Mythos Vielflieger
WOCHENENDE 25./26./27. OKTOBER 2019, NR. 206
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Frequent Traveller
Voraussetzungen
Den niedrigsten Status der Lufthansa erhält
man über 30 Flugsegmente oder über die
Schwelle von 35 000 Statusmeilen. Auf Kurz-
strecken ist die Airline recht knauserig bei der
Meilenvergabe. Für einen LH-Flug von Mün-
chen nach Berlin gibt es etwa in der günstigs-
ten Buchungsklasse K lediglich 125 Statusmei-
len. Einfacher geht die Statusjagd daher über
die 30 Segmente. Dort gelten nicht nur Flüge
mit Lufthansa, sondern unter anderem auch
mit Swiss, Austrian, Eurowings, Croatia Airlines,
LOT, Air Dolomiti, Brussels oder Luxair.
Kosten
„Wer sich ganz geschickt anstellt, kann den
FTL für 1 000 Euro oder sogar weniger bekom-
men“, erklärt Moritz Lindner vom Reiseportal
Reisetopia. Das gelingt aber nur mit 30 sehr
günstigen Tickets, wie etwa von Eurowings ab
29 Euro. Für die meisten Passagiere ist das un-
realistisch. Die Kosten dürften sich auf mehrere
Tausend Euro belaufen. Wer es eilig hat – und
genug Geld besitzt: Mit einem Hin- und Rück-
flug von Frankfurt nach São Paolo in der First
Class (ca. 7 000 Euro), hat man in der Regel die
nötigen Meilen zusammen. Wer einen Abflug
im Ausland nicht scheut, schafft es noch deut-
lich günstiger. Einmalig und nur für ein Jahr
lässt sich der FTL für 500 Euro verlängern.
Leistungen
Jeden Lufthansa-Status erhält man für mindes-
tens zwei Kalenderjahre. Bei den Airlines der
Lufthansa-Gruppe bietet der FTL schon erheb-
liche Vorteile. Die Meilen sind ab dieser Status-
stufe unbegrenzt gültig, man darf in der Regel
mehr Freigepäck mitnehmen, kann am Busi-
ness-Class-Counter einchecken und erhält Zu-
gang zu den Business-Class-Lounges der Luft-
hansa Group. Gäste darf man dabei nicht mit-
nehmen. Wer mit Eurowings fliegt, muss für
die Lounge aber mindestens den Smart-Tarif
buchen, der 24 Euro mehr kostet. Für die FTL-
Verlängerung um zwei Jahre sind erneut die
gleiche Anzahl an Flügen oder Statusmeilen
erforderlich, wobei ein 25-prozentiger „Executi-
ve Bonus“ hilft.
Fazit
Wer viel in Deutschland oder Europa fliegt,
kann als Frequent Traveller schon ein dichtes
Lounge-Netzwerk nutzen. Auch wer fast nur
mit Eurowings unterwegs ist, kommt so in den
Genuss eines Status. Begehrte Vorteile wie die
Fastlane-Nutzung bietet der FTL aber nur ein-
geschränkt an wenigen Flughäfen – und auch
nur dann, wenn man nicht mit Eurowings fliegt.
Bei Partnern der Star Alliance, zu der die Luft-
hansa gehört, erhält man lediglich höhere Prio-
rität auf Wartelisten und bei Standby-Flügen –
darf aber keinesfalls in die Lounge oder sonsti-
ge Vorteile nutzen.
Senator
Voraussetzungen
Der Senator lässt sich nur über Statusmeilen
erfliegen: 100 000 müssen es innerhalb eines
Kalenderjahres sein. Sammeln kann man bei
den zuvor erwähnten Mitgliedern der Lufthan-
sa-Gruppe sowie bei allen 28 Partnerfluggesell-
schaften der Star Alliance. Wer nur inner-
deutsch und -europäisch fliegt, wird den Sta-
tus nur erreichen, wenn er regelmäßig in der
Business-Class sitzt.
Kosten
Je teurer eine Buchungsklasse ist, desto mehr
Statusmeilen gibt es. In der günstigsten Busi-
ness-Buchungsklasse schreibt Miles & More
100 Prozent der Entfernungsmeilen gut. Für ei-
nen Hin- und Rückflug von Frankfurt nach Los
Angeles sind das rund 11 500 Statusmeilen. Für
den Senator müsste man also neunmal Busi-
ness hin und zurück nach L.A. fliegen. 300 Pro-
zent der Entfernungsmeilen bekommt man in
der First Class. Wer dreimal First Class auf der
Langstrecke fliegt, hat den Senator in der Re-
gel in der Tasche – wird dafür dann aber auch
gern 20 000 Euro los. Legt man den Abflug ins
Ausland, lässt sich der Preis oft nach unten
schrauben. Noch günstiger geht es abseits des
Kranichs: Portugals TAP oder auch Thai Air-
ways schreiben in der Business-Class 200 Pro-
zent der Entfernungsmeilen gut. Dort würde
also die Hälfte der Business-Reisen reichen.
„Im besten Fall zahlt man wohl zwischen 4 000
und 6 000 Euro für den Senator“, rechnet Lind-
ner vor. Auch der SEN lässt sich übrigens ein-
malig für ein Jahr verlängern. Preis: 2 000 Euro.
Leistungen
Senatoren können am First-Class-Schalter ein-
checken, dürfen als Erste ins Flugzeug, in der
Economy bleibt meist der Nebenplatz frei.
Obendrein bekommen Statusinhaber zwei Up-
grade-Voucher und die Kreditkarte von Miles &
More kostenlos. Bei Lufthansa, Swiss und Aus-
trian dürfen fortan die etwas schickeren Sena-
tor-Lounges genutzt werden – inklusive einer
Begleitung. Eigene Kinder unter 18 dürfen zu-
sätzlich mit hinein. Der Senator bedeutet
gleichzeitig den Gold-Status bei der Star Alli-
ance. Wer mit Thai oder Singapore Airlines un-
terwegs ist, bekommt dort ebenfalls Lounge-
Zugang, mehr Freigepäck und Zugang zur
Fastlane an der Sicherheitskontrolle. Nur: Auch
bei Eurowings, nicht Teil des Luftfahrtbündnis-
ses, muss für die Lounge mindestens Smart
gebucht werden.
Fazit
Der Senator macht das Reisen schon viel kom-
fortabler. Die Hürden sind allerdings hoch.
Wem es vor allem um den Gold-Status der
Star Alliance geht, ist bei anderen Meilenpro-
grammen wohl besser aufgehoben (siehe Kas-
ten auf Seite 57).
HON Circle Member
Voraussetzungen
Für den höchsten Status sind die Hürden ex-
trem: 600 000 HON-Meilen müssen dafür in
zwei aufeinanderfolgenden Kalenderjahren er-
flogen werden. HON-Meilen gibt es nur in Busi-
ness- und First Class sowie nur bei vollintegrier-
ten Miles-&-More-Partnern wie Swiss, Austrian
oder LOT. Flüge bei anderen Star-Alliance-Part-
nern zählen nicht dazu. Nur wer wirklich sehr
häufig in den Premiumkabinen der Lufthansa-
Gruppe unterwegs ist, hat überhaupt eine
Chance auf die schwarze Karte.
Kosten
Man muss viel fliegen – und viel Geld ausge-
ben. Die Eurowings-BizClass lässt sich inner-
deutsch mitunter für 99 Euro buchen, dafür
gibt es 1 250 HON-Meilen. Mit 480 Eurowings-
Segmenten in zwei Jahren wäre man am Ziel,
hat dann aber auch knapp 50 000 Euro ausge-
geben – und saß fast jeden Tag im Flieger. Rea-
listischer geht es über Langstrecken, die Mei-
lenschwelle liegt im Vergleich zum Senator
aber sechsmal höher. Es sind zig Flüge in der
Business oder viele in der First notwendig. Fin-
dige Flugoptimierer schaffen den HON mit sie-
ben First-Flügen. „Realistisch sind Ausgaben
zwischen 20 000 und 30 000 Euro“, sagt Lind-
ner. Es gebe aber auch Kunden, die gut und
gerne den vier- oder fünffachen Betrag für den
HON ausgeben.
Leistungen
HONs dürfen immer mit Begleitung in die First-
Class-Lounges der Lufthansa-Gruppe. Bei Eu-
rowings muss es allerdings auch hier der
Smart-Tarif sein. Zu den Lounges zählt auch
das exklusive First-Class-Terminal in Frankfurt
mit eigener Sicherheits- und Passkontrolle,
À-la-carte-Restaurant, Whisky-Bar und Schlaf-
zimmern. In Frankfurt wird man immer mit der
Limousine zum Flieger gebracht, in Wien, Zü-
rich und München, wenn das Flugzeug eine
Außenposition hat. HONs erhalten sechs Up-
grade-Voucher, den Senatorstatus für ihren
Partner sowie einen persönlichen Ansprech-
partner bei der HON-Hotline. Bei der Star Alli-
ance ist Gold die höchste Stufe, daher sind die
Vorteile die gleichen wie beim Senator. Für die
Requalifikation sind wieder 600 000 HON-Mei-
len in zwei Jahren erforderlich. Kaufen kann
man sich die Verlängerung allerdings nicht.
Fazit
Den HON bekommen nur extreme Vielflieger.
Dafür sind die Leistungen bei Lufthansa und Co.
aber auch einzigartig – vor allem das Terminal in
Frankfurt. Wer nur auf dieses Erlebnis aus ist,
kann aber auch einfach einen First-Class-Flug
buchen. Wer vorwiegend mit der meist günsti-
geren Konkurrenz gen USA oder Asien abhebt,
ist mit einem Star-Gold bei einer anderen Airline
deutlich günstiger aufgehoben. Christian Wermke
Miles & More
Teurer Status
1 000 Euro, um vor dem Flug Rührei zu essen:
Ein nüchterner Blick auf die Statuskarten der Lufthansa.
Miles and More (3), mauritius images / Westend61