Bedeutung haben. Denn zunächst muss die erste
Generation der Elektrofahrzeuge mit komplett neu-
en Batterien ausgestattet werden. Nur wenn es ei-
nen größeren Bestand von E-Autos gibt, wird das
Batterie-Recycling wirtschaftlich.
Nicht nur Volkswagen verbreitet Optimismus,
dass der Wechsel auf den Elektroantrieb gelingen
wird. Auch die gesamte Branche ist zuversichtlich.
Die Zuversicht teilt Bernhard Mattes, Präsident des
Verbandes der Automobilindustrie (VDA), der Inte-
ressenorganisation deutscher Autohersteller und
-zulieferer. „Die deutsche Automobilindustrie hat
ihre besten Zeiten noch vor sich“, betonte der VDA-
Präsident auf dem Auto-Gipfel.
VDA-Präsident ist zuversichtlich
Das große technische Know-how wie etwa in der
Massenproduktion von Fahrzeugen sei ein Garant
dafür, dass die deutschen Hersteller schon recht
bald in großer Stückzahl Elektroautos produzieren
könnten. Elektrifizierung und Digitalisierung böten
der Autoindustrie vor allem zusätzliche Chancen.
„Wir werden gestärkt aus dieser Transformation
hervorgehen“, glaubt der VDA-Präsident. Hersteller
und Zulieferer seien in der Lage dazu, die anste-
henden Aufgaben zu lösen.
Für den VDA-Präsidenten gibt es auch keinen
Gegensatz zwischen massenhafter Autoproduktion
und Umweltschutz. Mit ihren neuen Modellen wer-
de es der Branche gelingen, auch künftige ver-
schärfte Emissionsgrenzen wie etwa beim Kohlen-
dioxid zu erfüllen. Der Elektroantrieb werde sich
vor allem in Europa durchsetzen. In anderen Re-
gionen der Welt könnte es allerdings sein, dass an-
dere Antriebsformen eine größere Bedeutung be-
kämen. Den Diesel hält Mattes für unverzichtbar.
Wegen niedriger Verbrauchswerte würden moder-
ne Dieselmodelle eine wichtige Rolle spielen, bis
neue E-Fahrzeuge in großer Zahl bereitstünden.
Beim Wechsel auf den Elektroantrieb fordert
Mattes allerdings auch die Unterstützung durch die
Politik ein. Die Autoindustrie könne allein keine
leistungsfähige Ladeinfrastruktur aufbauen, dabei
müsse die öffentliche Hand helfen. Andernfalls las-
se sich das Ziel nicht erreichen, dass im Jahr 2030
auf deutschen Straßen mehr als sieben Millionen
E-Fahrzeuge unterwegs sein sollen.
Anfang November kommt es zu einem neuen
Treffen mit Vertretern der Automobilindustrie und
der Bundesregierung. Im Kanzleramt sollen dann
vor allem konkrete Beschlüsse gefasst werden, wie
der Aufbau der Ladeinfrastruktur weitergeht.
VDA-Präsident Bernhard Mattes: Politische Lobbyarbeit
nicht entschieden genug vorangetrieben.
Uta Wagner für Handelsblatt (2)
Marc-Steffen Unger für Handelsblatt
Neuer VDA-Präsident
Entscheidung rückt näher
Der Verband der Automobilindustrie sucht nach einem neuen Präsidenten. Der
Beschluss steht im November an. Eine politische Besetzung ist wahrscheinlich.
Stefan Menzel Stuttgart
D
er nächste Präsident des Verbands der Au-
tomobilindustrie (VDA) kommt wahr-
scheinlich aus der Politik. Wie dazu aus
Branchenkreisen verlautete, hat sich das Präsidium
von Deutschlands wichtigstem Industrieverband
auf zwei Kandidaten verständigt. Einer davon ist
dem Vernehmen nach der frühere SPD-Vorsitzende
Sigmar Gabriel. Außerdem soll ein CDU-Politiker
auf der Kandidatenliste des VDA stehen.
Im VDA-Präsidium sind der Daimler-Vorstands-
vorsitzende Ola Källenius für die Autohersteller
und Arndt Kirchhoff für die mittelständischen Zu-
lieferbetriebe mit der Suche nach einem neuen
Verbandspräsidenten betraut. Källenius wollte sich
am Donnerstag auf dem Handelsblatt Auto-Gipfel
in Stuttgart nicht zur Kandidatenkür äußern. „Kein
Kommentar“, sagte der Daimler-Vorstandschef.
Auch der scheidende VDA-Präsident Bernhard
Mattes lehnte eine Stellungnahme dazu ab, wer
sein Nachfolger werden könnte. „Das ist Sache des
Präsidiums“, betonte Mattes auf dem Branchentref-
fen im Porsche-Museum. Der 63-Jährige hatte im
September überraschend seinen Rücktritt zum Jah-
resende angekündigt. Er zog damit die persönli-
chen Konsequenzen aus den monatelangen inter-
nen VDA-Diskussionen über seine Amtsführung.
Der frühere Chef von Ford Deutschland hatte den
Posten erst im Frühjahr 2018 übernommen.
Die Entscheidung über die Mattes-Nachfolge
dürfte frühestens in der ersten November-Woche
fallen. Dann kommt der VDA-Vorstand in Berlin zu
seinem nächsten Treffen zusammen. Das Präsidi-
um mit Daimler-Chef Källenius und Zulieferer-Ver-
treter Kirchhoff bereitet eine mögliche Personal-
entscheidung vor, die dann vom größeren VDA-
Vorstand verabschiedet werden könnte. Im
Vorstand des Verbandes sind alle großen Konzerne
aus der Automobilindustrie mit Herstellern und Zu-
lieferern vertreten. Zu den Mitgliedern gehören et-
wa der VW-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess
und Bosch-Chef Volkmar Denner.
Seit Jahresbeginn war Mattes intern aus Kreisen
der VDA-Mitglieder angelastet worden, dass er die
politische Lobbyarbeit nicht entschieden genug vo-
rangetrieben habe. Unter den meisten Mitgliedern
herrscht Einigkeit darüber, dass der VDA als größ-
ter Industrieverband in Deutschland die politische
Lobbyarbeit verbessern muss. Durch die zuneh-
mende Bedeutung von Klima- und Umweltfragen
werde die politische Arbeit in den kommenden
Jahren noch wichtiger. Folglich müsse der VDA ei-
nen Präsidenten haben, der ausreichend Kontakte
in die Politik besitze, verlautete aus Kreisen der
VDA-Mitglieder. Entsprechend konsequent sei es,
dass über einen Kandidaten wie den früheren SPD-
Chef Gabriel gesprochen werde.
Bernhard Mattes (r.) und Stefan Sommer (M.) mit
Handelsblatt-Chefredakteur Sven Afhüppe:
Wie viel Unterstützung durch die Politik
braucht die Autoindustrie?
Marc-Steffen Unger für Handelsblatt
Handelsblatt-Redakteurin Ina Karabasz:
Engagierte Diskussionen über Elektromobilität
und autonomes Fahren.
Marc-Steffen Unger für Handelsblatt
Mobilität der Zukunft
WOCHENENDE 25./26./27. OKTOBER 2019, NR. 206
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