montag:Bulga-
rien - England 0:6 (0:4). Kosovo - Montenegro 2:0 (2:0).–
Rangliste:1. England 15. 2.Tschechien 12. 3. Kosovo 11.


  1. Montenegro 3. 5. Bulgarien 3.


Kosovo - Montenegro 2:0 (2:0).Pristina. –Tore:


  1. Rrahmani 1:0. 35. Muriqi 2:0. - Bemerkung: Kosovo
    mit Kololli (Zürich) ohneVoca (Luzern/Ersatz).


Bulgarien - England 0:6 (0:4).Sofia. –Tore:7. Rashford
0:1. 20. Barkley 0:2. 32. Barkley 0:3. 45. Sterling 0:4.


  1. Sterling 0:5. 85. Kane 0:6. –England:Pickford;
    Trippier, Mings, Maguire, Chilwell; Henderson, Barkley
    (72. Mount), Winks; Rashford (76. Wilson), Kane, Sterling
    (73. Sancho).


Gruppe B. Resultate. Montag:Litauen - Serbien 1:2.
Ukraine- Portugal 2:1 (2:0). –Rangliste:1. Ukraine 19.


  1. Portugal 11. 3. Serbien 10. 4. Luxemburg 4. 5. Litauen 1.


Gruppe H. Resultate. Montag:Frankreich -Türkei 1:1
(0:0). Island - Andorra 2:0 (1:0). Moldawien - Albanien 0:4
(0:3).– Rangliste:1. Türkei 19. 2. Frankreich 19. 3. Island




    1. Albanien 12. 5. Andorra 3. 6. Moldawien 3.




Frankreich -Türkei 1:1 (0:0).Paris. –Tore:76. Giroud 1:0.


  1. Ayhan 1:1. – Frankreich: Mandanda; Pavard,Varane,
    Lenglet, Hernandez;Tolisso, Sissoko; Coman (87. Ikoné),
    Griezmann, Matuidi (77. Lemar); BenYedder (72. Giroud).


TENNIS
Teichmannverliert erneut
Luxemburg. WTA-Turnier (250 000 $ / Hart). 1. Runde:
Gasparjan (RUS) s.Teichmann (SUI) 2:6, 7:6 (7:4), 6:3. –
Qualifikation. 3. Runde:Kostjuk (UKR) s.Vögele (SUI/4)
w. o.

Gewinnen verbot en

Das Football-Team Miami Dolphi ns verliert mit Kalkül – um einen radikalen Umbruch zu vollziehen


CHRISTOF KRAPF


Man stelle sich vor, einTeam schreibe
eine Saison schon vor Beginn ab.Was
eigentlich undenkbar ist, passierte in
Miami. Am Sonntag kassierten die
Miami Dolphins gegen dieWashington
Redskins die fünfte Niederlage im fünf-
ten Spiel. Andernorts wäre diese Bilanz
Grund zurAufregung. Die Niederlage
gegenWashington kam den Miami
Dolphins aber geraderecht, diePar-
tie gegen die zuvor ebenfalls sieglosen
Redskins war für Miami gar ein Schlüs-
selspiel der Saison.
Die Niederlagenserie hat nämlich
Kalkül. Mit der jüngsten Niederlage ist
Miami dem Ziel einen Schritt näher ge-
kommen, die schlechteste Mannschaft
der Saison zu werden. Schaffen die Dol-
phins das,bekommen sie die Chance,im
NFL-Draft 2020 als erste Mannschaft
einen Spieler zu wählen. In dieserVer-
anstaltung werden die besten Spieler
aus den College-Ligen auf die Klubs
verteilt, das schlechtesteTeam darf zu-
erst zugreifen. Miamis Preis für die ab-
geschriebene Saison sollTuaTagovailoa
sein, der Quarterback der Universitäts-
mannschaft Alabama.Tagovailoa gilt als
künftiger Superstar. Er soll die Dolphins
zu altemRuhm zurückführen.


Nicht mehr Kult


In den vergangenenJahren waren die
Miami Dolphins notorisch erfolglos, in
17 Jahren qualifizierten sie sichnur zwei-
mal für die Play-offs. Die Erinnerungen
an die1980erJahre sind verblasst, da-
mals war dasTeam mit dem legendären
QuarterbackDan Marino erfolgreich
und unter dem Eindruck derTV-Serie
«MiamiVice»Kult.
Mit Mittelmass wollte sich die Klub-
führungnichtmehr länger abfinden
und hat sich zu einemradikalen Um-
bruch entschlossen. Starke Spieler wur-
den schon vor der Saison abgegeben,
imTauschgegen weitere Draftrechte
anderer Mannschaften. Die Dolphins
wollen sich neu erfinden, und der junge
QuarterbackTagovailoa soll dabei die
Schlüsselrolle spielen.Das Phänomen,
dass Mannschaften eine Saison ab-
schreiben, um den Umbruch zu vollzie-


hen, ist im amerikanischen Sport nicht
neu und wirdTanking genannt. Prakti-
ziert haben das schon die Indianapolis
Colts in der Saison 2011. Um den Quar-
terback Andrew Luck draften zukön-
nen, haben die Colts von 16 Spielen 14
verloren. ImJa hr darauf führte Luck die
Colts in die Play-offs.
DieTanking-Strategie zeigt, wie bru-
tal die NFL sein kann.Das derzeitige
Team der Miami Dolphins besteht mehr-
heitlich aus Lückenbüssern.Auf die Be-
findlichkeiten der Akteure nimmt der
KlubkeineRücksicht. Die Spieler wis-
sen, dass sie der Mannschaft nicht mehr
angehören werden, wenn der Umbruch
vollzogen ist und sichder Aufschwung
einstellen sollte. Die Ansprüche beim
Personal sind bescheiden geworden.«Es
macht viel mehr Spass, in einem knap-

penSpiel anzutreten, als wenn man stän-
dig Kanterniederlagen kassiert», sagte
Miamis QuarterbackRyanFitzpatrick
nach dem16:17 gegen dieRedskins. Der
36-jährigeFitzpatrick spielt in Miami
seine14.NFL-Saison und lässt die Kar-
riere ausklingen.Für die ständigen Nie-
derlagen kassiert er immerhin je 5,5 Mil-
lionen Dollar proJahr.

Fans unterstützen dieStrategie


Über Miamis Spiel gegen dieWashing-
tonRedskins schrieb die «NewYork
Times»: «Jeder, der zugeschaut hat, hat
verloren.»Tatsächlichsind dieTicket-
preise im HardRock Stadium einge-
brochen.Wer sich diePartie zwischen
denRedskins und den Dolphins antun
wollte, mussteweniger als 20 Dollar be-

zahlen; das ist verglichen mit anderen
Klubs spottbillig. Mit knapp 60 000 Zu-
schauern war das Stadion am Sonntag
allerdings zu 92 Prozent gefüllt. «Eine
solche Unterstützung hatten wir in die-
ser Saison noch nie», sagte MiamisTight
End Mike Gesicki. 75 Prozent derFans
sind mit demTanking der Klubführung
einverstanden. Ihr Motto lautet: Lieber
eine verlorene Saison alsJahre der Er-
folglosigkeiterleben. Zynisch betrach-
tet, ist die sechsteRunde der NFL für
die Dolphins verlaufen. DieWashington
Redskins und die NewYorkJets haben
den ersten Saisonsieg geschafft. Als ein-
zigeKonkurrenz bleiben die Cincinnati
Bengals, die ebenfalls alle Spiele ver-
loren haben. Gegen die Bengals spielen
die Dolphins am 22. Dezember – und
wollen verlieren.

DerQuarterbackRyan Fitzpatrick lässt in Miami seine Karriere ausklingen. STEVE MITCHELL /USA TODAY / REUTERS

HERAUSGEGRIFFEN


Olympiaturnerin


mit 45 Jahren


PhilippBärtsch·Simone Biles ist nicht
die einzigeKunstturnerin, dieRekorde
bricht, Grenzen verschiebt,Verblüf-
fung auslöst. Die andere heisst Oksana
Tschussowitina, kommt aus Usbeki-
stan und ist genau doppelt so alt wie die
22-jährige Amerikanerin.AndenWelt-
meisterschaften in Stuttgart hat sich
die siebenfache Olympiateilnehmerin –
Turnsport-Weltrekord! – für ihre achten
Sommerspiele qualifiziert.
Tschussowitina hatte nuramers-
ten WM-Tag geturnt, und sie war so-
wohl amParadegerät Sprungals auch
am Schwebebalken gestürzt.Danach
begann eineWarterei, die neunTage
dauern sollte. Die Hoffnung auf einen
von zwanzig Olympiastartplätzen für
Mehrkämpferinnen ausLändern, die
kein ganzesTeam fürTokio 2020 qua-
lifizierenkonnten, war bald ruiniert.
Doch als diekomplizierte Buchhaltung
am Sonntagabend nach den Geräte-
finals abgeschlossen war, fand Oksana
Tschussowitina ihren Namen doch
nochauf der Liste. Die 87. der Qualifi-
kationsrangliste rutschte nach und be-
kam das viertletzteder in Stuttgart ver-
gebenen Olympia-Tickets. Die Ochsen-
tour der letzten Qualifikationschancen
über denWeltcup und dieKontinental-
meisterschaften bleibt Tschussowitina
somit erspart.
Die Leichtathletin Merlene Ottey
hatte 2004 in Athen mit 44Jahren ein
siebentes Mal an Olympischen Spielen
teilgenommen. Tschussowitina wirddie
gebürtigeJamaicanerin inTokio um ein
Lebensjahr und eineTeilnahme über-
treffen. Als sie 1991 Weltmeisterin am

Boden und mit dem sowjetischenTeam
wurde, war ihre zweiJahre ältereKolle-
ginSwetlana Boginskaja der weibliche
Star imKunstturnen. Boginskaja be-
endete ihre Karriere1996, mit Tschus-
sowitina ist sie alsFreundin, Manage-
rin und gelegentlich auch als Coach bis
heute verbunden. In der Goldriege von
1991 der sowjetischen Männer turnte
Waleri Liukin mit. DessenTochter Nas-
tia wurde 2008 Olympiasiegerin im
Mehrkampf – und trat 2012 zurück.
Tschussowitina ist immer noch da,
«weil ich liebe, was ich mache», wie
sie sagt. Schon mehrmals hatte sie die
Karriere für beendet erklärt, das erste
Mal, bevor sie vor zwanzigJahren einen
Sohn gebar.Nachdem der Kleine an
Leukämie erkrankt war, konnte seine
Mutter dank dem Sport eine teureThe-
rapie in Deutschland finanzieren.Aus
dem schwerkranken Bub ist ein gesun-
der junger Mann geworden, der vor
dem Abitur steht.
An den Olympischen Spielen 2008
inPeking und 2012 in London startete
Tschussowitina für ihre Wahlheimat
Deutschland, danach wechselte sie zu-
rück in den usbekischenVerband, in
dem dieKonkurrenz überschaubar ist.
Tschussowitina macht imTr aining längst
nur noch das Nötigste, die Bundestrai-
nerin UllaKoch sagte vor zweiJahren:
«Am Anfang dachte ich:O Gott, wie soll
eine mit so wenigTr aining an den Ge-
räten etwas erreichen?»
VieleTurnerinnenverglühen schon
nach einem olympischenVierjahres-
zyklus. Irgendwann wird auch für
Tschussowitina das Endekommen. Aber
dann bleibtimmer noch ihr Sprung, der
Tschussowitina. Er isteineArtFunda-
ment, auf dem Ariella Kaeslin und Giu-
lia Steingruber, die erfolgreichsten bei-
den Schweizerinnen in diesem Sport,
ihre Grosserfolge aufgebaut haben.

Schon mehrmals hatte
OksanaTschussowitina
die Karriere
für beendet erklärt,
das erste Mal, bevor
sie vor zwanzig Jahren
einen Sohn gebar.

Federer sagt


für Tokio 2020zu


Der Tenniss tar plant eine fünfte


Olympiateilnahme mit 39 Jahren


gen.· Vor knapp zwei Monaten hatte
RogerFederer während des US Open
erstmals gesagt, dass er erwäge, 20 20
noch einmalanden Olympischen Som-
merspielen teilzunehmen. Nun bestä-
tigte er dieTeilnahme im Platzinterview
nach einem Schaukampf gegenJohn
IsnerinTokio. Nach langen Diskussio-
nen mit seinemTeam habe er sich dazu
entschlossen. «Am Ende», sagteFederer,
«hat das Herz entschieden.»
Federers Entscheid ist nicht frei von
Risiko.Nach der Zusage fürTokio er-
wartet den dannzumal 39-Jährigen
imkommenden Sommer ein dicht ge-
drängtes Programm mitWimbledon,
dem Olympiaturnier und dem US Open
innerhalb von zwei Monaten. Es ist gut
möglich, dassFederer deshalb grössten-
teils oder sogar ganz auf die Sandplatz-
saison verzichten wird. In diesemFrüh-
jahr war er erstmals seit 20 15 wieder in
Roland-Garros angetreten und hatte die
Halbfinals erreicht.
Weil Federer seit 20 15 nicht mehr im
Davis-Cup gespielt hat, benötigt er eine
Wild Card, um inTokio dabei zu sein.
Die Spiele werden seine fünften nach
2000 , 2004, 2 00 8 und 2012. 2008 gewann
er an der Seite von StanWawrinkaGold
im Doppel, vierJa hrespäter scheiterte
er im Einzelfinal an Andy Murrayund
trug Silber nach Hause.2 01 6 verhin-
derten Knie- undRückenbeschwerden
FederersTeilnahme in Rio deJaneiro.


nzz.ch/sport
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