Der Spiegel - 19.10.2019

(John Hannent) #1
Trinkwasser rationiert werden muss, ist
das dann Bevormundung? Die »erwachse-
nen« Kinder wollen ihr Spielzeug nicht
hergeben und begreifen nicht, dass die
Erde sich schon im Notlandungsmodus be-
findet. Nicht irgendeine Partei will etwas
vorschreiben oder verbieten, sondern es
ist die Natur, welche Einschränkungen ver-
langt. Die Wissenschaft ist maßgeblich,
nicht die Politiker. Letztere haben die
Pflicht, die Ergebnisse der Wissenschaft in
Gesetze zu gießen. Ein Kind, dem man sein
Plastikentchen wegnehmen will, weil der
Weichmacher ungesund ist, wird das na-
türlich nicht einsehen – wie die Schrauber.
Walter Hapke, Hildesheim

Vielen Dank, dass Sie dem derzeitigen
Trend in den Medien, Kritiker der Klima-
bewegung sofort als rechte Hetzer darzu-
stellen, widerstanden und einen bis auf we-
nige Ausnahmen objektiven Beitrag veröf-
fentlicht haben. »Fridays for Hubraum« ist
der vielleicht etwas unbeholfene Versuch,
der aktuellen Stigmatisierung des Auto -
fahrers entgegenzutreten. Der Schuldige
für das derzeitige Klimadilemma war ja
schnell gefunden: der deutsche Autofahrer!
Und als absolute Steigerung dessen: der
deutsche SUV-Fahrer. Doch was, wenn
dem nun als Heilsbringer gehypten Elek-
troauto das gleiche Schicksal droht wie
dem Diesel? Erst gefördert als umwelt-
freundlicher Antrieb und dann als ver-
meintliche Dreckschleuder verpönt. Die
Wissenschaft warnt durchaus, dass Elek-
troautos beim derzeitigen Energiemix kein
CO²einsparen. Aber der Verbrennungs-
motor muss nun abgeschafft werden – kom-
me, was wolle. Es ist dieses Totalitäre, das
bei vielen Ohnmacht und Wut auslöst. Da-
her ist es durchaus gut, dass es diese Face-
book-Gruppe gibt.
Maren Müller-Altmann, Jüchen (NRW)

Eine Gegenbewegung zu »Fridays for Fu -
ture« war zu erwarten, weil das Auto viel
zu lange Zeit Maßstäbe in der Verkehrs- und
Stadtplanung gesetzt hat. Dass sich jetzt vie-
le schwertun mit dem Gedanken, möglicher-
weise einige Annehmlichkeiten des Lebens
zu überdenken, weil sie teurer werden, zeigt
sich auch in meinem Umfeld. Interessant
ist, dass sich die durch »Fridays for Hub-
raum« Angesprochenen oft als Opfer einer
noch gar nicht erfolgten Wende in der Ver-
kehrs- und Energiepolitik sehen. Was ge-

Im Land der Täter
Nr. 42/2019 Nie wieder? Das Attentat
von Halle und der alltägliche Judenhass
in Deutschland

Mich als Berlinerin schockiert nach diesem
Anschlag auf eine Synagoge vor allem,
dass nicht überall sämtliche jüdische Ein-
richtungen rund um die Uhr polizeilich ge-
schützt werden, dass Synagogen sich auf
eigene Kosten Objektschutz einkaufen
müssen, wenn sie es sich leisten können.
Im Land der Täter können wir uns glück-
lich schätzen, dass überhaupt Juden hier
leben wollen. Es sollte eine Selbstverständ-
lichkeit sein, sie auf Staatskosten zu schüt-
zen. Sie als Meinungsführer rufe ich auf,
dies zu thematisieren, die Bundesländer
zu befragen, warum dies unterlassen wird,
und die Bundesregierung aufzufordern,
diesen Schutz als Bundesgesetz zu veran-
kern.
Eva Eckmiller, Berlin

Wenn wir das furchtbare Geschehen von
Halle zusammen mit den Inhalten denken,
die wir in Edward Snowdens Buch »Per-
manent Record« lernen, wird doch klar:
Die lückenlose Überwachung des Einzel-
nen, die technisch längst möglich ist, muss
mit letzter Konsequenz auf die dunklen
Ecken des Internets angewendet werden.
Die Botschaft muss lauten: Wer sich auch
nur einmal virtuell in diese Winkel begibt,
befindet sich automatisch im Fadenkreuz
der Sicherheitsbehörden, die ihrerseits die
gewonnenen Erkenntnisse mit ausländi-
schen Diensten teilen. Die dafür nötigen
Algorithmen sind längst geschrieben, Aus-
weichversuche zwecklos. So erschütternd
die Enthüllungen Edward Snowdens sein
mögen, für die Bekämpfung von Verbre-
chen wie auf UtØya, in Christchurch, Paris,
jetzt Halle sind sie geradezu Hoffnung ma-
chend. Dann müssen wir nicht mehr lesen:
»Für die Sicherheitsbehörden kam der Tä-
ter aus dem Nichts.«
Eckhart Boelger, Berlin


Bitte unterdrücken Sie den Namen des At-
tentäters von Halle konsequent in allen Ih-
ren Artikeln! Es darf nicht sein, dass einem
Attentäter auch noch die Ehre zuteilwird,
in Schlagzeilen seinen Namen verbreitet
zu sehen. Viele Medien halten sich inzwi-
schen daran. Der SPIEGELleider nicht.
Peter Scherkamp, München

Weg mit dem Nachnamen! Der Mann ist
kein Fall für die Geschichtsbücher, sondern
für das kollektive Vergessen seines Na-
mens. »Stephan B.« muss völlig reichen.
Mit dem Vornamen dürfte auch dem letz-
ten Anhänger rechten Gedankenguts klar
sein, dass es sich hier um einen sogenann-
ten Biodeutschen handelt. Es gibt keinen
Grund, ihm die Ehre zu gewähren, im
SPIEGELseinen Namen zu lesen. Bitte
nehmen Sie diesen gleichartig auch in di-
versen Foren auf SPIEGEL ONLINEgeäu-
ßerten Wunsch zur Kenntnis.
Irina Bruns, Quickborn (Schl.-Holst.)

DER SPIEGEL Die Redaktion hat darüber
diskutiert, wie viel von dem Täter gezeigt
und ob er genannt werden soll. Wir haben
uns dagegen entschieden, den Mann auf
dem Titel abzubilden. Wir haben uns aber
entschieden, den Namen des Halle-Atten-
täters Stephan Balliet zu nennen: Die Täter -
schaft des Mannes stand fest, inzwischen
hat er gestanden. Der Terroranschlag auf
die Synagoge und die Morde sind zudem

erschütternde Verbrechen von hoher ge-
sellschaftlicher Relevanz, gerade vor dem
Hintergrund der deutschen Geschichte.
Deshalb wird international darüber berich-
tet, und deshalb haben viele Poli tiker und
andere Menschen ihr Entsetzen kundge-
tan. Den Namen des Täters in einem ein-
ordnenden, analysierenden Text zu nen-
nen, kann den Mann nicht heroisieren.
Grausamkeit und zugleich Erbärmlichkeit
seines Tuns werden absolut deutlich.
Steffen Klusmann, Chefredakteur des SPIEGEL

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»Es ist eine Schande für Deutschland, dass diese Titelseite


und die Titelgeschichte notwendig geworden sind.«
Bruno Schmidt, Lübbecke (Nordrhein-Westfalen)

DER SPIEGEL Nr. 43 / 19. 10. 2019

ILIA CHOUKHLOV
Antijüdische Schmiererei in Nürnberg

Ans Meer nach Hannover
Nr. 41/2019 Bei »Fridays for Hubraum« sam-
meln sich Klimaskeptiker und Greta-Hasser
Die Schrauber sind gegen Bevormundung,
Anmaßung, Tugendterror? Wenn bei einer
Notlandung in unzugänglicher Gegend das
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