Sehen Sie auch allgemein eine Veränderung in der Weise,
dass Schwarze die amerikanische Kultur immer mehr
prägen?
Wir leben nicht in den schlechtesten Zeiten, die die Welt
gesehen hat, aber ganz sicher auch nicht in den besten. Ich
versuche ohnehin, dieses Wort change nur mit Vorsicht
und gehörigem Realismus zu verwenden. Ich weiß zum
Beispiel, dass sich in der Modebranche vieles nur ändert,
wenn das Konsumverhalten der Kunden das verlangt. Ich
habe gelesen, dass die Millennials, die Alterskohorte der
zwischen 1980 und 2000 Geborenen, mittlerweile bis zu
40 Prozent der Konsumenten im Modemarkt ausmachen.
Wir reden über etwa 350 Mil liar den Dollar Kaufkraft.
Und neun von zehn dieser Konsumenten wünschen sich,
dass ein Modeunternehmen für soziale Gerechtigkeit
eintritt. Die wählen sozusagen mit ihren Dollars. Aber
was bedeutet das? Verändert sich wirklich etwas? Gibt es
einen Wandel aus Einsicht oder nur aus kapitalistischer
Notwendigkeit?
Der amerikanische Schriftsteller James Baldwin hat einmal
geschrieben, dass der einzige Ausweg aus dem traumati-
schen Verhältnis zwischen Schwarz und Weiß in Amerika
darin bestehen könnte, dass »der Weiße schwarz wird, also
Teil wird jenes leidenden und tanzenden Landes, das er
bislang nur sehnsüchtig von den Höhen seiner einsamen
Macht herab betrachtet«. Man kann derzeit schon das Ge-
fühl bekommen, dass schwarze Kultur inzwischen auch von
Weißen in Amerika idealisiert wird. Virgil Abloh ist Chef
von Louis Vuitton, Tyler Mitchell fotografiert Beyoncé für
die »Vogue«. Trap, die Musik aus Ihrer Heimatstadt Atlanta,
ist eine globale Jugendkultur geworden.
Ich bin nicht sicher, ob ich Baldwin da zustimme. Und
erst recht weiß ich nicht, ob ich dieses Gefühl teile, dass
die weißen Männer jetzt mehr wie schwarze Männer sein
wollen. Vielleicht gefallen ihnen Aspekte unserer Kunst
und Kultur, aber die Weißen wollen wohl kaum in unseren
Körpern, in unseren Existenzen stecken.
Sind Sie optimistisch oder pessimistisch, wenn Sie in die
Zukunft schauen?
Leute, die meine Bilder sehen, sagen oft: Oh, der ist ein
Optimist. Mir gefällt zu dieser Frage ein Zitat von Frank
Ocean, der kürzlich gesagt hat: »Ich habe bislang keinen
Grund, pessimistisch in die Zukunft zu blicken.« So geht
es mir auch. Bislang sehe ich keinen Grund.
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