sagte nach dem Spiel: „Krass, was
heutzutage für Geschichten ge-
schrieben werden. Ich dachte, ich
like ein Foto von einem sehr gu-
ten Freund von mir, der bei Ever-
ton gerade eine schwere Zeit hat
und ein Tor geschossen hat. Es
haben viele andere Menschen
und Spieler das Foto gelikt. Scha-
de, was daraus gemacht wird.“ Es
sei keine politische Absicht ge-
wesen, er sei gegen jeglichen Ter-
ror und Krieg. Und das Foto sei ja
auch schon Tage alt.
Versteht er, dass manche bei
ihm nach dem Skandal um das
Treffen mit Recep Tayyip Erdo-
gan vor einem Jahr sagen: Der
hat nichts dazugelernt? „Ich habe
das gelesen. Am Ende des Tages
ist es immer Interpretationssa-
che. Wir wollten einfach nur un-
seren Freund beglückwünschen
für das Tor und den Sieg.“. Was
solle er jetzt tun, fragt Gündo-
gan. „Ich kann es nicht ändern.
Ich glaube, die Menschen wissen,
wie es von uns beiden gemeint
war.“ Er sei froh, dass er der
Mannschaft mit seinen Toren
helfen konnte.
Bereits vor dem Anpfiff hatte
Gündogan das Like zurückge-
nommen, als er gesehen habe,
„dass es politisch gewertet wur-
de.“ Nach dem vergangenen Jahr
sei das Letzte, was er wollte, ein
politisches Statement zu setzen.
Auch Can, der nach einem Foul in
der Anfangsphase der Partie in
Tallinn die Rote Karte sah, hat
seinen Like zurückgenommen.
„Ich habe den Post von Tosun,
den ich schon lange kenne, beim
Scrollen gelikt, ohne jegliche In-
tention und auf den Inhalt zu
achten. Ich bin absoluter Pazi-
fist“, so der Profi von Juventus
Turin in einem Statement vor
dem Spiel. Nach dem Abpfiff be-
tonte Can erneut, der Like sei
nicht politisch gemeint gewesen.
„Ich bete selbst jeden Tag, dass
auf der Welt Frieden herrscht.“
Die DFB-Verantwortlichen
verteidigen die Spieler. Konse-
quenzen werden die Likes offen-
bar nicht haben. Nationalmann-
schaften-Direktor Oliver Bier-
hoff sagte, man habe mit Gündo-
gan und Can gesprochen. „Ich se-
he es nach den Aussagen der
Spieler nicht so kritisch“, sagte
der 51-Jährige. „Dass das so eine
Dimension annimmt, konnte kei-
ner erwarten.“
In Deutschland stoßen die Likes
auf wenig Gegenliebe, so ein Re-
porter zu Bierhoff. „In Deutsch-
land? Sprechen Sie jetzt für ganz
Deutschland, für 80 Millionen?
Das ist medial“, entgegnete Bier-
hoff. „Die beiden haben sich klar
zu Deutschland bekannt. Wir wis-
sen aus vergangenen Zeiten: Sie
sind sehr unpolitisch. Ich glaube,
es wäre auch mal an der Zeit, ih-
nen einfach mal ein bisschen Ver-
trauen zu schenken und daraus
nicht solche Geschichten zu ma-
chen.“ Und Bundestrainer Joa-
chim Löw sagte: „Wer die beiden
kennt, der weiß, dass sie gegen
Terror und Krieg sind. Ich denke,
sie haben auf dem Feld ein klares
Bekenntnis abgegeben. Damit ist
es für mich auch gut.“ Abschlie-
ßend verbreitete der DFB ein Foto
mit Spielern und Betreuern unter
der Überschrift: „Gemeinsam für
Offenheit, Vielfalt und Toleranz.
Gegen jede Form von Gewalt und
Diskriminierung.“
Mitte November hat Löw seine
Mannschaft ein letztes Mal in
diesem Jahr zusammen, in Mön-
chengladbach und Frankfurt tritt
sie in der EM-Qualifikation ge-
gen Weißrussland und Nordir-
land an. Danach geht es für die
Nationalmannschaft in die Win-
terpause. Der Bundestrainer will
nun mit den verletzten Spielern
telefonieren. „Man muss auch
mal abwarten, ob die Spieler
spielen. Ich sag mal Goretzka,
Draxler, Kehrer, Kroos“, so Löw.
„Wenn jetzt jemand wie Kehrer
oder Draxler oder Rüdiger bis
November ein oder zwei Spiele
macht, dann ergibt es natürlich
keinen Sinn, ihn für die Länder-
spiele einzuladen. Teilweise ha-
ben die Spieler ja zwei, drei Mo-
nate keine Spielpraxis.“
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Ilkay Gündogan kann den Ärger und die Skepsislkay Gündogan kann den Ärger und die Skepsis
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DIE WELIE WELIE WELT KOMPAKTT KOMPAKT DIENSTAG, 15. OKTOBER 2019 SPORT 29
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