Die Zeit - 24.10.2019

(lu) #1

RAINER MEIER


Gin aus Deutschland ist
aktuell im wahrsten Sinn des
Wortes in aller Munde – und
passend dazu boomt der
Markt der Tonics und Bitters.


Die »Preußische Spirituosen Ma-
nufaktur» wurde 1874 in Berlin
als »Versuchs- und Lehranstalt
für Spiritusfabrikation« gegrün-
det und war bis zum Zweiten
Weltkrieg als »Adler Spirituosen«
in Deutschland recht bekannt.
Im Jahr 2005 belebten Ulf Stahl,
Professor für Mikrobiologie an
der TU Berlin, und der Gastro-
nom Gerald Schro die Marke
neu und brachten schließlich ei-
nen weichen, milden »Adler Gin«
mit Aromen von Lavendel, Zi-
t rone und Ing wer auf den Markt.
Damit begann eine bis dahin
noch nie dagewesene Gin-Welle
völlig neuer Variationen des Wa-
cholderklassikers aus deutschen
Landen. Inzwischen sind es fast
tausend ganz unterschiedliche
Gins, die zwischen Flensburg
und München abgefüllt wer-
den – und jeder davon schmeckt
ein bisschen anders. Das liegt
maßgeblich an der Kreativität
der Brenner – aber auch an den
zurückhaltenden gesetzlichen
Bestimmungen: Gemäß Verord-
nung Nr. 110/2008 der Europäi-
schen Union handelt es sich beim
Gin um eine Spirituose mit Wa-
choldergeschmack, mindestens
37,5 Vol.-% Alkoholgehalt und na-
türlichen Aromasto en. Und von
denen gibt es unglaublich viele.
Zum Beispiel enthält der 2008
von Alexander Stein und Chris-
toph Keller auf den Markt gebrach-
te »Monkey 47 – Schwarzwald Dry
Gin« 47 handverlesene p anzliche
Zutaten sowie frische Preisel-
beeren. Das Ergebnis ist ein sehr
komplexer Gin mit Zitrusaromen,
 oralen Noten, Spuren von Wa-
cholder, Anis und pfe rigen Weih-
nachtsgewürzen. Im selben Jahr
wurde der » e Duke – Munich
Dry Gin« der beiden Münchner
Brenner Daniel Schönecker und
Maximilian Schauerte produziert.
Seinen Geschmack verdankt er
13 verschiedenen Kräutern und
Gewürzen, darunter Koriander,
Zitronenschale, Angelikawurzel,
Lavendelblüten, bayerischer Hop-
fen und Malz. »Niemand Dry Gin«


aus Hannover verzichtet auf die
gängige Zitrusnote und trumpft
auf mit  oralen, sanften Noten von
Sandelholz, Lavendel und Ros-
marin – das sich auch im portu-
giesisch-norddeutschen »Gin Sul«
aus Hamburg-Altona  ndet. Und
»Lucky HANS Bavarian Dry Gin«
wird ausschließlich mit Kräutern,
Früchten und Beeren aromatisiert,
die in Deutschland wachsen (Bir-
nen, Äpfel, Vogelbeeren, Schle-
hen, Wacholder, grüne Walnüsse).

Gin wird selten pur getrunken –
denn trotz dieser unendlichen
Variationsbreite an Aromen er-
frischen Tonics, Säfte und Limo-
naden oft den Trinkgenuss. So
hat »GT«, wie Insider den Gin-
Tonic-Longdrink gern nennen,
vielerorts schon den Prosecco
oder den Aperol Spritz als be-
schwingenden Aperitif abgelöst.
Mit der Nachfrage stieg in den
letzten Jahren auch hier das An-
gebot – oder ist es umgekehrt?

Lange Zeit beherrschte das
1870 von der englischen Firma
Schweppes auf den Markt ge-
brachte, klassische, mit Chinin
aromatisierte Indian Tonic Water
den Markt, nebst seinen Nach-
folgern Bitter Lemon und Ginger
Ale. Inzwischen machen Hun-
derte von Fillers – wie die Zusät-
ze in der Bar heißen – Schweppes
Konkurrenz. Wie beim Gin ist
das Aromenspektrum enorm:
Neben Chinin oder Chinarinde
 nden sich Noten von Wermut
(»Lion Tonic – Artemisia Dry
Tonic« und »Absinthum eTonic«),
Mandarine, Zimt und Lakritz
(»Ledger’s Tonic«), Wurzeln des
gelben Enzians (»Gents – Swiss
Roots Tonic Water«), der japani-
schen Zitrusfrucht Yuzu (» e
Original Tonic Yuzu Ocha«),
Grapefruit oder Holunderblü-
ten (»Luscombe«), Schokolade
(»Peter Spanton Beverage No. 4
Chocolate Superior Tonic«) und
Zitronengras (»No. 5 Lemongrass
Superior Tonic«).
Im Frühjahr 2018 hat der
Energydrink-Hersteller Red Bull
mit »Organics« eine eigene Range

von Bio-Fillern auf den Markt ge-
bracht: Bitter Lemon, Ginger Ale,
Tonic Water und »Simply Cola«.
Schon seit 1905 indes produziert
die englische Firma Fentiman
»Botanically Brewed Beverages«,
die inzwischen als Gin-Fillers
auch in gut sortierten deutschen
Bars zu  nden sind, u. a. »Rose
Lemonade«, »Pink Ginger«,
»Sparkling Raspberry«, »Apple &
Blackberry«, »Sparkling Lime &
Jasmine« und »Curiosity Cola«.

Mit Gründung der Firma  o-
mas Henry 2010 in Berlin spielt
auch ein deutscher Produzent auf
dem internationalen Markt der
Bitterlimonaden mit. Neben den
Klassikern wie Tonic Water, Bit-
ter Lemon, Ginger Ale und Soda
Water ergänzt seit neustem auch
ein »Co ee Tonic« das Portfolio:
Cold-Brew-Ka ee mit Tonic Wa-
ter in einer Flasche – als Kultge-

tränk. Apropos Bitterlimonaden:
Laut der Gesellschaft für Kon-
sumforschung (Gf K) in Nürnberg
hat fast ein Drittel aller deutschen
Haushalte (29 Prozent) 2017 min-
destens einmal ein Bittergetränk
gekauft – deutlich mehr als in den
Jahren zuvor. Ein Trend, der sich
wohl auch zukünftig fortsetzt.
»Bitter« heißen alle Spiritu-
osen mit vornehmlich bitterem
Geschmack, mindestens 15 Vol.-
% Alkohol und Extrakten von

Kräutern, Zitrusfrüchten, herben
Beeren, Anis, Angostura oder
Chinarinde. Da der Begri »bit-
ter« in der EU-Verordnung nicht
klar de niert ist, werden häu g
auch süße, nicht-bittere Kräuter-
liköre zu Magenbittern erklärt.
Folglich reicht das Spektrum
vom französischen und schwei-
zerischen Absinth über italie-
nischen Aperol, Fernet-Branca
und Ramazotti und dem unga-
rischen Unicum bis zum deut-
schen Underberg. Fast ein Vier-
tel aller Spirituosen, die 2017 in
Deutschland gekauft wurden,
waren Bitter-, Halbbitter- oder
Kräuterliköre. Obwohl ihr Anteil
gegenüber 2016 ganz leicht zu-
rückgegangen ist, halten Bitter
nach wie vor den größten Anteil
am Spirituosenkonsum – noch
vor Wodka (18,8 Prozent).
»Bitter und Kräuterliköre sind
angesagt, weil sie eine gewisse
Leichtigkeit vermitteln«, erklärt
der ehemalige Barkeeper und
jetzige Herausgeber von »Mixo-
log y«, dem Berliner »Magazin für
Barkultur«. Mehr Kräuter, Ge-
würze und Früchte als Inbegri
des »guten« Natürlichen, inklu-
sive weniger Alkohol und Zucker
als typische Beispiele »böser« in-
dustrieller Massenproduktion?
Zumindest was den Zucker be-
tri t, vollzieht sich in den letzten
Jahren bei den Konsumenten
und ebenso in der Industrie ein
Umdenkungsprozess: möglichst
weniger, am besten gar kein Zu-
cker. Bei Colas und Limonaden
beobachtet die Gf K eine deutli-
che Nachfrage nach zuckerfreien
Produkten: Zero hat bei den Süß-
getränken in den vergangenen
fünf Jahren einen Marktanteil
von fünf Prozent erreicht. Ten-
denz steigend.
Und was ist mit dem Alkohol?
Auch hier gibt es einen Trend zu
niedrigprozentigen Cocktails und
alkoholfreien Drinks. Die Macher
des »Siegfried Rheinland Dry Gin«
aus Bonn haben mit »Siegfried
Wonderleaf« einen alkoholfreien
Gin entwickelt. Er enthält die
Aromen von 19 Botanicals, die
man auch von echtem Gin kennt.
Die Parfümeurin Kim Weiss-
wange hat in ihrer Hamburger
Manufaktur mit »Virgin & Tonic«
gleich einen alkoholfreien Gin-
Tonic kreiert – fertig gemixt in
der Flasche. 

Gin und Bitters boomen


Ein Obstler geht immer


In Deutschland wird mehr als doppelt so viel Obstbranntwein getrunken wie Gin,


doch niemand spricht darüber. Dabei ist er eines der ehrlichsten alkoholischen


Getränke überhaupt: Obstbranntwein entsteht nämlich zu 100 Prozent aus


reifem Obst – und sonst nichts. Darauf kann man sich bei seriösen Produ-


zenten verlassen. So duftet ein Apfelbranntwein intensiv nach Äpfeln und


ein Williams-Christ-Brand nach den gleichnamigen Birnen. Wenn er dann


noch einige Zeit im kleinen Holzfass ruht, so wie »Rosenhuts Brennsto «,


einer Cuvée aus Steinobstbränden, entsteht eine Tiefe, die himmlisch ist.


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