Immerundüberall?
DasCredoderneuenArbeitswelt
FlexibleArbeitszeitenklingenreizvoll.Siesindesauch–wennmanweiß,wieman
siesichalsArbeitgeberoderArbeitnehmerzuNutzemachenkann.
DiePsychologinDr.CorneliaGerdenitschklärtauf
D
erAusdruck„flexibleAr-
beitszeiten“ istin aller
Munde,wirdabertrotz-
dem sehr oft missver-
standen.Dennwerglaubt,ineinem
Jobmit flexiblem Arbeitszeitmodell
sein Glück zu finden, kann unter
Umständenweitfehlen.Währendei-
nige denWandel der Arbeitswelt als
Chance begreifen, warnen andere
vorden Gefahren der Überlastung.
EinMittelwegmussher.Dr.Cornelia
Gerdenitsch ist Psychologin und
Rednerin zu diesem Thema.In ih-
remBuch „DigitaleTransformation
der Arbeitswelt“ beschreibt sie
Chancen undGefahren der moder-
nen Arbeitswelt.In einem Interview
beantwortetesieunsdiewichtigsten
Fragen.
DieArbeitswelt befindet sich im
Wandel –woran spüren wir das am
deutlichsten?
Derzentralste Wandel, den wir
derzeit in der Arbeitswelt erleben,
ist die Einkehr
vondigitalen
Technologien in
unserenArbeits-
alltag. Je nach-
dem, wie lange
man bereits be-
rufstätig ist,
nimmtmandies
als normalen
Zustandoderals
gravierendeVer-
änderung wahr.Wenn man aber
über Generationen hinweg–zum
BeispielmitseinenGroßelternoder
Enkelkindern–überdie verschiede-
nen Formen vonArbeit spricht,
werden einem dieseUnterschiede
bewusst.Wasaber klar sein muss:
DieKonsequenzen, die durch die
Nutzung digitalerTechnologien in
der Arbeitswelt entstehen, sind für
die meisten direkt zu spüren: per-
manente Erreichbarkeit, digitale
Unterbrechungen, die Möglichkei-
ten der virtuellenKommunikation
undZusammenarbeit.
In dermodernenArbeitsweltistFle-
xibilitätzunehmendeinThema.Be-
deutet das fürArbeitnehmerFluch
oderSegen?
Daskommt ganz darauf an, was
damit gemeint ist.Flexibilität kann
In der modernen Arbeitswelt können Arbeitnehmer immer öfter selbst entscheiden,wann oder wo sie arbeiten. IMAGO/WESTEND61
einerseitsmehrFreiheitfürdenAr-
beitnehmer bedeuten. Oder sie
meintmehrFreiheitfürdenArbeit-
geber.Meist ist aber in derTatge-
meint, dass Arbeitnehmer die Ar-
beitszeit oder den Arbeitsortmehr
oder weniger frei wählen können.
Dasstärkt dasGefühl vonAutono-
mie undEffizienz und damit auch
das Kompetenzempfinden. Auch
beider VereinbarkeitvonBerufund
Privatleben spieltFlexibilität eine
entscheidendeRolle.Aber wie im-
merimLebenistauchhiernichtal-
lesGoldwasglänzt.Dennwerflexi-
bel arbeitet, ist zwangsläufig per-
manenterreichbar.Dasschür tauch
Konflikte zwischenBerufund Pri-
vatleben. Außerdem wirdmit zu-
nehmenderFlexibilitätauchdieAr-
beitsintensitätgrößer.
Bedeuten flexiblereArbeitszeitmo-
delle fürArbeitgeber auch, dass sie
ihreMitarbeiterverstärktkontrollie-
renmüssen?
FührungskräftemüssenihreKon-
trollmechanismen anpassen.Denn
eine Kontrolle vonLeistungen auf-
grund vonAnwesenheit ist bei ei-
nem flexiblen Arbeitsmodell kaum
möglich.Dasbedeutet eben auch,
alteVorstellungen über denHaufen
zu werfen. Anwesenheit ist nicht
mehrgleichzusetzenmitArbeitsleis-
tungundArbeitgebermüssenüber-
legen, wie eine passende Leistungs-
kontrolle derMitarbeiter aussehen
kann. Statt Anwesenheit kann das
ArbeitsergebniszumKriteriumwer-
den. DieHerausforderung dabei ist
es,dieseAufgabenzudefinierenund
fair zwischen denMitarbeiternzu
verteilen. Eine weitereMöglichkeit
ist eine Führung nach Arbeitsnor-
men.Führungskräfteinvestierenda-
bei in dieVermittlung vonVorstel-
lungen über die Arbeitsweise im
Team. Dabei geht es zumBeispiel
um Anwesenheit, Erreichbarkeit
oder Erwartungen an Proaktivität
beider Projektarbeit.
Neigen Arbeitnehmer dazu, flexible
Arbeitszeiten im eigenenInteresse
auszunutzen?
EsgibtimmerwiederBedenken
derFührungskräfte,dassMitarbei-
terwenigerarbeiten,wenndieAr-
beitszeitenflexibelsind.Ineiner
Studie vonKelliher &Anderson
konnte 2010 jedoch dasGegenteil
gezeigt werden: BeiTelearbeit ar-
beitenMitarbeitersogarmehr.
Welche neuen Möglichkeiten erge-
ben sich aus den flexiblenArbeits-
zeiten?
AufderArbeitgeberseiteermög-
lichen die neuen Arbeitszeitmo-
delleeineAnstellungvonMitarbei-
ternanv erteiltenStandorten. Al-
lerdings müssen Führungskräfte
entsprechendvorbereitet und ge-
schultsein,umdieseHerausforde-
rungzustemmen.Diesesindgefor-
dert, neue Führungskompetenzen
anzuwenden. Siemüssen beson-
dersbelastbarseinbeiThemenwie
Arbeitsplatzwechsel, Kommunika-
tion bei Veränderungsprozessen
oderErreichbarkeit.
Wiegestalten sich die zukünftigen
Arbeitsumgebungen und was be-
deutet es für Menschen, die sich
schwermitVeränderungentun?
DurchdieVeränderungeninder
Arbeitswelt gibt es viele Überle-
gungen dazu, wie man Arbeits-
plätzepassend gestalten kann.
Trends wie flexible Arbeitsumge-
bungen oder neueFormen der Ar-
beitsorganisationwerden erprobt.
Arbeitnehmer sind gefordert, sich
aufdieseIdeeneinzulassen.Natür-
lich ist es fürPersonen mit einem
ausgeprägtenBedürfnis nachSta-
bilität schwieriger,wenn sie auf
einmal keinen fixen Schreibtisch
mehr haben. Arbeitgeber sind da-
her gut beraten, innerhalb eines
Veränderungsprozesses das Be-
dürfnis nach Stabilität ernst zu
nehmen und mitMaßnahmen ge-
zieltzuunterstützen.Geradeinder
digitalen, sich ständigverändern-
den Arbeitswelt ist das für das
WohlbefindenamArbeitsplatzwe-
sentlich.Dadurch kann man auch
Personen mit insBoot holen, die
sich normalerweise mitVerände-
rungenetwasschwerertun.
DasGsprächführte
MarieWachsmuth
Dr.Cornelia
Gerdenitsch
PR
arrkrk
B4 Berliner Zeitung·Nummer 249·26./27. Oktober 2019 ·························································································································································································································································································
KarrierezielProfessur
AnLieblingsthemenforschen,Aufsätzepublizieren,Studierendebegeistern:EineWissenschafts-Karriereistattraktiv,bringtabervieleUnsicherheitenmitsich
VonMaximilianKonrad
V
iele Studierende können sich
nach Bachelor-oder Masterar-
beitnichtvorstellen,jewiedereinen
Fußine ineUni-Bibliothekzusetzen,
ein Quellenver zeichnis anzulegen
oderHypothesenzuprüfen.Füran-
dereaberistdieArbeitinderWissen-
schaft ein Traumberuf. DerWeg
dorthinistallesanderealsleicht.
„ImdeutschenWissenschaftssys-
tem ist dasKarrier eziel die Profes-
sur“, sagt Matthias Schwarzkopf
vomNetzwer kKarriereberatung für
Akademiker.Dochalswissenschaft-
licher Nachwuchs eineDauerstelle
zubekommen,diealsHauptaufgabe
Forschunghat,istschwierig.
Zunächstgiltesalsoherauszufin-
den, obForschung, Lehreund Co.
wirklichdasRichtigefüreinensind.
Wereine wissenschaftlicheKarriere
einschlagenwill,mussgrundsätzlich
Lust haben, sichvertieft mit einer
konkretenFragestellungodereinem
Themenfeldauseinanderzusetzen.
Istman sich seinesZiels sicher,
mussmansichaufeineTourmitvie-
lenEtappeneinstellen.PeterUllrich
vomZentrum Technik undGesell-
schaft derTechnischenUniversität
Berlinsagt:„Mansolltesichfrühent-
scheiden und sichrealistisch klar
machen, wie dieVerbleibschancen
stehen.“
Deneinen vorg egebenenWegin
die Wissenschaft gibt es nicht.Die
Wege sind soverschieden wie die
MenschenunddurchdieInternatio-
nalisierungnimmtdieVielfaltweiter
zu. Darüber hinaus gibt esUnter-
schiede in den einzelnen Fächern,
sagtRomasBielkevonderUniversi-
tätGöttingen.
Karriereberater Schwarzkopf rät
StudierendenimerstenSchritt,sich
schon während desMasters zu ori-
tätGöttingen.EinWechsel,dereinen
in der Regel auch breiter aufstelle
und durch den man unterschiedli-
che Perspektiven und Expertisen
kennenlerne.
Natürlich spielen auch Noten
eine Rolle.Eine gute oder sehr gute
Bewe rtungderfinalenArbeitenund
ein überdurchschnittlicherStudien-
abschluss können die Chancen auf
einePromotionerhöhen.Aber:„No-
ten können nie einePersönlichkeit
abbilden“,findetUllrich.
Viele hätten schlechte Schulno-
ten,dannschlechteNotenineinem
Erststudium und stiegen, vielleicht
erstverspätet,mitderrichtigenThe-
menwahl, zu beachtlichen Höhen
auf.SeinerAnsichtnachzähltdaher
das großeGanzeaus individueller
PersönlichkeitundguterIdeefürdie
Forschung.
Oftmalswerdevonden Universi-
täten undFachhochschulen auch
entieren, inwelchem Bereich oder
an welchem Standorteine Promo-
tion zustande kommen könnte.Wer
die Doktorarbeit erfolgreich abge-
schlossenhat,solltesichdannnach
zweibisdreiJahreninderPost-Doc-
Phase endgültig entscheiden, ob er
langfristigimwissenschaftlichenBe-
reicharbeitenmöchte.
BeiderArbeitinderWissenschaft
spielen Netzwerke eine großeRolle.
Denpotenziellen Doktorvater oder
Professor sowie die Arbeit an der
Universität oderHochschule schon
während desStudiums näher ken-
nenzulernen, istvonVorteil. Dafür
eignet sich etwa dieZusammenar-
beitwährendeinesProjektsoderals
wissenschaftlicheHilfskraft.
„Andererseits ist es für viele För-
derungenundBerufungenerforder-
lich, dass man seineUrsprungsuni-
versität früher oder späterverlässt“,
sagtRomasBielkevonderUniversi-
ein Ideal transportiert, das be-
stimmteErfahrungen wie einAus-
landsaufenthalt zum Pflichtpro-
gramm für einenPromovierenden
gehören.Davo nsolltensichInteres-
sierteabernichtabschreckenlassen.
PeterUllrichetwasagt:„Demvorge-
gebenenIdealkannkaumjemandin
allen Facetten entsprechen, aber es
erzeugteinenstarkenDruck,der ver-
innerlichtwird.Entsprechendunfrei
agieren Wissenschaftler häufig, ob-
wohl sie sich bei ihremBerufsoe x-
tremfreiwähnen.“
Neben demFakt, dass einePro-
fessur nahezu die einzigeStelle in
der Wissenschaft ist, die wirklich
langfristigeSicherheitbringt,gibtes
noch weitereHürden auf demKar-
riereweg. EinegroßeRollespieltdas
Wissenschaftszeitvertragsgesetz. Es
besagt, dass man maximal zwölf
Jahremit befristeten Arbeitsverträ-
gen an Universitäten und For-
schungsinstituten in Deutschland
arbeitenkann–Projektstellenausge-
nommen.WenigAussichtaufruhige
Karrierephasenalso.
„Daher solltenInteressierte un-
bedingt vorher den Arbeitsmarkt
sondieren:WievieleProfessurengibt
es,wie viele Professuren werden
frei?“, rätKarriereberater Schwarz-
kopf. Daraus ergibt sich dann, wie
groß die Chancen auf die jeweilige
Positionsind,diemananstrebt.
Eine weitereSchwierigkeit:Pro-
movierende müssen viel umziehen,
dasieoftvoneinerbefristetenStelle
zur nächsten springen. Daskann
emotional sehr anstrengend sein –
gerade mit einemPartner oder mit
Familie.Unter Umständen muss
mansogareinegewisseZeitim Aus-
land verbringen.Dasalles sollte bei
der Entscheidung für oder gegen
eineKarrier eind erWissenschaftbe-
rücksichtigtwerden.(dpa)
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