schieht, wenn es in naher Zukunft tatsäch-
lich zu spürbaren Veränderungen kommen
sollte? Wer sich von friedlich demonstrie-
renden Schülern in seiner Freiheit einge-
schränkt fühlt, bewegt sich auf dem Argu-
mentationsniveau der AfD. Mich wundert,
dass sich der Gründer der Gruppe, Herr
Christopher Grau, über den Zuspruch der
rechten Szene auf seiner Seite erstaunt zeigt.
Axel Klemens, Aachen
Wenn alle Autoingenieure in den vergan-
genen hundert Jahren so konservativ ge-
dacht und gearbeitet hätten wie Herr Grau,
dann würden wir heute noch Tin Lizzies
fahren. Immerhin wären diese umlackiert,
tiefergelegt und mit Spoilern versehen
worden. Und die Hubraumfreunde hätten
damals sogar das Auto bekämpft und sich
für Pferdekutschen starkgemacht.
Guido Hasel, Sindelfingen (Bad.-Württ.)
Angenommen, die »Fridays for Future«-De-
monstranten, Klimaforscher und Grünen -
wähler lägen falsch und wir versuchten
trotzdem irrtümlich, gemeinsam das Kli-
ma zu retten, dann wäre das Schlimmste,
was passieren würde, ein Tempolimit auf
deutschen Autobahnen, höhere Benzin-
preise und damit etwas weniger Geld im
Portemonnaie. Der Diesel stürbe langsam
aus, CO²-Steuern würden erhoben, und
Autos mit weniger Hubraum wären attrak-
tiver. Wenn man Autos liebt und einfach
nicht an den Klimawandel glaubt, ist das
sicherlich auch schmerzlich. Aber ange-
nommen, die Klimaforscher hätten recht,
dann wären die Folgen weitaus dramati-
scher. Dann müssten wir in wenigen Jahr-
zehnten mit einem steigenden Meeresspie-
gel rechnen, ganze Küstenstriche würden
unbewohnbar. Wir hätten stärkere Über-
flutungen, Stürme, Hurrikane. Die Polar-
kappen würden abschmelzen, der Golf-
strom käme zum Erliegen. Europa würde
137
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe
([email protected])gekürzt
sowie digital zu veröffent lichen und unter
http://www.spiegel.dezu archivieren.
Briefe
LARS BERG / DER SPIEGEL
»Fridays for Hubraum«-Gründer Grau
Neues SPIEGEL-Buch
Zahlen sind überall. Sie erscheinen neutral, doch das sind sie nicht. Die
Wissenschaftsjournalistin Sanne Blauw klärt auf über den Nutzen und
die Nachteile von Statistiken. Sie gibt Tipps, wie wir die Allmacht der
Zahlen brechen und die Deutungshoheit über unsere Welt zurückgewin-
nen können. Das DVA-Buch »Der größte Bestseller aller Zeiten« erscheint
am 21. Oktober. Es hat 224 Seiten und kostet 20 Euro.
Diese Branche verkauft den Tod
Nr. 41/2019 Der Chef der Airbus-
Rüstungssparte, Dirk Hoke,
über Lieferstopps nach Saudi-Arabien
Es ist schon interessant, was ein führen-
der Vertreter des militärisch-industriellen
Komplexes kundtut. Beachtlich, dass einer
dieser Herren der Presse gegenüber er-
klärt, was eigentlich abgeht. Ich habe den
Eindruck, dass keine Branche so geschickt
im Hintergrund agiert wie die Rüstungs-
industrie. Sie dürfte sich bewusst sein, dass
ihr Handeln höheren moralischen Ansprü-
che nicht gerecht wird. Die Branche ver-
kauft mithin den Tod! Moralische Skrupel
scheint es da nicht zu geben. Das Geld be-
stimmt die Welt. Es macht mich sprachlos,
dass Herr Hoke meint, es wäre völlig sinn-
los und möglicherweise sogar kontrapro-
duktiv, wenn Deutschland Saudi-Arabien
keine Waffen lieferte.
Frank Wunderich, Nöbdenitz (Thüringen)
Von einem Airbus-Manager, der den Mond
für einen »nahen Planeten« hält, kann
man wohl auch nicht erwarten, dass er
begreift, dass der Waffenexport in Kriegs-
gebiete neben der betriebswirtschaftlichen
auch eine ethische Problematik beinhaltet.
Dr. Wolfgang Böhler, Taunusstein (Hessen)
Herr Hoke sagt: »Dort – in England und
Frankreich – ist in der Bevölkerung fest
verankert, dass man zum Schutz der De-
mokratie sowie der eigenen Freiheit auch
eine leistungsstarke und international
wettbewerbsfähige Verteidigungsindustrie
braucht.« Das ist kein Grund für Waffen-
exporte. Aus Verteidigungswaffen werden
so Rüstungs- und Kriegswaffen in Län-
dern, die mit Demokratie und Freiheit
nichts zu tun haben.
Wolfgang Luckner, Bonn
Wir brauchen mehr Natur
Nr. 41/2019 Zu viel Nitrat im Grundwasser –
ein Besuch in Niedersachsen zeigt,
wie schwer das Problem zu lösen ist
Als Agrarjournalist freue ich mich, dass
Sie das Grundwasser zum Thema gemacht
haben. Doch Sie haben kaum erkannt,
dass wir hier vergleichsweise begnadete,
humide Verhältnisse haben – noch, weil
es bei uns einen schizophrenen Dualismus
gibt: Einerseits schreitet die Versiegelung
fruchtbarer Böden voran, täglich gehen
durch Bautätigkeit Dutzende Hektar ver-
loren. Andererseits zwingt die öffentliche
Meinung die Landwirtschaft in die Ökolo-
gie und damit in die Extensivierung: Was
bei uns weniger geerntet wird, muss über
lange Transportwege aus ausländischen
Regionen herangeschafft werden, auch aus
solchen, wo rigoros die Wasservorräte der
nächsten Generationen aus dem Unter-
grund gepumpt werden. Wir haben nur
noch 0,21 Hektar Agrarfläche pro Kopf
in unserem Land. Je weniger wir davon
nutzen, desto mehr machen wir uns mit-
schuldig am Raubbau in anderen Teilen
der Welt.
Heinrich von Kobylinski, Kehl (Bad.-Württ.)
Nicht nur das Grundwasser, auch die Ar-
tenvielfalt in der Natur wird durch die
industrialisierte Landwirtschaft geschä-
digt. Was wir benötigen, ist nicht mehr
Landwirtschaft, sondern es sind mehr
natur nahe Flächen. Unser Land lebt von
der Industrie und sollte nur so viel land-
wirtschaftliche Nutzfläche fördern, wie
für die Grundversorgung notwendig ist.
Die noch laufende Umstrukturierung
der Landwirtschaft bietet die ideale
Grundlage für den Staat, Agrarflächen
aufzukaufen und daraus ökologische Aus-
gleichsflächen zu schaffen. Die Bauern-
lobby hat zu viel Macht in Berlin. Wel-
cher Berufsstand hat sonst noch ein eige-
nes Ministerium und wird so stark vom
Staat subventioniert?
Wilhelm Horn, Erlangen
MARIUS SCHWARZ/ IMAGO IMAGES
Düngung mit Gülle
sich abkühlen. Die Dürre in vielen afri-
kanischen Gegenden würde sich be-
schleunigen, was mehr Menschen übers
Mittelmeer nach Europa triebe (sehr zum
Leidwesen der AfD und ihrer Wähler).
Aber dann dürften wir immerhin weiter
ohne Tempolimit auf der Autobahn mit
unserem Diesel zu günstigen Preisen an
die Küste fahren: nach Bremen, Hanno-
ver oder wo auch immer das Meer dann
zu finden wäre.
Malte Kurz, Hannover