Handelsblatt - 07.10.2019

(Brent) #1

Konjunktur


Verbraucher werden vorsichtiger


Axel Schrinner Düsseldorf


D


eutschlands Verbraucher
realisieren zwar die Konjunk-
turschwäche, planen bislang
aber dennoch nicht, ihren Konsum
nachhaltig einzuschränken. Das sig-
nalisiert das HDE-Konsumbarometer
für Oktober. Der Indikator wird mo-
natlich vom Handelsblatt Research

Institute (HRI) für den Handelsver-
band HDE berechnet; er sagt die Ent-
wicklung des privaten Konsums in
den kommenden Monaten voraus.
Im Vergleich zum Vormonat sackte
das Barometer zwar leicht auf 99,
Punkte ab. Es notiert damit aber im-
mer noch etwas höher als zum Jah-
resstart, als die Aussichten für die
Wirtschaft noch besser waren. Mitt-

lerweile erwartet das HRI für 2019
und 2020 kaum noch Wachstum.
Und so ist es nicht erstaunlich,
dass die Konjunktur- und Einkom-
menserwartungen der Verbraucher
sinken. Stabilisierend auf das Kon-
sumbarometer wirken dagegen die
geringe Inflation und die Erwartung,
dass die Zinsen noch lange sehr nied-
rig bleiben werden.

ist nicht nur eine Riesenaufgabe, son-


dern ein Megatrend: Die Leute sind


bereit, dafür auch Geld zu bezahlen.


Woher kommen die Genies?


Ich setze vor allem auf Forscher, die


eigentlich ausgegründet werden soll-


ten. Ich werbe bei Uni-Rektoren, dass


sich ihre High-Potentials frühzeitig


bei uns melden. Ich rede mit Unter-


nehmen, habe etwa bei Bosch mit


dem Chef für den Bereich Künstliche


Intelligenz gesprochen. Dort gibt es


coole Ideen, die sich vielleicht erst in


15 Jahren rechnen. Das macht auch


Bosch vielleicht nicht – wir könnten


das.


Und wie verhindern Sie das nächste


MP3-Desaster? Die Idee zur Kom-


pression von Audiodaten entstand


bei Fraunhofer, das große Geld ver-


dienten andere.


Es ist mein Job, alle potenziellen Top-


Erfinder und ihre Organisationen so


zu sensibilisieren, dass sie rechtzeitig


zu uns kommen, um aus der genialen


Idee ein Business zu machen.


Können auch Erfinder aus dem Aus-


land gefördert werden?


Wir fördern Individuen, das können


auch Franzosen oder Chinesen sein.


Sie müssen nur hier arbeiten.


Macht es nicht mehr Sinn, Megain-


novationen gleich im europäischen


Rahmen zu suchen und zu fördern?


Klar. Ich treffe noch diese Woche in


Paris die Kollegen aus Europa und Ja-


pan, Israel und der Schweiz. Das ist


der Kreis, in dem wir kooperieren


müssen, um den USA und China Kon-


kurrenz machen zu können.


Was ist das Topthema bei der Digita-


lisierung, Ihrem ureigensten Feld?


Eine europäische Cloud. Die muss


mit offener, föderierter, genehmi-


gungsfreier Software als Netzwerk or-


ganisiert sein – als Gegenmodell zum


Turbokapitalismus des Silicon Valley


und zum diktatorischen chinesischen


Modell. Bei Huawei haben wir Angst,


dass die Chinesen Daten absaugen.


Aber wir wissen auch nicht, was in ei-


nem Cisco-Router passiert. Der einzi-


ge Weg, das zu verhindern, sind offe-


ne Systeme. Das muss die europäi-


sche Antwort sein, die die Franzosen


ja bereits vorbereiten. Dazu machen


wir ein Projekt, wie man die europäi-


schen Systeme koppeln kann, zusam-


men mit der geplanten Daten-Platt-


form für die Wirtschaft Gaia-X.


Und wie soll sich die europäische


Cloud durchsetzen?


Wichtig ist, dass der Staat diese offe-


nen Systeme kauft, dann zieht auch


die Industrie nach. Es kann nicht


sein, dass ausgerechnet Airbus – un-


ser europäisches Gemeinschaftsun-


ternehmen – sein komplettes Mailsys-


tem bei Google ansiedelt. Andere


rennen zu Amazon und lassen sich


dort einsperren. Es ist im Interesse


unserer Wirtschaft, Big Data hier bei


uns zu organisieren. Wenn wir das


orchestrieren, läuft das. Unter die-


sem Schirm kann man dann auch die


deutsche und die europäische IT-In-


dustrie zusammenbringen.


Was verdient Deutschlands neuer


Innovationspapst?


(lacht) Das ist noch nicht klar, da


müssen wir uns noch einigen. Aber


ich lege ja trotzdem los.


Her Laguna, vielen Dank für


das Interview.


Die Fragen stellten Barbara


Gillmann und Frank Specht.


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Wirtschaft & Politik
MONTAG, 7. OKTOBER 2019, NR. 192


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