voll beschrieben. Ich dachte also, ich gestalte einen Raum,
in dem man sich hinlegt und träumt und hochschaut in
den Himmel. Und dann gab es den zweiten Aspekt: Die
Betrachter waren genötigt, aufzublicken zu Bildern von
Schwarzen. Dadurch entstand eine politische Ebene, die
mit der Weise spielte, in der Schwarze in der Vergangenheit
fotografiert worden sind, nämlich immer von oben, von
oben herab, um sie ja nicht heroisch und stark erscheinen
zu lassen.
War Ihnen das immer bewusst, diese Perspektive auf
Schwarze?
Ja. Diese Analyse habe ich übrigens von Arthur Jafa ge-
klaut, einem Künstler, den ich verehre. Aber ich wusste
auch aus der Schule, dass Film von Anfang an auch zur
Stützung rassistischer Stereotype, zur Verbreitung von
Propaganda genutzt wurde. Das liegt sozusagen in der
Wiege dieser Kunstform. Außerdem ist Zelluloid nicht
besonders gut dazu geeignet, schwarze und braune Haut-
töne schön darzustellen. Beides wollte ich unterminieren
mit meiner Arbeit. Ich möchte schwarze Freundschaft und
Geselligkeit darstellen auf eine zarte, warmherzige Art und
Weise. Deswegen war der Fotograf Roy DeCarava ein so
wichtiger Einfluss: Er hat schon immer das Poetische und
Schöne des schwarzen Alltags gezeigt. Schwarze Utopien
interessieren mich.
Wenn Sie von Utopien sprechen, bedeutet das, dass Sie mit
Ihren Fotos auch eine Veränderung bewirken wollen? Wür-
den Sie Ihre Arbeit als Aktivismus bezeichnen?
Nein. Wenn ich an Aktivismus denke, dann denke ich an
Menschen, die mit Schildern auf der Straße demonstrie-
ren, oder Leute, die Gemeinschaften dabei helfen, sich zu
organisieren. Menschen also, die wesentlich rechtschaffener
leben als ich. Es ist nicht so, dass ich das Gefühl hätte, auf-
grund meiner Bilder würden sich konkrete Gesetzesinhalte
verändern. Ich weiß natürlich nicht, ob meine Bilder einen
subtileren, unbewussten Beitrag zu einem Wandel leisten.
Aber ich hoffe es.
Was denken Sie eigentlich über diese Geschichte, dass Sie
in 125 Jahren Magazingeschichte der erste schwarze Cover-
Foto graf der »Vogue« geworden sind? Im Jahr 2018!
Das ist schon ein bisschen schockierend, nicht? Im Grunde
denke ich, dass sich diese Frage nicht an mich richten sollte,
sondern an die Vogue. Gordon Parks beispielsweise hat frü-
her für die Vogue viele Strecken fotografiert. Warum durfte
er nie ein Cover machen? Ich frage mich manchmal, wie er
reagiert hätte auf mich. Bestimmt hätte er sich sehr gefreut,
aber sicher wäre es auch bitter gewesen für ihn, weil doch
klar ist, dass er selbst das absolut verdient gehabt hätte.
Aber das Thema ist grundsätzlicher: Wieso gibt es inzwi-
schen so viele Schwarze vor – aber nach wie vor so wenige
Schwarze hinter der Kamera? Das ist eine historische Frage.
Meine Antwort auf Ihre Frage ist also: Ich bin ein bisschen
verärgert über diese Tatsache, dass ich der erste Schwarze
bin, und zugleich freue ich mich, dass sich mit mir etwas
verändert hat.
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