Öko-Haus: Kein
vollständiger Schutz
vor Schadstoffen.
Baufritz
Strenge Anforderungen
Mess- und Prüfkategorien des VDB-Siegels
für Wohngesundheit
Formaldehyd
Flüchtige organische Verbindungen2
Weichmacher
Biozide
Flammschutzmittel
Richtwert 1 des Umweltbundesamts3
Konservierungsmittel
Realer Luftwechsel
Elektromagn. Wechselfelder4
Schimmelpilze
Radon
Mess-/Prüfkategorie
Bis 30 μg/m3
Bis 300 μg/m3
Bis 0,5 μg/m3
Bis 0,05 μg/m3
Bis 0,1 μg/m3
Einhaltung
Bis 1 μg/m3
Ab 0,4 n/h
Bis 2 V/m bzw. bis 0,06 μT
Bis zur Konzentration in der Außenluft
Bis 50 Bq/m3
Richtwert
1) VDB-Zert (höchste Kategorie); 2) TVOC; 3) Umweltbundesamt-Richtwert
1 = zehn Mal geringere Raumluftbelastung als der definierte Gefahrenwert;
4) Elektrische/elektromagnetische Wechselfelder
HANDELSBLATT • Quelle: Berufsverband Deutscher Baubiologen
Schadstoffe in Räumen
Nur weniger ist
wirklich mehr
Ob das eigene Wohnumfeld
gesundheitlich unbedenklich
ist, können Laien nur schwer
beurteilen. Ein neues Prüf -
siegel will Abhilfe schaffen.
Anne Wiktorin Düsseldorf
P
yrethroide, Phthalate, Form-
aldehyd – wer nicht sehr gut
im Chemieunterricht aufge-
passt hat, dürfte kaum wissen, was
genau sich hinter diesen Namen ver-
birgt. Doch jeder lebt mit ihnen: Die
chemischen Wirkstoffe finden sich in
unzähligen Produkten, die unsere
Wohnumgebung prägen.
Pyrethroide werden als sogenann-
te Insektizide zur Schädlingsbekämp-
fung eingesetzt – unter anderem als
Mittel gegen Motten in Teppichen
und Teppichböden. Auch der Kon-
takt zu Phthalaten lässt sich kaum
vermeiden. Sie werden in großen
Mengen als Weichmacher in Kunst-
stoffen verwendet und finden sich et-
wa in PVC-Bodenbelägen, Klebstof-
fen, Lacken und sogar in Kinderspiel-
zeug. Formaldehyd schließlich – wohl
der bekannteste der drei Namen –
steckt in Kunstharz-Leimen, mit de-
nen Spanplatten, aber auch Holz-
werkstoffe wie Sperrholz-, Tischler-
oder MDF-Platten gebunden werden.
Jede der drei Wirkstoffgruppen gilt
als gesundheitlich problematisch.
Das stechend riechende Formalde-
hyd kann nicht nur Kopfschmerzen
auslösen oder Augen und Schleim-
häute reizen. Es steht sogar im Ver-
dacht, Krebs auszulösen. Auch die
gesundheitlichen Auswirkungen der
Phthalate werden seit Jahren disku-
tiert. Sie stehen im Verdacht, das Im-
munsystem anzugreifen und Nerven-
schäden hervorzurufen. Da klingen
die Folgen von Pyrethroiden auf den
menschlichen Organismus noch ver-
gleichsweise harmlos: Berichtet wird
von Reizungen der Haut, Kopf-
schmerzen, Schwindel, Übelkeit und
Müdigkeit.
„Nicht jeder Mensch reagiert auf
solche Umweltgifte gleich empfind-
lich“, sagt Dietmar Spitz vom Öko-
haus-Unternehmen Baufritz. Der An-
bieter von vorgefertigten Holzhäu-
sern mit 400 Mitarbeitern gilt als
Pionier des nachhaltigen und „gesun-
den“ Bauens. „Bei besonders sensi-
blen Menschen können die Auswir-
kungen aber gravierend sein.“
Raumluft prüfen
Laien, die erkennen wollen, ob ihr
Haus oder ihre Wohnung womöglich
übermäßig durch Schadstoffe belas-
tet ist, stoßen schnell an ihre Gren-
zen. „Klarheit bekommen sie nur,
wenn sie durch ein unabhängiges In-
stitut eine Luftschadstoffanalyse
durchführen lassen“, sagt Spitz.
Denn die weit überwiegende Zahl ge-
sundheitsbedenklicher Stoffe gelangt
über die Raumluft in den menschli-
chen Organismus – und davon gibt es
nicht wenige (siehe Tabelle).
Weil insbesondere neue, aber auch
sanierte Gebäude besonders luftdicht
sein müssten, um die gesetzlichen
Vorgaben eines möglichst geringen
Heizenergieverbrauchs einzuhalten,
sei es besonders wichtig, Schadstoff-
emissionen in Innenräumen so ge-
ring wie möglich zu halten, erläutert
Diplom-Ingenieur und Baubiologe
Karlheinz Müller. Gar nicht so ein-
fach, weiß das Vorstandsmitglied des
Berufsverbands Deutscher Baubiolo-
gen (VDB): Weder deklarieren
Hersteller von Farben, Lacken, Bo-
denbelägen, Klebern oder ähnlichen
Baumaterialien wirklich alle verarbei-
teten Inhaltsstoffe, noch führen sie
bei ihren Produkten Emissionsprüf-
kammermessungen durch, die für
die baubiologische Beurteilung not-
wendig sind.
Um Kunden mehr Orientierung zu
geben, hat der VDB Anfang des Jah-
res nach langer Vorbereitungszeit ein
eigenes Prüfsiegel auf den Weg ge-
bracht. VDB-Zert ermögliche eine
umfangreiche Beurteilung der bau-
biologischen Wohnqualität und
schütze Verbraucher vor „Täuschung
und Irreführung beim Hausbau“, ver-
spricht der Verband.
Bewertet werden elf Belastungsfel-
der, deutlich mehr als bei Nachhaltig-
keitssiegeln etwa der Deutschen Ge-
sellschaft für nachhaltiges Bauen
(DGNB) oder des Tüv Rheinland (Tüv
Tox Proof ). Erreicht werden können
drei Zertifizierungsstufen: von der
Einstiegskategorie in der Farbe Grün
über das solide Mittelmaß in Blau bis
hin zur Bestkategorie ganz in Weiß.
Mehr als fünf bis zehn Prozent teurer
als Angebote ohne Zertifikat müsse
ein schadstoffarmes Haus dabei nicht
sein, sagt Dietmar Spitz.
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WOCHENENDE 25./26./27. OKTOBER 2019, NR. 206
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