Berliner Zeitung - 26.10.2019

(Ron) #1
Berliner Zeitung·Nummer 249·26./27. Oktober 2019–Seite 24
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Sport

Z


uden Begleiterscheinun-
gen desFußballer-Berufes
zählt, den überwiegenden
Teil seiner Arbeit amWo-
chenendezuverrichten.Nichtselten
kommteszudemvor,dassmanauch
noch an seinemGeburtstag malo-
chenmuss.Soe rgehtes RafalGikie-
wiczandiesemSonnabend.DerTor-
steherdes1.FCUnionwir dsein32.
Wiegenfest beim Gastspiel gegen
den FCBayern in der Münchner
Arena(15.30Uhr)erleben.
FreilichwürdeerseinenEhrentag
gerneimKreiseseinerLiebstenver-
bringen −mitEhefrauAniaundden
beiden KindernPiotr undMateusz.
„Für meineFamilie ist es nicht so
schön. Aber wir sind ebenProfifuß-
baller.Das gehörtzuu nserem Be-
ruf“,sagt Gikiewicz.Erfreuesichso-
gar richtig auf denTag. Schließlich
sei alles angerichtet für„eine große
Partyaufdem Platz“.DieBayern. Die
Bundesliga.Dieganz große Bühne.
„Schautmal,wievieleLeutezumei-
nem Geburtstag kommen: 75000.
Dasistdoch Wahnsinn,odernicht?“,
sagtder Polegrinsend.


EinetragendeSäule

Einmal habe der 1,90Meter große
SchlussmanninseinerLaufbahnan
seinem Ehrentag gespielt.MitEin-
tracht Braunschweigwardas,ind er
Zweiten Ligagegen1860München.
Passenderweise in jener Arena in
Fröttmanning, in der er heute auf-
laufen wird.„Wir haben damals ein
2:1 geholt“, erinnertsich Unions
Nummer eins.„Nach dem Spiel bin
ich mit demTeam in dieKurvege-
gangen und habevonden Fans ein
Ständchen bekommen.“ Das
wünscht sich der gebürtige Allen-
steiner (Olsztyn) auch heute.Der
Rahmen passt:7500 stimmgewal-
tigeFansbegleitendieEisernen.
GikiewiczzähltzudenSäulenbei
Union.InderAufstiegssaisonwurde
er vonden Fans zum „Unioner des
Jahres“ gewählt.In den erstenSpie-
len der noch jungenSaison offen-
barte der sonst so sichereSchluss-
mann allerdings kleinereUnsicher-
heiten. Er sei eben ein normaler
Mensch und keinRobocop,wehrte
sichGikiewiczdamalsgegendieKri-
tik.JedermacheFehler.Aucher ,der
im verg angenenSpieljahr in 15von


Patrick Berger
ist gespannt, wie sich Union
in München schlägt.

SO NUTZT UNION DIE SCHWÄCHEN DER BAYERN



  1. Über Zweikämpfe den Spielfluss hemmen
    Die Eisernen müssen den Bayern mit ihrem Zweikampf-
    verhalten den Schneid abkaufen! Kommt der FC Bayern
    in Ballkontrolle, gibt es kaum einTeam in der Bundes-
    ligaindieser Spielzeit, das dann länger das Spielgerät
    in seinen Reihen hält als der Rekordmeister (10,3 Se-
    kunden). Nur Leverkusen toppt diesenWert noch knapp
    (10,4 Sekunden). Das gilt sowohl für dieAußenspieler
    der Bayern (Davies,Perisic, Coman und Gnabry) imVer-
    gleich zur Liga-Konkurrenz als auch für die aus der De-
    fensiveweit aufrückendenAußenverteidiger (Kimmich,
    Pavard, Alaba). Alle zusammen haben einen elementa-
    ren Anteil am Angriffsverhalten der Bayern.Sieben Spie-
    ler,33Torbeteiligungen. Heißt fürTrimmel und Co.: frü-
    her und energischer attackieren, sodass einerseits der
    Spielfluss und die Kombinationsstärkeder Bayern un-
    terbunden und zugleich die Tür für Kontergeöffnet wird.


Gemeinsam mit den ExpertenvomInstitut für Spielanalyse hat die Redaktion der Berliner Zeitung einen Blick in diePerformance-Daten beiderTeamsgeworfen undversucht, Schwachstellen im
Spiel des FC Bayern Münchens zu identifizieren, die wiederum durch die Stärken des 1. FC Union ausgenutztwerden könnten. Das muss Union Berlin liefern, um die Bayern zu schlagen.

36 Spielen, inklusiveder Relegation
gegen Stuttgart, ohne Gegentor
blieb.„Union braucht einenGikie-
wiczin Topform“,sagtderehemalige
Freiburgerübersich.
Im Fokus wir dneben Gikiewicz
auch die Dreierab wehrkette um
Marvin Friedrich,KevenSchlotter-
beckunddenwiedergenesenenNe-
venSubotic,derwohldenVorzugvor
MichaelParensenerhaltenwird,ste-
hen. Siehaben zuvorderst eineAuf-
gabe:RobertLewandowskistoppen.
EinabsoluterTopstürmer sei das,
sagtUnionsTrainerUrsFischer.Für
seine Verteidiger gehe esvorallem
darum, in denEins-gegen-Eins-Si-
tuationen denMutnicht zu verlie-
ren. Fischer ahnt: „Wenn wir am
Ende wirklich einenPunkt holen,
dann machen wir ein ganz tolles
Spiel und Lewandowskiverballert
aucheinpaarChancen.“

65MillionenEuroMarktwert
Auf65M illionenEuro wirdder
Marktwer tdes gebürtigenWar-
schauersbeziffert.DamitistLewan-
dowskibeinahedoppeltsovielwert
wiederganzeUnion-Kader(36Mil-
lionen). „Zumeinem Geburtstag“,
sagt Gikiewicz, „wünsche ich mir
drei Punkte–undvielleichteinenge-
haltenenElfmetergegenLewandow-
ski.“DaswäredasabsoluteI-Tüpfel-
chen fürGikiewicz („Ich will acht
Malind ieser Saison zuNull spie-
len“).Von19S trafstößenimBayern-
Trikot hat Lewandowski nur zwei
verschossen.Beide gingen ans Alu-
minium.Voninsgesamt 24Bundes-
liga-Elfmeternscheiterte der Mo-
dellathletnureinmalamTorhüter.
Gikiewicz kennt Lewandowski
ausder Nationalmannschaft.„Erhat
Respektvor mir“, sagt derUnioner.
Sohn Piotr ,8,i st ei nFan des Welt-
klassestürmers.„AlsichnochinFrei-
burggespielthabe,habenwirunsoft
vorden Spielen imHotel getroffen.
Ichhabe meinenSohn einmal mit-
genommen.Er hat sich einAuto-
gramm für seinPaniniheft geholt
undwarhinterherrichtigglücklich.“

GETTY IMAGES, GRAFIKEN: GALANTY; QUELLE: INSTITUT FÜR SPIELANALYSE

Eiserner Abwehrriegel: Neven Subotic, Rafal Gikiewicz und MarvinFriedrich nach dem 3:1 gegen Borussia Dortmund. IMAGO IMAGES/CONTRAST

Joshua Kimmich im Zweikampf
als Spieler des FC Bayern München

... Boden
... Boden defensiv
... Boden offensiv
... Luft
... Luft offensiv
... Luft defensiv

Zweikampf Quote 57% 52% 68% 23% 50% 54%
62% 50% 62% 23% 54% 57%
80% 30% 45% 13% 50% 60%
55% 100% 100% 100% 67% 50%
0% 100% 100% 0% 0%
0% 100% 0%
100% 0%


  1. bis

  2. Minute
    16. bis
    30. Minute
    31. bis
    45. Minute
    46. bis
    60. Minute
    61. bis
    75. Minute
    76. bis
    90. Minute


Dauer der Ballkontrollphase
der Außenverteidiger in Sekunden

Pavard Kimmich


Alaba


Perisic Coman


Gnabry


Davies


Gegentore und zugelassene Torschüsse
beim FC Bayern München


  1. bis 15.
    Minute

  2. bis 30.
    Minute

  3. bis 60. Minute 31. bis 45. Minute

  4. bis 75.
    Minute

  5. bis 90.
    Minute


Gegentore

..nac

hUmschaltverhalten

...nac

hStandards

..nac

hOffensiven

zugelassene
Torschüsse

12 11


3


1914


18



  1. Über Kimmich zur Sensation
    Klingtverrückt, ist aber so: Laut Datenlagekönnte ausgerechnet Deutschlands Nationalspieler der
    Schlüssel zumgroßen Coupwerden. Denn im bisherigen Saisonverlauf fällt auf, dassJoshua Kimmich in
    der zweiten Hälfte insbesondere zur Schlussphase hin deutlich schwächere Zweikampfwerte besitzt. Ein
    Erklärungsansatz: Kimmich zollt seinemgroßen Anteil im OffensivbereichTribut (11Torbeteiligungen /
    58 Torschussbeteiligungen-Top-Wertbei Bayern!) undbaut körperlich ab,sodassdie Zweikampfstärke
    und teilweise die Luft fehlt, überhaupt in den Zweikampf zukommen. Heißt für Union und UrsFischer,
    dass er seinen SpielernMut zuspricht, auch in der Schlussphase immer wieder das Lauf- oder Zwei-
    kampfduellgegenden Nationalspieler zu suchen. EinTorkurzvor Schluss belohnt die Plackerei allemal.
    2. Eiskaltkontern
    ohne Schnick-
    schnack
    Ist der Bayern-Angriffge-
    störtund derBall erobert,
    gibt es nur eine Devise:
    Attacke! Bereits in der
    vergangenen Saison
    schossen die Unioner ein
    Drittel ihrerTore imUm-
    schaltverhalten (18
    Stück). Sowohl das
    Champions-League-Spiel
    unter derWoche als auch
    die bisherigenPartienin
    der Bundesligabewiesen,
    dass der FC Bayern auch
    dieseSaison Probleme im
    Rückzugsverhalten hat.
    Ob bei Ballverlusten im
    Spielaufbau oder erst
    beim laufendenPositions-
    angriff.


DiegroßeParty


UnionsSchlussmannRafalGikiewiczwillimDuellbeimFCBayerndieSchlüsselrolleübernehmen


VonPatrick Berger

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