Die Welt Kompakt - 15.10.2019

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SPORT DIE WELIE WELIE WELTKOMPAKTTKOMPAKT DIENSTAG,15.OKTOBER2019 SEITE 28


D

er Wochenbeginn
war für die National-
spieler das Ende ei-
ner turbulenten
Dienstreise. Am Montag ließen
sie sich aus Estland zurück nach
Deutschland fliegen, hinter ih-
nen liegen Tage voller Verlet-
zungsmeldungen und eine Dis-
kussion um die politische Ein-
stellung von Ilkay Gündogan
und Emre Can. Und auch nach
dieser Reise bleibt die Frage:
Wie weit ist diese Mannschaft,
gut ein halbes Jahr vor der EM?
2:2 im Test gegen Argentinien,
3:0 in Unterzahl gegen Estland
in der EM-Qualifikation. Zwei
Partien, in denen das enorme
Potenzial der jungen Spieler und
eben auch ihre Schwächen deut-
lich wurden.

VON JULIEN WOLFF

In Tallinn war Gündogan –
mit 28 Jahren einer der Anführer
des Teams – klatschend Rich-
tung Tribüne gegangen. Gegen
Estland erzielte er die ersten
beiden Tore (51. und 57.). Es war
das erste Mal, dass der Mittel-
fffeldprofi in einer Partie füreldprofi in einer Partie für
Deutschland doppelt traf. Das
3 :0 von Timo Werner (70.) berei-
tete Gündogan vor. Sportlich
war er der Gewinner des Abends.
AAAusgerechnet er.usgerechnet er.
„Als Sechser war er Gold wert.
Er war der Taktgeber unserer
Mannschaft“, sagte Kapitän Ma-
nuel Neuer. „Es war ganz wichtig,
dass jemand bei Unterzahl mit
Ballsicherheit und Tempo nach
vorn und mit Coolness und Ab-
gezocktheit gespielt hat.
Das hat Ily gemacht. Deswegen
war er für mich der wichtigste
Spieler.” Mit 180 Ballaktionen
stellte Gündogan einen Rekord
auf, so viele hatte seit Beginn der
detaillierten Datenerfassung
durch den Anbieter Opta noch
kein deutscher Nationalspieler.

Außerhalb des Spielfeldes
sorgte Gündogan erneut für ei-
nen Eklat. Vor dem Spiel hatten
er und sein Mitspieler Emre Can

bei Instagram ein Foto mit „like“
bewertet, das türkische National-
spieler zeigt, wie sie beim 1:0 ge-
gen Albanien in die Kamera salu-

tieren. In Deutschland sind viele
entrüstet über Gündogans Like.
Der Profi von Manchester City
versteht die Aufregung nicht,

EISHOCKEY

Kahun siegt mit den
Pittsburgh Penguins

Nationalspieler Dominik Ka-
hun hat mit den Pittsburgh
Penguins in der NHL einen
Kantersieg gefeiert. Die Pen-
guins gewannen 7:2 bei den
Winnipeg Jets. Kahun blieb
ohne Tor oder Vorlage. NHL-
Neuling Lean Bergmann und
die San Jose Sharks konnten
sich mit 3:1gegen die Calgary
Flames durchsetzen.

FUSSBALL

Bierhoff erwägt
zweigleisige 3. Liga

Auf der Suche nach neuen
Wegen in der Nachwuchs-
förderung hat DFB-Direktor
Oliver Bierhoff die Wieder-
einführung der zweigleisigen 3.
Liga ins Spiel gebracht. „Würde
es helfen, sie in Zukunft wieder
zweigleisig laufen zu lassen,
oder sogar dreigleisig? Das
könnte eine Möglichkeit sein,
jüngeren Spielern mehr Spiel-
möglichkeiten zu geben. Ak-
tuell fehlt die Auswahl an jun-
gen deutschen Spielern“, sagte
Bierhoff zum „Kicker“.

TENNIS

Kerber beendet ihre
Saison vorzeitig

Angelique Kerber hat ihr ent-
täuschendes Tennis-Jahr vor-
zeitig beendet. Die 31-Jährige
wird in diesem Jahr kein wei-
teres Turnier mehr bestreiten.
Bis zum Start der Vorbereitung
auf die neue Saison Mitte oder
Ende November wird sich die
Weltranglisten-13. nun eine
Auszeit gönnen. Bis zum Trai-
ningsauftakt werde auch der
neue Trainer feststehen. Nach
dem Zweitrunden-Aus in Wim-
bledon hatte sich Kerber von
ihrem Coach Rainer Schüttler
getrennt.

RODELN

Geisenberger
macht Babypause

Die zweimalige Doppel-Olym-
piasiegerin Natalie Geisen-
berger erwartet im kommen-
den April ihr erstes Kind und
wird in der anstehenden Welt-
cup-Saison nicht an den Start
gehen. Großer Wunsch der
Rodlerin ist die Teilnahme an
den Olympischen Winter-
spielen 2022 in Peking. „Vo-
rausgesetzt unserem Kind geht
es gut, und es läuft so, wie wir
uns das momentan vorstellen,
würde ich meine sportliche
Karriere, Stand jetzt, gerne in
der vorolympischen Saison
fortsetzen“, sagte Geisen-
berger.

KOMPAKT


M


öglicherweise wird der
Fall nun bereits am 17.
Oktober thematisiert.
Donnerstag kommt die zuständi-
ge Kontroll-, Ethik- und Diszipli-
narkammer der Uefa zu ihrem
turnusmäßigen Treffen zusam-
men.
Ob dann auch schon eine Ent-
scheidung über mögliche Sank-
tionen wegen des politisch
motivierten Torjubels tür-
kischer Fußball-National-
spieler getroffen wird, ist
zwar fraglich. In jedem
Fall aber, so viel steht fest,
wird die Europäische Fuß-
ball-Union ein Verfahren
gegen den türkischen Ver-
band einleiten. Zunächst
werden Stellungnahmen
von den Beteiligten einge-
holt. Das Uefa-Verfahren
kann sich gegen den Ver-
band oder aber auch gegen
einzelne Spieler richten.

Die Türkei-Profis hatten di-
rekt nach dem Siegtreffer zum
1:0 in der EM-Qualifikation gegen
Albanien am vergangenen Freitag
auf dem Platz und später auch in
der Kabine mit der Hand an der
Stirn salutiert. Unter ihnen wa-
ren auch die beiden Bundesliga-
profis Kaan Ayhan und Kenan Ka-
raman von Fortuna Düsseldorf.

Bei der Geste handelt es sich
offensichtlich um eine Sympa-
thiebekundung für die Militärof-
fensive von Recep Tayyip Erdo-
gan gegen die Kurden in Syrien.
Der in Deutschland geborene
türkische Nationalspieler Cenk
Tosun postete das entsprechende
Bild bei Instagram. Er schrieb
zum Foto: „Für unsere Nation,
vor allem für jene, die für
unser Land ihr Leben ris-
kieren.“ Auch die Aktivitä-
ten der Spieler in den so-
zialen Medien fallen unter
die Zuständigkeit des eu-
ropäischen Fußballver-
bandes.
Tosun hatte im Sommer
2018 mit den deutschen
Nationalspielern Mesut
Özil und Ilkay Gündogan
für Fotos mit dem türki-
schen Staatspräsidenten
Erdogan posiert. Gündo-
gan hatte sich zeitnah zu

dem Treffen mit Erdogan erklärt,
Özil lange öffentlich dazu ge-
schwiegen. Can hatte das Treffen
mit Erdogan abgelehnt. Özil trat
nach der WM 2018 aus der Natio-
nalelf zurück.
Die Uefa verbietet in ihren
Statuten politische Bekundungen
jeder Art. In der Vergangenheit
waren bei entsprechenden Vor-
fällen, die meist von den Fans auf
den Tribünen ausgegangen wa-
ren, zum Teil harte Strafen aus-
gesprochen worden.
Der türkische Fußballverband
teilte zu den Szenen nach dem
Siegtor mit: „Die Fußballer ha-
ben dieses Tor mit dem Militär-
gruß den Soldaten geschenkt, die
in der ‚Operation Friedensquelle‘
dienen.“ Der türkische Militär-
einsatz hatte am Mittwoch be-
gonnen und richtet sich gegen
die Kurdenmiliz YPG in Nordsy-
rien. Der Einsatz wurde interna-
tional scharf kritisiert. LWÖ

YYYazici, Tosun, Demiral, Celik und Calhanogluazici, Tosun, Demiral, Celik und Calhanoglu
(((v.l.) salutieren nach dem Siegtor gegen Albanienv.l.) salutieren nach dem Siegtor gegen Albanien

DPA

Uefa zieht nach Militärgruß-Jubel Konsequenzen


BONGARTS/ GETTY IMAGES

/ MARTIN ROSE

Like Gündogan


Der deutsche Nationalspieler gefällt auf dem Platz.


Abseits polarisiert er erneut bei Instagram

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