Die Welt - 15.10.2019

(Steven Felgate) #1

19


15.10.19 Dienstag, 15. Oktober 2019DWBE-HP


  • Belichterfreigabe: ----Zeit:Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Zeit:-Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: ---Zeit:---Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: :Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: Zeit:Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe: -Belichterfreigabe:
    Belichter: Farbe:Belichter: Farbe:Belichter:


DWBE-HP

DW_DirDW_DirDW_Dir/DW/DW/DW/DW/DWBE-HP/DWBE-HP
15.10.1915.10.1915.10.19/1/1/1/1/Spo1E/Spo1EAMARKWOR 5% 25% 50% 75% 95%

DIE WELT DIENSTAG,15.OKTOBER2019 SPORT 19


DEBÜT DES TAGES

Petr Cech hat die Tor-
warthandschuhe ge-
gen Schlittschuhe
getauscht. Der Ex-
Keeper des FC Chelsea
steht ab sofort für
Guildford Phoenix in
der vierten englischen
Eishockey-Liga zwi-
schen den Pfosten. Bei
seinem Debüt wehrte
er alle Penaltys ab.
Cech wurde nach dem
3 :2 zum „Man of the
Match“ gewählt.

G
ETTY IMAGES

/HENRY BROWNE

GRAFIK DES TAGES

Quelle: eigene Recherchen

�.
�.
�.

�.

�.

�.
��.

Jüngste Turniersiegerinnen im Tennis

Name Alter Jahr

Tracy Austin

Kathy Rinaldi
Jennifer Capriati
Andrea Jaeger

Gabriela Sabatini
Cori Gauff

Anke Huber

��

��
��
��

��
��

��

� � � � � � �
����

����
����
����

����
����

����

J. M. T.
��

��
��
��



��

Mit ihrem Triumph in
Linz schaffte die Ame-
rikanerin Cori Gauff
den Sprung in die
Top100 der Weltrang-
liste. Die Teenagerin,
die als kommender
Star der Tennisszene
gilt und beim Turnier in
Wimbledon bereits ins
Achtelfinale vorge-
prescht war, ist damit
die neuntjüngste Tur-
niersiegerin in der
Geschichte des Ver-
bands WTA.

EISHOCKEY

Kahun siegt mit den


Pittsburgh Penguins


Nationalspieler Dominik Kahun hat
mit den Pittsburgh Penguins in der
NHL einen Kantersieg gefeiert. Die
Penguins gewannen 7:2 bei den Winni-
peg Jets. Kahun blieb ohne Tor oder
Vorlage. NHL-Neuling Lean Bergmann
und die San Jose Sharks konnten sich
mit 3:1gegen die Calgary Flames durch-
setzen.

FUSSBALL

Bierhoff erwägt
zweigleisige 3. Liga

Auf der Suche nach neuen Wegen in
der Nachwuchsförderung hat DFB-
Direktor Oliver Bierhoff die Wieder-
einführung der zweigleisigen 3. Liga ins
Spiel gebracht. „Würde es helfen, sie in
Zukunft wieder zweigleisig laufen zu
lassen, oder sogar dreigleisig? Das
könnte eine Möglichkeit sein, jüngeren
Spielern mehr Spielmöglichkeiten zu
geben. Aktuell fehlt die Auswahl an
jungen deutschen Spielern“, sagte Bier-
hoff zum „Kicker“.

TENNIS

Kerber beendet ihre


Saison vorzeitig


Angelique Kerber hat ihr enttäuschen-
des Tennis-Jahr vorzeitig beendet. Die
31-Jährige wird in diesem Jahr kein
weiteres Turnier mehr bestreiten. Bis
zum Start der Vorbereitung auf die
neue Saison Mitte oder Ende Novem-
ber wird sich die Weltranglisten-13. nun
eine Auszeit gönnen. Bis zum Trai-
ningsauftakt werde auch der neue Trai-
ner feststehen. Nach dem Zweitrun-
den-Aus in Wimbledon hatte sich Ker-
ber von ihrem Coach Rainer Schüttler
getrennt.

RODELN

Geisenberger


macht Babypause


Die zweimalige Doppel-Olympiasiege-
rin Natalie Geisenberger erwartet im
kommenden April ihr erstes Kind und
wird in der anstehenden Weltcup-
Saison nicht an den Start gehen. Gro-
ßer Wunsch der Rodlerin ist die Teil-
nahme an den Olympischen Winter-
spielen 2022 in Peking. „Vorausgesetzt
unserem Kind geht es gut, und es läuft
so, wie wir uns das momentan vor-
stellen, würde ich meine sportliche
Karriere, Stand jetzt, gerne in der vor-
olympischen Saison fortsetzen“, sagte
Geisenberger.

KOMPAKT


schnelle Bergabläufe, meist 100 Meter
bis zu 15-mal. Das ist schon eine Belas-
tung für Fortgeschrittene, aber zur
Nachahmung empfohlen. Unbedingt
berücksichtigen: Bereiten Sie sich
schrittweise auf solche Programme vor.
Um mich nicht zu verletzen, kombi-
nierte ich das Laufen mit Stabilisations-
training an den Zwischentagen. Und um
das Ganze professionell abzurunden,
wurden Länge und Geschwindigkeit der
Cross-Dauerläufe erhöht. Am Ende die-
ser Phase hatte ich immer das Gefühl,
für die Vorbereitung auf den bevorste-
henden Frühjahrsmarathon fit zu sein.
Auch im anschließenden Training habe
ich bestimmte Inhalte der Kraftausdau-
erbelastungen beibehalten, wie Läufe
im profilierten Gelände und Berganlauf-
programme jeweils einmal pro Woche.
Entscheidend ist, dass der Crosslauf
trotz der umfangreichen Ansprüche be-
tont frei und mit Freude trainiert wird,
man durch fehlende Zeitvorgaben und
die Wahl der Schwierigkeitsgrade der
Steigung sich selbst immer wieder he-
rausfordert und zugleich mental frisch
bleibt. Es ist eine optimale Körper-See-
le-Geist-Schulung. Bei Müdigkeit, den
Gang rausnehmen, um sich im unebe-
nen Terrain nicht zu verletzen. Dann er-
neut belasten, die Herbstlaufstrecken
genießen. Für Outdoor-Running-En-
thusiasten gibt es kaum Schöneres.

TUta Pippig, 54,gewann je dreimal den
Marathon in Berlin und in Boston. Sie
setzt sich mit ihrer Organisation Take
The Magic Stepin den Bereichen Fit-
ness, Ernährung und Gesundheit ein.

D


er Herbst läutet die Crosslauf-
Saison ein. Die Jahreszeit ist
ideal: Die Wettkämpfe der Som-
mersaison sind abgeschlossen, nach ei-
ner Erholungspause können es viele
kaum erwarten, die Laufschuhe wieder
zu schnüren, in der Natur zu sein.
Das weckt Erinnerungen an meine
ersten Trainingsjahre, die vielen Berg-
läufe und verschiedenen Einheiten in
hügligem Gelände, der Geruch des
Herbstlaubs, die Farbenpracht des Wal-
des. Und zur Belohnung immer wieder
spannende Crosslauf-Vergleiche. Wir
sind mit unseren einfachen Cross-
Spikes derart begeistert um die Wette
gerannt, als wäre es jedes Mal der wich-
tigste 3000-Meter-Lauf unseres Lebens
gewesen. Wir waren Kinder, hatten
Spaß, kamen spielerisch in Form. So hat
bei mir alles angefangen. Es war der
Ausgangspunkt, dieses mitunter sehr
anspruchsvolle Training über Jahre hin-
weg gezielt und fokussiert zu verfolgen.
Die Wiege meiner Lauferfolge.
Warum es eine wichtige Grundlage
des Erfolges ist, lässt sich leicht erklä-
ren. Häufiges Berglaufen kräftigt zu-
sätzlich die laufspezifische Muskulatur,
verbessert die Kraftausdauer, wodurch
anschließend das Laufen auf flachen
Strecken oder im Stadion leichter fällt.
Außerdem wird die gesamte Stabilität
des Körpers, einschließlich der Körper-
mitte, zunehmend verbessert.
Dazu trägt auch das Bergablaufenbei.
Es stärkt nicht nur den Quadrizeps,
sondern alle Strukturen, die den Auf-
prall bei jedem Laufschritt abfangen,
und damit die gesamte Bewegung stabi-
lisieren. Reize, die durch den stärkeren
Aufprall bei der Landung gesetzt wer-
den, können dazu beitragen, die Kno-
chendichte zu verbessern. Gezieltes,

schnelles Bergablaufen entwickelt die
Koordination in verschiedener Hin-
sicht, gibt uns ein tieferes Gefühl für
höhere Geschwindigkeiten. Man erwei-
tert und verbessert das Verständnis und
Empfinden für einen guten Laufrhyth-
mus, fördert eine größere Variabilität
bei Fußaufsatz, Laufschritt und der
Armhaltung – der gesamten Lauftech-
nik. Das kardiovaskuläre System und
die Atmung werden mehr gestresst,
Herz und Lunge mehr gefordert, damit
in Struktur und Funktion verbessert.
Und was den Willen angeht? Wer ein-
mal längere Zeit in Bergen und Hügeln
trainiert hat, weiß, welche Anforderun-
gen es mit sich bringt. Da sind Willens-
eigenschaften gefragt. Nicht aufzuge-
ben, bis zur Spitze hinaufrennen, selbst

wenn man dabei den Schritt verkürzen
muss. Die mentale Abwechslung bei
ständigem Be- und Entlasten des Berg-
auf- und Bergabrennens, das rasche
Umschalten, auf die ständig wechseln-
de Beschaffenheit des Terrains reagie-
ren, bis hin zu Wurzelwerk und Un-
ebenheiten – das schult einen wachen,
aufmerksamen und physisch top belast-
baren Läufer, der im Wettkampf auf
Tempoverschärfungen und Taktik bes-
ser reagieren kann.
Dass es eine schöne Abwechslung zu
den anderen Lauftrainingseinheitenist,
versteht sich von selbst. Wer in der La-
ge ist, Crosslauf-Training auch mal frei
und spielerisch zu gestalten, öffnet die
Tür für eine lebenslange Affäre, die im-
mer wieder aufs Neue physisch und
mental stark macht.
Für mich waren Herbst und Teile des
Winters die ideale Zeit zum Berg- und
Crosslaufen, nach dem Marathon im
Spätsommer und einer längeren Erho-
lungsphase. Einige Wochen mit Fahrt-
spielen und lockeren Dauerläufen hat-
ten mich wieder in Form gebracht. Da-
mit war ich gut vorbereitet, um die ers-
ten längeren Dauerläufe bis zu 20 Kilo-
meter in mittlerer Geschwindigkeit im
profilierten Gelände gut zu verkraften.
Gefühlt waren für mich zwei dieser
Läufe pro Woche ausreichend.
Zu Beginn der meist sechswöchigen
Cross-Trainingsphase kam ein einfa-
ches Berganlaufprogramm hinzu.
Manchmal zwölf- bis 15-mal schnell ei-
nen sanften Hügel 100 Meter hinauf,
immer auf die Laufform achtend, sich
allmählich an intensiveres Bergtraining
gewöhnend. In den folgenden Wochen
baute ich die Distanz der schnellen
Berganläufe auf bis zu 300 Meter aus,
am Ende des Programms auch einige

WWWarumarum


Bergläufe für


ddden Erfolg soen Erfolg so


wichtig sind


LEBENSLAUF

UTA PIPPIG

M


öglicherweise wird der Fall
nun bereits am 17. Oktober
thematisiert. Donnerstag
kommt die zuständige Kontroll-, Ethik-
und Disziplinarkammer der Uefa zu ih-
rem turnusmäßigen Treffen zusammen.
Ob dann auch schon eine Entschei-
dung über mögliche Sanktionen wegen
des politisch motivierten Torjubels tür-
kischer Fußball-Nationalspieler getrof-
fen wird, ist zwar fraglich. In jedem Fall
aber, so viel steht fest, wird die Europäi-
sche Fußball-Union ein Verfahren ge-
gen den türkischen Verband einleiten.
Zunächst werden Stellungnahmen von
den Beteiligten eingeholt. Das Uefa-Ver-
fahren kann sich gegen den Verband
oder aber auch gegen einzelne Spieler
richten.
Die Türkei-Profis hatten direkt nach
dem Siegtreffer zum 1:0 in der EM-Qua-
lifikation gegen Albanien am vergange-
nen Freitag auf dem Platz und später
auch in der Kabine mit der Hand an der
Stirn salutiert. Unter ihnen waren auch
die beiden Bundesligaprofis Kaan Ay-
han und Kenan Karaman von Fortuna
Düsseldorf.
Bei der Geste handelt es sich offen-
sichtlich um eine Sympathiebekundung
für die Militäroffensive von Recep Tayy-
ip Erdogan gegen die Kurden in Syrien.
Der in Deutschland geborene türkische
Nationalspieler Cenk Tosun postete das
entsprechende Bild bei Instagram. Und
dazu geschrieben: „Für unsere Nation,
vor allem für jene, die für unser Land
ihr Leben riskieren.“ Auch die Aktivitä-
ten der Spieler in den sozialen Medien
fallen unter die Zuständigkeit der Uefa.
Tosun hatte im Sommer 2018 mit den
deutschen Nationalspielern Mesut Özil
und Ilkay Gündogan für Fotos mit dem
türkischen Staatspräsidenten Erdogan
posiert. Gündogan hatte sich zeitnah zu
dem Treffen mit Erdogan erklärt, Özil
lange öffentlich dazu geschwiegen. Can
hatte das Treffen mit Erdogan abge-
lehnt. Özil trat nach der WM 2018 aus
der Nationalelf zurück.
Die Uefa verbietet in ihren Statuten
politische Bekundungen jeder Art. In
der Vergangenheit waren bei entspre-
chenden Vorfällen, die meist von den
Fans auf den Tribünen ausgegangen wa-
ren, zum Teil harte Strafen ausgespro-
chen worden.
Der türkische Fußballverband teilte
zu den Szenen nach dem Siegtreffer
mit: „Die Fußballer haben dieses Tor
mit dem Militärgruß den Soldaten ge-
schenkt, die in der ‚Operation Friedens-
quelle‘ dienen.“ Der türkische Militär-
einsatz hatte am Mittwoch begonnen
und richtet sich gegen die Kurdenmiliz
YPG in Nordsyrien. Der Einsatz wurde
international scharf kritisiert. LWÖ

Uefa zieht nach


Militärgruß-Jubel


KKKonsequenzenonsequenzen


Türkischen Spielern und
Verband drohen Strafen

D


er Wochenbeginn war für
die Nationalspieler das
Ende einer turbulenten
Dienstreise. Am Montag
ließen sie sich aus Estland
zurück nach Deutschland fliegen, hinter
ihnen liegen Tage voller Verletzungs-
meldungen und eine Diskussion um die
politische Einstellung von Ilkay Gündo-
gan und Emre Can. Und auch nach die-
ser Reise bleibt die Frage: Wie weit ist
diese Mannschaft, gut ein halbes Jahr
vor der EM? 2:2 im Test gegen Argenti-
nien, 3:0 in Unterzahl gegen Estland in
der EM-Qualifikation. Zwei Partien, in
denen das enorme Potenzial der jungen
Spieler und eben auch ihre Schwächen
deutlich wurden.

VON JULIEN WOLFF

In Tallinn war Gündogan – mit 28
Jahren einer der Anführer des Teams –
klatschend Richtung Tribüne gegangen.
Gegen Estland erzielte er die ersten bei-
den Tore (51. und 57.). Es war das erste
Mal, dass der Mittelfeldprofi in einer
Partie für Deutschland doppelt traf. Das
3:0 von Timo Werner (70.) bereitete
Gündogan vor. Sportlich war er der Ge-
winner des Abends. Ausgerechnet er.
„Als Sechser war er Gold wert. Er war
der Taktgeber unserer Mannschaft“,
sagte Kapitän Manuel Neuer. „Es war
ganz wichtig, dass jemand bei Unterzahl
mit Ballsicherheit und Tempo nach
vorn und mit Coolness und Abgezockt-

heit gespielt hat. Das hat Ily gemacht.
Deswegen war er für mich der wichtigs-
te Spieler.” Mit 180 Ballaktionen stellte
Gündogan einen Rekord auf, so viele
hatte seit Beginn der detaillierten Da-
tenerfassung durch den Anbieter Opta
noch kein deutscher Nationalspieler.
Außerhalb des Spielfeldes sorgte
Gündogan erneut für einen Eklat. Vor
dem Spiel hatten er und sein Mitspieler
Emre Can bei Instagram ein Foto mit
„like“ bewertet, das türkische National-
spieler zeigt, wie sie beim 1:0 gegen Al-
banien in die Kamera salutieren (siehe
Text rechts).
In Deutschland sind viele entrüstet
über Gündogans Like. Der Profi von
Manchester City versteht die Aufregung
nicht, sagte nach dem Spiel: „Krass, was
heutzutage für Geschichten geschrie-
ben werden. Ich dachte, ich like ein Foto
von einem sehr guten Freund von mir,
der bei Everton gerade eine schwere
Zeit hat und ein Tor geschossen hat. Es
haben viele andere Menschen und Spie-
ler das Foto gelikt. Schade, was daraus
gemacht wird.“ Es sei keine politische
Absicht gewesen, er sei gegen jeglichen
Terror und Krieg. Und das Foto sei ja
auch schon Tage alt.
Versteht er, dass manche bei ihm
nach dem Skandal um das Treffen mit
Recep Tayyip Erdogan vor einem Jahr
sagen: Der hat nichts dazugelernt? „Ich
habe das gelesen. Am Ende des Tages ist
es immer Interpretationssache. Wir
wollten einfach nur unseren Freund be-

glückwünschen für das Tor und den
Sieg.“. Was solle er jetzt tun, fragt Gün-
dogan. „Ich kann es nicht ändern. Ich
glaube, die Menschen wissen, wie es von
uns beiden gemeint war.“ Er sei froh,
dass er der Mannschaft mit seinen To-
ren helfen konnte.
Bereits vor dem Anpfiff hatte Gündo-
gan das Like zurückgenommen, als er
gesehen habe, „dass es politisch gewer-
tet wurde.“ Nach dem vergangenen Jahr
sei das Letzte, was er wollte, ein politi-
sches Statement zu setzen. Auch Can,
der nach einem Foul in der Anfangspha-
se der Partie in Tallinn die Rote Karte
sah, hat seinen Like zurückgenommen.
„Ich habe den Post von Tosun, den ich
schon lange kenne, beim Scrollen gelikt,
ohne jegliche Intention und auf den In-
halt zu achten. Ich bin absoluter Pazi-
fist“, so der Profi von Juventus Turin in
einem Statement vor dem Spiel. Nach
dem Abpfiff betonte Can erneut, der Li-
ke sei nicht politisch gemeint gewesen.
„Ich bete selbst jeden Tag, dass auf der
Welt Frieden herrscht.“
Die DFB-Verantwortlichen verteidi-
gen die Spieler. Konsequenzen werden
die Likes offenbar nicht haben. Natio-
nalmannschaften-Direktor Oliver Bier-
hoff sagte, man habe mit Gündogan und
Can gesprochen. „Ich sehe es nach den
Aussagen der Spieler nicht so kritisch“,
sagte der 51-Jährige. „Dass das so eine
Dimension annimmt, konnte keiner er-
warten.“ In Deutschland stoßen die Li-
kes auf wenig Gegenliebe, so ein Repor-

ter zu Bierhoff. „In Deutschland? Spre-
chen Sie jetzt für ganz Deutschland, für
80 Millionen? Das ist medial“, entgeg-
nete Bierhoff. „Die beiden haben sich
klar zu Deutschland bekannt. Wir wis-
sen aus vergangenen Zeiten: Sie sind
sehr unpolitisch. Ich glaube, es wäre
auch mal an der Zeit, ihnen einfach mal
ein bisschen Vertrauen zu schenken und
daraus nicht solche Geschichten zu ma-
chen.“ Und Bundestrainer Joachim Löw
sagte: „Wer die beiden kennt, der weiß,
dass sie gegen Terror und Krieg sind.
Ich denke, sie haben auf dem Feld ein
klares Bekenntnis abgegeben. Damit ist
es für mich auch gut.“ Abschließend
verbreitete der DFB ein Foto mit Spie-
lern und Betreuern unter der Über-
schrift: „Gemeinsam für Offenheit,
Vielfalt und Toleranz. Gegen jede Form
von Gewalt und Diskriminierung.“
Mitte November hat Löw seine
Mannschaft ein letztes Mal in diesem
Jahr zusammen, in Mönchengladbach
und Frankfurt tritt sie gegen Weißruss-
land und Nordirland an. Der Bundes-
trainer will nun mit den verletzten
Spielern telefonieren. „Man muss auch
mal abwarten, ob die Spieler spielen.
Ich sag mal Goretzka, Draxler, Kehrer,
Kroos“, so Löw. „Wenn jetzt jemand wie
Kehrer oder Draxler oder Rüdiger bis
November ein oder zwei Spiele macht,
dann ergibt es natürlich keinen Sinn,
ihn für die Länderspiele einzuladen.
Teilweise haben die Spieler ja zwei, drei
Monate keine Spielpraxis.“

TTTopwerte nur auf dem Platz: Ilkay Gündogan kann den Ärger und die Skepsis um seine Person nicht nachvollziehenopwerte nur auf dem Platz: Ilkay Gündogan kann den Ärger und die Skepsis um seine Person nicht nachvollziehen

BONGARTS/ GETTY IMAGES

/ MARTIN ROSE

Like Gündogan


Der deutsche Nationalspieler gefällt auf dem Platz. Abseits polarisiert er erneut bei Instagram


© WELTN24 GmbH. Alle Rechte vorbehalten - Jede Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exclusiv über https://www.axelspringer-syndication.de/angebot/lizenzierung DIE WELT -2019-10-15-ab-22 6cb7e620bfeb43e554e08c6afebab

UPLOADED BY "What's News" vk.com/wsnws TELEGRAM: t.me/whatsnws

Free download pdf