Die Zeit - 24.10.2019

(lu) #1

Vor allem Praxis
Eine Ausbildung vermittelt überwiegend
praktische Fertigkeiten. Eine Lücke zwi­
schen Theorie und Praxis gibt es für Azubis
nicht. Was sie lernen, können sie bei der
Arbeit direkt anwenden – egal, ob als
Mechatronikerin, Bankkaufmann, Pflanzen­
technologin oder Geigenbauer. Insgesamt
gibt es in Deutschland mehr als 300
Ausbildungsberufe. Für jeden gibt es eine
Ausbildungsordnung, in der genau fest­
geschrieben ist, welche Inhalte man lernt.


Auch Theorie
Eine duale Ausbildung findet an zwei Orten
statt: im Ausbildungsbetrieb und in der Be­
rufsschule. Oft ist man an ein, zwei festen
Tagen pro Woche in der Schule, manchmal
auch für längere Blöcke. Angehende Bau­
zeichner üben zum Beispiel, einen Straßen­
entwurf auszuarbeiten, künftige Kaufleute
befassen sich mit Rechnungswesen. Es gibt
auch einen allgemeinen schulischen Teil mit
Fächern wie Mathe, Englisch und Politik.


Gleich Geld
Während die meisten Studenten von den El­
tern bezuschusst werden, bekommen Azubis
ein Gehalt, das mit jedem Jahr steigt. Das ist
gut für die Unabhängigkeit. Im Jahr 2018


gab es im Schnitt 908 Euro brutto pro
Monat. Was Auszubildende verdienen, ist
aller dings je nach Beruf sehr unterschiedlich.
Im öffentlichen Dienst, in der Industrie und
im Handel erhalten sie mehr Geld als im
Handwerk und in der Landwirtschaft. Dafür
haben Azubis anders als Studierende eine
normale Arbeitswoche von etwa 40 Stunden
und statt mehrerer Monate Semesterferien
nur 20 bis 30 Urlaubstage im Jahr.

Persönliche Betreuung
Als Azubi hat man in der Regel einen Aus­
bilder oder Meister, der für einen zuständig
ist und Fragen beantwortet. Das sorgt für
klare Strukturen, eine persönliche Betreuung
und regelmäßiges Feedback. Die Ausbilder
verteilen Aufgaben und unterstützen bei de­
ren Umsetzung. Sie dürfen den Azubis aller­
dings auch Anweisungen erteilen.

Vorzüge für Abiturienten
Für Azubis mit Abi stehen die Chancen
gut, dass sich die Ausbildung um ein Jahr
verkürzen lässt. Eine andere Möglichkeit
ist die »Sonderausbildung für Abiturien­
ten«, eine klassische Ausbildung mit einem
Plus: Abiturienten erhalten nebenbei eine
Weiter bildung und schließen mit einer Zu­
satzqualifikation ab. Vor allem im kauf­

männischen Bereich kommt dieses Modell
oft vor. Ein Beispiel: Wer eine Ausbildung
zum Groß­ und Einzelhandelskaufmann
absolviert, kann sich zum Handelsfachwirt
weiter bilden. Nach drei Jahren gibt es zwei
Abschlüsse.

Gute Jobchancen
Auf ein Studium folgt oft eine mühsame
Bewerbungsphase. Manche Absolventen ha­
ben noch kein klares Berufsbild vor Augen.
Dagegen bekommen zwei von drei Azubis
direkt ein Jobangebot von ihrem Ausbil­
dungsbetrieb. Zwar verdienen Akademiker
im Schnitt besser, aber das sagt nichts über
den Einzelfall aus. Für Fachkräfte gibt es
zahlreiche Aufstiegsweiterbildungen, und
manch ein Meister oder Techniker hat mehr
auf dem Konto als jemand mit Doktortitel.

Studium später
Wenn man sich nach dem Abi für eine Aus­
bildung entscheidet, bedeutet das nicht, dass
der Weg an eine Hochschule versperrt ist. Es
gibt sogar Vorteile: Wer im Anschluss an
eine Ausbildung studieren will, tut sich ver­
mutlich mit der Fächerwahl leichter, weil er
die Praxis kennt. Auch im Studium kann die
Ausbildungserfahrung helfen, gerade wenn
man im selben Fachgebiet bleibt.

ENTSCHEIDUNG

Viel Praxis und gute Berufsaussichten – eine Lehre hat handfeste Vorteile.


Und sie kann ein späteres Studium sogar leichter machen


Was spricht für


eine Ausbildung?


Text: Kathrin Fromm, Oliver Burgard und Nadja Kirsten; Illustration: Lisa Tegtmeier für DIE ZEIT

ZEIT ABITUR Nr. 44/2019 26

Free download pdf