Focus - 21.09.2019

(Joyce) #1

Die Weltrekord-Konjunktur


Dem Hoch nahe Der australische Aktienmarkt
befindet sich im langfristigen Aufwärtstrend

O


bwohl die Wirtschaft in Australien
unter mehreren Problemen leidet –
unter anderem schwächelt der Kon-
sum –, läuft die Börse weiter gut. Die Ana-
lysten der australischen Investmentbank
Macquarie rechnen in diesem Jahr mit
einem Plus beim Bruttoinlandsprodukt
(BIP) von 1,7 Prozent. Es fällt zwar schwä-
cher aus, als zuletzt erwartet (2,1 Prozent).
Der Jahreszuwachs wäre aber der 28.
in Folge – und das hat noch kein Land
der Welt geschafft. Australiens Ökono-
mie wächst also deutlich schneller als
etwa die deutsche, obwohl die Weltwirt-
schaft stottert und der wichtige Rohstoff-
export dadurch leidet.
Auch für die Zukunft sind Experten für
den australischen Aktienmarkt positiv
gestimmt. Denn 2019 dürfte auch schon
das Tief beim BIP-Wachstum erreicht
sein. Zudem hat der längere Zeit schwa-
che Immobilienmarkt vermutlich seinen
Boden gefunden. Zuletzt stiegen die Prei-
se erstmals seit zwei Jahren wieder, mit
positiven Auswirkungen auf den Konsum.
Vor allem aber kann der derzeit sehr nied-

rige australische Dollar den Export von
Rohstoffen wieder antreiben. Der markt-
breite S&P/ASX-200-Aktienindex (Chart)
notiert folglich nahe Allzeithoch und liegt
auch aktuell mit einer Kursentwicklung
von gut 18 Prozent, in Euro gerechnet, im
laufenden Jahr vor dem deutschen Akti-
enindex Dax (knapp 16 Prozent). Anle-
ger können sich mit einem Börsenfonds
(ETF) des französischen Anbieters Lyxor
direkt an der Entwicklung des ASX-200-
Index beteiligen (ISIN: LU0496786905,
laufende Kosten: 0,40 Prozent pro Jahr).

D


ie Berliner Malerin Birgit Megerle ist bekannt
für neuartige Porträts. Die Zeitschrift „Texte zur
Kunst“ bietet ihre erste Farblithografie an. Sie zeigt
Françoise Dorléac, Catherine Deneuves Schwester,
im wirklichen Leben und in dem Filmmusical
„Die Mädchen von Rochefort“ von 1967. Format:
36 √ 44 cm. Auflage: 100. Preis: 480 Euro.

Die Schwester des Filmstars


Kunst-Tipp

FOCUS 39/2019 63


Strafe für
begangenes Unrecht

Haben Sie schon einmal über die Be-
deutung des Wortes „Strafzins“ nach-
gedacht? „Strafe“ bedeutet laut Duden
„etwas, was jemandem zur Sühne für ein
begangenes Unrecht oder eine unüber-
legte Tat auferlegt wird“. Folgt man dem
Duden, der ja immer noch die Deutungs-
hoheit über die deutsche Sprache be-
sitzt, haben Sparer Unrecht begangen: Sie
haben Geld auf die Seite gelegt und wer-
den dafür bestraft. Laut Duden „in Form
des Zwangs, etwas Unangenehmes zu
erdulden“. Strafzinsen also!
Sparen war in meiner Jugend positiv
besetzt. „Wer den Pfennig nicht ehrt,
ist des Talers nicht wert“, hat mir meine
Mutter beigebracht. Ich war stolz auf
mein Sparbuch.
Weder die Europäische Zentralbank
noch die Bundesregierung wollen heute
noch, dass die Menschen in Europa
Geld auf die hohe Kante legen. Sie wollen,
dass sie für ihr Geld sofort konsumieren.
Bei sicheren Bundespapieren erhalten
die Anleger Negativzinsen, bei den Banken
erwarten sie künftig Strafzinsen, und wer
in Aktien spart, wird ab 2020 mit der
Finanztransaktionsteuer bestraft. Letztere
bestraft auch die Altersvorsorge: Ries-
ter-Sparer trifft sie sogar doppelt. Dass
die gesetzliche Rente allein im Alter zum
Leben nicht reicht, hat man uns seit Jah-
ren beigebracht. Was will der Staat also?
„Man kann Wohlstand nicht schaf-
fen, indem man die Lust am Sparen
nimmt“, meinte einmal Abraham Lincoln.
Wer heute sein gesamtes Einkommen
verkonsumiert – so, wie es der Staat will –,
hat im Alter nichts, wovon er leben kann.
Minuszinsen und Finanztransaktions-
steuer sind der falsche Weg. Wenn der
Staat uns nicht in die Altersarmut treiben
will, muss er die Aktienanlage gesetzlich
fördern. Oder kennen Sie eine Alternative,
die tatsächlich funktioniert?

Die Kolumne von
Frank Pöpsel,
Chefredakteur von
FOCUS-MONEY

Hier stimmt was nicht!

Tipp der Woche

Zahlen, bitte

16 500
Punkte
soll der Stand des
Deutschen
Aktienindex Dax
im Jahr 2024
betragen. Das hat
die Bayerische
Landesbank in einer
ausführlichen Studie
ermittelt. Der Kurs-
zuwachs des
heutigen Wertes ent-
spricht im Durch-
schnitt einer jähr-
lichen Rendite von
6,5 Prozent. Ab dem
Jahr 2021 dürfte laut
den Landesbankern
die Konjunktur wieder
besser laufen und die
Kurse treiben.

2500

3500

5500

4500

6500

S&P/ASX-200-Aktienindex Punkte

2000 2006 2012 2018

Quelle: Finanzen100
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